Man kann nur etwas erklären, das man zuvor verstanden hat. Diesen Leitsatz verfolgt ein Projekt der Universität Bremen, das in der Oberschule im Park in Bremen-Oslebshausen inklusiven Unterricht mit digitalen Medien unterstützt. Jetzt wurde es mit dem Innovationspreis der Sieben Faulen ausgezeichnet. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert und wurde vom gleichnamigen Verein in der Kategorie Bildung vergeben. Das Projekt „Gemeinsam lernen durch Erklären mit digitalen Medien“ wird durch die Karin und Heinz-Otto Peitgen- sowie die Iris und Hartmut Jürgens-Stiftung gefördert – zwei Treuhandstiftungen der Universität Bremen.
Ob Arithmetik, Stochastik oder Geometrie – die Themen, mit denen sich Schülerinnen und Schüler im Mathematikunterricht beschäftigen, sind vielfältig. Wie gelingt es, in einer heterogenen Klasse den Lernstoff so zu vermitteln, dass die Schülerinnen und Schüler ihn auch wirklich verinnerlichen? In dem Projekt erarbeiten Mädchen und Jungen der 5. bis 7. Klasse unter anderem Erklärvideos mit Tablets, die sie im Rahmen des Uni-Projekts gestellt bekommen. Unterstützt werden sie dabei von Studierenden der Universität Bremen und ihren Lehrerinnen und Lehrern. „Wenn man etwas erklären will, muss man es verstanden haben“, sagt Projektleiter Professor Karsten D. Wolf der Universität Bremen. Die Erklärvideos seien eine gute didaktische Methode, um Wissen zu vermitteln, so der Medienpädagoge.
„Sich selbst als kompetent erleben“
Wichtig ist dem Wissenschaftler dabei, dass die Kinder nicht nur mit digitalen Übungsangeboten individuell gefördert werden, sondern auch gemeinsam in Gruppen Erklärvideos selbst gestalten. „Wir wollen, dass die Schülerinnen und Schüler einen für sie persönlich relevanten Zugang zu den Unterrichtsthemen entwickeln. Ideal ist, wenn sie sich selbst als kompetent erleben“, betont Wolf. In den digitalen Medien sieht er ein hohes Potential, um den binnendifferenzierten Unterricht zu fördern, der heutzutage auch durch die Inklusion nötig ist. Ziel des Projektes sei es, zusammen mit den Studierenden sowie den Lehrenden an den Schulen innovative didaktische Methoden für das digital unterstützte Lehren und Lernen in Schulen zu entwickeln und in der Praxis zu erproben. „Im Kern geht es darum, die Kinder individuell zu fördern und mögliche Lerndefizite nachhaltig zu beheben. Das Projekt unterstützt außerdem ihre sozialen Kompetenzen, denn um so ein Video zu erstellen, müssen sie miteinander kooperieren“, sagt Wolf. „Ich freue mich sehr, dass unsere Arbeit jetzt durch diese Auszeichnung weiter unterstützt wird.“
Schulübergreifende kollegiale Weiterbildung geplant
Die Erkenntnisse und Ergebnisse des Projektes sollen für alle Schulen in Bremen nicht nur über die landesweite Lernplattform „itslearning“ zugänglich gemacht werden. Die Oberschule im Park will zusammen mit der Universität nächstes Jahr innovative Weiterbildungsformate erproben, um digitale Konzepte auch für andere Schulfächer weiter zu entwickeln und sich mit anderen Schulen auszutauschen. „Die Auszeichnung bestätigt uns darin, digitale Bildung nicht als Selbstzweck zu sehen, sondern auf den konkreten Mehrwert im Unterricht zu achten“, sagt die Schulleiterin Monika Steinhauer. „Digitale Endgeräte und eine sorgfältig ausgewählte Software sind das Eine“, so die Pädagogin. Es bedürfe aber immer auch des passenden didaktischen Konzepts. Mit dem Preisgeld könne man dies jetzt weiter entwickeln.
Die Universität übernimmt gesellschaftliche Verantwortung
„Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung und beglückwünschen Karsten D. Wolf und sein Team sowie die Oberschule im Park“, sagt der Rektor der Universität Bremen, Professor Bernd Scholz-Reiter. Gemeinsam mit dem Mathematiker Heinz-Otto Peitgen habe die Uni-Leitung Ende 2017 überlegt, wie man im Rahmen eines Corporate-Social-Responsibility Projektes den Bildungsbereich in Bremen durch eine Kooperation von Universität und Zivilgesellschaft stärken könne. Das Vorhaben von Professor Karsten D. Wolf und seinem Team sei ein gutes Beispiel für gelebten Transfer in die Gesellschaft. „Der Preis zeigt uns, dass dies auch in Bremen so gesehen wird“, so der Rektor.
Über den Innovationspreis der Sieben Faulen
Der Innovationspreis der Sieben Faulen wird vom Verein „Die sieben Faulen“ alle zwei Jahre in sieben Kategorien vergeben. Angeregt wurde er durch die Legende von Friedrich Wagenfeldt über die sieben faulen Brüder an der Weser. Diese haben immer neue Ideen kreiert, die ihr Leben einfacher, schöner und angenehmer machten.
Weitere Informationen:
Sehen Sie ein kurzes Video über das Projekt: http://bit.ly/7Faulen
www.uni-bremen.de/juergens-stiftung
www.uni-bremen.de/peitgen-stiftung
Fragen beantwortet:
Prof. Dr. Karsten D. Wolf
Forschungs-Lab „Medienbildung| Bildungsmedien“ (LAB)
Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung (ZeMKI)
Universität Bremen
Telefon: +49-421-218-69140
Mobil: 0157-85076065
E-Mail: wolf@uni-bremen