Abschlussreflexion

1. Benennen Sie die für Sie zentralsten theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für sich mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret Bezug auf a.) fachdidaktische Aspekte, indem Sie Erkenntnisse auf die Didaktiken ihrer eigenen beiden Fächer beziehen und b.) zwei generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht mit Bezug zu den relevanten Quellen benennen.

Durch mein IP Studium habe ich bereits viele allgemeine Einblicke zum Thema Heterogenität erhalten. In der Ringvorlesung war der direkte Bezug zu den einzelnen Fächern daher sehr spannend.
Besonders der Vortrag von Frau Hollerweger war für mich von Interesse. Bei ihr ging es um das Thema „Erlesene Geschlechter- Literarisches Lernen am Beispiel Genderkonstruktion“, wobei sie zu dem Schluss kommt, dass man einerseits die thematischen Interessen der Kinder berücksichtigen soll, um an ihre Interessen anzuknüpfen, andererseits jedoch auch ihren Erfahrungshorizont erweitern soll.
Eine besonders zentrale Erkenntnis aus ihrem Vortrag war für mich auch, darauf zu achten, bestehende explizite und implizite Konstruktionen von Gender reflektiert zu hinterfragen, um keine Reproduktion von Klischees zu vollziehen und der Konstruktion von neuen Klischees vorzubeugen.
Im Deutschunterricht ist dies beispielsweise bei der Lektüreauswahl zu beachten, bei der häufig in bestehenden klischeehaften Rollenvorstellungen gedacht und dementsprechend ausgewählt wird. Man sollte dabei die eigene Auswahl immer wieder hinterfragen, um möglicherweise unbemerkte, bestehende Vorstellung aufzubrechen, damit diese nicht auf die Schüler*innen übertragen werden. Dabei sollten auch eigene Präferenzen beiseite gelassen werden, so dass die Kinder eine umfassende literarische Kompetenz, Lesekompetenz und Genderkompetenz erlernen können. Dazu gehört auch, ihnen die Vielfalt von Gender- und Identitätsentwürfen über die Literatur näher zu bringen, damit sie für verschiedene Lebensweisen, in einer heterogenen Gesellschaft, sensibilisiert werden.
Die oben genannten Punkte sind natürlich auch für den Kunstunterricht von großer Bedeutung, genau wie für jedes andere Unterrichtsfach auch.
Allgemein erziehungswissenschaftlich bedeutsam waren für mich auch die Erkenntnisse bezüglich Lernen, Intelligenz und Vorwissen. In einer Studie (Schneider, Körkel & Weinert, 1989), in welcher Probanden eine Fußballgeschichte nacherzählen sollen, wird festgestellt, dass das Vorwissen im Bereich Fußball eine größere Rolle spielt, als der Intelligenzquotient. Dies deckt sich mit der Aussage von Ausubel (1968), der meint der wichtigste Faktor das Lernen betreffend sei das Vorwissen des Lernenden. Trotzdem ist es so, dass Wissen alleine nicht den Lernerfolg bestimmen kann, wenn der Lernende nicht über die Intelligenz verfügt, es richtig einzusetzen. Ebenso nützt wie bereits erwähnt, Intelligenz nichts, wenn man nicht das Wissen darüber hat, wie man es nutzen kann.
Um einen hohen Lernerfolg zu erzielen, ist es also wichtig über beide Faktoren zu verfügen, da sich diese gegenseitig bedingen, auch wenn das Vorwissen wichtiger ist als die Intelligenz.
Eine weitere wichtige Erkenntnis habe ich aus Herrn Trostmanns Vortrag zum Thema „Leistungsheterogenität“ mitgenommen. Er referierte dabei unter anderem darüber, dass Bildungsstandarts nicht für alle festlegbar sind, da es zum Beispiel Unterschiedlichkeit von Vorerfahrungen und Leistung beim Schuleinstieg, Unterschiedlichkeit in der u.a. finanziellen Ausstattung von Schule, Unterschiedlichkeit zwischen den Bildungsregionen (Stadt-Land) und Unterschiedlichkeit der Bedingungen der Zusammensetzung der Lerngruppe gibt, welche alle die Leistungsheterogenität beeinflussen, gibt (Vgl. Brügelmann 2004, S. 15). Dies führe dazu, dass leistungsschwächere Schüler*innen zurückgelassen werden würden und sich Disparitäten bilden (Klieme, E. et.al. 2003). Um diese abzubauen, fordern Experten Mindeststandards und keine Regelstandards. Für den Unterricht und die dazugehörige Leistungsbeurteilung bedeutet dies, die Partizipation der Kinder zu ermöglichen, individuelle und gemeinschaftliche Absprachen durchzuführen, eine Zieltransparenz der Anforderungen und Erwartungen herzustellen und eine Leistungswürdigung-Leistungsanerkennung unabhängig des Ergebnisses zu schaffen (Vgl. u.a. Bartnitzky/Speck-Hamdan, 2004).

2. Welche Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität (z.B. Unterrichtsformen, Schulformen, schulstrukturelle Fragen, schulkulturelle Aspekte), die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, prägen in Ihrer Wahrnehmung aus eigenen Praxiserfahrungen (eigene Schulzeit, Praktika, Berichte aus der Praxis) den Schulalltag besonders stark – und warum? An welcher Stelle könnten Sie einzelne der unter 1 genannten Erkenntnisse zur Erklärung heranziehen?

In meiner eigenen Praxiserfahrung konnte ich bereits eine wünschenswerte Öffnung des Unterrichts bemerken, da ich an einer Schule mit jahrgangsübergreifendem Konzept war. Die Kinder waren in sehr leistungsheterogene Gruppe vom Jahrgang 1-4 zusammengesetzt, in dem sie relativ frei ihre Wochenpläne gestalten und sich um ihre Zeiteinteilung selbst kümmern konnten. Dadurch war es möglich, auf die unterschiedlichen Leistungsniveaus einzugehen und außerdem das soziale Lernen anzuregen. Wochenpläne eigenen sich außerdem dazu, einen individuellen Lernerfolg oder Entwicklung zu honorieren, da jede*r Schüler*in eine persönliche Zielsetzung hat.
Es wurde jedoch auch hier teilweise selektiert, da einige Kinder außerhalb des normalen Unterrichts, Förderstunden erhielten, getrennt von den anderen Kindern. Dies war zum Beispiel bei der Förderung der Lese- und Schreibkompetenz der Fall. Problematisch ist dabei unter anderem zu sehen, dass von der Abgrenzung eine Gefahr der Stigmatisierung ausgeht.

3. Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium im Bezug auf das Modulthema BAUMHET. Bitte begründen Sie Ihre Wahl?

Mich persönlich würde es interessieren, noch mehr über das Thema erlesene Geschlechter zu erfahren. Dazu würde insbesondere gehören, wie man die Eltern mit in dieses Thema einbeziehen kann, um ein gesellschaftliches Umdenken zu erzielen. Ich würde mir wünschen, dass jedem Kind alles zugetraut werden würde, wozu auch gehört, dass jedes Kind sich frei nach seinen Interessen entfalten kann.
Als weiteren Punkt würde ich das Gebiet der soziokulturelle/ sozioökologischer Heterogenität nennen. Ich denke in den nächsten Jahren wird die soziokulturelle Heterogenität noch steigen und ist daher ein Punkt für den man sich und die Schüler*innen sensibilisieren sollte. Die sozioökologische Heterogenität wird sich sicherlich nur unzureichend durch die Schule ändern lassen, sondern nur durch Veränderungen auf höheren Ebenen. Es ist eine Problematik, die in den nächsten Jahren noch bestehen bleiben wird, wodurch es wichtig wäre zu wissen, was man konkret zur Veränderung auf schulischer Ebene beitragen kann, um jedem Kind gerecht zu werden.

4. Welche in den Vorlesungseinheiten von BAUMHET thematisierten Problematiken/Aspekte sehen Sie für sich persönlich als besondere Herausforderung? Wie könnten Sie sich, im Uni-Kontext oder auch darüber hinaus, auf diese Herausforderungen vorbereiten?
Ich persönlich empfinde die sozioökonomische Heterogenität als besondere Herausforderung, da mir nicht bewusst ist, inwieweit ich für eine gute Förderung sorgen kann, damit diese Kinder ihr volles Potential erreichen. Es spielen so viele verschiedene Faktoren eine Rolle, wobei man auf viele davon keinen Einfluss hat. Eine Möglichkeit wäre, eine gute Beziehung zu den Eltern aufzubauen, damit sich diese bei Problemen bereit sind sich an mich zu wenden, damit wir gemeinsam die beste Lösung für das Kind finden können.