Inklusion in der Grundschule in Südtirol/ Italien – Zusammenhänge und Gestaltungsmöglichkeiten

Lieber Leser*innen,

in meinem heutigen Blogeintrag befasse ich mich mit dem Thema Inklusion in der Grundschule in Südtirol/ Italien.

1)

„[…] sie haben geglaubt, dass adaptieren reduzieren heißt, und dass Anpassungen also Reduktionen im Lehrplan sind, zum Beispiel werden dann extra Übungsblätter ausgeteilt. Aber sehen die Lehrer denn nicht, dass sie damit nur erreichen, dass das Kind nichts lernt? Können sie sich nicht vorstellen, dass sich die Kinder diskriminiert fühlen?“ (Pineda 2013, S. 83f)

Pineda kritisiert in dem kurzen Textausschnitt das Verständnis von Adaption der Lehrer*innen, denn laut Pineda definieren Lehrkräfte dies als Reduzierung des Lehrplans. So werden den Schüler*innen etwa extra Übungsblätter ausgeteilt, während die anderen Schüler*innen an anderen Aufgaben arbeiten. Diese Kinder wird somit die Chance auf Empowerment (Selbstbefähigung/-verantwortung) verweigert. Pineda ist der Meinung, dass die Lehrpläne die Bedürfnisse der Kinder mit einschließt.

Mit der Normalisierung ist gemeint, dass jeder und jede wie ein „normaler“ Mensch behandelt werden soll, wofür Interaktionen und Räume erforderlich sind. In dem Fall sollen Schüler*innen etwa keine gesonderten Arbeitsblätter bekommen, sondern dieselben, wie alle anderen auch. Dies würde somit auch der Dekategorisierung entsprechen. Kinder werden mit einer solchen Vorgehensweise nicht von Mitschüler*innen abgegrenzt und werden „normal“ behandelt. Durch die Dekategorisierung werden alle gleich behandelt, wobei die Benachteiligung bestimmter Gruppen verhindert wird.

2)

a) Wenn ich herausfinden möchte, welche Erfahrungen, Erlebnisse, Interessen die Schüler*innen meiner Klasse teilen könnten, dann würde ich den Schüler*innen offene Aufgaben stellen, die man dann eventuell in einem Gesprächskreis präsentieren könnte. Meist wird montags über das Wochenende erzählt, was auch eine gute Möglichkeit bietet die Erfahrungen, Erlebnisse und Interessen der Schüler*innen herauszufinden.

b) Einen offenen Auftrag erkennt man daran, dass es mehrere Lösungsmöglichkeiten gibt, wozu man sich Austauschen kann und gemeinsam Entscheidungen treffen kann. Bei geschlossenen Aufträgen ist genau das Gegenteil der Fall. Es gibt nur eine Lösungsmöglichkeit und Kinder sind in ihrer Kreativität eingeschränkt und meist gibt es eine Helfer-Beziehung.

3)

a) Meist kann man ziemlich gut erkennen, wer welche Rolle in der Gruppenarbeit einnimmt. Es gibt das eine Kind, dass alles und jeden Schritt organisiert, ein anderes Kind ist besonders kreativ und hat immer Ideen und ein anderes Kind bearbeitet die Aufgaben besonders gut.

b) Damit die Kinder nicht ständig die gleichen Aufgaben übernehmen müssen und aus ihrer Komfortzone raus können, ist es wichtig als Lehrkraft dafür zu sorgen, dass sich die Gruppen auch mal mischen. Kinder lernen so neue stärken und schwächen von sich kennen und entdecken neues über sich.

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Ein Kommentar

  1. Liebe Elmira,

    vielen Dank für deinen Beitrag. Ich kann viele deiner Überlegungen zum Thema „Inklusion in der Grundschule“ bestätigen.

    Wie du bereits geschrieben hast, sieht Pineda die „Adaptierungen“ des Lehrplans kritisch. Damit ist allerdings die Umsetzung der Lehrkräfte gemeint, welche adaptieren als reduzieren verstanden haben und nicht als anpassen der Bedürfnis der Kinder an den Lehrplan. Dieses Missverständnis der Lehrkräfte zieht eine Diskriminierung mit sich, da diese Schüler*innen ständig, durch das Bearbeiten von extra Übungsblättern, das Gefühl bekommen weniger leisten zu können als die anderen Kinder. (vgl. Pineda, S.83f)
    Die Begriffe Empowerment, Normalisierung und Dekategorisierung werden in dem Textabschnitt zwar nicht genannt, spielen aber dennoch eine große Rolle. Deine Anwendung und Definitionen der Begriffe sind für mich gut dargestellt und kann ich auch gut nachvollziehen. Wie du bereits erwähnt hast, wird den Kindern die Chance auf Selbstbefähigung genommen. Außerdem werden die Schüler*innen daran gehindert, Lernfortschritte zu machen und sich selbst weiter entwickeln zu können.

    Deinen Ansatz zur Unterrichtsplanung kann ich gut nachvollziehen. Mit den Schüler*innen sich in einem Gesprächskreis zusammen zu finden, ist ein toller Einstieg dafür. Eventuell kann auch die Lehrkraft dort von ihren Interessen erzählen und damit selbst ein Teil werden? Durch den Austausch kann es gelingen, dass sowohl die Lehrkraft als auch die Schüler*innen jedes Kind nochmal genauer als Individuum mit eigenen Bedürfnissen und Interessen wahrnimmt.

    Deiner Darstellung von Offenheit oder Geschlossenheit eines Auftrages stimme ich zu. Jedoch finde ich es noch wichtig zu erwähnen, dass die Schüler*innen bei offenen Aufträgen ihre eigenen Zugänge anwenden können. Bei geschlossenen Aufträgen ist dies meistens nicht der Fall.

    In Bezug auf die Rollenverteilung innerhalb einer Gruppenarbeit sehe ich es als Besonders wichtig, dass die ungleiche Verteilung der Rollen eine ungleiche Teilhabe mit sich bringen kann. Daher sollte die Lehrkraft dies in der Unterrichtsplanung berücksichtigen. „Die Verteilung von Rollen erhöht die Verantwortung jedes Einzelnen und reduziert das Risiko einer ungleichen Teilnahme“ (vgl. Vorlesungsfolie 36). Bei der Rollenverteilung sollte die Lehrkraft auch darauf achten, dass die Verteilung variiert und die Schüler*innen nicht immer die selbe Rolle haben.

    Vielen Dank und liebe Grüße,
    Corinna

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