Kategorien
Allgemein

RV 05

1. Sind Unterschiede in den mathematischen Leistungen von Schülerinnen und Schülern ein Grund zur Sorge? Welche Bedeutung kommt dem zweigliedrigen Schulsystem (Oberschule / Gymnasien) in Bremen diesbezüglich zu?

Unterschiede in den mathematischen Leistungen von Schüler*innen sind ein Grund zur Sorge. Das Ziel der schulischen Mathematik-Ausbildung ist es möglichst alle Schüler*innen mit einer einheitlichen mathematischen Kompetenz die Schule absolvieren zu lassen. Hierbei gibt es natürlich Unterschiede zwischen Schüler*innen die sich mehr für den Mathematik-Unterricht interessieren und welche die sich lieber anderen Fächern zuwenden. Allerdings muss trotzdem das Ziel sein eine einheitliche Kompetenz zu erzielen. Denn in den Untersuchungen der mathematischen Kompetenzen nach Bildungsgang von Frey et al. (2010) wurde klar, dass viele Schüler*innen der Hauptschule nicht  oder nur gerade die Kompetenzstufe I erreichen. Diese Kompetenzstufe sollte für alle erreichbar sein.

In Oberschulen treffen viele Heterogenitäten aufeinander. Der Leistungsstand der Schüler*innen schwankt sehr stark. Dies ist allerdings eine große Chance Differenzen der mathematischen Kompetenzen zu verringern. Denn Schüler*innen mit besseren mathematischen Kompetenzen können anderen Schüler*innen weiterhelfen ihre mathematische Kompetenz zu verbessern. Im Gymnasium kann durch die ähnlichen Leistungsstände versucht werden höhere Kompetenzstufen zu erreichen. Allerdings können hier schwächere Schüler schneller abgehängt werden als auf Oberschulen. Insgesamt ist das zweigliedrige Schulsystem ein guter Schritt um Kompetenzrückstände in der Mathematik zu verringern.

2. Spielen im Mathematikunterricht, kann das angesichts von Leistungsunterschieden ein Ansatz sein? Beziehen und begründen Sie eine Position aus Lehrenden-Sicht, die auch Schülersichtweisen einbezieht.

Spielen im Mathematikunterricht kann auch trotz Leistungsunterschieden ein guter Ansatz sein. Vor allem beim gemeinsamen Spielen kann über Probleme und Strategien mit anderen Schüler*innen diskutiert werden und so gemeinsame Lösungen und Erkenntnisse erarbeitet werden.

Aus Lehrenden-Sicht können durch das Spielen die Denkweisen der Schüler*innen besser erkannt und dadurch die fachdidaktische Herangehensweise auf bestimmte Schüler*innen angepasst werden. Durch die Fachdidaktik kann dann die Kompetenz der Schüler*innen verbessert werden. Hierbei fokussieren sich die Lehrenden also auch auf die unterschiedlichen Schülersichtweisen.

Aus Lehrenden-Sicht entsteht durch das Spielen im Mathematikunterricht also die Möglichkeit, sich über die genauen Denkabläufe der Schüler*innen bewusst zu werden und die  Fachdidaktik zu adaptieren.

3. Spielen kann im Handeln „stecken bleiben“, das Denken kommt zu kurz. Formulieren Sie zwei Fragen, welche Ihnen helfen können, mögliche Denkhandlungen von Lernenden zu beobachten.

1. Werden verschiedene Strategien ausprobiert und adaptiert der/die Schüler*in seine/ihre Spielweise?

2. Inwiefern verknüpft der/die Schüler*in seine/ihre Strategien mit den mathematischen Hintergründen?

4. Benennen Sie zwei unterschiedliche Möglichkeiten, wie Sie als Lehrkraft ausgehend vom Spielen eine weitere kognitive Aktivierung von Lernenden anregen können.

Unter kognitiver Aktivierung versteht man das Ausmaß, in dem Lernende zur geistig aktiven Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand angeregt werden. (aus Mathematikdidaktische Kernbestände für den Umgang mit Heterogenität – Versuch einer curricularen Bestimmung von Christine Knipping, Natascha Korff, Susanne Prediger (2017))

Diese kann angeregt werden durch eine präzise Fragestellung der Lehrkraft. Zum Beispiel beim Spiel „Differenz trifft“ kann dies erreicht werden, indem nach einem Spieldurchgang überprüft wird welche/r Schüler*in am schnellsten seine Kringel weggestrichen hat. Dann könnte die Lehrkraft anregen Vermutungen zu stellen wieso diese/r Schüler*in am schnellsten war. So setzen sich die Schüler*innen dann individuell mit dem Lerngegenstand auseinander, überprüfen ihre Denkweise und stellen möglicherweise neue Strategien auf um schneller alle Kringel wegzustreichen.

Eine andere Möglichkeit wäre jede/n Schüler*in seine/ihre Strategie zu einem Spiel gegenüber der Lehrkraft vorstellen zu lassen und dabei auch erklären lassen warum diese Strategie gewählt wurde.  Hierbei denkt der/die Schüler*in über ihr eigenes Konzept nach. Die Überprüfung des Konzepts übernimmt der/die Schüler*in dann selbst beim Spielen. So kann produktiv geübt werden und sich mit dem Lerngegenstand auseinandergesetzt werden.

Eine Antwort auf „RV 05“

Lieber Lukas,

du schreibst einen ausführlichen und gut aufbereiteten Beitrag zu mathematischen Leistungsunterschieden in der Schule.
Mir gefällt es, wie du die unterschiedlichen Schulformen miteinander vergleichst. Gerade auch in Anbetracht der PISA-Studien hast du es gut eingeschätzt, dass die mathematischen Leistungsunterschiede ein Grund zur Sorge sind. Es lässt sich natürlich darübe diskutieren, wie hoch die einheitliche Kompetenzstufe für alle Schüler*innen sein sollte. Zwar sollten alle Schüler eine grundlegende Kompetenzstufe gemeinsam haben, jedoch würden manche Schüler*innen mit einer Mathematik-Schwäche unter einer zu hohen grundlegenden Kompetenzstufe leiden.

Deine Ansichten zum Thema Spielen sind gut dargelegt und scheinen mir sinnvoll. Auch die Fragen dazu legen nahe, dass Schüler*innen auch spaßige Lernerfahrungen reflektiert betrachten sollten.

Die kognitive Aktivierung ist ein sehr wichtiger Baustein in der Didaktik, die die Lernerfahrung auf eine neue Ebene hebt. Durch deine Idee, dass Schüler*innen den Lehrkräften ihre Strategien erklären, erfolgt neben der „mathematischen“ kognitiven Aktivierung auch eine Stärkung des Selbstbewusstseins durch das Präsentieren der eigenen Ideen.

Liebe Grüße
Moritz

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert