Was haben künstliche Intelligenz und Systemaufstellungen gemeinsam?

Seit einigen Jahren arbeiten wir mit Systemaufstellungen in Forschung und Lehre, weil mir fasziniert davon sind, welche Bilder und Informationen sich ergeben, wenn wir auf die Funktionsfähigkeit der repräsentierenden Wahrnehmung vertrauen. Gerade in doppelt verdeckten Aufstellungen zeigt sich immer wieder eine völlig neue Perspektive auf ein System, wenn Menschen Informationen wahrnehmen können ohne sie durch den Filter ihrer mentalen Karten zu schicken. Irgendwie ist das ja auch die Hoffnung über künstlicher Intelligenz: Es entstehen Informationen, die nicht gefärbt und sortiert sind durch die mentalen Karten von Menschen; diese mentalen Karten selbst von Expert/innen sind bei zunehmender Komplexität nicht mehr leistungsfähig genug, große Datenmengen zu sortieren und auszuwerten oder neue Muster in den Daten zu erkennen. Deshalb hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung das Jahr 2019  zum Wissenschaftsjahr Künstliche Intelligenz gemacht. Das Wissenschaftsschiff des BMFB lag gerade über Pfingsten hier in Bremen und wir haben uns die Aufstellung zum Thema angesehen. In einer Posterkampagne fragt das BMBF provozierend: Wo kommen wir denn dahin, wenn Maschinen (gesteuert durch künstliche Intelligenz ist hinzuzufügen) Forschungsfragen beantworten?  Und so waren wir direkt angeregt, die Frage zu erweiteren: Und wo kommen wir hin, wenn Systemaufstellungen Forschungsfragen beantworten? Vielleicht zu ganz neuen Erkenntnissen?

Während künstliche Intelligenz für uns Erkennungs-, Sortierungs- und Einordnungsaufgaben übernimmt und besonders gut mit großen Datenmengen umgehen kann, kann die intuitive Intelligenz in Systemaufstellungen etwas ganz anderes: Aus dem scheinbaren Nichts des Informationsfeldes Wissen mitteilen, welches uns irritieren kann, mentale Karten aufbrechen lässt und neue Perspektiven auf Systeme ermöglicht, die überraschend und überaus nützlich sind. Beide Intelligenzen helfen uns, Komplexität zu bewältigen und neue Erkenntnisse zu schaffen: die künstliche in ihrer Fähigkeit, große Datenmengen zu verarbeiten , die intuitive in ihrer Fähigkeit, Denkmuster anzureichern und Kreativität zu locken. Und beide Intelligenzen setzen für ihre Anwendung voraus, dass wir akzeptieren genau zu wissen, wie sie funktionieren: hier die neuronalen Netze, dort die repräsentierende Wahrnehmung. Nutzen wir sie trotzdem, um zu lernen, Komplexität zu lieben.