VL vom 20.05.19 Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung in der Primarstufe

 

  1. Ob der Schüler eine Empfehlung für das Gymnasium erhalten sollte erscheint mir vor dem Hintergrund der, in der Aufgabenstellung beschriebenen Situation, als durchaus vorstellbar.

Der Wortlaut der Situationsbeschreibung suggeriert bereits ausreichende Leistungen in den übrigen Fächern, was nach nur zwei Jahren eine respektable Leistung ist. Hier wäre eine genaue Begründung der verantwortlichen Lehrperson im Fach Deutsch hilfreich für eine differenziertere Diskussion. Die Leistungen in den übrigen Fächern lassen jedoch darauf schließen, dass das betroffene Kind durchaus in der Lage sein sollte, auch im sprachlich, sehr spezifischen Fach Deutsch, zukünftig seine Leistungen an ein ausreichendes Niveau anzupassen. Entsprechend wäre eine Vorenthaltung möglicher, angemessener Bildungs- und Fördermöglichkeiten ein Missbrauch der hegemonialen Machtebene. Des Weiteren kann damit gerechnet werden, dass eine sich entwickelnde Zweisprachigkeit eine genauere Auseinandersetzung mit der jeweiligen Grammatik erleichtert und so das Verständnis für die (deutsche) Syntax noch einmal erweitert. Zudem kann das Kind sein bisheriges Wissen nutzen und dieses auf das Erlernen weiterer Sprachen anwenden und auch, für eine tiefergreifende Auseinandersetzung mit Sprachen, in den Unterricht einbringen, um so einen allgemeinen Lernzuwachs zu erreichen.

 

  1. Vor dem Beginn meines Studiums habe ich in einem Kindergarten gearbeitet, in dem Kinder aus unterschiedlichen Ländern zusammen waren, mit dem Ziel Deutsch als Zweit-, Drit, oder Mehrsprache zu erlernen. Dabei konnte ich beobachten, dass die Kinder keine gleichmäßigen Fortschritte in ihrer Sprachentwicklung machten, sondern dies eher Stufenweise erfolgte. Zudem wurde die eigenen Sprache häufig auch an andere Kinder teilweise weitergegeben, so dass nicht nur allgemein Deutch erlernt, sondern auch ein Gespür für andere Sprachen vermittelt wurde. Auch, und das merke ich auch häufig an mir selbst, schien mir das Verstehen, also die Verarbeitung auditiver Informationen leichter, als die Formulierung eigener Worte in der jeweiligen Sprache. So konnten die Kinder häufig verstehen, was ich auch deutsch sagte, jedoch Fehlten ihnen die Worte, wenn sie diese Informationen von sich aus erbringen wollten.

 

  1. In Zukunft möchte ich in meiner aktuellen Klasse noch mehr auf die individuellen Schwierigkeiten der Kinder bezüglich kommunikativer Schwierigkeiten eingehen und darauf achten, dass ich mir ein möglichst neutrales Bild von ihnen mache. Dabei werde ich noch stärker versuchen, das Bild, welches ich mir von ihnen mache von der Gesamtleistung und den unterschiedlichen Potenzialen in den jeweiligen Fächern abhängig zu machen, um so ein möglichst umfangreiches Verständnis der Gesamtsituation erhalten zu können.

 

  1. Die Schulen sollten in der Lage sein, die unterschiedlichen Kompetenzen der Kinder korrekt zu erkennen, diese fördern und die möglichen Defizite gezielt ausbessern können. Auch sollte die Mehrsprachigkeit als Chance gesehen werden, den eigenen Unterricht zu verbessern und den Kinder ein möglichst umfassendes Bild einer Sprachengemeinschaft vermitteln zu können. Zudem sollte weiter berücksichtigt werden, dass die Lernentwicklung der Kinder nicht gleichmäßig verläuft, also etwaige Differenzen in Zukunft durch weitere Entwicklungssteigerungen ausgeglichen werden können. Dennoch sollte auch darauf geachtet werden mögliche Nachteile früh zu erkennen und diese individuell mit den Kindern und den Eltern zu besprechen und so mögliche, individuelle Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten

 

 

 

 

 

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