RV07 – Dr. Eileen Schwarzenberg: „Meint Inklusion wirklich alle?“

  1. Benennen Sie bitte die für Sie zentralen theoretischen Aspekte aus der Vorlesung zum Themenfeld sonderpädagogischer Förderbedarf bzw. Behinderung sowie Inklusion und diskutieren diese kritisch vor dem Hintergrund der angeführten Diskussionslinien.

Das Ziel der inklusiven Pädagogik ist es, durch das Anerkennen von Diversität in Bildung und Erziehung, ein gemeinsames Lernen in heterogenen Gruppen zu ermöglichen. Eine Auswahl einiger individueller Förderschwerpunkte wie die geistige, emotionale, soziale, körperliche und motorische Entwicklung charakterisieren diese Heterogenität. Solche Förderschwerpunkte werden diagnostiziert und sollen keineswegs die Eigenschaften einer Person beschreiben. Es handelt sich bei dieser Einteilung um eine rein administrative Vereinbarung, um Berechtigungen und Entrechtigungen auf jede Person individuell zuschneiden zu können.

Um im Bildungssystem auf diesen Förderbedarf einzugehen werden drei Vorgehensweisen zur Inklusion diskutiert. Bei dem „Whole school approach“ wird ein Systemwandel vollzogen. Dabei werden SuS mit Beeinträchtigungen, vor dem Hintergrund der Menschenrechte und der gleichen Bildungschancen, zusammen mit anderen SuS unterrichtet. Dies zieht eine grundlegende, unmittelbare Veränderung des Schulsystems und seiner Organisation nach sich. Der „Two track approach“ hingegen sieht ein koexistieren verschiedener Beschulungsformen vor. Dabei bleiben Förder- und Sonderschulen neben inklusiven Klassen erhalten und es wird den Eltern und SuS die Wahl für eins er Systeme überlassen. Bei der letzten Vorgehensweise, dem „Twin track approach“, handelt es sich um ein Hybrid bereits benannter Ansätze. Die Inklusion sollte unter Berücksichtigung verschiedener Förderbedarfe prozesshaft traditionelle Beschulungsformen ersetzen.

Ziel der Inklusion, unabhängig von der Vorgehensweise, ist es auf das medizinische und soziale Modell der Behinderung einzugehen. Bei dem medizinischen Modell geht man von einer körperlichen, geistigen oder psychischen Beschädigung und somit Einschränkung der Person aus. Das soziale Modell beschreibt die Behinderung der Person durch ihr Umfeld. Im Grundsatz werden also aus dem medizinischen Modell der Beeinträchtigung die verschiedenen Förderschwerpunkte gewonnen, auf die durch die inklusive Pädagogik eingegangen werden kann, um eine Behinderung im sozialen Kontext zu vermeiden.

  1. Gleichen Sie bitte die theoretischen Erkenntnisse aus der Vorlesung mit Ihren praktischen Erfahrungen an Schulen/im Alltag ab:
    – Welches Modell von Behinderung ist Ihnen bisher begegnet?
    – Inwieweit entsprechen die Rahmenbedingungen an Bremer Schulen den Bedarfen der Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf?
    – Welche Auffassungen von Inklusion (Diskussionslinien) haben Sie an den Schulen/im Praktikum kennengelernt?
    – Welche Auffassung vertreten Sie selbst?

Meine persönlichen Erfahrung zum Thema Inklusion sind sehr begrenzt, da ich ein kleines Gymnasium in Sachsen-Anhalt besucht habe. In Sachsen-Anhalt wird eindeutig das traditionelle Modell von getrennten Bildungseinrichtungen verfolgt. Die Stadt, in der ich das Gymnasium besucht habe, hat versucht den Förderbedarf durch eine Lernbehindertenschule zu decken. Personen mit schwächeren Beeinträchtigungen wurden nach dem „Swim-or-Sink“ Prinzip im Gymnasium oder der Sekundarschule integriert. Die Situation verbessert sich allerdings, da zum Beispiel auf meinem Gymnasium Sozialpädagogen angestellt werden und die Schule durch bauliche Maßnahmen behindertenfreundlicher gestaltet wird.

Ich persönlich bevorzuge den Weg der prozessualen Inklusion, da hierbei nicht nur durch die Transformation bestehender Bildungseinrichtungen finanzielle Aspekte beachtet werden, sondern auch ein allmähliches Gewöhnen individueller Personengruppen aneinander ermöglicht wird.

  1. Formulieren Sie eine Beobachtungsaufgabe für zukünftige Praktika zur Frage der schulischen Inklusion von Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf.

Als angehender Lehrer möchte ich eine besonderes Augenmerk darauf richten, wie die Inklusion von einem pädagogischen Standpunkt vollzogen wird. Dabei sollte man auf Fragestellungen eingehen wie zum Beispiel: Ist genügend Lehrpersonal für eine jeweilige Schülerzahl zur Verfügung gestellt worden? Sind spezielle Sozialpädagogen für das geistige Wohl beeinträchtigter SuS an der Schule vorhanden? Wie verändert sich die Strukturierung des Unterrichts? Ist es möglich in inklusiven Klassen den Stoff zu behandeln, der im Lehrplan vorgesehen ist?

Ein Gedanke zu „RV07 – Dr. Eileen Schwarzenberg: „Meint Inklusion wirklich alle?““

  1. Moin Michel,

    ich empfinde deinen Beitrag zum Thema „Inklusion“ äußerst gelungen. Du gehst detailliert auf die unterschiedlichen Möglichkeiten ein SuS mit Förderbedarf im Schulsystem einzubeziehen. Weiterhin stellst du klar die Unterschiede zwischen medizinischer und sozialer Behinderung dar.
    Deine Erfahrung zum Thema Inklusion kann ich nachvollziehen, bei uns lief das in etwa genauso ab. Deine Ansicht darüber das du prozessualen Inklusion bevorzugt kann ich nur beipflichten, ich halte dies für den richtigen Weg. Die Beobachtungsideen für dein zukünftiges Praktikum finde ich interessant, vor allem ob und wie sich die Strukturierung des Unterrichts verändert finde ich interessant zu beobachten.

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