- Jeder inszeniert sich heutzutage selbst auf eine andere Weise, wenn er in Kontakt mit anderen Menschen trifft. Er entscheidet selbst, wie er sich darstellt und wie er sich gibt. Gleichzeitig hat der Gegenüber aber auch schon eine Erwartungshaltung, die er aufgrund der bekannten Informationen, wie zum Beispiel das Geschlecht, der Person zuschreibt. Manchmal stimmen Zuschreibung der anderen und Inszenierung von sich selbst zwar überein, manchmal aber auch nicht. Manchmal schreiben Menschen anderen Menschen Dinge zu, die so pauschal nicht zwangsläufig richtig sind. Dies führt zu Spannungen zwischen Inszenierung und Zuschreibung. Beispielsweise führt das Fehlen von männlichen Lehrern in der Grundschule zu diversen Zuschreibungen seitens der SchülerInnen zu den einzelnen Geschlechtern, die dann im Nachhinein erst wieder bereinigt werden können. Problematisch können sie weiterhin auch sein. Es gab Jungen, die sagten, dass Frauen einfach schlauer sein. Dies könnte dazu führen, dass bei Jungs das Desinteresse an der Schule in der Grundschule höher ist als bei Mädchen. Gäbe es mehr männliche Lehrer könnte dies dem entgegenwirken. Auf jeden Fall hat man in den Videoausschnitten gemerkt, dass vor allem die Jungen es genießen auch mal einen männlichen Lehrer haben. Sie können dort wie sie selbst sagen auch mal über Männerthemen sprechen. Dies könnte auch insgesamt dazu führen, dass Jungen sich in der Grundschule eher öffnen und noch mehr Spaß an der Schule entwickeln.
- Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, dann fallen mir kaum Situationen ein, bei denen in meiner Klasse aktiv auf das Geschlecht geachtet wurde. Trotzdem kann ich bestätigen, dass in meiner Grundschule auch nur 1 männlicher Lehrer angestellt war, doch damals habe ich mich kaum darüber gewundert, ich habe es tatsächlich einfach eher hingenommen.
Auf meiner weiterführenden Schule gab es dann einen Mix zwischen männlichen und weiblichen Lehrern. Wenn ich daran zurückdenke, fällt mir besonders eine Situation ein, bei der das Geschlecht eine wichtige Rolle gespielt hat, und zwar im Bio Unterricht zum Thema Sexualkunde. Damals sollten wir eigentlich für dieses Thema innerhalb von mehreren Klassen in Mädchen und Jungs aufgeteilt werden und dann jeweils eine Lehrerin und einen Lehrer bekommen. Leider hat es dann nicht funktioniert, da es offiziell organisatorisch nicht möglich war. Grade in jungen Jahren ist dies natürlich ein Thema, bei dem man sich gegenüber dem gleichen Geschlecht eher öffnet und hier wäre es sicherlich sinnvoll die Geschlechter entsprechend einzusetzen. Zusätzlich wäre diese Aufteilung sicherlich hilfreich, wenn auch unterschiedliche soziokulturelle Hintergründe in der Klasse vertreten sind. Vielleicht hören ja manche SchülerInnen zu diesem Thema aufgrund ihrer Kultur oder ihres Elternhauses zum ersten Mal was davon. Dann ist es leichter, wenn das andere Geschlecht nicht vertreten ist.
Ansonsten fällt mir kein Beispiel ein bei dem mir aufgefallen wäre das entweder aktiv männliche oder weibliche Lehrkräfte eingesetzt worden wären oder aber, dass das andere Geschlecht hier nun besser geeignet wäre. Ein Praktikum oder ähnliches hatte ich noch nicht, also kann ich dazu auch nichts sagen. - Beteiligen sich Schülerinnen stärker bei männlichen oder weiblichen Lehrkräften? Und analog dazu: Beteiligen sich Schüler stärker bei männlichen oder weiblichen Lehrkräften?
Damit soll beobachtet werden, ob das Geschlecht der Lehrperson einen Einfluss auf die mündliche Beteiligung im Unterricht und somit auf die Leistung der SchülerInnen hat. Je nach Beobachtung können dann entweder Rückschlüsse gezogen werden oder es wird festgestellt, dass kein Zusammenhang besteht. Ich vermute allerdings das Schüler bei Lehrern aktiver sind und Schülerinnen bei Lehrerinnen, da sie sich vermutlich sicherer und besser aufgehoben fühlen.
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2 Antworten auf „Gendersensible Pädagogik“
Hallo Bea, dein Beitrag ist sehr gut geworden und ich stimme deinen Schlüssen weitestgehend zu und habe noch einige Ergänzungen aus einiger Erfahrung.
Zunächst stimme ich dir in deiner These zur Genderinszenierung zu. Die Inszenierung eines Einzelnen liegt immer an der Person selbst, wobei es unvermeidlich ist, das andere einem bestimmte Dinge zuschreiben. Diese Spannungen können der Auslöser für weitere Fehlinterpretationen in der Zukunft werden. Wie du gesagt hast, bildetet sich schon im frühen Alter bei Grundschulkindern der Gedanke, Männer könnten, sollten oder wollten nicht unterrichten. Dieses Bild wirkt sich auf die jungen Schüler aus, welche daraufhin von dem Gedanken gegenüber Lehrer zu werden, möglicherweise abgeneigter sind, als sie es wären, wenn sie mehr männliche Lehrer als Vorbild hätten.
Mir geht es ähnlich wir dir, nämlich habe auch ich eher weniger von Genderkonflikten zu spüren bekommen. Dass auch ich mehr Lehrerinnen als Lehrer hatte, ist wahrscheinlich nicht weiter verwunderlich. Allerdings habe ich über mein Umfeld von Situationen erfahren, in denen das „Genderplay“ deutlicher spürbar war. Z.B bei den einzelnen Fächern wird noch deutlich, dass in einigen Bereichen jeweils ein Geschlecht dominiert. So gab es z.B. in meiner Schule mehr Mathelehrer als -lehrerinnen oder mehr Kunstlehrerinnen als Kunstlehrer. Dass in diesen Fächern oft noch des Geschlechts wegen verurteilt wird, ist keine Seltenheit. So habe ich z.B. von meinem älteren Bruder mitbekommen, wie dieser, obwohl er gute Leistung erbrachte, stets schlechtere Noten von seiner Kunstlehrerin bekam, als die Mädchen seines Kurses, welche teilweise weniger leisteten als er.
Deine Beobachtungsaufgabe finde ich sehr interessant und kann deine Behauptung, dass man sich bei einer Lehrkraft, gleichen Geschlechtes aus verschiedenen Gründen mehr am Unterricht beteiligt, nur bekräftigen. LehrerInnen fungieren als Vorbilder und es kann leicht zu Situationen kommen, in welchen die SuS sich missverstanden fühlen und deshalb die Teilnahme schnell verweigern. Die mangelnden männlichen Lehrkräfte könnten also auch einer der Gründe dafür sein, dass Jungen häufiger die Arbeitslust verlieren und die Anteilnahme am Unterricht aufgeben.
Viele Grüße,
Zahide 🙂
Hallo Zahide,
danke für deinen Kommentar.
Wenn ich genauer drüber nachdenke, hast du mit den Fächern recht. Allerdings ist mir das aktiv nie aufgefallen.
Viele Grüße,
Bea