Atmosphäre und Aufbruchstimmung
Unsere Zeitzeug*innen haben Ihre Zeit in Bremen in lebhafter Erinnerung. Wie ging es zu auf dem Campus, wer war dort unterwegs, wer gab den Ton an? Wie war das Studium um die Seminare herum? Hier zeichnen sie ein vielseitiges, ambivaltents, spannungsgeladenes, selbstironisches Bild der Uni, der Atmosphäre und der allgegenwärtigen Politisierung.
Atmosphäre und Aufbruchstimmung
Wolf Gunter Brügmann-Friedeborn
„Und alle, die hier arbeiteten, bis hin zum Drucker in der Hausdruckerei und im Servicebereich, die Leute, die hier waren in der Verwaltung, die waren alle richtig angefixt auch von dieser ganzen Aufbruchsstimmung. Das war eine Identifikation mit dem Gesamtprojekt.“
Berufsverbote und Ressentiments gegenüber Hochschullehrer*innen
Über den sozialdemokratischen Bildungsadel
Über die die Aufbruchstimmung
Über die flachen Hierarchien
Über das Klima an der Uni
Über die Atmosphäre in den Seminaren
Über die Struktur und Statusgruppen an der Uni
Studiengangsplanung: "Panische Angst gegenüber der Ordinarienuniversität"
Studiproteste und Politisierung – am Campus
Wolf Gunter Brügmann-Friedeborn
„Und die, ich sage mal, die wildesten Studierenden waren sozusagen die Abiturienten aus dem gehobenen Bremer Bürgertum. Und ob die nun bei den Maoisten oder Moskautreuen landeten, hing immer grade davon ab, ob die einen zuerst Lenin, Trotzki oder Stalin gelesen hatten oder Mao. Es war im Grunde genommen ungeheuer zufällig und beliebig“ (…) „und dann gab es eine Kategorie: Das waren große Pragmatiker. Das waren Leute, die schon berufstätig waren und dann studierten. Das waren eine Reihe von Krankenschwestern, die das Abi nachmachten und dann hier nochmal Sozialpädagogik oder auf Lehramt studierten. Es waren Leute, die zur See gefahren waren bis hin zu Kapitänen, die irgendwie nicht mehr fahren, an Land arbeiten wollten, und Jura studiert haben. Und die haben die Uni ganz anders erlebt.“
„Aber die beiden Außengruppen, also die K-Gruppen und die MSB- und SHB-Leute hatten doch so einen Einfluss, dass sie im Grunde genommen alles, was eher sozialdemokratisch-affin war, sehr in die Zange genommen haben.“
Über meinungsmachende Tutor*innen
Über politischen Einstellungen der Professor*innen
Über die Studiproteste
Über die Studis von außerhalb (Berlin), die den Ton angegeben haben
Über die Streitkultur in den Gremien
Über die studentischen Hochschulgruppen
Studiproteste und Politisierung – Jenseits der Uni
Über die Rathausbesetzung in Bremen
Über die verschiedenen Hochschulgruppen
Über die Studiproteste
Über die Studiproteste und die 68er
Anekdoten
Wolf Gunter Brügmann-Friedeborn
„Aber ich möchte auch würdigen, wie unkonventionell man in Bremen mit der Struktur und der Grundidee der Uni war. Wie mutig das war, dass im Grunde genommen, eine politische Gesellschaft in Bremen, der eigentlich bis dahin alles, was mit Wissenschaft zu tun hatte, also ich sage mal, eher fremd war, sich darauf eingelassen hat, aber dann teilweise auch sozusagen mal überfordert und überrollt wurde von dem, was da kam. Es gibt dazu eine Geschichte, die ist wirklich irre. Die Berufung von Wilfried Gottschalch, die ja dann der Knacks für den Bruch der SPD/FDP- Koalition war. Gottschalch hatte sich vorgestellt und dann hatte einer von der FDP in der Bürgerschaft gesagt, der hätte in seiner Bewerbung oder Vorstellungsvorlesung so und so vielmal den Begriff Sozialismus gebraucht. Gottschalch hatte aber nicht von Sozialismus geredet, sondern von Sozialisation. (…) Ja, also, das waren so Welten, die aufeinander stießen. Also vor diesem Hintergrund ist das alles auch irgendwie eine irrsinnige und auch tapfere Geschichte gewesen damals.“