Donnerstag, April 5th, 2018...19:19
Spannungsfeld Heterogenität und Homogenität in der Schule (rv01)
In der heutigen ersten Sitzung beschäftigten wir uns zum Einstieg mit dem Thema „Was ist Heterogenität?“ und dem damit verbundenen Spannungsfeld von Homogenität und Heterogenität in der Schule.
Nachdem Begriffe wie „Vielfalt“, „Diversität“, „Individualität“ und „Inhomogenität“ in Bezug auf Heterogenität gefallen waren, wurde klar, dass es an jeder Schule Menschen gibt, an denen keiner ist wie der andere. Jeder ist anders und einzigartig aufgrund seines Alters, seines Geschlechts, seiner Herkunft oder Erziehung und vieles mehr.
Letztendlich wurde deutlich, dass der Begriff „heterogen“ eine soziale Konstruktion ist, die von Maßstäben, welche von der Gesellschaft festgelegt wurden, beeinflusst wird. Damit es dem zur Folge nicht zu Diskriminierungen kommt, wurde im sog. AGG, dem Antidiskriminierungsgesetzbuch, festgelegt, dass Menschen nicht aufgrund ihrer ethnischen Herkunft, ihres Geschlechts, einer Behinderung, ihrer Religion oder Weltanschauung oder ihres Alters diskriminiert werden dürfen. Die Schulen in Bremen haben diesbezüglich den Auftrag erhalten, sich zu inklusiven Schulen zu entwickeln, in denen das Gemeinschaftsgefühl gestärkt und Ausgrenzungen einzelner Schülerinnen und Schüler (SuS) vermieden werden soll.
Da Heterogenität und Homogenität in den Schulen oftmals parallel ablaufen, ist es als Lehrkraft sicherlich sehr schwer zu differenzieren, wann es vorteilhaft ist „individuell“ oder „gemeinschaftlich“ zu handeln. Während meiner Schulzeit hatte ich nicht wirklich viele Berührungspunkte mit Ausgrenzungen jeglicher Art. Ich bin bis zur 10. Klasse auf einer ländlichen niedersächsischen Schule unterrichtet worden, an welcher es wenige soziale Brennpunkte gab. Ich kann mich jedoch daran zurückerinnern, dass es während meiner Grundschulzeit tatsächlich zwei Situationen gab, die mit Isolierung einhergingen. Zum einen hatten wir eine Türkin in der Klasse, die erhebliche Sprachdefizite hatte und zum anderen ein Mädchen, welches aus einer „sozialen Unterschicht“ kam und kaum von ihren Eltern unterstützt wurde. Beide bekamen separaten Förderungsunterricht, was dafür sorgte, dass beide Fortschritte machen konnten, aber natürlich auch zur Konsequenz hatte, dass sich der Rest der Klasse ein Stück weit von ihnen distanzierte. Aufgrund des Schulsystems und der Aufteilung in Sonder-, Haupt- und Realschule und Gymnasium, konnte diese Distanz nie behoben werden und unsere Wege trennten sich einfach mit dem Abschluss der 4. Klasse.
In den Klassen 5-7, stand das Stärken des „Wir-Gefühls“ und der Zusammenhalt als Klasse ganz klar im Vordergrund unserer Lehrerin. Es ging in erster Linie darum, dass keiner in der Klasse ausgeschlossen wurde und jeder sich in der Gruppe wohl fühlte. Dabei halfen oft kleine Spiele oder auch Gespräche, an denen jeder beteiligt war. In den höheren Klassen hatten sich bei uns mit der Zeit erhebliche Unterschiede im Mathematik Unterricht herauskristallisiert, d.h. nicht alle waren auf dem gleichen Leistungsstand. Aus diesem Grund wurde ein sog. „Förder- bzw. Forder‘-Unterricht“ eine Stunde pro Woche eingeführt, welcher durch eine zweite Lehrkraft unterstützt wurde. Dadurch bekamen diejenigen, die den Lehrstoff bereits verstanden hatten, eine Chance sich weiterzubilden und diejenigen, die noch Wissenslücken hatten, ihre nötigen Hilfestellungen.
Diese Chancengleichheit, die im Unterricht geschaffen wurde, sollte in Zukunft kein Einzelfall mehr bleiben. Das meritokratische Prinzip, welches dieses ermöglicht, sollte auf alle Fächer in der Schule übertragen werden! Für meine zukünftigen Praktika würde ich mir wünschen, mehr darüber zu erfahren, wie man das „Wir-Gefühl“ auch in den höheren Klassen, nach dem Eintreten der Pubertät, zwischen Jungen und Mädchen wiederherstellen bzw. beibehalten kann und ob es auch noch andere Möglichkeiten gibt, Leistungsunterschiede zu beheben. Möglicherweise lassen sich bestimmte Methoden zur Stärkung der Gemeinschaft und zur Leistungsförderung/Leistungsforderung verknüpfen? Außerdem würde es mich sehr interessieren, wie man Ausgrenzungen von einzelnen Menschen aufgrund ihrer ethnischen Herkunft oder ihrer Religion handhaben sollte, da ich in meiner Schulzeit nie mit dieser Art von Ausgrenzung und Isolierung konfrontiert wurde.
Ein Kommentar
April 9th, 2018 at 20:30
Liebe Ayleen,
erstmal fand ich deinen Beitrag sehr gelungen, vorallem wie du den Begriff „Heterogenität“ herausgearbeitet hast. Desweiteren hast du schön Bezug auf deine eigenen schulischen Erfahrungen genommen, somit kann man sich ein gutes Bild von der Situation in deiner Region machen.
Für mich war es überraschend zu lesen, dass deine Lehrerin sich sogar intensiv mit euch Schülern beschäftigt hat, was meiner Meinung nach heutzutage viel zu kurz kommt! Aus meiner eigenen schulischen Erfahrung kann ich sagen, dass sich wenig bemüht wurde, die Klasse auf einem Level zu halten – weder vom Wissensstand noch vom Zusammenhalt.
Das bedauere ich sehr, da ich sonst wahrscheinlich eine schönere Zeit (5. – 7. Klasse bilinguales Gymnasium) gehabt hätte. Als ich dann umgezogen bin, auch in ein niedersächsisches Dorf, hat sich alles geändert. Die LehrerInnen der Real- und Hauptschule haben sich viel mehr mit uns beschäftigt und so gab es keinen einzigen Fall von Diskriminierung oder Ausgrenzung. Im Unterricht wurden wir immer wieder „geschult“ wie man mit Mobbing umgeht – egal ob es einem selber wiederfährt oder einem den man kennt. Es wurde nie der Begriff „Heterogenität“ erwähnt, aber ich denke nur, weil er damals noch nicht so präsent war.
Mich würde auch sehr interessieren wie man es schafft das „Wir-Gefühlt“ bei jungen Menschen, die mitten in der Pubertät stecken, beizubehalten und denke das lernt man am Besten an der Quelle selbst!
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