Abschlussreflexion

 

  1. Im Verlauf dieser Vorlesung hatten wir die Möglichkeiten detaillierte Einblicke aus unterschiedlichen Bereichen heterogenitärer Anwendungen im Schulsystem erhalten zu können. Deutlich wurden dabei unter anderem die besonderen Herausforderungen, welche sich Lehrkräfte stellen müssen, die Kinder individuell zu bewerten und den eigenen Unterricht entsprechend anzupassen.

Besonders wichtig finde ich auch die Einbeziehung des Vorwissens von Schüler_Innen auf die eigene Unterrichtsgestaltung. Das Vorwissen umfasst die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Kinder, welche sie durch direkte und indirekte Auseinandersetzungen mit unterschiedlichen Bereichen ihrer individuellen Umwelt erlangt haben. Biete ich den Kinder die Möglichkeit diese kognitiven und vielleicht auch physiologische Fähigkeiten mit in den Unterricht zu integrieren, sich mit diesen Fähigkeiten einzubringen, bin ich vielleicht in der Lage, die Begeisterungsfähigkeit für aktuelle Themeninhalte zu steigern und damit aktiv Lernerfolge positiv zu beeinflussen. Das zurückgreifen auf Vorwissen ist dabei nicht nur wichtig für die Motivation, sondern auch elementar für einen weiteren Wissenszuwachs, da neues Wissen meist auf vorheriges aufbaut, bzw. unterschiedliche Wissensbereiche verknüpft, umso neues zu schaffen. „der wichtigste Einzelfaktor, der das Lernen beeinflusst, das [ist], was der Lernende bereits weiß“ (Educational Psychology, A Cognitive View. New York: Holt, Rinehart and Winston (1968)).

 

Diese Erkenntnis lässt sich auf sämtliche Bereiche schulischen Lernens beziehen und ist somit ein universeller Bestandteile des kognitiven Lernens, seien es Bewegungen im Sport oder fachspezifische Inhalte geisteswissenschaftlicher Natur.  Entsprechend auch auf die jeweiligen Fachdidaktiken der Fächer Germanistik und Elementarmathematik.  Im Bereich er Elementarmathematik hat Frau Bönig dazu die zentrale Bedeutung sprachlicher Grundlagen für den weiteren Wissens- und Verständniserwerb dargestellt. Dabei ging sie vor allem auf die zentrale Bedeutung der Kommunikation im mathematischen Unterricht der Grundschule ein. So sollten entsprechende Lehrpersonen sich nicht ausschließlich auf die Vermittlung mathematischer Inhalte fokussieren, sondern auch wie jeweiligen Schüler diese richtig kommunizieren können. So zeigt sich schnell ob ein Kind eine Aufgabe verstanden hat, wenn es die eigene Vorgehensweise bei der Berechnung transparent und für andere Kinder begreifbar darstellen und sich mit diesen über verschiedene Lösungswege austauschen kann. Auch dient eine umfangreiche sprachliche Grundlage dem besseren Verständnis von Textaufgaben. So müssen Kinder lernen mit mathematischen Begriffen umzugehen und diese in entsprechenden Texten auch erkennen. Hier zeigt sich die besondere Bedeutung der Heterogenität, auch im Bezug auf das Vorwissen der Kinder, da ein breit aufgebauter Wortschatz dabei helfen kann neue Worte schneller und effektiver zu speichern und diese mit den entsprechend mathematischen Äquivalenten zu verknüpfen.

 

Die Einbeziehung von Vorwissen ist auch Bereich der Deutschdidaktik entsprechend bedeutsam. Wie in der Mathematik ist die Verwendung von Fachbegriffen im Fach Deutsch ein elementares Lernziel, welches geübt und gefördert werden sollte. Besonders bei Kindern mit Deutsch als Zweitsprache kann es vorkommen, dass diese Verständigungsschwierigkeiten haben, welche sich negativ auf die Bearbeitung unterschiedlicher unterrichtsspezifischer Aufgabengebiete auswirken. Entsprechend muss hier bei einer heterogenen Aufgabengestaltung auf das Vorwissen der Kinder Rücksicht genommen werden, um eventuelle sprachliche Barrieren gezielt zu erkennen und mit dem betroffenen Kind bearbeiten zu können. Bei der einer solchen gezielten Übung kann es auch helfen Kinder mit ähnlichen oder den gleichen sprachlichen Problemen bei Gruppenarbeiten zusammenzusetzen, da diese so auf einer Ebene miteinander kommunizieren und so evtl. zusammen die richtige Lösung finden können. Auch die deutliche Erlaubnis in solchen Situationen zur Verwendung der eigenen Erstsprache als kommunikative Hilfestellung ist eine Möglichkeit den Kindern dabei zu Helfen selbstständig Lösungsstrategien zu finden, mit Hilfe derer sie weiterführende Aufgaben- und Fragestellung selbstständig bearbeiten können.

Das von Frau Hollerweger behandelte Thema der gendersensiblen Lektüreauswahl im Deutschunterricht ist ein weiterer Punkt, welcher die Lernmotivation der Kinder beeinflussen kann. So sollten die „Lesevorbilder“ sowohl weiblich als auch männlich sein um nach Möglichkeit bei allen Kindern eine Affinität zum Lesen zu schaffen, unabhängig von Geschlechtern. Zudem sollten nach Möglichkeit ausschließlich Genderneutrale Lektüren behandelt, oder entsprechende unterschiede gezielt kommuniziert werden. Die dabei erreichten Lesekompetenzen können helfen, die Kinder zum selbstständigen Lesen  zu motivieren und auch ein Grundgerüst an Kompetenzen aufbauen, mit dem sich neues Wissen verknüpfen und auch aufbauen lässt.

 

  1. Mit besonderem Interesse habe ich die Einheiten zu den Themen „Integrierte Förderung von Sprache und Mathematik“ und „Kognitive Dimension von Heterogenität“ verfolgt. Hierbei würde ich mich in zukünftigen seminarspezifischen Einheiten über eine weitere Präzisierung kognitiver Prozesse freuen. Nach meinen bisherigen Erfahrungen in unterschiedlichen Schulen zu urteilen, hat unser Studiengang zu wenig direkt psychologische Inhalte. Denn nicht nur in der Grundschule ist es sinnvoll grundlegend anzufangen, auch in der Universität sollte grundlegendes Wissen zunächst thematisiert werden. Bevor wir also lernen, wie Menschen „lernen“, wäre es interessant zu erfahren, was Lernen überhaupt ist. Wie funktioniert Lernen? Was passiert mit aufgenommenen Informationen in unserem Gehirn? Wie kommen diese dahin? Wie speichert unser Gehirn Informationen? Und wie werden Informationen wieder hervorgeholt? All diese Fragen und noch mehr dienen einem tieferen Verständnis im Bezug auf das Lernen. Erst wenn wir verstehen wie das Gehirn all diese Informationen verwaltet, können wir ganz verstehen, warum bestimmte Lernstrategien sinnvoll sind, und darauf aufbauend neue Strategien entwickeln und unseren Unterricht auf die einzelnen individuellen Bedürfnisse der Kinder anpassen. Auch wäre im Bezug auf den Unterricht grundlegendes Wissen im Bereich der psychologischer und medizinischer Diagnostik hilfreich, um im Umgang mit entsprechend betroffenen Kindern besser reagieren zu können. Zum Beispiel hilft es mir kaum zu wissen, dass ein Kind ADHS hat, vielmehr hilft es ein ungefähres Verständnis dieses kognitiven Verhaltens zu haben und auch ein Verständnis für die physische und psychische Ausprägung, welche symptomatisch für eine solche Diagnose sind. Auch die Einbeziehung solcher auffälligen Kinder in einen heterogenen Unterricht und die Möglichkeiten des Klassenmanagements durch solche oder ähnliche Kinder sind besser zu erkennen, wenn spezifisches Wissen der genauen Umstände vorliegt. Wer wir sind und wie wir sind wird durch verschiedene Bereiche unseres Gehirns bestimmt. Für ein vollwertiges Verständnis aktuellen Wissen diesbezüglich bedarf es auch ein vollwertiges Studium der Psychologie und Neurowissenschaften. Jedoch ist es als zukünftige Lehrperson hilfreich grundlegendes Wissen in diesem Bereich zu haben, das als Grundlage für weites Wissen dienen kann. Auch hilft es zu verstehen, warum bloßes Auswendiglernen oft vergleichsweise wenig bringt und es ratsam ist unterschiedliche Sinne beim lernen einzusetzen.

 

  1. Entsprechend sehe ich in diesen Thematiken eine besondere Herausforderung für meinen Unterricht. Nahezu alles was wir in der Universität diesbezüglich lernen dreht sich um das Thema Didaktik und Unterrichtsgestaltung. Jedoch gibt es kein allgemeines „Kochrezept“ wie dies optimal aussehen kann. So kommen im praktischen Unterricht häufig unvorhergesehene und neue Probleme auf, mit der die Lehrperson umgehen können sollte, die eine „Schule für wirklich alle?“ ermöglichen, bzw. erschweren. So haben wir im Rahmen des Seminars gelernt, dass das gesellschaftliche Umfeld einen Erheblichen Einfluss auf das sprachliche und fachliche Vorwissen der Kinder haben kann und wie die Kinder sich im Verlauf ihrer Schulbahn entwickeln werden. Wir haben aber auch gelernt, dass wir sowohl positiven als auch negativen Einfluss auf diese Entwicklung nehmen können. Dieser positive Einfluss ist, gerade in Bezug auf den potenziellen Einfluss auf zukünftige schulische Entwicklungen eine der kompliziertesten Inhalte eines guten Unterrichts und macht den Unterschied zwischen einer guten und einer sehr guten Lehrperson aus. Dies sehe ich entsprechend als größte Herausforderung an meine zukünftige Unterrichtsgestaltung. Hierbei sehe ich es als meine Aufgabe mich neben Studienspezifischen Inhalten möglichst weitreichend zu bilden und unterschiedliche Thematiken zu berücksichtigen. Auch ist Praxiserfahrung meiner Meinung nach enorm wichtig. So gut man auch theoretisch in eine bestimmte Thematik eingearbeitet ist, so überrascht kann man von seinem eigenen (negativen) Verhalten in der Praxis sein. Dabei hilft es auch sich unterschiedliche Unterrichtsmethoden anzuschauen und auch mal Kollegen zu fragen, diesen in ihren Unterrichtsabläufen zuschauen zu dürfen.

Eine weitere besondere Herausforderung sehe ich für mich in der Anwendung der „Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung in der Primarstufe“. Ich selbst komme aus einem deutschsprachigen Haushalt und beherrsche außer Englisch keine weitere Sprache auf einem sprachlichen Niveau, dass ich diese aktiv in meinen Unterricht integrieren würde. Auch sehe ich es als besonders spannende Herausforderung mehrsprachige Grundkenntnisse entsprechender Kinder in meinen Unterricht zu integrieren und diese für die gesamte Klasse positiv zu nutzen.

 

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