Der Sturm

Du stehst ganz allein auf dem Deich der einsamen Hallig und lässt deinen Blick im Licht der untergehenden Sonne über das Meer schweifen. Am Horizont siehst du eine dunkle Wolkenfront bedrohlich auf die Küste zu kommen. Die Luft ist so erfüllt von Salz, dass es sich auf deiner Haut absetzt und du es regelrecht riechen kannst. Deine Zunge schmeckt das Salz auf deinen Lippen. Deine Ohren hören die Wellen gleichmäßig gegen das Ufer branden.

Der Wind frischt etwas auf und weht die salzige Luft weiter landeinwärts. Die schwarze Wand am Horizont kommt immer näher auf dich zu. Das Meer ist aufgewühlt und die Wellen werden mit zunehmendem Wind immer stärker, wie sie immer und immer wieder gegen den Deich branden, auf dem du noch immer ausharrst. Das Wasser steigt immer höher und mit jeder erneuten Brandungswelle kommt das Wasser der Deichkuppe und damit dir selbst immer näher. Schon trifft eine besonders große Welle den Deich und das Wasser spritzt dir ins Gesicht. Du spürst das salzige Wasser deine Haut hinunter laufen und trotzdem schaust du dir immer noch wie gebannt das Schauspiel vor dir an. Immer lauter branden die Wellen gegen das Ufer.

Unfähig zu gehen und dieses Ereignis einfach so geschehen zu lassen. Die dunklen Wolken kommen immer näher an die Küste. Dann spürst du, wie ein leichter Nieselregen einsetzt. Der Wind wird stärker und treibt dir die Regentropfen ins Gesicht. Du fühlst wie der Luftzug an deiner Kleidung zerrt. Der Regen wird heftiger und wandelt sich von einem leichten Nieselregen zusehends in ein Gewitter und schon siehst du die ersten Blitze in der ferne die Wolkenfront erhellen. Der anfangs noch so leichte Windzug verwandelt sich ebenfalls in einen ausgewachsenen Sturm und du hast immer mehr Mühe dich auf den Beinen zu halten.

Schon schlägt dir eine besonders hohe Brandungswelle entgegen und durchnässt deine Kleidung, die noch nicht vom strömenden Regen durchgeweicht war. Jetzt ist es Zeit, die schwarze Wolkenfront hat die Küste fast erreicht. Immer mehr Blitze zucken durch die Nacht. Du weißt nicht wie lange du dort schon so stehst, aber viel länger kannst du da nicht bleiben. Der Sturm pfeift an dir vorbei und zerrt an deiner durchnässten Kleidung. Überall hat sich Salz abgesetzt und du drohst jederzeit vom Deich herunter geweht zu werden.

Du begibst dich in dein kleines Haus direkt hinter dem Deich. Die Fenster hast du bereits vernagelt und auch sonst hast du alles menschenmögliche getan das kleine Häuschen auf den drohenden Sturm vor zu bereiten. Du hast allerdings nicht gedacht, dass es so schlimm werden könnte. Nachdem du die Tür verriegelt hast bleibt dir nichts anderes übrig, als zu beten oder zu hoffen. Wobei ist das nicht eigentlich dasselbe? Du sitzt dort voller Ungewissheit und kannst nichts tun, als auf das Unvermeidliche zu warten.

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