Seiteneinsteiger im Regelunterricht

Welche Besonderheiten weist der Erwerbskontext Seiteneinstieg auf und inwieweit orientiert sich die Bremer Konzeption der schulischen und sprachlichen Integration neu zugewanderter Schülerinnen und Schüler daran?

Als Seiteneinsteiger*innen (SE) werden zugewanderte Schüler*innen bezeichnet, die ohne oder mit nur geringen Deutschkenntnissen in das deutsche Schulsystem einsteigen.
Da nach §§ 52ff. BremSchulG in der Regel alle Kinder, die ihr sechstes Lebensjahr vollendet haben und im Land Bremen wohnhaft sind, mindestens 12 Jahre, allerdings maximal bis zum vollendeten 18. Lebensjahr schulpflichtig sind, müssen auch SE zur Schule gehen. Um sie darauf vorzubereiten gibt es im Land Bremen Vorkurse. Ziel der Vorkurse ist es die Schüler*innen möglichst schnell in die Regelklassen einzugliedern. Um das zu ermöglichen, gibt es in Bremen ein dreistufiges Vorkurs-System, das unter anderem in Klassenstufen eingeteilt ist. Da einige der SE, die bereits in höhere Jahrgänge eingegliedert werden sollen, zum Teil auch in ihrer Muttersprache nicht alphabetisiert wurden und weder lesen, noch schreiben können, gibt es spezielle Alphabetisierungskurse für die Sek I.. Für zugewanderte Schüler*innen der 9./10. Klasse gibt es spezielle Abschlussorientierte Vorkurse. Für SE, die von den beiden zuvor genannten Fällen nicht betroffen sind, gibt es Vorkurse, die in die Primarstufe, Sek I., Sek II. und Berufsbildenden Schulen aufgeteilt sind. Schon während sie die Vorkurse besuchen werden die SE in weniger sprachbasierten Fächern, wie Sport und Kunst, in den Regelunterricht integriert.

Diskutieren Sie Ihre Praxiserfahrungen mit der Sprachförderung von Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern vor bzw. nach dem vollständigen Übergang in den Regelunterricht. Gehen Sie dabei insbesondere auf binnendifferenzierende Maßnahmen ein.

Während ich eine Berufsschule im Bereich Logistik besuchte, hatten wir, in unregelmäßigen Abständen Schüler*innen in unserer Berufsschulklasse, die zuvor aus Syrien nach Deutschland geflohen waren. Parallel zu ihren Sprachkursen, die ebenfalls im Gebäude der Berufsschule stattfanden, nahmen sie am Unterricht für Rechnungswesen und auch am Englischunterricht teil. Sie hatten vor ihrer Teilnahme an unserem Unterricht knapp drei Monate Deutschunterricht und konnten sich für diese kurze Zeit bereits sehr gut auf Deutsch verständigen. Da die Logistikbranche selbst, in der wir ausgebildet wurden und arbeiteten, sehr international ausgerichtet ist, konnten wir alle, zumindest ein wenig, Englisch sprechen, so dass auch Unklarheiten im Zweifel auf Englisch geklärt werden und wir uns auch in den Pausen unterhalten gut konnten. Die SE in meiner Berufsschulklasse wurden von den Lehrkräften kaum anders behandelt als andere Schüler*innen. Da meine Klasse zum Teil sehr unterschiedliche Lernniveaus hatte, gab es allerdings auch wenig Anlass sie speziell zu fördern, da wir uns die Unterrichtsinhalte stets in heterogenen Lerngruppen erklärten und uns so gegenseitig unterstützten.

Suchen Sie eine Unterrichtsaufgabe (das Fach können Sie frei auswählen), die als Ersatz- bzw. Erweiterungsaufgabe besonders für neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler im Regelunterricht entwickelt wurde. Vergleichen Sie diese Aufgabe mit der „regulären“, also der, die für andere Schülerinnen und Schüler eingesetzt wird. Welche Unterschiede finden Sie? Was halten Sie für hilfreich, was für problematisch?

Ich persönlich finde es etwas schwierig eine fertige Aufgabe für eine*n fiktiven SE zu finden und zu übernehmen. Schließlich muss die jeweilige Aufgabe auf die bereits bestehenden Kenntnisse des/der Schüler*in angepasst werden. Hierbei sollte nicht nur auf die sprachlichen, sondern auch auf die fachlichen Fähigkeiten eingegangen werden. Eines meiner zukünftigen Fächer ist Englisch. Hier kann es zu verschiedenen Sprachproblemen kommen. Meiner persönlichen Erfahrung nach wird, insbesondere in den unteren Jahrgängen, die Aufgabenstellung bei Unklarheiten auf Deutsch erläutert. Vorausgesetzt der/die SE versteht bereits Englisch, würden ihm/ihr in diesem Falle eventuell wichtige Informationen fehlen. Um dem vorzubeugen, würde ich ihm die Aufgabe nochmals in einer anderen Weise auf Englisch erklären und verstärkt darauf achten Unterrichtsgespräche, die meiner Meinung nach ohnehin hauptsächlich auf Englisch gehalten werden sollte, noch mehr auf Englisch umzustellen. Sollte der/die Schüler*in allerdings kein Englisch sprechen, so würde ich versuchen einfache Texte mit einer deutschen Übersetzung zu erstellen und schnelle Schüler bitten ihn/sie zu unterstützen, so dass der/die SE sich trotzdem mit dem Unterrichtsthema auseinandersetzen kann.


One thought on “Seiteneinsteiger im Regelunterricht

  1. Youri Antworten

    Moin Alina

    im Gegensatz zu konnte ich bisher relativ wenig eigene Erfahrungen in Bezug auf die Integration von Schüler*innen mit Migrationshintergrund, insbesondere geflüchtete Menschen sammeln, da es diese in meinem Schulort im ländlichen Raum zu meiner Schulzeit kaum gab. Von daher gab es damals auch kein spezielles Konzept hierfür und dementsprechend keine Vorkurse oder begleitenden Kurse. Die Schüler*innen mussten dementsprechend gleich am Regelunterricht teilnehmen, was ihnen natürlich verständlicherweise nicht leicht fiel. Zum Glück haben sich viele Lehrkräfte außerhalb des Unterrichts engagiert um diese Schüler*innen gekümmert und ihnen so eine Integration und das Erlernen der deutschen Sprache ermöglicht.

    Als größere Anzahlen an geflüchteten Menschen auch den ländlichen Raum erreichten wurden aber auch hier, wie ich leider nur noch am Rande mitbekam, da meine Schulzeit bereits vorbei war, Vorkurse eingerichtet und weitere Maßnahmen getroffen. Glücklicherweise gab es aber auch viele ehrenamtliche Angebote zum Deutsch lernen oder auch zum Austausch z.B. viele Spieleabende und Spielenachmittage, ein wöchentliches internationales Café etc.

    Manchmal hat es auf mich den Eindruck gemacht, als wenn die Integration gerade im ländlichen Raum besser gelingt. Denn die Betreuung für den Einzelnen ist sicherlich besser gewährleistet. Des Weiteren kommt man aufgrund größeren Entfernungen z.B. zum Arzt oder zum Supermarkt zwangläufig auch eher in Kontakt, als in Großstädten, wo Fahrdienste nicht so stark benötigt werden.

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