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Abschlussreflexion

RV14- Abschlussreflexion
1. Die Ringvorlesung Umgang mit Heterogenität hat mir die zentrale Erkenntnis gebracht, dass Differenz und Heterogenität als soziale Konstruktionen zu sehen sind. Diese Erkenntnis ist meiner Ansicht nach so wichtig, da Differenz, zum einen Menschen gemacht ist und im Auge des Betrachters liegt. Diese Erkenntnis lässt zu, dass eigene handeln und Kategorisieren im Unterricht besser reflektieren zu können und eröffnet die Möglichkeit Erkenntnisse über die eigenen Verhaltensweisen zu gewinnen (Rose und Gerkmann, 2015, Differenzierung unter Schüler*innen im reformierten Sekundarschulunterricht- oder: warum wir vorwiegend „Leistung“ beobachten, wenn wir nach ‚Differenz‘ fragen). Ein weiterer zentraler Aspekt ist für mich, dass das ganze schulische System von Grund auf nicht heterogen ist. Das ganze System muss also eigentlich inklusiv und heterogen sein, um eine gesellschaftliche Veränderung bewirken zu können (siehe Kanada).
Meiner Erkenntnis nach sollte das Endziel, das Abschaffen einer gesellschaftlichen „Norm“ und Einführung von Multikulturalismus als Normalität, besonders in Schule sein. Dieses Wissen lässt sich auch auf meine Fächer Deutsch und Inklusive Pädagogik anwenden. In der Praxis finden nämlich automatisch Differenzierungen statt, zum Beispiel bei den Lesekompetenzen der Schüler*innen. Hierbei werden meiner Erfahrung nach Schüler*innen schnell in Leistungsstärkere und Leistungsschwächere Gruppen eingeteilt, anstatt die Schüler*innen dort abzuholen, wo sie aktuell stehen. Ergänzend lässt sich an diesem Punkt, auf die sechs Dilemmata nach Greiner (2019) eingehen. Etwas spezifischer, auf das Kategorisierungsdilemma sowie auf das Differenzierungsdilemma, welche genau diese eben erwähnten Probleme beschreiben. Diese Differenzierungen sowie Kategorisierungen finden im Unterricht statt, da Menschen den Drang haben zu ordnen und meistens ganz automatisch kategorisieren.
An dieser Stelle, hat das Seminar mir mitgegeben achtsam zu sein und im Deutschunterricht auf genau solche geschilderten Mechanismen zu achten sowie auch in meinem eigenen Handeln auf solche Kategorisierungsmechanismen zu achten.
Eine weitere wichtige Erkenntnis lieferte mir die Vorlesung von Barbara Rivoro, in welcher die Stereotypfalle thematisiert wurde. Diese spielt zum Beispiel im Hinblick auf Literatur im Deutschunterricht eine große Rolle, da in vielen älteren deutschen Geschichten, Stereotypen zu finden sind, welche thematisiert und in der Klasse aufgeklärt werden müssen, bevor sie fälschlicherweise übernommen werden (Prof. Dr. Yasemin Karakaşoğlu Folie 14). Des Weiteren ist es vor allem in Deutschunterricht wichtig auf Heterogenität im Klassenraum hinzuweisen und nicht nur die „deutsche Kultur“ zu vermitteln, sondern multikulturell aufgestellt zu sein, um ein möglichst breitgefächertes und realistisches Weltbild vermitteln zu können. (Bezug auf Barbara Rivoro: Sind andere Gesellschaften und Kulturen plausible Lerngegenstände im Fremdsprachenunterricht?)
Weitere fachdidaktische Aspekte lassen sich auch auf den Mathematikunterricht anwenden.
Im Mathematikunterricht lassen sich oftmals große Leistungsunterschiede feststellen bzw. ein unterschiedlicher Leistungsstand vorfinden.
In einem solchen Fall sollte die Heterogenität der Klasse akzeptiert und auf den individuellen stand des Einzelnen eingegangen werden. Hierbei ist es wichtig zu beachten, dass mathematische Kompetenzen auf verschiedenen wegen erworben werden können, als Beispiel das Fingerrechnen.
(Bezug auf Vorlesung von Prof.Dr.Christine Knipping: Mathematische Leistungsunterschiede – empirische Befunde und Konsequenzen für den Mathematikunterricht).
Der Unterricht muss so gestaltet werden, dass keine Schüler*innen auf der Strecke bleiben oder von den Leistungsstärkeren Schüler*innen separiert unterrichtet werden. Der weg mathematische Kompetenzen zu vermitteln muss didaktisch individuell auf das Kind angepasst werden und darf nicht generalisiert geschehen.

2.Während meiner eigenen Schulzeit war die Stationsarbeit an meiner Schule ein häufig und gerne genutztes Mittel. Diese Art des Lernens lässt auch Leistungsschwächeren Schüler*innen die Möglichkeit an den selben Materialien zu arbeiten, jedoch richtig aufgearbeitete Materialien in Bezug auf sprachliche Gestaltung gab es kaum.
Viele Lehrer*innen sind meiner Ansicht nach schnell überfordert mit Heterogenität.
Leistungsschwächere Schüler*innen oder anderweitig auffallende Schüler*innen werden schnell in Schubladen gesteckt und kommen da auch schwer wieder raus. Dies nimmt den Schüler*innen schnell die Möglichkeit sich normal weiterentwickeln.
Was in meiner Schulzeit auffallend gut gelang war die Beschäftigung mit anderen Kulturen und Gesellschaften. Es wurde sich vor allem in Fächern wie Religion und Philosophie viel mit anderen Kulturen, Arten zu denken und Religionen auseinandergesetzt, genauso wie mit herrschenden Stereotypen. Trotz allem wurden Abweichungen der geltenden „Norm“ als Störfaktor wahrgenommen und viele Lehrer*innen versuchten die Klasse so homogen wie möglich zu machen (RV01, Prof. Dr. Yasemin Karakaşoğlu).
Ferner fand im Matheunterricht keine Rücksichtnahme auf verschiedene Leistungsstände u. oder Wissensstände statt. Es gab keine besondere Art des Umgangs mit heterogenen Lerngruppen, Schüler*innen die aus dem erwarteten Leistungsniveau herausfielen, blieben auf der Strecke..
Dies hat meine Schulzeit sehr geprägt, da bei dieser Art des Unterrichtens schnell eine Überforderungssituation entstehen kann, welche sich schnell auch demotivierend auswirkt.
Ein weiterer Punkt, der sich durch meine ganze Schullaufbahn gezogen hat, war die Noten Vergabe, welche eigentlich prinzipiell gegen das Konzept von Heterogenität spricht, da keine Rücksicht auf den Individualität der Schüler*innen und die individuelle Verbesserung der Schüler*innen genommen wird.

3. Bezüglich der Vorlesung RV011 würde mich folgende Fragestellung vertiefend interessieren: Wie muss Schule unserer mehrsprachigen Gesellschaft gestaltet sein?
Diese erziehungswissenschaftliche Fragestellung interessiert mich persönlich besonders, da sie meiner Meinung nach ein zentrales Problem im Bereich Schule widerspiegelt und abbildet. Vor allem durch die vermehrte Migration von Flüchtlingen nach Deutschland ist die Mehrsprachigkeit vermehrt an deutschen Schulen anzutreffen. Viele Lehrer*innen sind denke ich kaum auf einen sprachsensiblen Unterricht, mit Einbezug der Mehrsprachigkeit vorbereitet und eingestellt. Dies führt schnell dazu, dass mehrsprachige Schüler*innen einen Nachteil haben.
Ein weiteres Thema, über welches ich gerne mehr erfahren würde, ist folgendes: „über Jüdisches Leben reden – kein Tabu? Zum Umgang mit Antisemitismus in Bildungsinstitutionen“
Diese Fragestellung interessiert mich, da ich selbst multikulturell aufgewaschen bin und mir aufgefallen ist, dass viele andere Kulturen und Religionen das Judentum/ Juden/ Jüdinnen ablehnen und verachten. Meiner Ansicht nach ist der Hass auf das Judentum ein langes schon existierendes Problem auf der Welt, dem in jedem Fall ein Riegel vorgeschoben werden muss. Inwieweit jedoch dieser Antisemitismus in Bildungsinstitutionen vorhanden ist und wie dem entgegenwirkt werden kann stellt meiner Ansicht nach ein sehr wichtiges Thema dar. Wie soll in Bildungsinstitutionen mit Antisemitismus umgegangen werden und wie sollte die Aufklärung stattfinden?. Solche fragen ,sowie viele weitere würden mich bezüglich dieser Thematik sehr interessieren. Des Weiteren würden mich bezüglich der genannten Themen, genaue Praktische Tipps, sowie Erfahrungsberichte interessieren wie mit solchen erziehungswissenschaftlichen Problemen umgegangen werden kann, um dies vielleicht später selbst besser machen zu können.
Eine eigene Frage, die im laufe dieses Seminars aufgetaucht ist lautet: Wie kann ich als Lehrer*innen die Mehrsprachigkeit meiner Schüler*innen konkret miteinbeziehen und einen registersensiblen Fachunterricht gestalten?
Diese Fragestellung erscheint mir so wichtig zu sein, da sie meiner Meinung nach eine zentrale Herausforderung im Deutschunterricht darstellt und ihre Beantwortung für mich somit von größter Wichtigkeit wäre, besonders für meinen späteren Beruf des Lehrers.