Dienstag

20. Januar 2026 – kleiner Hörsaal Universität Bremen (HS1010 Keksdose)    

Programm

Am Dienstag zeigen wir Studierenden-Filme von Filmemacher:innen aus Bremen, Göttingen, Berlin, Freiburg und Amsterdam

Film 1 – Enfant Terrible 

Julie Braconnier, Nele Schwörer, Philipp Thewes
Freiburg, 2025 (13 Min.)

Der Film bietet einen humorvollen und zugleich kritischen Blick auf den Studienalltag eines Arbeiter*innenkindes. Er begleitet die Protagonistin Nele durch WG, Mensa, Seminare und Nebenjob und zeigt die sozialen Spannungen zwischen Herkunft und akademischem Umfeld. Die Mockumentary verknüpft eigene Erfahrungen des Teams mit satirischer Überzeichnung und thematisiert Bildungsungleichheit auf zugängliche Weise.

Philipp Alois Thewes, Jahrgang 2004 aus Saarlouis, studiert Sozial- und Kulturanthropologie sowie Politikwissenschaft an der Universität Freiburg. Berufliche Erfahrungen sammelte er u. a. als studentischer Mitarbeiter am Institut für Sozial- und Kulturanthropologie, in der offenen Kinder- und Jugendarbeit in Freiburg und in der politischen Bildungsarbeit beim DRK. Ein internationaler Freiwilligendienst an der Deutschen Schule Athen sowie Tätigkeiten in Handel, Vereinen, Hochschulgremien und NGOs ergänzen sein Profil. Thewes spricht Deutsch als Muttersprache und verfügt über Englischkenntnisse auf B2/C1-Niveau.

Eine Familie bestehend aus einem Vater mit zwei Kindern steht zwischen zwei Häusern.

Film 2 – Olof en de Aliens

Leonie Dronkert & Olaf ten Have
The Netherlands, 2025 (38:52 Min.)

Der Film “Olof and the Aliens” ist ein experimenteller ethnografischer Film über die Entstehung von O, einem gemeinsamen Science-Fiction-Projekt, das auf den Ideen des Amsterdamer Filmfans Olof ten Have basiert, der mit einer intellektuellen Beeinträchtigung lebt. Der Film zeigt, wie Olofs Geschichten über UFOs und Aliens lebendig werden, als er mit der medizinischen Anthropologin Leonie zusammenarbeitet und seinem Traum vom eigenen Film näher kommt.

Der Film verbindet ethnografische Aufnahmen mit selbstgemachter Sci-Fi und zeigt, wie Zusammenarbeit, Kreativität und Gemeinschaft neue Möglichkeiten für Inklusion schaffen können.

Leonie Dronkert ist Doktorandin der medizinischen und visuellen Anthropologie. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit den politischen Dimensionen diagnostischer Kategorien im Gesundheitssystem und damit, wie kreative Zusammenarbeit bestehende Vorstellungen von Fürsorge und Klassifikation herausfordern kann. Sie realisierte unter anderem die Filme Olof en de Aliens (2025) und O (2023) und veröffentlichte Beiträge zu kollaborativem ethnografischen Filmemachen.

Olof ten Have ist ein Amsterdamer Filmemacher mit einer intellektuellen Beeinträchtigung. Mit seinem Wissen über außerirdische Welten und experimentelles Beobachtungskino wurde er zum Autor, Regisseur, Co-Produzenten und Hauptdarsteller des Science-Fiction-Kurzfilms O sowie zur zentralen Figur des ethnografischen Films Olof en de Aliens.

Film 3 – Caution Colonialism

Elisa Erpenbeck, Mara Müller
Göttingen, Witzenhausen, 2025 (28:50 Min.)

Die OvaHerero-Aktivistin Ningiree Kauvee reist aus Namibia nach Göttingen, um Spuren der kolonialen Vergangenheit sichtbar zu machen. Der Film folgt ihr bei der Vorbereitung einer performativen Stadtführung und bei Besuchen zentraler historischer Orte, darunter die Anthropologische Sammlung der Universität Göttingen und die ehemalige Kolonialschule Witzenhausen. Dabei wird deutlich, wie koloniale Täter bis heute gewürdigt werden, während die Opfer weitgehend unbenannt bleiben.

Elisa Erpenbeck (they/them) studierte Kulturanthropologie und schließt derzeit den Masterstudiengang Visuelle Anthropologie an der Universität Göttingen ab. „Caution Colonialism“ ist ihr erstes Filmprojekt. Erpenbecks Arbeit verbindet filmische Erzählweisen mit anthropologischer Analyse und richtet den Blick auf die fortwirkenden Folgen kolonialer Geschichte.

Mara Müller (she/her) hat einen Bachelorabschluss in Soziologie und Kulturanthropologie/Europäischer Ethnologie und studiert aktuell Visuelle Anthropologie an der Universität Göttingen. Ihr besonderes Interesse gilt dem ethnografischen Film als kritischem Instrument zur Untersuchung sozialer Strukturen. „Caution Colonialism“ ist auch ihr erstes Filmprojekt.

Ein Bild einer Frau im Bikino, die auf einem See in die Luft springt.

Film 4 – Wen(n) wir verdrängen 

Clara Röhrig
Bremen,
2024 (21:56 Min.)

Der Film “Wen(n) wir verdrängen” führt uns an den Bremer Hauptbahnhof, einen Ort, den wir oft mit Schlagwörtern wie Kriminalität und Unsicherheit verbinden. Der Film zeigt, was in diesen Debatten unsichtbar bleibt. Mit den Protagonisten Harald Schröder, ein ehemaliger Straßen-Sozialarbeiter und Markus Urban, dieser seit fünf Jahren obdachlos ist und sich aktivistisch engagiert, eröffnet der Film einen unmittelbaren Blick auf Leben, Ausgrenzung und institutionalisierte Verdrängung im öffentlichen Raum.

Film 5 – Ruins of a Childhood Memory

Ignacio Rodríguez
Chile, 2024 (7 Min.)

Der Film ist eine autoethnografische Reise an den Ort, an dem Regisseur Ignacio Rodríguez seine Kindheit im Norden Chiles, zwischen der Atacama-Wüste und dem Pazifik, verbracht hat. Der Film ist ein persönlicher Versuch sich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie wir uns an die Zeiten und Orte erinnern, an denen wir nicht mehr sind und wo wir unsere subjektiven Erinnerungen in einem breiteren Kontext von nationaler Geschichte, lokaler Geografie und Ruinen der Industriearchitektur verorten.

Ignacio Rodríguez absolvierte ein Studium in Film und Dramatic Arts. Sein Filmhochschul-Abschlussfilm und gleichzeitig Debüt-Spielfilm, „La Chupilca del Diablo“, feierte 2013 beim Cinélatino Rencontres Cinémas d’Amérique Latine de Toulouse Premiere und erhielt dort den FIPRESCI-Preis. 2015 führte er Co-Regie beim Kurzfilm „El Llano de la Paciencia“, im Rahmen von „Chile Factory“, welcher seine Weltpremiere bei der Director’s Fortnight in Cannes hatte. Derzeit lebt er in Berlin und schließt einen Master in Visueller Anthropologie an der Universität Münster ab, während er parallel seinen zweiten Spielfilm entwickelt und musikalisch mit seiner Band 69 Deluxe aktiv ist.

Film 6 – What about the F word

Nora Diekmann
Deutschland/Italien, 2025 (66 Min.)

Eine Bremer Studierendengruppe besuchte in Turin die Forschungsgruppe „The F-Word“, die zu faschistischen Tendenzen unter jungen Menschen in Europa arbeitet. Den Abschluss bildete ein gemeinsames Treffen an einem ehemaligen Partisanenversteck in den Bergen. Der Film zeigt, wie die Studierenden sich mit der aktuellen Rechtsentwicklung, persönlichen Ängsten und der Frage nach kollektiven Handlungsmöglichkeiten auseinandersetzen.

Nora Diekmann, geboren 1994 in Hannover, studiert Politikwissenschaft und Kulturanthropologie an der Universität Bremen. Der Film entstand im Rahmen ihrer Abschlussarbeit. Diekmann verfügt zwar über keine professionelle Filmerfahrung, arbeitet jedoch seit ihrer Kindheit kreativ mit Kamera und Schnitt. Während eines Studienaufenthalts in Guadalajara (Mexiko) realisierte sie bereits eine Dokumentation über den urbanen Begegnungsraum „Parque Revolución“. Zudem war sie an Theater- und Filmprojekten des „Leftvision“-Kollektivs sowie an Arbeiten mit Künstler Mika Bangemann beteiligt.