Mittwoch, Mai 16th, 2018...12:04

Interreligiöse Konflikte im Religionsunterricht (rv06)

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Die 6. Vorlesung am 15.05.2018 wurde von Dr. Eva-Maria Kenngott aus dem Fachbereich Religion geleitet und beschäftigte sich mit dem Thema „Interreligiöse Konflikte im Religionsunterricht“. Zentrale Aspekte bezüglich des begegnungspädagogischen Settings sind, dass die SuS die Möglichkeit erhalten, andere Kulturen und Religionen unvoreingenommen kennenzulernen und zu respektieren. Dabei sollen sie ihren Horizont erweitern, um die anderen Religionen und Kulturen verstehen und auch achten zu können. Die Schwierigkeit besteht jedoch darin, wie man die SuS an diese heranführt. In der Vorlesung betrachteten wir ein Beispiel, in dem ein/e Lehrer/in den SuS die Vielfalt der Kultur nahebringen wollte, indem sie ein typisches Frühstück ihres jeweiligen Herkunftslandes mitbringen sollten. Die Problematik dieser Vorgehensweise ist das mögliche Entstehen von „Gruppierungen“. Dabei wird jede/r Schüler/in zu einem Repräsentanten seines oder ihres Herkunftslandes. Es findet eine Generalisierung in Hinblick auf die Großgruppe statt und ein Zuschreibungsprozess, der sich „Othering“ nennt, sorgt dafür, dass die SuS in Stereotypen eingeteilt werden. Dementsprechend lässt sich festhalten, dass bei der interreligiösen Bildung ein Problembewusstsein für die Begegnungen inszeniert werden muss und alternative Strategien entwickelt werden sollten.

Der Religionsunterricht begleitete mich während meiner gesamten Schulzeit, d.h. von der ersten bis zur 12. Klasse (mit Ausnahme der Q1, also der 11. Klasse). Obwohl ich die Wahl zwischen Religion und Werte und Normen, und in der Oberstufe zwischen Religion und Philosophie hatte, hatte ich mich immer für das Fach Religion entschieden. Rückblickend kann ich sagen, dass der Unterricht von der 1. bis zur 9. Klasse sehr christlich geprägt war. Ab Klasse 10 fing es an, dass man den Blick ein wenig breiter fasste und auch Religionen wie den Buddhismus in den Unterricht einbezog. Ich kann mich daran erinnern, dass eine Lehrerin während einer Unterrichtseinheit versuchte mit uns zu meditieren. Im letzten Jahr der Oberstufe beschäftigten wir uns zuerst mit Exorzismus und im zweiten Halbjahr mit dem Hinduismus. Dazu muss ich sagen, dass mir in diesem Jahr der Religionsunterricht besonders gut gefallen hat und jede Stunde wirklich interessant war. Nachdem man sich immer wieder mit Traditionen des Christentums beschäftigt hatte, wirkten andere Religionen plötzlich immer außergewöhnlicher und dementsprechend auch lehrreicher. Alles in allem, gab es aber weder eine Situation in der ein/e Mitschüler/in zu einem Repräsentanten seines oder ihres Herkunftslandes wurde, noch jemanden, der uns im Unterricht besucht hatte. Von der 5. bis zur 10. Klasse war ich auf einem ländlichen niedersächsischen Gymnasium und in meiner Klasse gab es leider kaum Menschen aus anderen Herkunftsländern. Natürlich gab es innerhalb der Klasse kleine Freundesgruppen, aber diese beruhten nie auf ethnologischer Grundlage, sondern stets auf den verschiedenen Interessen und Charakterzügen der SuS.

In meinen zukünftigen Praktika möchte ich ein besonderes Augenmerk darauflegen, ob die Lehrer und Lehrerinnen ihren SuS wirklich mit religiöser Neutralität, also auch überkonfessionell, begegnen oder inwiefern es Auswirkungen auf den Unterricht hat, wenn diese nicht gewährleistet ist. Dem zur Folge, würde es mich auch interessieren, mit Hilfe welcher Methoden und Strategien die SuS an neue Themenbereiche oder auch andere Religionen und Kulturen herangeführt werden.



Ein Kommentar

  • Liebe Ayleen,
    dein Beitrag gefällt mir wirklich gut.
    Ich teile die gleichen Erfahrungen, die du im Religionsunterricht gemacht hast. Bei mir war es auch so, dass der Religionsunterricht bis zur Oberstufe sehr Christlich geprägt war. Erst in der Einführungsphase der Oberstufe wurde der Islam oder der Buddhismus besprochen. Das finde ich persönlich sehr schade, weil für mich der Religionsunterricht dafür da ist, die SuS über verschiedene religiöse Strömungen aufzuklären. Besonders welche Regeln, Werte und Vorstellungen diese Religionen ausmachen.
    Die SuS sollten meiner Meinung nach im Religionsunterricht lernen, Akzeptanz oder ein Verständnis gegenüber anderen Religionen zu entwickeln und mögliches „Halbwissen“ sowie Vorurteile zu hinterfragen. In der Oberstufe hatten wir dazu ein sehr schönes Projekt. Wir sollten uns in Gruppen zusammenfinden. Danach hat jede Gruppe eine Religion zugeteilt bekommen. Wir sollten uns mit unserem Thema gründlich auseinandersetzen und danach ein ansprechendes Plakat basteln. Auf diesem sollten die wichtigsten Merkmale und Unterschiede dargestellt werden. Die entstandenen Plakate haben wir danach in der Schule aufgehängt, sodass sich jeder zu diesem Thema informieren konnte. Mir hat diese Arbeit damals sehr viel Spaß gemacht, weil ich mit vielen Irrtümern aufräumen konnte.
    Deine Beobachtungsaufgabe finde ich auch sehr interessant. Ich finde es gerade wichtig, im Religionsunterricht als Lehrer neutral zu bleiben. In meinem Praktikum möchte ich auch, wenn ich die Gelegenheit dazu bekomme, den Religionsunterricht besuchen zu können, darauf achten.
    Liebe Grüße
    Katharina

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