RV12 – Prof. Dr. Christine Knipping: Mathematische Leistungsunterschiede – empirische Befunde und Konsequenzen für das mathematische Lernen

  1. Sind Unterschiede in den mathematischen Leistungen von Schülerinnen und Schülern ein Grund zur Sorge?

Die Stärken und Schwächen jedes SuS unterscheiden sich von Fach zu Fach und beeinflussen das Interesse, Motivation und Verständnis des SuS im jeweiligen Fach, dabei ist der Mathematikunterricht keine Ausnahme. Dazu kommt die Problematik in der Mathematik, dass die meisten Dinge auf ein Grundverständnis und dazu aufeinander aufbauen und wenn ein SuS schon sehr früh Defizite hat, diese immer gravierender mit der Zeit werden können. Deshalb sollten Lehrkräfte sicherstellen, dass alle SuS die Grundsätze verstanden haben bevor ein Thema vertieft wird. Wenn Defizite bei SuS früh erkannt werden und versucht wird diese mit z.B. Nachhilfeunterricht entgegenzuwirken, sind Leistungsunterschiede im Mathematikunterricht kein Grund zur Sorge.

  1. Spielen im Mathematikunterricht, kann das angesichts von Leistungsunterschieden ein Ansatz sein? Beziehen und begründen Sie eine Position aus Lehrenden-Sicht, die auch Schülersichtweisen einbezieht.

Spielerische Lernen ist mit der richtigen Planung und einem sinnvollen Einsatz, eine sehr sinnvolle Methode Unterrichtsstoff interaktiv und vom Stress befreit zu vermitteln. Auf diese Art werden die Schüler spielerisch dazu motiviert neue Inhalte zu lernen, dazu kommt, dass einem leichter fällt Dinge zu verstehen, wenn man sie mit einer Aktivität und Spaß verknüpft. Nur Lehrende sollten darauf achten, ob ein Spielerisches Lernen in der Situation oder Umfeld überhaupt angebracht ist. Ich kann mich erinnern, dass ich es immer als sehr störend und unpassend empfunden hab, wenn meine Lehrer im Abitur versucht haben, spielerisch den Unterrichtsstoff zu vermitteln.

  1. Formulieren Sie mindestens zwei Beobachtungsaufgaben für kommende Praktika, welchedie Tiefenstrukturvon Unterrichtin den Blicknimmt.

Das wichtigsten Dinge in diesem Zusammenhang, auf die ich während des Praktikums achten möchte sind, wie schnell den Lehrenden vorhandene Schwächen bei SuS auffallen und wie Lehrende damit umgehen. Wichtig dabei ist, ob sie versuchen den Stoff noch einmal zu vertiefen, den SuS Informationen geben mit dem sie den Stoff für sich alleine nachholen können oder das Defizit einfach ignorieren und darauf hoffen, dass die SuS es selbstständig nachholen.

 

RV11 – Prof. Dr. Till Sebastian Idel: Individualisierung von Unterricht als schulpädagogische Antwort auf Leistungsheterogenität

 

  • Fassen Sie die für Sie wichtigsten Einsichten, die Ihnen diese Perspektive eröffnet hat, zusammen.

In der letzten Ringvorlesung haben  wir uns mit dem Thema ,,Individualisierung von Unterricht als schulpädagogische Antwort auf Leistungsheterogenität“ beschäftigt. Dabei hat Prof. Till Sebastian Idel zwei unterschiedliche Gestaltungsweisen von Unterricht vorgestellt, den klassischen Frontalunterricht und den Individualunterricht. Der Frontalunterricht ist die standard Unterrichtsform an den meisten Schulen. Dabei steht der Lehrer vor der Klasse und vermittelt den Unterrichtsstoff. Beim Individualunterricht wechselt der Lehrer von der referierenden Rolle vor der Klasse,  zu einer mobilen unterstützenden Rolle innerhalb des Klassenraums. Die Aufgabenstellung ist individuell wähl- und gestaltbar. Die SuS können einzeln oder in Gruppen arbeiten.

  • Welchen Beitrag leistet Ihrer Meinung nach eine solche – auch kritische Sichtweise – auf die mit Individualisierung verbundenen Herausforderungen und Probleme für die Reflexion des Umgangs mit Leistungs-Heterogenität im Unterricht?

Meiner Meinung nach schafft es die  individualisierte Form des Lehrens, dass die Lehrenden eine bessere Möglichkeit haben mit gesonderten Hilfestellungen auf Bedürfnisse einzelner SuS genauer eingehen zu können. Problematisch bei dieser Form des Unterrichts ist wohl, dass ab einer bestimmten Klassengröße, die Kapazität eines einzelnen Lehrers auf Dauer übersteigt. Ein Lösungsansatz dazu wäre den Individualunterricht nur in einem Teil der Unterrichtsstunden zu nutzen. Dies ähnelt leicht dem Konzept, welches ich aus meiner Zeit an einer Gesamtschule kenne. Wir hatten gesonderte Unterrichtsstunden in dem wir unsere Aufgaben des Wochenplans bearbeiten konnten. Für die Lösung der  Aufgaben gab es recht grobe Richtlinien, was den Lösungsansatz individueller gestaltete. Unsere Lehrer gaben in dieser Unterrichtsstunde auch gesondert Hilfestellung.

  • Welche Fragestellungen könnten aus einer solchen Sicht in der Beobachtung von Unterricht in Praktika entwickelt werden.

In meinem Orientierungspraktikum möchte ich beobachten ob Lehrer von dem klassischen Unterrichtsschema des Frontalunterrichts abweichen und eine individuelle Form des Unterrichts wählen. Zusätzlich dazu wäre es interessant zusehen, ob Leher Teile der beiden Unterrichtsform zusammen benutzen und in welchem Ausmaß, wenn dies der Fall ist.

RV09 – Dr. Christoph Fantini: Genderperspektiven

 

  • Fokussierung des Vorlesungsthemas – Aspekte zum Spannungsfeld von Inszenierung und Zuschreibung in Bezug auf Gender(-pädagogik) in der Schule; theoriegeleitete Reflexion

In der letzten Ringvorlesung behandelten wir das Thema der Genderperspektiven und dass den unterschiedlichen Geschlechtern verschiedene Verhaltensmuster, Stärken und Schwächen zugeschrieben werden. In den Schulen spiegeln sich diese Vorurteile so wieder, dass Mädchen in der Schule fleißig, aufmerksam und ordentlich sind und sich überwiegend für Fächer wie Kunst und Deutsch interessieren. Jungs dagegen seien eher die Störenfriede und gleichzeitig die Selbstbewussten und sind talentierter in Sport und Mathematik. Diese Vorurteile sind falsch, denn jede Person sollte als ein Individuum behandelt und nicht einem Schema zugeordnet werden. Diese Kategorisierung kann dazu führen, dass eigentlich leistungsstarke SuS in bestimmten Fächer benachteiligt werden, allein aufgrund ihres Geschlechts.

  • Reflexion bisheriger Praxiserfahrungen aus der eigenen Schulzeit und ersten Praktika zum schulischen „Genderplay“, möglichst unter Bezugnahme auf mindestens ein anderes Heterogenitätsfeld der Ringvorlesung, wie Sprache, soziokultureller Background, Leistung o.ä..

Meine persönliche Erfahrung mit dem “Genderplay” in Schulen ist begrenzt. Mir fällt eine Unterrichtsstunde aus der Mittelstufe ein. In der  gab es einmal unterschiedliche Aufgaben im Kunstunterricht für männliche und weibliche SuS. Die weiblichen SuS hatten eine Aufgabe die sich mehr dem Thema Mode konzentriert hat und die männlichen SuS eine die sich mehr auf Politik bezogen hat. In diesem Fall war die Aufgabe der weiblichen SuS anspruchsvoller und zeitaufwändiger. Darin lässt sich für mich retrospektiv erkennen, dass unser damaliger Lehrer, zumindest bei dieser Aufgaben, nach den oben genannten Vorurteilen gehandelt hat.

  • Formulieren Sie eine Beobachtungsaufgabe für kommende Praktika zum Thema „gendersensible Pädagogik“, möglichst unter Bezugnahme auf mindestens ein anderes Heterogenitätsfeld der Ringvorlesung, wie Sprache, soziokultureller Background, Leistung o.ä..

Weil Kunst-Medien-Ästhetische Bildung eines meiner beiden Fächer ist die ich studiere und aufgrund des Beispiels aus meiner Schulzeit, wäre es für mich sehr interessant zu beobachten, ob Mädchen und Jungen anders im heutigen Kunstunterricht behandelt werden.

 

RV08 – Prof. Dr. Frank J. Müller: Auf dem Weg zu einer Schule

 

  • Reflektieren Sie die Konsequenzen der Aussonderung von Schüler/-innen mit Förderbedarf?

Im der letzten Ringvorlesung haben wir die Konsequenzen einer Aussonderung von SuS mit Förderbedarf kennengelernt.  Eine sehr gravierende Konsequenz ist die Isolation dieser SuS. Zumeist werden die betroffenen SuS in Förderschulen („Restschulen“) gesteckt und unterrichtet. Auf den spezielle Förderschulen haben die SuS zumeist nur Kontakt zu anderen “aussondierten” SuS. Die fehlenden sozialen Interaktion außerhalb ihres Kreises führen zu einer sozialen Isolation der SuS. Dadurch entsteht auch das häufig aufkommende Problem, dass die Betroffenen SuS von anderen als „nicht normal“ angesehen werden. Diese Isolation/Aussonderung kann  für SuS starke Einschränkungen ihrer Bildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten haben.

  • Welche Informationen sind in der Diagnose „Förderschwerpunkt Wahrnehmung&Entwicklung“ bzw. „Förderschwerpunkt Lernen“ enthalten? Welche Informationen benötigen Sie von einer Schüler/-in um Ihren Unterricht ggf. anzupassen?

Die Diagnose „Förderschwerpunkt Wahrnehmung und Entwicklung“ bedeutet,  dass die Betroffenen eine Beeinträchtigung von sowohl motorischen als auch sensorischen Prozessen haben. Wenn SuS Probleme mit ihrem Lernprozess aufzeigen spricht man vom  „Förderschwerpunkt Lernen“. Allerdings sind die Informationen zu den beiden Förderschwerpunkten äußerst Begrenzt z.B. bei dem „Förderschwerpunkt Lernen“ spricht man allgemein von einer kurzen Aufmerksamkeitsspanne, geringes Arbeitstempo, Problemen bei der Konzentration etc. Aber wie diese bei den jeweilige SuS ausgeprägt sind variiert von SuS, dazu kommt noch dass diese Aspekte von Fach zu Fach anders sein können. Deshalb liefert die  Diagnose „Förderschwerpunkt Lernen“ keine individuellen Informationen zu dem Förderbedarf der betroffenen SuS sondern beschreibt grob welche Beeinträchtigung diese SuS haben und in welchen Bereichen sie Förderbedarf haben.

  • Wie können Sie der Vielfalt der Schüler/-innen gerecht werden und welche Verbündeten können sie dazu gewinnen?

Die Antwort auf die Frage “Wie können Sie der Vielfalt der Schüler/-innen gerecht werden?” erscheint relativ Simpel. Der Lehrer muss auf jeden SuS individuell eingehen. Das Problem dabei ist aber, dass es meist nur einen Lehrer gibt und der sich individuell mit jedem SuS auseinandersetzen soll, ohne gleichzeitig die restlichen SuS zu vernachlässigen.  Zusätzlich kann der Lehrer auch nur auf die Dinge eingehen die im Unterricht auffallen bzw. der SuS preisgibt. Ein wichtiger Kooperationspartner in diesem Vorhaben sind deshalb die Familien der SuS.

RV06 – Dr. Eva Maria Kenngott: Interreligiöse Konflikte im Religionsunterricht

 

  • Erläutern Sie zentrale Aspekte, die in begegnungspädagogischen Settings zu bedenken bzw. zu problematisieren sind.

Die Begegnungspädagogik im Religionsunterricht dient dazu Menschen mit unterschiedlichem kulturellem und religiösem Hintergrund näher zusammenbringen, um das Verständnis innerhalb der Gruppe zu verbessern.

Damit dies funktioniert, müssen die Menschen verschiedener Kulturen und Religionen aufeinander zugehen und offen für einen Dialog sein um andere Kulturen und Religionen kennenzulernen.

Problematisch dabei ist, wenn die Kultur/Religion ausschließlich durch einen Glaubensvertreter näher gebracht wird, dies kann dazu führen das der Blickwinkel eines einzelnen auf die gesamte Kultur/Religion übertragen wird.

  • Denken Sie an Ihren eigenen Religions- oder Ethikunterricht zurück und diskutieren Sie Beispiele für  die von Ihnen unter 1. benannten Aspekte (z.B. Besuch von Religionsvertreter*innen im Unterricht).

Der Religionsunterricht in meiner Schulzeit war sehr begrenzt. Ich hatte ihn jeglich ein Jahr lang und das in der 5. Klasse. Dort behandelten wir größtenteils der Zeit den Islam, dieser wurde uns grob und recht generalisiert beigebracht. Wir lernten dabei oberflächlich die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zum Christentum.

Wir hatten damals keine SuS in der Klasse die dem Glauben selbst folgten, deshalb waren die Diskussionen in der Klasse immer recht einseitig.

  • Formulieren Sie eine Beobachtungsaufgabe für kommende Praktika, mit der sie gezielt den Umgang mit religiöser Pluralität beobachten. Können Sie unterschiedliche Umgangsformen oder Argumentationsstrategien feststellen (z.B. Neutralität, bewusste oder unbewusste Privilegierung bestimmter Gruppen…)?

Als Beobachtungsaufgabe wäre für mich interessant, wie unterschiedliche Lehrer mit religiöser Pluralität umgehen. Ob sie Schüler einer deshalb bevorzugen/benachteiligen und ob sie eventuelle Gruppenbildungen erkennen bzw. was sie dagegen tun.  Des Weiteren wäre es aufregend zu beobachten, ob und wie sich das Diskussionsverhalten der SuS zu den Unterschiedlichen Religionen verändert.

RV05 – Prof. Nicole Marx und Christian Gill: Mehrsprachigkeit und Deutschunterricht

 

  • Welche Besonderheiten weist der Erwerbs Kontext Seiteneinstieg auf und inwieweit orientiert sich die Bremer Konzeption der schulischen und sprachlichen Integration neu zugewanderter Schülerinnen und Schüler daran?

 

Seiteneinsteiger nennt man SuS, die ihre Schullaufbahn außerhalb von Deutschland und dessen Schulsystem begonnen haben. Man Unterscheidet weiter zwischen SuS mit begrenzter oder unterbrochener schulischer Bildung und SuS ohne brüchige Schullaufbahn. Diese unterliegen trotz minimaler bis keiner Deutschkenntnisse, der Schulpflicht des jeweiligen Bundeslandes. In Bremen sind alle Kinder und Jugendliche unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus, von der Schulpflicht betroffen. Um eine bessere Eingliederung in den Unterricht der Seiteneinsteiger zu erreichen, gibt es unterschiedliche Systeme von Vorkursen. Das Bremer Schulgesetz sieht drei Arten von Vorkursen vor.

Es gibt allgemeine Vorkurse für die Primarstufe, Sek. I und Sek. II. Gesondert kommen dazu Alphabetisierungskurse für SuS die in ihrer zuerst gelernten Sprache nicht alphabetisiert worden sind und Abschlussorientierte Klassen für zugewanderte SuS der 9./10. Klasse.

 

  • Diskutieren Sie Ihre Praxiserfahrungen mit der Sprachförderung von Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern vor bzw. nach dem vollständigen Übergang in den Regelunterricht. Gehen Sie dabei insbesondere auf binnendifferenzierende Maßnahmen ein.

 

Ich kenne eine Schülerin ohne unterbrochener Schullaufbahn aus meiner eigenen Schulzeit, die zuerst ein halbes Jahr in einer Vorklasse war um ihre Deutschkenntnisse zu verbessern und dann während der 7. Klasse zu uns in die Klasse kam. Ich habe sie zu diesem Thema kurz befragt. Sie hatte die größten Probleme mit der Wortfindung, denn sie hat in der Vorklasse nur die elementarsten Sachen wie simpler Satzbau, Artikelwahl etc. gelernt. Neben dem Deutschunterricht war ihre größte Lernhilfe die Interaktion in der Klasse. Denn keiner sprach ihre Muttersprache, so war sie mehr oder weniger “gezwungen” Deutsch zu sprechen und zu lernen. Ich habe sie auch gefragt, ob sich nach der ihrer Zeit in der Vorklasse noch weitere Sprachkurse besucht hätte, was sie verneint.

 

  • Suchen Sie eine Unterrichtsaufgabe (das Fach können Sie frei auswählen), die als Ersatz- bzw. Erweiterungsaufgabe besonders für neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler im Regelunterricht entwickelt wurde. Vergleichen Sie diese Aufgabe mit der „regulären“, also der, die für andere Schülerinnen und Schüler eingesetzt wird. Welche Unterschiede finden Sie? Was halten Sie für hilfreich, was für problematisch?

 

Eine konkrete Aufgabe spezielle für Seiteneinsteiger konnte ich nicht finden, sondern eher Konzepte. Diese schlagen vor, dass man den Text durch Bilder ersetzt, welche man mit den jeweiligen deutschen Wörtern kennzeichnet. Diese Methode funktioniert meines Erachtens gut für Unterrichtsfächern die sich leicht visualisieren lassen wie z.B. Biologie; aber hat ihre Probleme mit Unterrichtsfächern, die sich nicht sehr leicht visualisieren lassen, wie Volkswirtschaftslehre.