Heterogenitätkategorie Geschlecht/Gender in der Schule – im Spannungsfeld von Inszenierung und Zuschreibung

Liebe Leser und Liebe Leser*innen,

im Folgenden werde ich auf das Thema Heterogenitätskategorie eingehen, bezogen auf Geschlechter/Gender in der Schule und dem Spannungsfeld von Inszenierung und Zuschreibung.

1) In der Vorlesung vom 10. März wurden Ergebnisse aus einer Befragung gezeigt. Man stellte Grundschulkindern die Frage, was sie glaubten, weshalb es so weniger Männer an Grundschulen gibt. Es folgten Antworten wie, „Weil die Frauen einfach schlauer als die Männer sind“ (Hentrop 2013, in: Fantini 2019, S. 21), oder „weil sie nicht so kleinkram, er möchte lieber schwere Sachen kontrolieren“ und „Weil sie sich für andere sachen interessieren“. Die befragten Kinder meinen, dass es Männer für den Beruf nicht geeignet sind, Frauen hingegen schon. Alle sind dem Spannungsfeld zwischen Inszenierung und Zuschreibung der Gesellschaft ausgesetzt. Man trifft immer wieder auf Situationen, indem versucht wird jemanden oder etwas zuzuschreiben, z.B. werden Mädchen immer als „ruhiger und disziplinierter, aufmerksamer…“(Stalmann 1991, S. 54, zitiert bis 2017, z. B. www.kirchenbote.de) beschreiben, wohingegen den Jungen „Männliche Sozialinkompetenz“ (Kaiser 1997, S. 195, zitiert auch 2011, www.schulentwicklung.nrw.de…) vorgeworfen wird. Hierzu wurden einige konzeptionelle Ansätze entwickelt, wie die „Diversity-Konzepte/Pädagogik der Vielfalt“ (Prengel, 2003), „Gender Mainstreaming“, „Ressourcenorientierung, statt Defizitorientierung“ „Reflexive Koeduktion“ (Faulstich-Wieland s.o.) und „„Ruhenlassen“ von Unterscheidungen-Entdramatisierung von Geschlecht“. (z.B. Weber 2006). Bei dem Konzept „Pädagogik der Vielfalt“ geht man davon aus, dass Verschiedenheit normal ist. Dabei gilt es Menschen nicht mit Definitionen oder mit irgendwelchen Zuschreiben anzusprechen oder zu beschreiben, wie „Behinderter“, „Spanier“ oder ähnliches. (Prengel, Annedore (2003): Gleichberechtigung der Verschiedenen. Plädoyer für eine Pädagogik der Vielfalt)

2) In der Schule habe ich auch Erfahrungen in dieser Hinsicht gesammelt. Im Sportunterricht gab es sowas wie einen „Nachteilsausgleich“. Bei der Benotung der Mädchen wurde der Erwartungshorizont runtergesetzt, weil die Mädchen im Gegensatz zu den Jungen „schlechter“ im Fach Sport sind und damit versucht wurde dies auszugleichen. Die Jungen hatten jedoch keinen solchen Vorteil. So bekamen die Mädchen aus meiner Klasse zum Teil dieselbe Note, wie die Jungen, obwohl die Jungen deutlich besser waren. Im Kunstunterricht war das andersherum. Ich hatte das Gefühl, dass sich die Lehrkräfte viel mehr mit den Kunstwerken der Mädchen auseinandersetzen und diese eher präsentiert wurden, als die der Jungen. So äußerte die Lehrerin Sätze wie: „Für die Mädchen sollte das ja kein Problem sein.“ Mit der Aussage ging sie schon davon aus, dass eine bestimmte Aufgabe den Mädchen keine Schwierigkeiten bereiten sollte, für die Jungen hingegen schon.

3) Eine mögliche Beobachtungsaufgabe für kommende Praktika zum Thema „gendersensible Pädagogik“ wäre möglicherweise die folgende Frage: „Wie wird der Unterricht von der Lehrkraft in einem bestimmten Fach gender-sensibel umgesetzt?“

Vielen Dank für das Lesen!

 

Ein Kommentar

  1. Liebe Elmira, vielen Dank für deinen Beitrag!
    Ich fand deine persönlichen Erfahrungen im Bereich Gender sehr interessant, vor allem den Aspekt des „Nachteilsausgleiches“ im Sportunterricht. Mir persönlich ist dieser Ansatz nicht bekannt bzw. habe ich ihn in der Form noch nicht erlebt. Ich frage mich in diesem Zusammenhang auch, warum das nötig ist? Die Leistungen im Sportunterricht basieren auf den Stärken und Schwächen der Schüler*innen und dies sollte auch dementsprechend bewertet werden, ganz unabhängig vom jeweiligen Geschlecht. Ich habe Verständnis dafür, dass es Sportarten gibt welche Mädchen/ Jungen vielleicht weniger gerne spielen, jedoch liegt es dann an der Lehrkraft, ein passendes und abwechslungsreiches Unterrichtskonzept zu entwickeln. Ähnlich wie im Sportunterricht sehe ich das auch im Kunstunterricht. Bei mir in der weiterführenden Schule haben die meisten Jungen Musik gewählt und die Mädchen Kunst. Wenn ich nun jedoch zurückdenke, muss ich ehrlich sagen, dass mich das auch wenig wundert. Die Vielfalt der „Kunst“ im Allgemeinen (dabei geht es u.a. insbesondere um sinnliche Wahrnehmungen und vieles mehr) wurde nicht ausreichend unterrichtet. Der Kunstunterricht handelte vom „abzeichnen“ oder „abmalen“ von bestimmten Kunstwerken, bewertet wurde schlussendlich wie „schön“ bzw. „realistisch“ abgezeichnet wurde. Dadurch, dass Mädchen eher Mandalas malen oder „schön schreiben“, liegt es nahe dass diese dann auch eher das Fach Kunst wählen. Ich denke jedoch, man sollte als Lehrkraft genderneutrale Inhalte vermitteln, kreative Projekte ins Leben rufen und damit auch Jungen in der Schule erreichen. Dies gilt auch für Fächer wie „Textiles Gestalten“ oder „Werken“ (TG haben die Mädchen gewählt, Werken die Jungen.)

    Liebe Grüße
    Carolin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert