Ein busy Sonntag

Ich sitze beim Weserstadion. Neben dem Eingang zur Halle West, direkt unter der Außenfassade (s. Bild). Dabei blicke ich in Richtung Osterdeich. Gerade sind zwei Jungs an mir vorbei gejoggt. Vielleicht so alt wie ich. Zwei Fahrräder mit zwei Meter Abstand fahren an mir vorbei. Jetzt läuft ein Mann sowie eine Frau mit einem Mann an mir vorbei. Schwarz gekleidet. Ich kann direkt durch die Unterführung unter dem Osterdeich schauen, die den Park um das Weserstadion mit dem Viertel verbindet. Zwei Frauen laufen an mir vorbei und schauen mich an. In der Ferne kommt ein Mann und eine Frau entgegen. Vielleicht sechzig bis siebzig Jahre. In Erdtönen. Die Frau hustet in die Armbeuge. Ein Junge und ein Mädchen mit ungefähr dreißig Zentimeter Abstand laufen vorbei. Jetzt ein schwarzer, angeleinter Hund mit Besitzer. Der Hund hat eine Art Glocke. An dem linken Weg, neben dem ich sitze, ist es jetzt ruhig. Ein Auto fährt auf meiner Rechten unter dem Stadion durch. Silber. Der weiß bärtige Mann schaut nach unten, nicht in Fahrtrichtung. Sondern in den Fußraum. Auf dem parallelen Weg zu dem auf meiner Linken, zwanzig Meter entfernt, spazieren ein braun haariger Mann und eine blondhaarige Frau. Mit Bechern. Papp Becher mit Plastik Deckel. Schräg rechts vor mir öffnen zwei Männer graue Autotüren. Einer hatte eine Zigarette. Jetzt ist sie weg. Sie stehen neben dem Hinterteil des Autos und rauchen. Reden nicht. Schauen in andere Richtungen. Jetzt kurze Wortfetzen. Sie steigen ein. Motor an. Licht an. Ein weißer Hund links von mir. Rückwärtsgang. Eine rot schwarz gekleidete Frau läuft direkt an mir rechts vorbei. Macht ihr Fahrrad ab und fährt Richtung Osterdeich. Mit Walkingstöcken. Eine ältere Frau, eine etwas jüngere Frau und ein Kleinkind stehen da, wo ungefähr das Auto stand. Reden. Schwarz gekleidet. Kind hat einen leucht gelben Helm und sitzt in einem Dreirad mit verlängertem Griff. Und hustet. Vor mir machen ein Herr und ein kleiner Junge ein Fahrrad ab. Man hört das Kettenschloss klappern. Gemurmel. Zwei Hunde. Die Zwei vor mir reden. Das Kind steigt auf das Fahrrad. Ohne Helm. Zieht Helm auf. Joggerin von links hinten, Fahrrad von vorne. Kind schaut mich an. Dann Auto. Silber. Vier Leute von hinten auf rechter Seite. Zwei von vorne auf Weg links von mir. Alle ist so schnell vorbei. Ich kann kaum so schnell schauen. Die fünfzehn Minuten sind zu Ende. Es ist 15.05 Uhr am 13.12.2020. Ein Sonntag.

 

Ein paar Gedanken danach:

Ich konnte gar nicht schnell genug schreiben, um alle Beobachtungen zu notieren, bzw. habe ich immer sehr viel auf meinen Block geschaut, um einigermaßen leserlich zu schreiben, und dadurch viel verpasst. Was mir auch aufgefallen ist, ist dass ich Leuten oder Gruppen Labels wie Mann, Frau, Pärchen, Mutter, Opa, Sohn, Freunde etc. gegeben habe oder geben wollte ohne genau zu wissen, ob dies auch so stimmt. Meistens basierend auf dem Äußerlichen und dem Verhalten der Personen. Ist das nicht eine gewisse Art von vorschnellem Urteil bzw. Vorurteil?

 

– Teresa

 

[Dieser Text enstand im Zuge einer Beobachtungshausaufgabe unseres Tutoriums.]

4 comments

  1. Annika (Tut) says:

    Hey Teresa,

    super, dass du die Beobachtung ausprobiert hast. Ich finde es auch spannend, dass du deine Gedanken im Nachhinein beschrieben hast. Genau das ist auch ein wichtiger Teil bei Beobachtungen: Interpretation und Reflexion nach der „reinen“ Beobachtung –> Hinterfragen der eigenen Rolle.
    Vielleicht hätte ich mir den Faktenanteil (wann hast du was genau beobachtet?), den du hier am Ende beschreibst am Anfang gewünscht. Spannend wäre zudem vielleicht auch gewesen, was du in dem Moment riechen / fühlen konntest. Sonst finde ich aber, dass du sehr genau beschrieben hast, was du wahrgenommen hast. Sehr schön!

    LG Annika

  2. Janina says:

    Hi Teresa,
    Ich fand deinen Text wirklich spannend und vor allem am Anfang kam er mir fast ein bisschen vor, wie ein Freewriting-Text, weil du sehr schnell in deiner Sicht gesprungen bist. Das hat den Text und vor allem die Situation für mich aber nur realistischer gemacht, weil es ja wirklich immer sehr schnell geht, dass zum Beispiel jemand an dir vorbei joggt. Und genau so hast du es dann ja auch in deinen „Gedanken“ nach der Aufgabe beschrieben, dass du kaum Zeit hattest um alles zu notieren:). Mir ging es da genau so. Da hat man gerade angefangen, eine Person genauer anzuschauen und schon verschwand sie wieder aus dem Blickfeld… .
    Janina

    • Teresa says:

      hey Janina,
      vielen Dank 🙂
      ich habe mir sogar kurz überlegt einfach mit einer Sprachmemo auf meinem Handy all meine Gedanken und Beobachtungen aufzunehmen, damit ich auch jedes Detail einfangen kann,
      weil alles so schnell ging – wie du ja auch gesagt hast.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert