Preview #06: Ideen zum Erklärvideoeinsatz in der Schule

Im Buch „Lehren und Lernen mit Tutorials und Erklärvideos„, herausgegeben von Stephan Dorgerloh und mir beim BELTZ Verlag, haben wir ein umfangreiches Kapitel der Frage gewidmet, welche praxiserprobten Konzepte es gibt bei der Nutzung von Erklärvideos im Unterricht. Nicht zur in Zeiten eines remote-betreuten Homeschoolings wichtig, weil viele der Konzepte natürlich auch gerade im Unterricht eingesetzt werden, aber auf alle Fälle spannend zu lesen.

Mit Erklärvideos unterrichten? Erfahrungsberichte aus der Schulepraxis

In diesem Kapitel haben wir uns Projekte entlang der gesamten Bildungskette ab der Primarstufe angeschaut. Stephan Dorgerloh schreibt in der Einleitung

„Bei den ausgewählten Berichten aus der Praxis war es wichtig, dass wir nicht nur offen den Entwicklungsprozess beim Einsatz von Lernvideos nachvollziehen können, sondern auch, dass deutlich wird, dass mit Videos auch dann erfolgreich gearbeitet wird, wenn die technischen Rahmenbedingungen noch nicht besonders gut sind. Immer wieder hören wir von Lehrkräften, dass es darauf ankommt, nicht zu warten, sondern zu starten, den eigenen didaktischen Werkzeugkasten zu erweitern und die neuen Möglichkeiten, die Erklärvideos bieten, auszuprobieren, sich weiterzubilden und mit erfahrenen Lehrkräften auszutauschen.“ – Stephan Dorgerloh

Erklärvideos in Grundschulen

Thomas Seidel von der Maria-Montessori-Grundschule in Berlin-Tempelhof/Schöneberg – die übrigens auch eine Kinderseite zum Lernen im Internet bereitstellen – berichtet detailliert über die Herausforderungen und Möglichkeiten des Erklärvideo-Einsatzes in Grundschulen. Gerade das eigene Erstellen von Erklärvideos wird als besonders produktiv eingeschätzt

„In den Stunden, in denen die Schüler/innen selbst Erklärvideos erstellten, konnte man eine vielschichtige und vielseitige Auseinandersetzung mit dem Thema des Videos erkennen – weniger mit der Handytechnik! Auch weniger leistungsstarke Kinder brachten sich oft stark ein, einige trafen sich zu Hause und arbeiten dort weiter. Auch beim Ansehen von Erklärvideos im Unterricht war eigentlich immer Neugier und Interesse dabei.“ – Thomas Seidel

Schülerinnen und Schülern einfach Listen mit Erklärvideos schicken – davon rät Thomas Seidel ab

„Erklärvideos für das eigene Lernen zu nutzen erfordert ein recht hohes Kompetenzniveau: Videos finden, planvoll ansehen, Player bedienen (pausieren, spulen etc.), Inhalte erschließen, und entscheiden, ob es wirklich relevant für die eigene Fragestellung ist. Hier kann und muss die Schule unterstützen.“ – Thomas Seidel

Die Website von Thomas Seidel mit mehr Informationen zum Thema findet sich unter https://www.schuleundcomputer.de/flipped-classroom-erklaervideos.

Trickfilme erstellen 1v4 - Projekt Let's tell stories DMI

Weitere Materialien für Projekte an der Grundschule finden sich bei meiner Kollegin Jenny Reiske, die zusammen mit Michael Lund Tutorials, Handbücher und Plakate zum Produzieren von Trickfilmen und Hörbüchern erstellt hat.

Erklärvideos in Sekundarschulen

Die Alemannenschule Wutöschingen wurde 2019 mit einem zweiten Platz beim Deutschen Schulpreis ausgezeichnet. Johannes Zylka berichtet, wie eigenproduzierte Erklärvideos (von Lehrer/innen als auch von Schüler/innen) mit der Digitalen Lernumgebung DiLer für das selbstorganisierte Lernen genutzt werden. So bedarf es beispielsweise im Fach Mathematik in Klassenstufe 8 für die 8 Kompetenzbereiche auf jeweils 3 Niveaus 24 unterschiedliche (Video-)Inputs. Das ist herkömmlich kaum zu lösen – also benötigt man neben Eigenproduktion auch Materialaustausch – alles organisiert über das OER-Materialnetzwerk.org (beispielhaft hier ein Lernpaket Zinsrechnung).

„Videos können im Alltag einer individualisierten Lernumgebung als ein Element eine wichtige Rolle einnehmen, da diese stets verfügbare Inhalte anbieten und so die Lehrkräfte entlasten können. Die Wirksamkeit der Videos hängt dabei sowohl von der Qualität (technische und inhaltliche Aufbereitung, Länge) als auch insbesondere von der didaktischen Einbettung des Videos ab.“ – Johannes Zylka

Überhaupt ist das Thema „Erklärvideos im Unterricht einsetzen“ mittlerweile ein wichtiges Thema für viele Schulen geworden. Jörg Jesper berichtet aus der Schulleitungsebene, wie Erklärvideos an der Klaus-Groth-Schule in Neumünster erfolgreich pilotiert wurden. So produziert Konstantin Eggert (nicht nur) für seine eigenen Schüler Erklärvideos zum Thema – manche werden es nicht glauben – Lateinunterricht!

Unter dem Namem Magister Digitalis werden hier Erklärvideos angeboten, welche mit H5P-Interaktionen zum gleichzeitigen Üben anleiten.

Didaktisch wird das im Sinne des Flipped-Classroom-Ansatzes genutzt – und zwar durch Fokussierung auf das Üben im Unterricht – denn da ist die Unterstützung durch den Lehrenden besonders wertvoll.

Weitere Einsatzszenarien

Es folgen einige Beschreibungen zum Einsatz von Erklärvideos in der beruflichen Bildung sowie zur Kompensation von Fehlzeiten. Abschließend systematisieren Felix Thein und Carsten Fähnrich vom Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium in Durmersheim noch einmal vier unterrichtsbezogene Einsatzmöglichkeiten von Erklärvideos.

Sicherungsaufschrieb: per Explain Everything wird ein Video aufgenommen, welche die Schülerinnen und Schüler zuhause als Sicherungsaufschrieb in ihr Heft übernehmen

Differenzieren: nach einem Einstufungstest können in Übungsphasen Schülerinnen und Schüler unterschiedliche Aufgaben mit entsprechenden Erklärvideos zur Verfügung gestellt werden – ein. Erklären „von allem für alle“ entfällt, man arbeitet dort los, wo man steht.

Individuelles Feedback: per Explain Everything kurze Videofeedbacks zu Fehlern in Hausarbeiten produzieren – geht schneller als schriftliche Kommentare und sind besser verständlich!

Lernen durch Lehren: alternativ zu einem Referat kann ein Erklärvideo produziert werden.

Alles im Detail ab dem 8. April ab sofort nachzulesen:

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