Ein Rückblick

Ein weiteres Semester ist vorbei und dies wird der letzte Beitrag zur Ringvorlesung sein.

Durch die Ringvorlesung habe ich Neues gelernt und Dinge, die ich bisher noch nicht bewusst wahrgenommen habe, von anderen Perspektiven betrachten können.

Präkonzepte sind ein Beispiel für eines der bisher unbewusst wahrgenommenen Dinge im (Schul-) Umfeld. Die Heterogenität von Gruppen war mir durchaus bewusst und auch die tatsache, dass Schüler*innen auf verschiedenste Arten lernen kannte ich aus meinen eigenen Erfahrungen, aber dass sie, aufgrund unterschiedlicher sozialer Herkunft Probleme beim Verstehen einiger Aufgaben haben könnten, war mir nicht klar. Ein Grund hierfür ist die von Andreas Klee genannte Raumtheorie nach Lotmann von 1970, nach der der Ausgangspunkt des Verstehens die Sozialisierung der jeweiligen Person sei, wodurch unterschiedliche Begriffsdefinitionen entstehen. Deshalb ist es wichtig bei Gesprächen mit Schüler*innen zunächst eine gemeinsame Definition zu finden. Etwas, dass ich bereits zuvor wusste, mir aber sehr wichtig ist, ist die Aufgabe der Schule zum “demokratischen Denken” zu erziehen. Etwas, das von Herrn Klee bereits zu Anfang seiner Vorlesung genannt wurde. Ein weiterer, für mich sehr interessanter Punkt, war die von Herrn Dr. Kulgemeyer angeführte Beobachtung des unterschiedlichen Belohungsverhaltens von Lehrkräften gegenüber Mädchen und Jungen, nach der Mädchen eher für sozial-angepasstes Verhalten und Jungen eher für ihre fachliche Leistung gelobt werden. Die Vorlesung zu Deutsch als Zweitsprache gab mir ebenfalls einige neue Denkanstöße. Bisher hatte ich mir nie wirklich Gedanken darüber gemacht, ob es einen Unterschied zwischen Schüler*innen mit Migrationshintergrund und Schüler*innen mit Deutsch als Zweitsprache geben könnte. Über Seiteneinsteiger hatte ich bis zum Zeitpunkt der Vorlesung noch nicht gehört. Das Thema hat mich allerdings auch im Nachhinein noch beschäftigt. Das Bremer Konzept der Vorkurse fand ich ebenfalls sehr spannend, da ich damit bisher nur wenige Kontaktpunkte hatte.

Ich selbst studiere Englisch und Religion. Die Vorlesung von Frau Dr. Kenngott enthielt für mich nur wenige neue Aspekte. Etwas, das mir jedoch als sehr wichtig auffiel war ihre eigene Reflektion im Nachhinein. Sie selbst war der Meinung, dass sie den Vortrag andersrum hätte gestalten sollen und mit der Diskussion hätte einsteigen sollen. Dies ist eine Fähigkeit, die ich mir selbst für meine spätere Lehrtätigkeit aneignen möchte.

Im Rahmen meines Praktikums könnte ich mir vorstellen, dass ich den Umgang der Lehrkräfte mit den verschiedenen Präkonzepten der Schüler*innen beobachte. Ob sie gemeinsame Definitionen suchen (und finden), ob sie den Unterricht individueller gestalten, oder sich doch auf das gleiche Ziel konzentrieren und versuchen die Schüler*innen durch ein einheitliches Unterrichtskonzept zu unterrichten.

Homogenisiertes Lernen?

Der Unterricht als Klassengespräch (allgemein eher als “Frontalunterricht” bekannt) ist ein Modell, dass den meisten Menschen als die Norm der Unterrichtsführung und der Wissensvermittlung bekannt sein dürfte. Die Schüler*innen sitzen in Reihen mit dem Blick in Richtung Tafel und Lehrkraft und sollen alle auf dieselbe Art und Weise den benötigten Stoff vermittelt bekommen. Eine Unterrichtsart, das ich aus meiner persönlichen Erfahrung eher als schwierig bezeichnen würde, da Schüler*innen auf sehr unterschiedliche Wege lernen. Dieser Homogenisierung des Lernprozesses steht der individualisierte Unterricht. Schüler*innen sitzen beispielsweise in Gruppen zusammen, haben mehrer Ansprechpartner*innen. Als Beispiel für diese Art des Unterrichts nannte Prof. Dr. Idel die Bremer Gesamtschule Mitte. In Lernbüros, in denen die Schüler*innen sich selbst aussuchen dürfen, ob sie in dieser Stunde Mathe, Deutsch, oder Englisch lernen möchten, bearbeiten sie dann die für das Schuljahr vorgesehenen Lernbausteine in Eigenarbeit und können so in ihrem eigenen Tempo vorankommen. Kontrolliert wird der Fortschritt durch die alle zwei Monate stattfindenden Gespräche der Schüle*innen mit ihren Lehrer*innen. Zugleich beinhaltet dieses System aber auch einige Tücken. So kann es zum Beispiel vorkommen, dass Schüler*innen jeden Baustein ihres Lernplans beginnen, aber keinen beenden. Zudem steigen die Anforderungen an die Lehrkräfte, da sie unterschiedliche “Lernstadien” zur selben Zeit beobachten und fördern/fordern müssen. Daher ist der wohl wichtigste Punkt, der bei der Einführung des individuellen Unterrichts beachtet werden muss, die Zeit. Im Gegensatz zum “konventionellen” Unterrichten benötigt nämlich nicht nur die Unterrichtsvor- und -nachbereitung, sondern insbesondere auch die Durchführung vor allem dies. Zeit. Daher bin ich sehr daran interessiert wie genau diese Art des Unterrichts, die mir persönlich bisher fremd ist, organisiert wird, wie Unterrichte geplant und durchgeführt werden und in welchem Umfang die Lehrkräfte tatsächlich individuell auf die Schüler*innen eingehen können.

Inklusion für alle?

Bennen Sie bitte die für Sie zentralen theoretischen Aspekte aus der Vorlesung zum Themenfeld sonderpädagogischer Förderbedarf bzw. Behinderung sowie Inklusion und diskutieren diese kritisch vor dem Hintergrund der angeführten Diskussionslinien.

Inklusion. Damit ist doch die Integration von körperlich oder geistig beeinträchtigten Schüler*innen gemeint, oder nicht? Tatsächlich steckt hinter diesem Begriff noch deutlich mehr. Im Rahmen der Inklusion sollen Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf in den Regelunterricht eingeführt werden. Doch was bedeutet das? Bei der Diagnose sonderpädagogischen Förderbedarfs wird zunächst nicht die Eigenschaft einer Person, sprich des/der Schüler*in festgestellt, sondern es handelt sich um eine administrative Vereinbarung. Die die Förderberechtigung und ggf. eine Entrechtung (z.B.: den Ausschluss von bestimmten Bildungsformen, oder –Abschlüssen) regelt, bzw. nach sich zieht. Dabei muss zwischen zwei verschiedenen Definitionen von Behinderungen unterschieden werden. Auf der einen Seite das Medizinische, auf der anderen Seite das Soziale Modell von Behinderung. Während beim Medizinischen Modell personenspezifische Merkmale zu einer Beeinträchtigung und dadurch zu Behinderung, Benachteiligung oder auch sozialem Ausschluss führen, liegt der Ausgangspunkt des Sozialen Modells in Barrieren in der Umwelt einer Person, die dann zu personenspezifischen Merkmalen und dadurch zu Partizipationsbeeinträchtigungen, sozialer Benachteiligung oder sozialem Ausschluss führen. Als Beispiel für das Medizinische Modell können Schüler*innen mit Hör- oder Sehschwächen genannt werden, Schüler*innen mit Lernschwächen als Beispiel für das Soziale Modell. Denn auch eine Schwäche im Bereich Lernen ist eine Einschränkung, eine Behinderung, die sonderpädagogischen Förderbedarf erfordert. Von dieser Art der Behinderung sind, so Dr. Eileen Schwarzenberg in der vergangenen Vorlesung, der Großteil der Schüler*innen im Land Bremen betroffen.
Es lässt sich also zusammenfassend sagen, dass von der Inklusion eine sehr heterogene Gruppe von Schüler*innen betroffen ist, die sich bei weitem nicht nur auf körperlich oder geistig beeinträchtigte Kinder/Jugendliche beschränkt.

Gleichen Sie bitte die theoretischen Erkenntnisse aus der Vorlesung mit Ihren praktischen Erfahrungen an Schulen/im Alltag ab:

  • Welches Modell von Behinderung ist Ihnen bisher begegnet?
  • Inwieweit entsprechen die Rahmenbedingungen an Bremer Schulen den Bedarfen der Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf?
  • Welche Auffassungen von Inklusion (Diskussionslinien) haben Sie an den Schulen/im Praktikum kennengelernt?
  •  Welche Auffassung vertreten Sie selbst?

Ich selbst habe in Niedersachsen mein Abitur gemacht, habe also bisher mit dem Bremer Schulsystem nur wenige Erfahrungen machen dürfen, weshalb ich mich im Folgenden zu meinen praktischen Erfahrungen mit den Bremer Rahmenbedingungen nicht äußern kann. Bis zur Vorlesung von Dr. Schwarzenberg war mir persönlich nicht klar, dass es verschiedene Modelle von Behinderung gibt. Mir selbst ist bis zu diesem Zeitpunkt nur das medizinische Modell bekannt gewesen.

In Bezug auf die verschiedenen Auffassungen von Inklusion bin ich selbst, durch meine Erfahrungen im privaten und schulischen Bereich der Meinung, dass eine Inklusion unter Berücksichtigung der Förderbedarfe am sinnvollsten ist, da die Schüler*innen, selbst bei gleicher Bezeichnung einer Behinderung, unterschiedliche Anforderungen haben. Diese Auffassung vertraten auch verschiedene Lehrkräfte während meiner Schulzeit, allerdings handelte es sich hierbei um einen kleineren Teil des Lehrerkollegiums, der zum überwiegenden Teil aus jüngeren Lehrer*innen bestand. Weitaus größerer Zustimmung konnte sich jedoch die Doppelstruktur erfreuen. Als Grund hierfür vermute ich die Unsicherheit wie mit Schüler*innen mit Förderbedarf umgegangen werden soll, vor allem bei älteren Lehrkräften, die auf diese Aufgaben zumeist nur durch kurze schulinterne Lehrerfortbildungen vorbereitet wurden, wenn es solche überhaupt gab.

Formulieren Sie eine Beobachtungaufgabe für zukünftige Praktika zur Frage der schulischen Inklusion von Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf.

Für mich persönlich ist es sehr interessant zu sehen ob, und wenn ja inwieweit, die Lehrer*innen Schüler*innen mit sozialpädagogischem Förderbedarf anders behandeln. Hierbei würde ich gerne auch erfahren, ob es bspw. grundsätzliche Unterschiede in der Notengebung, etc. gibt.

Seiteneinsteiger im Regelunterricht

Welche Besonderheiten weist der Erwerbskontext Seiteneinstieg auf und inwieweit orientiert sich die Bremer Konzeption der schulischen und sprachlichen Integration neu zugewanderter Schülerinnen und Schüler daran?

Als Seiteneinsteiger*innen (SE) werden zugewanderte Schüler*innen bezeichnet, die ohne oder mit nur geringen Deutschkenntnissen in das deutsche Schulsystem einsteigen.
Da nach §§ 52ff. BremSchulG in der Regel alle Kinder, die ihr sechstes Lebensjahr vollendet haben und im Land Bremen wohnhaft sind, mindestens 12 Jahre, allerdings maximal bis zum vollendeten 18. Lebensjahr schulpflichtig sind, müssen auch SE zur Schule gehen. Um sie darauf vorzubereiten gibt es im Land Bremen Vorkurse. Ziel der Vorkurse ist es die Schüler*innen möglichst schnell in die Regelklassen einzugliedern. Um das zu ermöglichen, gibt es in Bremen ein dreistufiges Vorkurs-System, das unter anderem in Klassenstufen eingeteilt ist. Da einige der SE, die bereits in höhere Jahrgänge eingegliedert werden sollen, zum Teil auch in ihrer Muttersprache nicht alphabetisiert wurden und weder lesen, noch schreiben können, gibt es spezielle Alphabetisierungskurse für die Sek I.. Für zugewanderte Schüler*innen der 9./10. Klasse gibt es spezielle Abschlussorientierte Vorkurse. Für SE, die von den beiden zuvor genannten Fällen nicht betroffen sind, gibt es Vorkurse, die in die Primarstufe, Sek I., Sek II. und Berufsbildenden Schulen aufgeteilt sind. Schon während sie die Vorkurse besuchen werden die SE in weniger sprachbasierten Fächern, wie Sport und Kunst, in den Regelunterricht integriert.

Diskutieren Sie Ihre Praxiserfahrungen mit der Sprachförderung von Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern vor bzw. nach dem vollständigen Übergang in den Regelunterricht. Gehen Sie dabei insbesondere auf binnendifferenzierende Maßnahmen ein.

Während ich eine Berufsschule im Bereich Logistik besuchte, hatten wir, in unregelmäßigen Abständen Schüler*innen in unserer Berufsschulklasse, die zuvor aus Syrien nach Deutschland geflohen waren. Parallel zu ihren Sprachkursen, die ebenfalls im Gebäude der Berufsschule stattfanden, nahmen sie am Unterricht für Rechnungswesen und auch am Englischunterricht teil. Sie hatten vor ihrer Teilnahme an unserem Unterricht knapp drei Monate Deutschunterricht und konnten sich für diese kurze Zeit bereits sehr gut auf Deutsch verständigen. Da die Logistikbranche selbst, in der wir ausgebildet wurden und arbeiteten, sehr international ausgerichtet ist, konnten wir alle, zumindest ein wenig, Englisch sprechen, so dass auch Unklarheiten im Zweifel auf Englisch geklärt werden und wir uns auch in den Pausen unterhalten gut konnten. Die SE in meiner Berufsschulklasse wurden von den Lehrkräften kaum anders behandelt als andere Schüler*innen. Da meine Klasse zum Teil sehr unterschiedliche Lernniveaus hatte, gab es allerdings auch wenig Anlass sie speziell zu fördern, da wir uns die Unterrichtsinhalte stets in heterogenen Lerngruppen erklärten und uns so gegenseitig unterstützten.

Suchen Sie eine Unterrichtsaufgabe (das Fach können Sie frei auswählen), die als Ersatz- bzw. Erweiterungsaufgabe besonders für neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler im Regelunterricht entwickelt wurde. Vergleichen Sie diese Aufgabe mit der „regulären“, also der, die für andere Schülerinnen und Schüler eingesetzt wird. Welche Unterschiede finden Sie? Was halten Sie für hilfreich, was für problematisch?

Ich persönlich finde es etwas schwierig eine fertige Aufgabe für eine*n fiktiven SE zu finden und zu übernehmen. Schließlich muss die jeweilige Aufgabe auf die bereits bestehenden Kenntnisse des/der Schüler*in angepasst werden. Hierbei sollte nicht nur auf die sprachlichen, sondern auch auf die fachlichen Fähigkeiten eingegangen werden. Eines meiner zukünftigen Fächer ist Englisch. Hier kann es zu verschiedenen Sprachproblemen kommen. Meiner persönlichen Erfahrung nach wird, insbesondere in den unteren Jahrgängen, die Aufgabenstellung bei Unklarheiten auf Deutsch erläutert. Vorausgesetzt der/die SE versteht bereits Englisch, würden ihm/ihr in diesem Falle eventuell wichtige Informationen fehlen. Um dem vorzubeugen, würde ich ihm die Aufgabe nochmals in einer anderen Weise auf Englisch erklären und verstärkt darauf achten Unterrichtsgespräche, die meiner Meinung nach ohnehin hauptsächlich auf Englisch gehalten werden sollte, noch mehr auf Englisch umzustellen. Sollte der/die Schüler*in allerdings kein Englisch sprechen, so würde ich versuchen einfache Texte mit einer deutschen Übersetzung zu erstellen und schnelle Schüler bitten ihn/sie zu unterstützen, so dass der/die SE sich trotzdem mit dem Unterrichtsthema auseinandersetzen kann.

Heterogenität im Unterricht

In einer Konferenz in Ihrem Fachbereich in Ihrem Fach an Ihrer Schule diskutiert das Kollegium über Maßnahmen zum Umgang mit Heterogenität. Sie erinnern sich kurz an diese Vorlesung: nennen Sie zwei empirisch überprüfte Fakten zum Umgang mit Heterogenität, die der Diskussion dienen könnten!

In der Diskussion zum Umgang mit Heterogenität sollten wir zwei Punkte definitiv beachten:

Erstens, sollten wir vermeiden in Gruppenarbeiten leistungshomogene Gruppen, sowie Schülergruppen mit ähnlichen Präkonzepten zusammenzustellen. Leistungshomogenität unterstützt zwar zu einem geringen Teil die Leistung der ohnehin stärkeren Schüler*innen, allerdings, und das sollte ausschlaggebend sein, fördern heterogene Arbeitsgruppen die Leistungsschwächeren immens. Selbstverständlich ist die Differenzierung der Leistungen im Religionsunterricht nicht so stark ausgeprägt, wie in den Naturwissenschaften, allerdings ist es hier besonders wichtig die unterschiedlichen sozialen und kulturellen Herkünfte der Schüler*innen zu berücksichtigen, da das Diskutieren und Klären der bereits vorhandenen Begriffsdefinitionen sehr wichtig für das Verstehen der Unterrichtsinhalte ist.

Zweitens, müssen wir insgesamt darauf achten, dass wir den Unterricht an die verschiedenen Interessen und Motivationen der Schüler*innen anpassen und uns mehr an ihrem Alltag orientieren. Das bedeutet auch, dass wir beispielsweise digitale Medien verstärkt nutzen sollten. Die Schüler sind zwar, statistisch gesehen, eher an der Technik interessiert, dennoch sollten wir darauf achten, dass wir ihnen bei höherer Nutzung der Medien versuchen zu vermeiden ihnen deshalb noch deutlich mehr Aufmerksamkeit zu schenken.  Die Schülerinnen bekommen auch so nur rund ⅓ unserer Aufmerksamkeit, auch wenn sich das in den Noten so nicht widerspiegelt.

Erläutern Sie, welches Unterrichtsmuster Sie in Ihrer bisherigen Erfahrung selbst als das wirkungsvollste erlebt haben! Diskutieren Sie Ihre Beobachtung vor dem Hintergrund der Vorlesung!

Während meiner eigenen Schulzeit habe ich insbesondere äußere Differenzierung in Form von der Einteilung in Grund- und Leistungskurse erlebt. Und es war, rückblickend, tatsächlich so, wie es von Dr. Kulgemeyer geschildert wurde: In meinem Deutsch-Leistungskurs haben wir uns zeitweise gegenseitig sehr stark unterstützt und gegenseitig zu neuen Höchstleistungen motiviert, während in meinem, ohnehin relativ schwachen, Mathe-Grundkurs das Lernengagement und auch der Spaß am Fach deutlich geringer war. Während wir in Deutsch zum Teil viel schneller mit dem Lernstoff durchkamen als geplant, hingen wir in Mathe regelmäßig hinterher, was keineswegs an unserem Lehrer lag, der den Stoff, meiner Meinung nach, verständlich und ggf. auch auf unterschiedliche Weisen vermittelte. Wir haben uns also insbesondere in der lernschwachen Gruppe gegenseitig abgelenkt und sind dadurch in den Noten abgerutscht. Ein Notenumbruch, der für viele mit zuvor konstant durchschnittlichen Leistungen unerwartet kam.

Entwickeln Sie eine kurze Aufgabe mit drei gestuften Lernhilfen, die Sie in Ihrem Fach morgen im Unterricht einsetzen könnten! Erläutern Sie die gestuften Lernhilfen und beschreiben Sie, wie sie im Unterricht erkennen können, ob diese erfolgreich gewählt sind.

Die Einstiegsaufgabe der morgigen Stunde meiner 5. Klasse, bei der es um die Unterschiede von katholischem und evangelischem Glauben geht, sieht wie folgt aus:

  1. Kurze Partnerarbeit: Die Schüler*innen unterhalten sich mit den Sitznachbar*innen über ihr bisheriges Wissen über die beiden Glaubensrichtungen. Welche Unterschiede oder Gemeinsamkeiten kennen sie? Danach Sammlung der Ideen an der Tafel.
    Hierbei können die Schüler bestehendes Wissen zusammentragen und ihre Ideen gegenseitig ergänzen. Eventuelle Fragen zu Begriffen werden geklärt – idealerweise durch die Schüler*innen selbst.
  2. Wir beschäftigen uns mit den Gotteshäusern. Dafür finden die Schüler*innen auf je einem Blatt den Grundriss einer evangelischen und einer katholischen Kirche. In kleineren Gruppen von 3 Schüler*innen müssen sie Gegenstände den jeweiligen Kirchen zuordnen. Diese finden sie auf einem anderen Blatt, ggf. mit kleineren Erklärungen neben den Gegenständen. Bei Unklarheiten versuchen sie diese zunächst in ihren Gruppen zu lösen. Wenn die Erklärungen zu den Texten unverständlich sein sollten, sollen sie damit beginnen die Erklärung umzuformulieren. Falls auch diese nicht weiterhelfen können, bitten die Schüler*innen bei mir um Tipps, bspw. weitere Erklärungen wofür die Gegenstände gebraucht werden. Am Ende werden die zugeordneten Objekte verglichen und in die Kirchen geklebt, eventuell bestehende Unklarheitgen geklärt.

Eine Kollegin sagt: „Gesamtschulen sind ja immer mal wieder der letzte Trend, ob wir sie nun Oberschulen nennen oder Sekundarschulen, die Idee ist doch dieselbe. Alle werden gemeinsam unterrichtet, was für eine Ideologie. Dabei zeigt doch die empirische Forschung klar, dass das Gymnasium nur von den besten SuS besucht werden sollte. Die schlechten fühlen sich hier doch viel zu schnell überfordert und das frustriert sie so sehr, dass sie vollkommen abschalten.“ Was antworten Sie der Kollegin?

Ich kann deinen Gedanken durchaus nachvollziehen und Monoedukation kann über kurze Zeit tatsächlich positive Auswirkungen auf leistungsstarke Schüler*innen haben, da hast du recht. Wie gesagt aber nur über einen kurzen Zeitraum. Dagegen profitieren die leistungsschwachen Schüler*innen langfristig sehr von heterogenen Lerngruppen. Wichtig ist vor allem, dass wir die Schüler*innen mit unseren Aufgaben da abholen, wo ihre Interessen liegen, durch das Einbinden von Alltagssituationen zum Beispiel. Außerdem müssen wir sie zum Mitdenken anregen. Dafür ist es unter anderem wichtig ihnen bspw. Texte zur Verfügung zu stellen, die sie verstehen. Texte, die sie weder unter-, noch überfordern. Und wir müssen ihnen die Möglichkeit bieten auf ihre Weise zum Ergebnis zu kommen und nicht nur auf die von uns für richtig erachtete. Das ist bei uns in Religion und auch in Englisch wahrscheinlich einfacher, als zum Beispiel in Physik oder Biologie.

Homogenität und Heterogenität

Ist eine Klassengruppe je homogen? Eine Frage, die wohl kaum final beantwortet werden kann. In einigen Fragen wird sie es sein. – Die Schüler*innen befinden sich beispielsweise in derselben Jahrgangsstufe. Doch größer als die übereinstimmenden Faktoren dürften die Unterschiede sein. Ganz gleich, ob religiöse oder soziale Hintergründe, ihre Kultur, ihre körperlichen, oder geistigen Fähigkeiten. Sie unterscheiden sich in Vielem. Und all das trifft im Klassenraum aufeinander und soll die Schüler*innen, trotz unterschiedlichster Voraussetzungen, zum selben Ziel führen: dem Schulabschluss.
Hierbei stehen Schüler*innen und Lehrkräfte vor unterschiedlichen Herausforderungen. Auf den Unterricht selbst bezogen, gilt es zu Beginn eine gemeinsame Basis zu schaffen. Auf dieser Grundlage kann dann der weitere Lernprozess stattfinden. Doch auch hier stellt sich eine entscheidende Frage: Ist die Klasse aufgrund des nun gleichen Vorwissens nun eine homogene Lerngruppe? Oder ist sie nicht heterogen, mit diversen Lerntypen, von denen jeder individuell lernt und das Erarbeitete auf ganz unterschiedliche Weise auffasst und umsetzt? Während ich selbst zum Beispiel Dinge schneller verstehe, wenn ich sie praktisch umsetzen kann, fiel es meiner besten Freundin schon immer leicht selbiges durch einmaliges Lesen nachzuvollziehen.

Allerdings stehen Lehrer*innen und Schüler*innen auch im Miteinander immer wieder vor mehr oder weniger großen Hürden. Während meiner Zeit in der Sek. I bekam ich leider immer wieder mit, wie eine Gruppe von Schülern eine Mitschülerin mobbte, da sie mit Undercut und bunt gefärbten Haaren nicht dem Stereotyp entsprach. Da wir selbst keinen Einfluss auf die Gruppe hatten, baten wir unseren Lehrer um Hilfe. Dieser versuchte ebenfalls die Jungen zur Räson zu bringen, schien aber ebenfalls mit der Situation, die Schülerin wieder in die Klasse zu integrieren, überfordert zu sein.Deshalb ist es für mich wichtig in zukünftigen Praktika darauf zu achten, wie es möglich ist gleichmäßig auf alle Schüler*innen und ihre unterschiedlichen Bedürfnisse einzugehen, um sie auf das gemeinsame Ziel vorzubereiten und zu verstehen, wie man, trotz der vielen verschieden Charaktere, eine Klassengemeinschaft schaffen kann, die sich gegenseitig unterstützt.

Alles in allem, denke ich, dass homogene Klassengruppen durchaus als sehr positiv zu sehen sind, sofern die Schüler*innen zusammenarbeiten, so dass sie gemeinsam die geforderten Ziele erreichen. Dennoch sollte darauf geachtet werden, dass auch die Lehrkräfte nicht mit der Aufgabe, eine integrierte Gruppe zu bilden, nicht überfordert sind. Selbstverständlich gibt es dafür keine klaren Vorgaben, aber doch die eine oder andere mögliche Hilfestellung.

Hallo!

Herzlich Willkommen auf meinem Uniblog.

Während der nächsten Wochen wird es hier verschiedene Beiträge zu meiner Ringvorlesung zum Thema „Umgang mit Heterogenität in der Schule“ für Gymnasien und Oberschulen geben.

Viel Spaß!