Blogbeitrag zur Carearbeit um die Telefonzelle im Schnoor
von: Julius Salomon, Arne Sevenich & Niclas Slapa
Beschreibung der Praktik
Die Praktik, die untersucht wird, ist die Umnutzung einer ehemaligen Telefonzelle im Bremer Schnoor-Viertel zu einem Mini-Gewächshaus. Der ehemalige Fernsprecher befindet sich an der Kreuzung Stavendamm, direkt gegenüber des Bärenhauses im Schnoor. Eine Anwohnerin und zugleich Ladenbesitzerin im Schnoor-Viertel kümmert sich um die Instandhaltung und Pflege der ehemaligen Telefonzelle. Diese Umgestaltung symbolisiert die Transformation eines urbanen Artefakts in einen Raum des ökologischen Engagements und der Pflege. Diese Praktik beinhaltet das Bepflanzen und Pflegen von Pflanzen in einem kleinen, geschützten Raum und die Schaffung eines öffentlichen, teils zugänglichen Naturraums. Ein ähnliches Beispiel, welches sich in der Internetrecherche gefunden hat, ist ein Fallbeispiel aus Berlin (Berliner Abendblatt 2018).
Der Artikel „Visionscapes: combining heritage and urban gardening to enhance areas requiring regeneration“ von Swensen/Stafseng/Nielsen (2022: 517-525) kann als Inspirationsquelle dienen, um die umgenutzte Telefonzelle im Bremer Schnoor-Viertel als Naturraum zu verstehen und zu kontextualisieren. Obwohl der Artikel sich spezifisch auf die Projekte in Bordeaux (Frankreich) und Oslo (Norwegen) konzentriert, bietet er allgemeine Erkenntnisse darüber, wie historische Gebäude und Strukturen in urbanen Umgebungen wiederverwendet und mit Grünflächen kombiniert werden können, um soziales und physisches Wohlbefinden zu verbessern und nachhaltige städtische Regeneration zu fördern. Dementsprechend kann die Telefonzelle im Bremer Schnoor-Viertel als ein Beispiel für die “adaptive reuse” von historischen Strukturen gesehen werden, indem die Telefonzelle in einen Naturraum verwandelt wird und die Funktion als grüne Oase inmitten der Stadt übernimmt (Swensen/Stafseng/Nielsen 2022: 512). Dies entspricht dem Konzept der Schaffung von “Visionscapes”, da es eine Vision umsetzt, die auf die Verbesserung der Lebensqualität und die Integration von Natur in die Stadt ausgerichtet ist (ebd.: 515).
Die Sozialität dieser Praktik besteht nicht in der gemeinschaftlichen Pflege, sondern ist durch das Teilen von Ressourcen gekennzeichnet. Damit ist gemeint, dass die ehemalige Telefonzelle im Schnoor-Viertel ehrenamtlich gepflegt wird. Die konkreten Besitzverhältnisse ließen sich nach umfassenden Bemühungen, auch seitens der Stadt Bremen, nicht klären. Somit kann die ehrenamtliche Praktik auch als eine Form des Guerilla Gardening, also des urbanen Gärtnern, auf fremdem Grund verstanden werden (Cambridge Dictionary 2024: o.S.). Der Ort kann als ein Raum der sozialen Interaktion verstanden werden. Es geht hierbei allerdings nicht um den Austausch zwischen den Besucher*innen, sondern vielmehr um die Interaktion zwischen dem Mini-Gewächshaus und den Passant*innen. Hierbei wird mit der Pflege der Telefonzelle ein Raum der Kommunikation und des Miteinanders geschaffen. Dies geht einher mit Vorstellungen von Ästhetik und dem, was schön ist, da hierüber die Gespräche und sozialen Interaktionen aufgebaut werden.