Der Unterricht als Klassengespräch (allgemein eher als “Frontalunterricht” bekannt) ist ein Modell, dass den meisten Menschen als die Norm der Unterrichtsführung und der Wissensvermittlung bekannt sein dürfte. Die Schüler*innen sitzen in Reihen mit dem Blick in Richtung Tafel und Lehrkraft und sollen alle auf dieselbe Art und Weise den benötigten Stoff vermittelt bekommen. Eine Unterrichtsart, das ich aus meiner persönlichen Erfahrung eher als schwierig bezeichnen würde, da Schüler*innen auf sehr unterschiedliche Wege lernen. Dieser Homogenisierung des Lernprozesses steht der individualisierte Unterricht. Schüler*innen sitzen beispielsweise in Gruppen zusammen, haben mehrer Ansprechpartner*innen. Als Beispiel für diese Art des Unterrichts nannte Prof. Dr. Idel die Bremer Gesamtschule Mitte. In Lernbüros, in denen die Schüler*innen sich selbst aussuchen dürfen, ob sie in dieser Stunde Mathe, Deutsch, oder Englisch lernen möchten, bearbeiten sie dann die für das Schuljahr vorgesehenen Lernbausteine in Eigenarbeit und können so in ihrem eigenen Tempo vorankommen. Kontrolliert wird der Fortschritt durch die alle zwei Monate stattfindenden Gespräche der Schüle*innen mit ihren Lehrer*innen. Zugleich beinhaltet dieses System aber auch einige Tücken. So kann es zum Beispiel vorkommen, dass Schüler*innen jeden Baustein ihres Lernplans beginnen, aber keinen beenden. Zudem steigen die Anforderungen an die Lehrkräfte, da sie unterschiedliche “Lernstadien” zur selben Zeit beobachten und fördern/fordern müssen. Daher ist der wohl wichtigste Punkt, der bei der Einführung des individuellen Unterrichts beachtet werden muss, die Zeit. Im Gegensatz zum “konventionellen” Unterrichten benötigt nämlich nicht nur die Unterrichtsvor- und -nachbereitung, sondern insbesondere auch die Durchführung vor allem dies. Zeit. Daher bin ich sehr daran interessiert wie genau diese Art des Unterrichts, die mir persönlich bisher fremd ist, organisiert wird, wie Unterrichte geplant und durchgeführt werden und in welchem Umfang die Lehrkräfte tatsächlich individuell auf die Schüler*innen eingehen können.
Homogenisiertes Lernen?
22. Juni 2018