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Meint Inklusion wirklich alle?!

  1. Benennen Sie bitte die für Sie zentralen theoretischen Aspekte aus der Vorlesung und begründen Sie die Auswahl.

Meiner Meinung nach ist die Entwicklung ausgehend von der Exklusion, hin zur überwundenen Begrifflichkeit der Inklusion, der zentrale Aspekt der Vorlesung. Die Exklusion, bei der Kinder mit einer Behinderung als bildungsunfähig gelten und von dem Bildungsangebot ausgeschlossen werden, entwickelte sich zu einer Segregation, bei der es Kinder gewährleistet war eine Hilfsschule, Sonderschule oder Förderschule zu besuchen. In den 70./80. er Jahren folgten die ersten Versuche, Kinder mit einer Beeinträchtigung in Regelschulen, in ein bestehendes System zu integrieren, wobei vorerst von einer Zwei-Gruppen-Theorie ausgegangen wurde. Durch die nächste Phase der „optimierten und erweiterten Integration“ wurde die Zwei-Gruppen-Theorie durch eine „Schule für alle“ abgelöst. Der Vorreiter war die USA, die die Schaffung einer „Schule für alle“ in den Vordergrund stellte und Institutionen der Kategorisierung, wie die Sonderschulen in den Hintergrund drängte. Das Endstadium ist die selbstverständliche Integration der Inklusion selbst. Inklusion stelle kein Thema mehr dar, sondern sei ein Teil der Gesellschaft selbst und entspreche der Normalität (vgl. Sander, 2002; Hinz, 2002; Textor, 2015). 

Die Begriffe Inklusion und Exklusion sind dabei klar voneinander abzugrenzen und zu erläutern, sodass keine Verschmelzung beider zu einer „inkludierenden Exklusion“ auftritt. Meine Auswahl der theoretischen Aspekte begründet sich durch das Nahe liegende Beispiel Bremen, in dem sich die erläuterten Aspekte wiederfinden. Bremen fungiert in den aufgezeigten Merkmalen als Vorreiter, denn trotz der bestehenden Differenzen ist in Bremen in 83,5% der gemeinsame Schulbesuch möglich (vgl. Bertelsmann Studie- Preuss-Lausitz, 2018). Obgleich der bestehenden Schulpflicht aller, hat Bremen jedoch aufgrund von Organisationen wie Sonderschulen einen kleinen Übergang zur „inkludierenden Exklusion“. Es gilt also erstmal zu klären, was Inklusion überhaupt bedeutet, um zu verstehen, dass Inklusion nicht nur auf sonderpädagogischen Förderbedarf transferiert wird, sondern vielmehr auf alle Heterogenitätsdimensionen, so auch in anderen Bundesländern.

  1. Lesen Sie bitte die Fallbeispiele (unten als Datei angehängt; auch auf Stud.IP im Dateiordner RV06 zugänglich) und beantworten die Fragen. Reflektieren Sie bitte anschließend Ihre bisherigen Erfahrungen an Schulen:
  1. Wie würden Sie ihre Erfahrungen im Hinblick auf die theoretischen Aspekte aus der Vorlesung einordnen? (u.a. Modelle von Behinderung, „inkludierende Exklusion“).

Ich habe mehrere Erfahrungen in meiner Schulzeit mit Formen der Inklusion gesammelt. Dabei waren die Beeinträchtigungen der Schüler*innen nicht immer offensichtlich und häufig erst auf dem zweiten Blick zugänglich. Ein Mitschüler hatte das Asperger-Syndrom und war in seiner Motorik eingeschränkt. Durch den Zeitdruck wurden zum Beispiel Schwächeanfälle in seiner Hand ausgelöst, wodurch er nicht mehr in der Lage war mit der Hand zu schreiben. Im Unterricht fiel ihm das Mitschreiben per Hand zwar schwerer, doch es war möglich. Bei Klausuren hatte er durch die Unterstützung der Schule die Möglichkeit auf einem Laptop zu schreiben und seine Klausur digital einzureichen, um Schwächeanfällen zu entgehen. Ein weiterer Schüler in meiner Oberstufe war durch die Erkrankung Autismus eingeschränkt. Neben mangelnder Konzentration, trafen Schübe der Aggressivität bei beispielsweise dem Zurückerhalten einer schlechten Note, auf. Eine Sonderpädagogin leistete diesem Mitschüler Hilfe und begleitete ihn im Unterricht. Des Weiteren, entwickelte sich bei einer Mitschülerin ein Tick, der ihren Kopf immer ruckartig zur Seite fielen ließ. Dieser Tick beeinträchtigte die Mitschülerin nicht in ihrem Lernen, wirkte sich jedoch auf ihr eigenes Wohlbefinden aus und der daraus resultierenden mangelnden mündlichen Beteiligung. Um dem Ganzen entgegenzuwirken, wurde Sie einmal im Monat vom Unterricht freigestellt, um auch ärztliche Hilfe innerhalb der Schulzeit in Anspruch nehmen zu können. Insgesamt finde ich es wichtig alle Schüler*innen in den Unterricht mit einzubinden, sofern es nicht die Möglichkeiten des Schulsystems, sowie das Wohl der Schüler*innen überschreitet.

b) Welchen Meinungen sind Ihnen im Praktikum / in Praxiserfahrungen insbesondere zu der Frage der Inklusion von SuS mit sonderpädagogischem Förderbedarf an Oberschulen und Gymnasien begegnet und welche Auffassung vertreten Sie selbst?

Ich habe Einblicke in den Unterricht in einem Rehabilitationszentrum für neurologische Erkrankungen für Jugendliche, sammeln dürfen. Ich habe die unterschiedlichsten Formen der körperlichen Beeinträchtigung kennengelernt, die sich individuell auf das Lernen ausgewirkt haben. Trotz der prägenden Schicksalsschlägen verfolgten alle das gleiche Ziel, das Zurückkehren in die vorherige Schule, in den vorherigen Alltag. 

Diese Erfahrungen im Rehabilitationszentrum hat meine Meinung nochmals bestärkt, dass ich es als sehr wichtig empfinde, Schüler*innen mit sonderpädagogischen Förderungsbedarf oder allgemein allen Heterogenitätsdimensionen eine Chance der Integration in Regelschulen zu ermöglichen, sofern die Betroffenen dies auch anstreben. Jede*r sollte für sich selbst entscheiden können, wie seine Schullaufbahn aussieht, bzw. aussehen wird. Sei es eine Regel- oder Sonderschule oder digitaler- oder privater Unterricht. Ich finde wir sind noch nicht am letzten Stadium angekommen, bei der Inklusion zur Gesellschaft dazugehört, doch wir können alle ein Stück zur Integration beitragen, sodass wir einer Normalität stetig entgegenarbeiten. 

Auch die Fallbeispiele verdeutlichen die Wichtigkeit der Inklusion, um allen Schüler*innen ein gleiches Chancenfeld innerhalb des Unterrichtes, aber auch weit darüber hinaus, bieten zu können. Auch die Erfahrungen im Rehabilitationszentrum zeigen, dass egal ob eine körperliche, geistige oder psychische Beeinträchtigung vorliegt, alle verbindet meiner Meinung  nach, die gleiche Chance auf Bildung.

  1. Formulieren Sie bitte eine Beobachtungaufgabe für den inklusiven Unterricht für zukünftige Praktika.

Wie gehen die Lehrkräfte mit Schüler*innen mit Inklusionsbedarf um? Beobachten Sie dabei auch das eigene Verhalten. Bieten Sie intuitiv selbst Hilfe an und schaffen damit einen Raum für eine Bevormundung, einen Sonderstatus bzw. eine Abgrenzung der einen Personen gegenüber einer Gruppe, durch vermeintliche Nettigkeit? Sammeln Sie in diesem Zuge selbst Berührungspunkte mit der „inkludierenden Exklusion“? Beobachten Sie dabei auch die Reaktion des Betroffenen Schülers. Braucht er/sie diese Sonderbehandlung oder ist gar zu wenig Unterstützung vorhanden? 

Beobachten Sie die Interaktion in diesem Dreiecksfeld.