Aufgabe 1)
Vorwissen und Intelligenz spielen in der Schule eine große und zentrale Rolle und haben unterschiedliche und gemeinsame Auswirkungen auf die Schüler und das Lernen von Inhalten. Die Intelligenz beeinflusst vor allem das Lernen von unbekannten und neuen Inhalten. Sie kommt zum Vorscheinen bei Problemlösungen oder Inhalten mit hoher Komplexität. Vorwissen hingegen ist ein sehr starker Faktor für den Lernerfolg, da es Verstehen, Einordnen und Behalten neuer Informationen für den Schüler deutlich vereinfacht. Außerdem erleichtert Vorwissen dem Schüler neue Informationen effizienter verarbeiten zu können. Im Verhältnis gesehen ist Vorwissen etwas wichtiger als Intelligenz. Schwächen in der Intelligenz können durch gutes Vorwissen teilweise kompensiert werden. Allerdings ist dies andersherum eher selten der Fall. Zudem wird mit wachsendem Vorwissen der Einfluss von Intelligenz auf den Lernerfolg geringer. Die Schüler lernen somit viel schneller neue Inhalte und können den Stoff viel besser und schneller verstehen (Vgl. Schneider, Körkel & Weinert, (1989); Vorlesungspräsentation S.24; Ausubel (1968)).
Dies sagen auch verschiedene Professoren (wie Andreas Gold, Uni Frankfurt), dass fachspezifisches Vorwissen (vorallem in Fächern wie Mathematik) den Lernerfolg viel mehr und positiver beeinflusst als die allgemeine Intelligenz.
Für die Schule und für die Lehrer heißt dies, dass die Aktivierung des Vorwissens elementar wichtig ist und die Lehrer neue Inhalte immer mit dem Vorwissen der Schüler verknüpfen sollte. Der Unterricht sollte an das Vorwissen der Schule angepasst werden und optimal vorbereitet werden.
Aufgabe 2)
Ich habe mein Orientierungspraktikum schon absolviert und habe mir vor diesem allerdings auch einige Fragen gestellt, zum Thema unterschiedliche Lernniveaus innerhalb der Klassen.
Zum einen wie unterschiedlich das Vorwissen der Schüler innerhalb einer Klasse bzw. eines Leistungsniveaus ausfällt?
Wie gehen die Lehrkräfte mit unterschiedlichem Vorwissen und unterschiedlicher Intelligenz um? Wie passen sie die Unterricht an?
Wie bringen sie unterschiedliche Vorwissenstufen der Schüler in Erfahrung?
In meinem Praktikum konnte ich auch einige Punkte zu den Fragen beobachten. Die Lehrer führen oft Vorwissenchecks in Klassen vor einem neuen Thema durch, um sich ein Bild zu machen, was die Schüler schon zu dem Thema wissen. Außerdem habe ich mit einigen Lehrern gesprochen und Interviews mit ihnen geführt, wie sie ihren Unterricht vorbereiten und an die verschiedenen Vorwissens und Intelligenzstufen anpassen. Auch eine Analyse von Lehrplänen und Materialien ist im Orientierungspraktikum möglich, um in Erfahrung zu bringen, ob und wie sie auf Vorwissen aufbauen.
Aufgabe 3)
Es gibt zwei unterschiedliche Ansätze für den Umgang mit heterogenen kognitiven Lernvorraussetzungen. Weinert (1997) unterscheidet hierbei in vier sogenannte „Reaktionsformen“. Er unterscheidet in passiv (Ausrichtung am Durchschnitsschüler), substitutiv (Homogenisierung der Lerngruppe), aktiv (Hilfestellung) und proaktiv (Förderplanung) unterschieden.
Beispiele für die Formen von Weinert wären:
– passiv: Alle Schüler bekommen das gleiche Arbeitsblatt, unabhängig vom Leistungsstand
– substitutiv: Einteilung in z.B. Förder oder Erweiterungskurse
– aktiv: Zusätzliche Hilfe für einzelne Schüler, mit z.B. Lese-Rechtschreib-Schwäche oder Recehnschäche
– proaktiv: Leistungsstarke Schüler erhalten zusätzliche und vertiefende Aufgaben oder nehmen an einem Förderkurs teil
Nach Leutner (1992) lassen sich drei Formen der Anpassung an unterschiedliche Lernvoraussetzungen unterscheiden: Förderung, Kompensation und Präferenz.
– Ein Beispiel für Förderung wäre das Angebot von Zusatzaufgaben auf Arbeitsblättern, um leistungsstarke Schüler gezielt weiterzufordern.
– Kompensation zeigt sich etwa darin, dass Schüler mit Lese-Rechtschreib-Schwäche bei Klausuren mehr Zeit zur Verfügung gestellt bekommen.
– Die Kategorie Präferenz kann beispielsweise durch die Möglichkeit zur Wahl von Wahlfächern umgesetzt werden, wodurch individuelle Interessen und Stärken der Schüler berücksichtigt werden.
Quellen:
Weinert, F. E. (1997). Notwendige Methodenvielfalt: Unterschiedliche Lernfähigkeiten der Schüler erfordern variable Unterrichtsmethoden des Lehrers. Friedrich‐Jahresheft (1997): Lernmethoden – Lehrmethoden – Wege zur Selbständigkeit, 50‐52. Seelze: Friedrich‐Verlag
Leutner, D. (1992). Adaptive Lehrsysteme. Instruktionspsychologische Grundlagen und experimentelle Analysen. Weinheim: Beltz.
Schneider, W., Körkel, J., & Weinert, F. E. (1989). Domain‐specific knowledge and memory performance: A comparison of high‐ and low‐aptitude children. Journal of Educational Psychology, 81, 306–312.
Gold, A. (2019). Vorwissen toppt Intelligenz. https://www.fr.de/wissen/vorwissen-toppt-intelligenz-11706524.html
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