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Hex and the City. Die neuheidnischen Hexenreligion und Orte ihrer Praxis in Berlin

von Victoria Hegner

Seit Beginn der 1980er Jahre gibt es in (West)Deutschland zunehmend Gruppen und Einzelportagonist_innen, die das Wort „Hexe“ oder „neue Hexe“ als Selbstbezeichnung nutzen, wobei ganz unterschiedliche Ausprägungen einer neuheidni­schen Religiosität angesprochen werden. Das Wort „Hexe“ vermittelt dabei verschiedene Botschaften, vor allem aber wird damit etwas erzeugt, was auch erzeugt werden soll, nämlich eine Aura des Unzugänglichen und Geheimnisvollen, des Abstoßenden und Reizvollen zugleich.

Der Vortrag geht der Frage nach, wie sich dieser Wunsch nach Abgrenzung und Rätselhaftigkeit in der religiösen Praxis der Hexen genau wieder gibt. Mit Blick darauf, dass selbsternannte Hexen vor allem Großstädter_innen sind und dass Berlin die Stadt mit der vermeintlich größten Hexendichte Mitteleuropas sein soll, interessiert zudem, wie sich dabei die Spezifik des urbanen Kontextes – seine kulturellen, sozialen und dabei immer auch topographischen und physischen Merkmale – in die Handlungen und Kosmologien der Hexen einschreibt?

Auf der Grundlage der Ethnografie wird hierfür das Augenmerk auf die geheimen bzw. verborgenen Orte, die sich Hexen in der Stadt für ihre religiöse Praxis schaffen, gelegt. Es sind Orte, die im Stadtkontext bekannt und oftmals gar öffentlich sind, jedoch als Orte „hexischer Rituale“ für „Außenstehende“ nahezu unsichtbar und „verschlossen“ bleiben. Wo liegen diese Orte und wie werden sie von den Hexen modelliert? inwiefern können die Orte als Gegenorte –– Heterotopien – innerhalb der Stadt verstanden werden, also als Orte – folgt man Foucault – die „Illusionen schaffen, die der Wirklichkeit etwas entgegensetzen […] und eventuell radikal in Frage stellen“? Wo verwischen Hexen ihre Präsenz und wo hinterlassen sie bewusst Spuren, treten also aus dem Verborgenen hervor, mit Weltsichten, die der Stadtbevölkerung unvertraut sind und Gefühle der Verwunderung und mitunter auch Angst erzeugen?

Mit dieser Analyseperspektive begibt sich der Vortrag auf eine Gratwanderung, denn es gilt die Maßgabe der Protagonist_innen, dass die Orte ihren geheimen Charakter beibehalten und nicht „verraten“ werden. Sie werden benannt und treten aus dem Verborgenen hervor und verweilen doch im Ungefähren. Sie sind unheimlich, wie die Hexen selbst und dabei zutiefst städtisch.

~ by Oberg on 24. April 2013.

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