Heterogenität im Unterricht

In einer Konferenz in Ihrem Fachbereich in Ihrem Fach an Ihrer Schule diskutiert das Kollegium über Maßnahmen zum Umgang mit Heterogenität. Sie erinnern sich kurz an diese Vorlesung: nennen Sie zwei empirisch überprüfte Fakten zum Umgang mit Heterogenität, die der Diskussion dienen könnten!

In der Diskussion zum Umgang mit Heterogenität sollten wir zwei Punkte definitiv beachten:

Erstens, sollten wir vermeiden in Gruppenarbeiten leistungshomogene Gruppen, sowie Schülergruppen mit ähnlichen Präkonzepten zusammenzustellen. Leistungshomogenität unterstützt zwar zu einem geringen Teil die Leistung der ohnehin stärkeren Schüler*innen, allerdings, und das sollte ausschlaggebend sein, fördern heterogene Arbeitsgruppen die Leistungsschwächeren immens. Selbstverständlich ist die Differenzierung der Leistungen im Religionsunterricht nicht so stark ausgeprägt, wie in den Naturwissenschaften, allerdings ist es hier besonders wichtig die unterschiedlichen sozialen und kulturellen Herkünfte der Schüler*innen zu berücksichtigen, da das Diskutieren und Klären der bereits vorhandenen Begriffsdefinitionen sehr wichtig für das Verstehen der Unterrichtsinhalte ist.

Zweitens, müssen wir insgesamt darauf achten, dass wir den Unterricht an die verschiedenen Interessen und Motivationen der Schüler*innen anpassen und uns mehr an ihrem Alltag orientieren. Das bedeutet auch, dass wir beispielsweise digitale Medien verstärkt nutzen sollten. Die Schüler sind zwar, statistisch gesehen, eher an der Technik interessiert, dennoch sollten wir darauf achten, dass wir ihnen bei höherer Nutzung der Medien versuchen zu vermeiden ihnen deshalb noch deutlich mehr Aufmerksamkeit zu schenken.  Die Schülerinnen bekommen auch so nur rund ⅓ unserer Aufmerksamkeit, auch wenn sich das in den Noten so nicht widerspiegelt.

Erläutern Sie, welches Unterrichtsmuster Sie in Ihrer bisherigen Erfahrung selbst als das wirkungsvollste erlebt haben! Diskutieren Sie Ihre Beobachtung vor dem Hintergrund der Vorlesung!

Während meiner eigenen Schulzeit habe ich insbesondere äußere Differenzierung in Form von der Einteilung in Grund- und Leistungskurse erlebt. Und es war, rückblickend, tatsächlich so, wie es von Dr. Kulgemeyer geschildert wurde: In meinem Deutsch-Leistungskurs haben wir uns zeitweise gegenseitig sehr stark unterstützt und gegenseitig zu neuen Höchstleistungen motiviert, während in meinem, ohnehin relativ schwachen, Mathe-Grundkurs das Lernengagement und auch der Spaß am Fach deutlich geringer war. Während wir in Deutsch zum Teil viel schneller mit dem Lernstoff durchkamen als geplant, hingen wir in Mathe regelmäßig hinterher, was keineswegs an unserem Lehrer lag, der den Stoff, meiner Meinung nach, verständlich und ggf. auch auf unterschiedliche Weisen vermittelte. Wir haben uns also insbesondere in der lernschwachen Gruppe gegenseitig abgelenkt und sind dadurch in den Noten abgerutscht. Ein Notenumbruch, der für viele mit zuvor konstant durchschnittlichen Leistungen unerwartet kam.

Entwickeln Sie eine kurze Aufgabe mit drei gestuften Lernhilfen, die Sie in Ihrem Fach morgen im Unterricht einsetzen könnten! Erläutern Sie die gestuften Lernhilfen und beschreiben Sie, wie sie im Unterricht erkennen können, ob diese erfolgreich gewählt sind.

Die Einstiegsaufgabe der morgigen Stunde meiner 5. Klasse, bei der es um die Unterschiede von katholischem und evangelischem Glauben geht, sieht wie folgt aus:

  1. Kurze Partnerarbeit: Die Schüler*innen unterhalten sich mit den Sitznachbar*innen über ihr bisheriges Wissen über die beiden Glaubensrichtungen. Welche Unterschiede oder Gemeinsamkeiten kennen sie? Danach Sammlung der Ideen an der Tafel.
    Hierbei können die Schüler bestehendes Wissen zusammentragen und ihre Ideen gegenseitig ergänzen. Eventuelle Fragen zu Begriffen werden geklärt – idealerweise durch die Schüler*innen selbst.
  2. Wir beschäftigen uns mit den Gotteshäusern. Dafür finden die Schüler*innen auf je einem Blatt den Grundriss einer evangelischen und einer katholischen Kirche. In kleineren Gruppen von 3 Schüler*innen müssen sie Gegenstände den jeweiligen Kirchen zuordnen. Diese finden sie auf einem anderen Blatt, ggf. mit kleineren Erklärungen neben den Gegenständen. Bei Unklarheiten versuchen sie diese zunächst in ihren Gruppen zu lösen. Wenn die Erklärungen zu den Texten unverständlich sein sollten, sollen sie damit beginnen die Erklärung umzuformulieren. Falls auch diese nicht weiterhelfen können, bitten die Schüler*innen bei mir um Tipps, bspw. weitere Erklärungen wofür die Gegenstände gebraucht werden. Am Ende werden die zugeordneten Objekte verglichen und in die Kirchen geklebt, eventuell bestehende Unklarheitgen geklärt.

Eine Kollegin sagt: „Gesamtschulen sind ja immer mal wieder der letzte Trend, ob wir sie nun Oberschulen nennen oder Sekundarschulen, die Idee ist doch dieselbe. Alle werden gemeinsam unterrichtet, was für eine Ideologie. Dabei zeigt doch die empirische Forschung klar, dass das Gymnasium nur von den besten SuS besucht werden sollte. Die schlechten fühlen sich hier doch viel zu schnell überfordert und das frustriert sie so sehr, dass sie vollkommen abschalten.“ Was antworten Sie der Kollegin?

Ich kann deinen Gedanken durchaus nachvollziehen und Monoedukation kann über kurze Zeit tatsächlich positive Auswirkungen auf leistungsstarke Schüler*innen haben, da hast du recht. Wie gesagt aber nur über einen kurzen Zeitraum. Dagegen profitieren die leistungsschwachen Schüler*innen langfristig sehr von heterogenen Lerngruppen. Wichtig ist vor allem, dass wir die Schüler*innen mit unseren Aufgaben da abholen, wo ihre Interessen liegen, durch das Einbinden von Alltagssituationen zum Beispiel. Außerdem müssen wir sie zum Mitdenken anregen. Dafür ist es unter anderem wichtig ihnen bspw. Texte zur Verfügung zu stellen, die sie verstehen. Texte, die sie weder unter-, noch überfordern. Und wir müssen ihnen die Möglichkeit bieten auf ihre Weise zum Ergebnis zu kommen und nicht nur auf die von uns für richtig erachtete. Das ist bei uns in Religion und auch in Englisch wahrscheinlich einfacher, als zum Beispiel in Physik oder Biologie.

Homogenität und Heterogenität

Ist eine Klassengruppe je homogen? Eine Frage, die wohl kaum final beantwortet werden kann. In einigen Fragen wird sie es sein. – Die Schüler*innen befinden sich beispielsweise in derselben Jahrgangsstufe. Doch größer als die übereinstimmenden Faktoren dürften die Unterschiede sein. Ganz gleich, ob religiöse oder soziale Hintergründe, ihre Kultur, ihre körperlichen, oder geistigen Fähigkeiten. Sie unterscheiden sich in Vielem. Und all das trifft im Klassenraum aufeinander und soll die Schüler*innen, trotz unterschiedlichster Voraussetzungen, zum selben Ziel führen: dem Schulabschluss.
Hierbei stehen Schüler*innen und Lehrkräfte vor unterschiedlichen Herausforderungen. Auf den Unterricht selbst bezogen, gilt es zu Beginn eine gemeinsame Basis zu schaffen. Auf dieser Grundlage kann dann der weitere Lernprozess stattfinden. Doch auch hier stellt sich eine entscheidende Frage: Ist die Klasse aufgrund des nun gleichen Vorwissens nun eine homogene Lerngruppe? Oder ist sie nicht heterogen, mit diversen Lerntypen, von denen jeder individuell lernt und das Erarbeitete auf ganz unterschiedliche Weise auffasst und umsetzt? Während ich selbst zum Beispiel Dinge schneller verstehe, wenn ich sie praktisch umsetzen kann, fiel es meiner besten Freundin schon immer leicht selbiges durch einmaliges Lesen nachzuvollziehen.

Allerdings stehen Lehrer*innen und Schüler*innen auch im Miteinander immer wieder vor mehr oder weniger großen Hürden. Während meiner Zeit in der Sek. I bekam ich leider immer wieder mit, wie eine Gruppe von Schülern eine Mitschülerin mobbte, da sie mit Undercut und bunt gefärbten Haaren nicht dem Stereotyp entsprach. Da wir selbst keinen Einfluss auf die Gruppe hatten, baten wir unseren Lehrer um Hilfe. Dieser versuchte ebenfalls die Jungen zur Räson zu bringen, schien aber ebenfalls mit der Situation, die Schülerin wieder in die Klasse zu integrieren, überfordert zu sein.Deshalb ist es für mich wichtig in zukünftigen Praktika darauf zu achten, wie es möglich ist gleichmäßig auf alle Schüler*innen und ihre unterschiedlichen Bedürfnisse einzugehen, um sie auf das gemeinsame Ziel vorzubereiten und zu verstehen, wie man, trotz der vielen verschieden Charaktere, eine Klassengemeinschaft schaffen kann, die sich gegenseitig unterstützt.

Alles in allem, denke ich, dass homogene Klassengruppen durchaus als sehr positiv zu sehen sind, sofern die Schüler*innen zusammenarbeiten, so dass sie gemeinsam die geforderten Ziele erreichen. Dennoch sollte darauf geachtet werden, dass auch die Lehrkräfte nicht mit der Aufgabe, eine integrierte Gruppe zu bilden, nicht überfordert sind. Selbstverständlich gibt es dafür keine klaren Vorgaben, aber doch die eine oder andere mögliche Hilfestellung.

Hallo!

Herzlich Willkommen auf meinem Uniblog.

Während der nächsten Wochen wird es hier verschiedene Beiträge zu meiner Ringvorlesung zum Thema „Umgang mit Heterogenität in der Schule“ für Gymnasien und Oberschulen geben.

Viel Spaß!