RV01 – Prof. Dr. Yasemin Karakasoglu – Einführung: Heterogenität als Merkmal der Gesellschaft und Herausforderung für die Schule Doreen Klosseck

Blockeintrag     02.04.2019
Von Doreen Kosseck

Bitte begründen Sie unter Rückgriff auf die Ausführungen in der Präsentation, warum Heterogenität im schulischen Kontext häufig als ´Herausforderung´, die bewältigt werden muss, wahrgenommen wird?

Heterogenität wird im schulischen Kontext häufig als Herausforderung angesehen, da die Lehrkräfte für eine Chancengleichheit aller Schülerinnen und Schüler sorgen sollten. Ziel ist es, die gleichen Ausgangsbedingungen für die Schülerinnen und Schüler zu schaffen. Dies muss unter Berücksichtigung ihrer ethnischen Herkunft, ihrer Staatsbürgerschaft, gesellschaftlichen Umständen, möglicher Behinderungen sowie von vielen weiteren Faktoren geschehen.

Wollen Lehrbildende diesen Anforderungen gerecht werden, würde dies nicht nur viele organisatorische Änderungen in der schulischen Struktur erfordern (z. B. kleinere Klassen, zusätzliche Förderschullehrer, Teilhabeassistenten), sondern auch eine Akzeptanz der Heterogenität und einen bewussten und positiven Umgang damit.

Genau hier liegt für viele Lehrbildenden die Herausforderung der Heterogenität gerecht zu werden. Jedoch treten in Bildungsinstitutionen immer wieder Versuche auf, Homogenität herzustellen z. B.  gibt es ein einheitliches Schulalter, Sitzenbleiben, Zuweisungen zu Förderschulen und viele weitere Formen. Oftmals wird der Wunsch nach Homogenität als bewusste oder unbewusste Idealvorstellung angesehen, denn Abweichungen von dieser Homogenität wird als nicht normengerecht empfunden. Wenn die Schülerinnen und Schüler dieser Form des Bildungssystems aufgrund ihrer Abweichung von der Homogenität nicht gerecht werden können, bedeutet das häufig eine schwierige Schullaufbahn oder auch gar keinen Schulabschluss. In der Folge haben diese Schüler und Schülerinnen später Schwierigkeiten ins Berufsleben zu finden. Gesellschaftlichen Positionen sollen nicht nach der Abstammung vergeben werden, sondern durch die Erreichung der von den Bildungsinstitutionen vorgegebenen Formalien. In der Realität spielt allerdings z. B. die Abstammung sowohl beim schulischen Erfolg als auch beim Einnehmen gesellschaftlicher Positionen immer noch eine Rolle.

 

Was ist damit gemeint, wenn von dem ´Konstruktionscharakter´ von Heterogenität die Rede ist? Bitte erklären Sie das in eigenen Worten.

man spricht von dem „Konstruktionscharakter“ von Heterogenität, da dieser Begriff, von der Gesellschaft konstruiert wurde. Es ist ein Phänomen das erst Konstruiert und definiert werden musste. Heterogenität hängt von den Maßstäben der Gesellschaftlichen Normen ab. Heterogenität ist alles was nicht dem „Maßstab der Homogenität“ abstammt. Auch hier kommt es auf den Kontext an, denn was als homogen gesehen wird, kann an verschiedenen Orten wie Schule oder am Arbeitsplatz, aufgrund von institutionalisierten Wertemaßstäben, etwas ganz unterschiedliches bedeuten bzw. unterschiedlich konstruiert sein.

Welche Erfahrungen/Beobachtungen mit dem Umgang von Lehrer*innen mit verschiedenen Dimensionen von Heterogenität (siehe AGG) haben Sie in ihrer Schulzeit gemacht? Bitte beschreiben Sie ein aus Ihrer Perspektive besonders positives oder auch negatives Beispiel.

 

Die Erfahrungen bzw. Beobachtungen, die ich von dem Umgang der Lehrerinnen und Lehrer im Hinblick auf die Heterogenität gemacht habe, war vielschichtig. Nach meinem eignen Empfinden, war das Bildungssystem für mich besonders fehlgeleitet und schwierig.  Z.B. war es in der zehnten Klasse so, dass ich viele Persönliche Ereignisse zu meistern hatte. Jedoch war die zehnte Klasse die, wo sich herausstellen sollte, welchen weiteren Zukunftsweg ich einschlagen werde, ob ich meine Berechtigung für das Abitur erhalten werde  oder einen Realschulabschluss.

Ich fühlte mich teilweise überfordert und noch nicht bereit mir über so eine  Große Entscheidung, in diesem Alter, klar zu werden. Jedoch war der Abschluss somit ausschlaggebend für mein Leben. Die Lehrerinnen und Lehrer haben einem Schüler wie mir, diese Sorge sofort angesehen und haben das Gespräch gesucht. 
Durch dieses Gespräch habe ich gemerkt, wie sehr sie an mich glauben. Sie haben mir Mut gemacht, da ich immer sehr mit Prüfungsangst zu kämpfen hatte. 
In diesem Moment hat es mir geholfen und so konnte ich beruhigt in meine Mündliche Abschlussprüfung gehen. Ein anderes Beispiel war in der Oberstufe.  
Aus eigener Sicht kann ich sagen, dass meine Lehrerinnen und Lehrer die Heterogenität von uns Schülerinnen und Schülern immer bestmöglich berücksichtigt haben.  Die Lehrer haben bei Schülern, die mit ihrem Verhalten des Öfteren negativ aufgefallen sind, mit Humor reagiert und hatten sehr viel Geduld mit ihnen. 
Es verlief fast schon freundschaftlich in der Klasse. Auch unter uns Schülerinnen und Schülern. Wir haben uns vor Klausuren z.B. zusammengesetzt und die Fragen jedes einzelnen zusammen beantwortet. Bei den einem waren die Schwächen, die Stärken des anderen und so konnten wir uns untereinander helfen.

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