Liebe Leser und Liebe Leser*innen,
in meinem heutigen Blogeintrag werde ich das Thema „Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung in der Primarstufe“ behandeln. Ich finde es ist sehr wichtig das Thema aufzugreifen, da es ein Teil unserer heutigen Gesellschaft ist.
Im Folgenden handelt es sich um einen Schüler, der seit zwei Jahren in Deutschland lebt und aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse keine Empfehlung für das Gymnasium bekommen soll. Bei den Deutschkenntnissen des Schülers handelt es sich um ein sukzessiven Zweitspracherwerb, dessen Erwerbsbeginn in der Kindheit begonnen hat und dessen Modalität sowohl gesteuert als auch ungesteuert erworben wird. Hierbei wird von ausgegangen, dass der Schüler das Gymnasium nicht erfolgreich absolvieren kann, da es zu wenig Kenntnisse über die hier gesprochene Sprache beherrscht, was jedoch völliger Quatsch ist, denn die Intelligenz ist nicht durch die Sprachkompetenzen gekennzeichnet. Wichtig ist es, dass der Schüler viel Zeit und intensiven Sprachkontakt erlebt und Zugang zu sprachlichen Praktiken hat, und dies hat er auf einem Gymnasium! Kinder lernen innerhalb von einem kurzen Zeitraum unglaublich viel dazu und besitzen ein hohes Maß an Wissensneugierde, unter anderem auch für Sprache. Wenn ihm die Chance auf ein Gymnasium nur aufgrund seiner Deutschkenntnisse genommen wird und er ansonsten in anderen Bereichen dieselbe Leistung erbracht hat wie jemand, der eine Gymnasialempfehlung bekommen hat, dann grenzt dies meines Erachtens schon an Diskriminierung und wäre nicht fair.
Ich selbst bin mit Deutsch als Zweitsprache aufgewachsen und konnte bis zur Einführung in den Kindergarten kein Deutsch sprechen. Erst im Kindergarten hatte ich Kontakt zur deutschen Sprache und Zuhause wurde ausschließlich meine Muttersprache gesprochen. In der Grundschule konnte ich somit schon fließend Deutsch sprechen, zwar nicht perfekt und durchaus mit Fehler, jedoch gut genug, um im Unterricht mitzukommen. Nach der Grundschule habe ich das Gymnasium besucht, mein Abitur erfolgreich absolviert und nun sitze ich hier im Studium und studiere unter anderem das Fach Deutsch. In der 7. Klasse bekamen wir einen neuen Schüler, der vor kurzem aus Syrien nach Deutschland kam und zu Beginn kaum bis gar kein Deutsch sprechen konnte. Anfangs hatte er Probleme damit im Unterricht mitzukommen und brauchte viel Unterstützung, die er vor allem von uns Mitschüler*innen bekam. Nach einer Zeit hatte er besser Noten erzielt als manch andere in der Klasse. Besonders gut lag ihm Mathematik, dort schrieb er so gut wie immer eine Eins.
Mir ist es wichtig für meine späteren Klassen den Unterricht so zu gestalten, dass jeder Schüler und jede Schüler*innen im Unterricht folgen kann und nicht hinterherhängt, dies soll bspw. durch angepasste Arbeitsblätter (mit eingefügten Bildern) o.ä. geschehen. Außerdem möchte ich, dass sich meine Schüler*innen mit ihrer eigenen Erstsprache und den Erstsprachen der anderen Kinder in der Klasse beschäftigen, z. B. indem man Gemeinsamkeiten und Unterschiede der gesprochenen Sprachen sammelt. Für die Umsetzung dieser genannten Unterrichtsgestaltungen benötige ich noch viel mehr Wissen über den Umgang mit mehrsprachigen Kindern in der Schule und entsprechende Methoden für den Unterricht.
Der Unterricht sollte sich dessen anpassen und nicht nur der Unterricht, sondern auch die Einstellung der Lehrkräfte! Die Mehrsprachigkeit wird in Schulen oft als eine Barriere dargestellt, statt aus der Vielfältigkeit der unterschiedlichen Sprachen und Kulturen Vorteile zuziehen, wie etwa für die Entwicklung von sozialen Fähigkeiten. Hier spielt das Verständnis gegenüber Schüler*innen mit Deutsch als Zweitsprache eine große Rolle und sollte unbedingt berücksichtigt werden.
Vielen Dank für das Lesen!
Liebe Leser*innen,
ich habe diesen Beitrag meiner Kommilitonin ausgewählt, da für mich wichtige Schlagwörter herausgearbeitet worden sind und ich mich der Stellungnahme anschließen kann. Einen Schüler aufgrund seiner sich entwickelnden Deutschkenntnisse massiv zu benachteiligen, ist definitiv ein Indiz für Diskriminierung und ein absolutes Paradebeispiel für die mangelnde Anerkennung von Kompetenzen und Mehrsprachigkeit. Vor allem die eigenen Erfahrungen der Kommilitonin zeigen mehr als deutlich, dass Kinder von intrinsischer Motivation gelenkt sind und unvoreingenommen (größtenteils) Heterogenität und Mehrsprachigkeit als Normalität ansehen und im Unterricht Diversität leben können. Für die praktische Umsetzung gezielter Unterrichtsgestaltungen, Lernumgebungen und didaktischer Umsetzungen fehlen mir ebenso weitere Impulse und Möglichkeiten, um dieses so relevante Thema der Mehrsprachigkeit im Alltag des Berufslebens umzusetzen. In diesem Kontext finde ich die „Sprachportraits“ aus dem Vortrag von Prof. Dr. Andrea Daase besonders spannend. Sie zeigen auf, wie individuell die Schüler und Schülerinnen sind, schätzen ihre Fähigkeiten/Kompetenzen und schaffen ein vielfältiges Bewusstsein dafür, dass im Grunde genommen jeder Mensch unvoreingenommen Teilhabe an gesellschaftlichen Strukturen haben muss. Das Beispiel des Schülers aus diesem Blogbeitrag zeigt auf, dass Chancen verwehrt werden, obwohl ein Entwicklungsprozess stattfindet und Ressourcen ausgeschöpft werden könnten. Auch ich finde, dass der Unterricht angepasst und die Einstellung der Lehrkräfte sensibilisiert sein sollten. Abschließend stelle ich mir zwei Fragen: Wie kann der Wunsch des vielfältigen „Repertoires“ (Einbezug von Selbstkonzepten- und Verständnis von Lehrkräften) als Normalität im Alltag gelebt werden und kristallisiert sich die Unsicherheit mit diesen sensiblen Themen darauf hinaus, dass es letztendlich aufgrund mangelnder Auseinandersetzung stets eine „Besonderheit“ bleiben wird. Ich kann mich meiner Kommilitonin nur anschließen, Mehrsprachigkeit darf nicht als Barriere gesehen werden, sondern als Ressource.
Liebe Grüße