1.) Reflektieren Sie die Konsequenzen der Aussonderung von Schüler_innen mit Förderbedarf?
Das Konzept Inklusion ist in Deutschland seit 1993 präsent. Trotzdessen kommt es häufig zur Aussonderung von Schüler*innen mit Förderbedarf. Daraus ergeben sich Schwierigkeiten, wie die nicht genaue Erfassung und Beschäftigung der Förderbedarfe und konstruieren somit Aussonderungen von Schüler*innen. Die Aussonderungen haben zur Folge, dass Schüler*innen sich nicht gleichberechtigt behandelt fühlen und enden in einer Endlosschleife homogener Gruppierungen. Um diesen Klassifizierungen entgegenzuwirken, ist es wichtig eine gleichberechtigte Umgangsweise zu schaffen, in der es nicht zu einer Bevormundung oder Vernachlässigung hinsichtlich der Lehrkräfte oder Mitschüler*innen kommt. Die Aussonderung in Restklassen hat zum Beispiel zur Folge, dass Schüler*innen mit einem Förderbedarf keine Vorbilder mehr haben, an denen sie sich orientieren und von ihnen lernen können. Die Interaktion seitens der Mitschüler, Lehrkräfte und der Betroffenen ist wichtig für den bewussten Umgang mit den Förderbedarfen. Bei der Aussonderung in Restschulen darf nicht einfach weggeschaut werden, sondern sollte vielmehr als Chance wahrgenommen werden, um den Unterricht zu erweitern. Schlussendlich entsteht durch die Aussonderungen der Schüler*innen mit Förderbedarf in Restschulen ein verfälschtes Schulbild. Schüler*innen mit, sowie auch ohne Förderbedarf sollten soweit es möglich ist einen Platz in Regelschulen finden, sodass die Inklusion als Mitspieler des Schulsystems fungiert.
2.) Welche Informationen sind in der Diagnose „Förderschwerpunkt Wahrnehmung&Entwicklung“ bzw. „Förderschwerpunkt Lernen“ enthalten? Welche Informationen benötigen Sie von einer Schüler_in um Ihren Unterricht ggf. anzupassen?
Die Förderschwerpunkte „Wahrnehmung und Entwicklung“ und „Lernen“ werden zieldifferent unterrichtet und basieren auf separaten Lernplänen. Vorab werden Informationen benötigt um den/r Schüler*in individuelle Angebote machen zu können, die sich auf den jeweiligen Förderbedarf beziehen und die Lebenswirklichkeit, sowie die Interessen der Schüler*innen ins Blickfeld nehmen. Wichtig ist der Austausch mit dem*r Betroffenen selber, den Eltern, der Lehrkräfte, als auch mit den Mitschüler*innen, um offene Fragen, Ziele und Bedürfnisse zu thematisieren. Der „Förderschwerpunkt Wahrnehmung und Entwicklung“ beinhaltet Förderbedarfe in Kognition/Denken und Kommunikation/Sprache. Die Problematik ist, dass die Förderbedarfe ebenfalls nochmals breitgefächert sind und eine genauere Betrachtung benötigen. Handelt es sich beispielsweise bei der Kommunikation und Sprache um verbesserungsfähige Bereiche, wie die Mimik oder Gestik oder stellt eher der Wortschatz ein Problem dar? Genauso ist es bei dem „Förderschwerpunkt Lernen“, denn er enthält verschiedene Förderbereiche im Lern- und Abeitsverhalten, welche ebenfalls durch die Präsenz der unterschiedlichen Vorgangsmuster konkretisiert werden müsste. Auch der Lernstand des einzelnen Schülers spielt dabei eine wichtige Rolle, da er Auskunft über die bevorstehende Anpassung des Unterrichtes gibt.
3.) Wie können Sie in Ihrem Unterricht die Zugänglichkeit und Anschaulichkeit von Medien/Materialien verbessern? Welche Verbündeten können sie dazu gewinnen?
Die Zugänglichkeit und Anschaulichkeit von Medien und Materialien kann durch die Zusammenstellung von heterogenen Kleingruppen, bei denen die Möglichkeit eines Austausches unter den Schüler*innen besteht, verbessert werden. Das Ziel ist es ein Wechselspiel zwischen Schüler*innen mit und ohne Förderbedarf zu schaffen, um die Schwächen und Stärken innerhalb dieser Gruppe herausarbeiten zu können. Gerade Themen in Transferbereichen bringen häufig Probleme mit sich und können durch die gemeinsame Bearbeitung Lernblockaden lösen. Auch die Visualisierung von Materialien in Bilder, Videos oder in sonstige Medien kann das Lernen voranbringen, da jede*r Schüler*in auf unterschiedliche Weisen am besten Inhalte aufnimmt. Lernt eine*r gut durch Bilder, Symbole oder Texte, befugt er/sie über das fotografische Gedächtnis oder doch gar über ein anderes, so kann insgesamt gesagt werden, dass jede*r Schüler*in auf eine andere Art und Weise gut lernt und Inhalte aufnimmt. Das Heranziehen der Repräsentationsebenen nach Brunner dient hier ebenfalls als Hilfestellung. Darüber hinaus, initiieren Gruppentische beispielsweise, dass seltener Frontalunterricht stattfindet und Medien, wie Wochenplanarbeiten, Projektarbeiten und Freiarbeiten in den Vordergrund rücken. Dieser Schritt alleine reicht jedoch nicht, sondern muss durch die Zusammenarbeit mit den Eltern präzisiert werden. Die Eltern fungieren dabei als Mitspieler dieses ganzen Konstruktes, da sie bei der Vor- und Nachbereitung von schwierigen Thematiken verhelfen können und nochmals schneller bestimmte Medien wie zum Beispiel den Weserkurier heranziehen können. Schlussendlich ist auch die Zusammenarbeit mit den Lehrkräften selbst ein wichtiger Punkt. Es ist unabdingbar, dass die Lehrkräfte selbst für eine inklusive Arbeit stehen und diese durch verbesserte Medien und Materialien umsetzen möchten und die Zeit, die sie zu dieser Beziehungsarbeit benötigen, aus eigener Überzeugung auch aufwenden wollen.
4.) Wählen Sie eines der Lernvideos auf path2in.uni-bremen.de aus, schauen Sie es sich an und schreiben Sie kurz eine begründete Empfehlung für Ihre Kommiliton_innen, warum es sich ggf. lohnt sich das Video anzusehen.
Ich habe mich für das Lernvideo mit der Thematik „Trisomie 21“ entschieden, da nicht nur die außenperspektivische Beschäftigung mit dieser Thematik an sich dargestellt wird, sondern auch behandelt wird, wie Betroffene selbst darüber denken und mit ihrer/seiner Beeinträchtigung umgehen. Irrtümer und Stereotype gegenüber der Trisomie 21 werden durch aufklärende Hinweise in diesem Video aus dem Weg geschafft. Das Video beschäftigt sich mit den Fragen, wie Menschen mit Trisonomie 21 ihr Umfeld verarbeiten? Wie hinsichtlich des Down-Syndroms Unterrichtsmaterialien angepasst werden? Wie man den Stand von Menschen mit Trisomie 21 in der Gesellschaft fördern könnte? Und was wir darüber hinaus, von ihnen lernen können? Auch die Frage, inwieweit Forschungen zur Verallgemeinerung beitragen, die der Heterogenität der Menschen mit Trisomie 21 nicht gerecht werden?, spielt in diesem Video eine wichtige Rolle.
Zudem wird einem auch näher gebracht, wie man mit der Begrifflichkeit umgeht und ob man eher den Terminus „Down-Syndrom“ oder „Trisomie 21“ verwendet. Zudem bestärkt das Video, wie wichtig es ist, ein Bewusstsein hinsichtlich der erwähnten Fragestellungen zu entwickeln.
Ich kann dieses Video nur weiterempfehlen, da es die Inhalte, die wir in der Vorlesung sammeln durften auf ein Fallbeispiel von Carina Kühne projiziert und beispielsweise verdeutlicht, wie der Unterricht gestaltet werden sollte um einen Menschen mit Trisomie 21 gerecht zu werden. Auch durch die Verwendung von Studien in diesem Lernvideo, lässt sich die Thematik gut nachvollziehen und regt zum eigenen Nachdenken für uns als zukünftige Lehrkräfte an.