Der Unterricht als Klassengespräch (allgemein eher als “Frontalunterricht” bekannt) ist ein Modell, dass den meisten Menschen als die Norm der Unterrichtsführung und der Wissensvermittlung bekannt sein dürfte. Die Schüler*innen sitzen in Reihen mit dem Blick in Richtung Tafel und Lehrkraft und sollen alle auf dieselbe Art und Weise den benötigten Stoff vermittelt bekommen. Eine Unterrichtsart, das ich aus meiner persönlichen Erfahrung eher als schwierig bezeichnen würde, da Schüler*innen auf sehr unterschiedliche Wege lernen. Dieser Homogenisierung des Lernprozesses steht der individualisierte Unterricht. Schüler*innen sitzen beispielsweise in Gruppen zusammen, haben mehrer Ansprechpartner*innen. Als Beispiel für diese Art des Unterrichts nannte Prof. Dr. Idel die Bremer Gesamtschule Mitte. In Lernbüros, in denen die Schüler*innen sich selbst aussuchen dürfen, ob sie in dieser Stunde Mathe, Deutsch, oder Englisch lernen möchten, bearbeiten sie dann die für das Schuljahr vorgesehenen Lernbausteine in Eigenarbeit und können so in ihrem eigenen Tempo vorankommen. Kontrolliert wird der Fortschritt durch die alle zwei Monate stattfindenden Gespräche der Schüle*innen mit ihren Lehrer*innen. Zugleich beinhaltet dieses System aber auch einige Tücken. So kann es zum Beispiel vorkommen, dass Schüler*innen jeden Baustein ihres Lernplans beginnen, aber keinen beenden. Zudem steigen die Anforderungen an die Lehrkräfte, da sie unterschiedliche “Lernstadien” zur selben Zeit beobachten und fördern/fordern müssen. Daher ist der wohl wichtigste Punkt, der bei der Einführung des individuellen Unterrichts beachtet werden muss, die Zeit. Im Gegensatz zum “konventionellen” Unterrichten benötigt nämlich nicht nur die Unterrichtsvor- und -nachbereitung, sondern insbesondere auch die Durchführung vor allem dies. Zeit. Daher bin ich sehr daran interessiert wie genau diese Art des Unterrichts, die mir persönlich bisher fremd ist, organisiert wird, wie Unterrichte geplant und durchgeführt werden und in welchem Umfang die Lehrkräfte tatsächlich individuell auf die Schüler*innen eingehen können.
Christin 22. Juni 2018
Liebe Alina,
Ich finde deine Beschreibung der Unterschiede zwischen Frontalunterricht und individualisiertem Unterricht sehr gelungen.
Ich bin jedoch der Meinung, dass sich der Unterricht als Klassengespräch und der individualisierte Unterricht nicht zwingend gegenüber stehen, bzw. ein Modell besser oder schlechter funktioniert als das andere. Zu beachten sind meiner Meinung nach zunächst die räumlichen Möglichkeiten, die zu behandelnden Themen und auch die Motivation der Schülerinnen und Schüler. Ohne entsprechende Räumlichkeiten ist ein solcher Unterricht nämlich nicht durchführbar und es wäre vielleicht angemessener auf ein Klassengespräch mit Gruppenarbeitsphasen mit dem Sitznachbarn etc. zurückzugreifen. Durch solche Gruppenarbeitsphasen wird der „Frontalunterricht“ entlastet und den SchülerInnen wird die Möglichkeit geboten, trotzdem selbstständig innerhalb der Gruppe zu arbeiten. Die zu erlernenden Themen und die Motivation der Klasse spielen ebenfalls eine wichtige Rolle, da wie du bereits erwähnt hast, die Schülerinnen und Schüler sonst jeden Baustein des Lehrplans beginnen, aber keinen beenden und somit nicht den erwarteten Lernerfolg erbringen können. Wenn man sich bezüglich der Motivation der Klasse nicht im Klaren ist, halte ich es auch für sinnvoll, die alle zwei Monate stattfindenden Gespräche auf einen kürzeren Zeitraum zu begrenzen, da sonst eventuell über eine zu lange Zeit der Lernerfolg ausbleibt.
Ich stimme dir zu, dass dieses System viele Möglichkeiten eröffnet, aber auch sehr viele Anforderungen an den Lehrer bzw. die Lehrerin stellt und Zeit in Anspruch nimmt. Jedoch ist die Zeit meiner Meinung nach nicht der wichtigste Punkt, der bei der Einführung des individuellen Unterrichts beobachtet werden muss, sondern inwiefern durch dieses System wirklich bestmöglich mit der Leistungsheterogenität umgegangen werden kann, oder wo hier Probleme auftreten. Dort habe ich, genauso wie du, noch keine Erfahrungen gesammelt und hoffe ebenfalls, im Praktikum solch eine Unterrichtsgestaltung miterleben zu können. (rv11)
MyChart Wellstar 28. November 2024
Der Vergleich zwischen dem traditionellen Frontalunterricht und dem individualisierten Unterricht hebt wesentliche Unterschiede in Ansatz und Wirksamkeit hervor. Während der traditionelle Unterricht eine Einheitsmethode annimmt, erkennt der individualisierte Unterricht die verschiedenen Lernstile und -geschwindigkeiten an. Das Beispiel der Bremer Gesamtschule Mitte zeigt, wie flexible Lernumgebungen auf individuelle Bedürfnisse eingehen können, indem sie den Schüler*innen ermöglichen, in ihrem eigenen Tempo voranzukommen. Allerdings bringt diese Methode auch Herausforderungen mit sich, wie die Verwaltung unterschiedlicher Lernstufen und die Sicherstellung, dass die Schüler*innen ihre Aufgaben abschließen. Der Schwerpunkt auf Zeit für Vorbereitung und Durchführung unterstreicht den kritischen Bedarf an ausreichenden Ressourcen, um diese personalisierte Form der Bildung zu unterstützen.