ABSCHLUSSREFLEXION
1. Benennen Sie die für Sie zentralsten (mindestens zwei verschiedene, gerne auch mehr) theoretischen Erkenntnisse (auf allgemeine Konzepte oder empirische Studien aufbauend), die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei Bezug auf:
a.) unterschiedliche fachdidaktische Aspekte. Übertragen Sie, wenn möglich, die in der Ringvorlesung gewonnenen Erkenntnisse auf die Didaktiken der von Ihnen studierten Fächer.
b.) generelle Erkenntnisse zur Beziehungsarbeit in Schule und Unterricht.
Bitte benennen Sie für Aufgabenteil 1 konkret mindestens zwei relevante Literaturquellen (Namen, Jahr, Titel).
a)
Eine der zentralen Erkenntnisse, die ich aus dieser Vorlesung mitgenommen habe, ist die Diskussion darüber, ob Lehrkräfte ihre Meinung sagen beziehungsweise äußern dürfen. Vor allem der Beutelsbacher Konsens und dessen Bedeutung für die politische Bildung ist mir im Gedächtnis geblieben. Der Beutelsbacher Konsens wird häufig fälschlicherweise als striktes „Neutralitätsgebot“ interpretiert, was zu einer politischen Lethargie führen könnte. Es handelt sich jedoch um eine Fehlinterpretation, denn der Konsens fordert keine völlige Neutralität der Lehrkräfte, sondern eine sachliche Darstellung unterschiedlicher Perspektiven. Dadurch können sich die Schüler*innen eine eigene Meinung bilden (Wehling, 1977). Zudem argumentiert McAvoy (2017) dass Lehrkräfte ihre eigenen Ansichten äußern dürfen, solange sie klarstellen, dass dies nicht die einzig richtige Ansicht ist und die Meinungsbildung der Schüler*innen fördert.
Ich kann diese Erkenntnisse auf die Didaktik des Faches Deutsch übertragen. Im Deutschunterricht können literarische Werke je nach Entstehungszeit und Epoche kontroverse Themen durch alte Sittenbilder oder vulgäre/anstößige Sprache enthalten. Wichtig ist es diese Themen offen anzusprechen und den Schüler*innen einen kritischen Umgang damit zu ermöglichen. Unter Berücksichtigung des Beutelsbacher Konsens sollten Lehrkräfte den Schüler*innen Raum für eigene Ansichten und Diskussionen geben, ohne ihnen eine bestimmte Ansicht aufzuzwingen. Dadurch wird nicht nur das Verständnis für die Werke gefördert, sondern auch das kritische Denken und die eigenständige Meinungsbildung der Schüler*innen.
Ein weiteres wichtiges Thema, welches in der Ringvorlesung behandelt wurde, ist der richtige Umgang mit Rassismus und Diskriminierung in der Schule. Auch heute noch sind Rassismus und Diskriminierung tief in vielen gesellschaftlichen Strukturen verankert und prägen sich auch im Bildungssystem aus (Gomolla & Radtke, 2009). Diese Ungleichheiten führen zu systematische Benachteiligung bestimmter Gruppen, während andere von Privilegien profitieren (Leiprecht, 2016).
Für den Unterricht bedeutet dies, dass sich die Lehrkräfte ihrer Rolle als Vermittler von Werten und Normen bewusst sein müssen. Die Lehrkräfte müssen aktiv Maßnahmen ergreifen, um diskriminierende Aussagen und Taten zu verhindern und zu thematisieren. Dies erfordert Sensibilität und ein Bewusstsein für die verschiedenen Hintergründe und Bedürfnisse der Schüler*innen. In der Praxis müssen rassistische oder diskriminierende Äußerungen im Unterricht sofort angesprochen und korrigiert werden um ein respektvolles und inklusives Lernumfeld zu gewährleisten. Es ist wichtig, dass die Schule ein Ort ist in denen die Schüler*innen ihre Erfahrungen und Perspektiven teilen können, ohne Angst vor Ausgrenzung oder Diskriminierung zu haben.
b)
Die Erkenntnisse aus der Ringvorlesung zeigen mir, dass eine gute Lehrer-Schüler-Beziehung nicht nur das Lernen fördert, sondern auch das Wohlbefinden der Schüler*innen positiv beeinflusst. Ein respektvoller Umgang schafft ein angenehmes und sicheres Umfeld, in dem die Schüler*innen bereit sind, sich zu öffnen und dadurch aktiv am Unterrichtsgeschehen teilzunehmen. Vor allem im Umgang mit sensiblen Themen wie Politik oder Rassismus ist es von Bedeutung, dass Lehrkräfte Vertrauen aufbauen und ein Klima schaffen, in dem alle Schüler*innen ihre Meinung äußern können, ohne Angst vor negativen Konsequenzen zu haben.
Zusammengefasst verdeutlichen die theoretischen Erkenntnisse, wie wichtig es ist, dass sich Lehrkräfte ihrer Verantwortung bewusst sind. Es geht nicht nur darum, Wissen zu vermitteln, sondern auch darum, die sozialen und emotionalen Bedürfnisse der Schüler*innen zu berücksichtigen. Die Anwendung dieser Erkenntnisse in den jeweiligen Unterrichtsfächern kann zu einer Förderung eines inklusiveren und demokratisches Bildungsklimas beitragen.
2) Welche Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität (z.B. Unterrichtsformen, Schulformen/-strukturen, schulkulturelle Aspekte, Handeln von Lehrkräften), die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, prägen im Rückblick auf ihre eigenen Praxiserfahrungen (eigene Schulzeit, Berichte aus der Praxis, ggf. auch schon eigene Praxiserfahrungen) den Schulalltag besonders stark – und warum? Hier können Sie aus Ihrer Sicht besonders gelungene oder auch weniger gelungene Beispiele reflektieren. Inwiefern helfen Ihnen die Inhalte der Vorlesung, eine solche Einschätzung vorzunehmen? Nehmen Sie konkret Bezug auf entsprechende Begriffe, Theorien, Konzepte, die Sie jetzt kennengelernt haben.
Bereits in der Beantwortung der ersten Aufgabe habe ich erwähnt, dass ich das intensive behandeln von Rassismus und Diskriminierung wichtig finde, da ich in meiner eigenen Schulzeit nur wenig Aufklärung zu diesen Themen erfahren habe. Besonders interessant und informativ war die Vorlesungssitzung zu Thema „Dürfen Lehrkräfte ihre eigene Meinung sagen?“, weil in meiner Schulzeit genau zu diesem Thema wenig Aufklärung stattfand und Lehrkräfte wenig Einblick gegeben haben. Zudem ist es gut vorstellbar, dass dieses Thema für den Beruf als Lehrkraft sehr wichtig und möglicherweise entscheidend sein könnte. Der Beutelsbacher Konsens liefert in diesem Zusammenhang eine gute Orientierung und eine gewisse Klarheit. Durch dieses gewonnene Wissen und die Aufklärung habe ich ein viel klareres Bild vom Lehrerdasein und dem richtigen Umgang mit schwierigen und kritischen Themen in den Lerngruppen. Ich bin mir sicher, dass es mir in meiner beruflichen Zukunft weiterhelfen wird.
3.) Zu welchen, mindestens zwei, Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium in Bezug auf das Modulthema UMHET? Welche haben Sie vermisst? Bitte begründen Sie Ihre Wahl.
Aus der Vorlesung zum Thema „Rassismus in der Schule“ von Herrn Barasi, fand ich die Thematisierung von folgender Fragestellung sehr interessant: „Woher kommst du eigentlich?“. Dazu haben wir auch ein Video gesehen, in dem diese Frage ironisch an klar erkennbare deutsche Mitbürger auf der Straße gestellt wurde. Solche kleinen Alltagsrassismus-Szenarien kann ich mir gut vorstellen, auch in der Zukunft weiter zu thematisieren. Ich denke, dass man intensiver über dieses Thema hätte sprechen beziehungsweise aufklären können, beispielsweise in Form von weiteren Vorlesungen.
In der Vorlesung zum Thema „Darf man als Lehrkraft seine Meinung sagen?“ wurde eine wirklich sehr wichtige Frage gestellt, und zwar ob diese Thematik nur für den Politikunterricht oder allgemein gilt? Es ist sehr wichtig da ich aus eigener Erfahrung weiß, dass kritische Themen auch außerhalb des Unterrichts besprochen werden. Vor allem bei aktuellen Themen besteht immer die Möglichkeit, dass diese generell im Schulalltag eine Rolle spielt. Hinzu kommt, dass unterschiedliche Kulturen unterschiedliche Themen und Ansichten in eine Klasse bringen. Das bedeutet, dass Lehrkräfte wahrscheinlich nicht darum herumkommen, sich mit solchen Themen auseinanderzusetzen.
In der Vorlesung haben wir durch den Beutelsbacher Konsens gelernt, dass Lehrkräfte ihre Meinung äußern dürfen. Ich wünsche mir jedoch mehrere Vorlesungen zu diesem Thema, in denen intensiver darauf eingegangen wird, wie man Lehrkraft seine persönlichen Ansichten an die Schüler*innen. Eine wichtige Rolle spielen dabei Aspekte wie Körpersprache, Mimik, Gestik, Tonfall und vieles mehr. Es wäre hilfreich, diese Aspekte auch zu behandeln, damit man besser darauf vorbereitet ist.
Literaturverzeichnis:
- Gessner, et al. (2016): Beutelsbacher Konsens und die Gefahr der politischen Lethargie.
- McAvoy, Paula (2017): Should Teachers Share Their Political Views in the Classroom? In: Bryan R. Warnick und Lynda Stone (Hg.): Philosophy of Education.
- Wehling, Hans-Georg (1977): Konsens à la Beutelsbach? Nachlese zu einem Expertengespräch. In: Siegfried Schiele und Herbert Schneider (Hg.): Das Konsensproblem in der politischen Bildung. Stuttgart, S. 173-184.
- Gomolla, Mechtild & Radtke, Frank-Olaf (2009): Institutionelle Diskriminierung. Die Herstellung ethnischer Differenz in der Schule. Wiesbaden: VS-Verlag.
- Leiprecht, Rudolf (2016): Rassismus. In: Paul Mecheril (Hg.): Handbuch Migrationspädagogik. Weinheim und Basel: Beltz Verlag.
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