Doppelte Heterogenität

1. Die doppelte Heterogenität, also die unterschiedliche Wahrnehmung eines Themas durch verschiedene Schülerinnen und Schüler, ist ein sehr interessantes und aus meiner Sicht auch kontroverses Thema. In der Schule dürfte jeder Unterrichtsinhalt verschiedene Gedankengänge und Ansätze hervorrufen. Insbesondere in gesellschaftswissenschaftlichen Fächern wie Geschichte oder Politik, wovon ich ersteres künftig unterrichten werde, hat jeder Vorkenntnisse irgendeiner Art zu einem Thema. So ließen sich hier recht einfach Beispiele finden, in welchen doppelte Heterogenität relevant wird. Viel spannender erscheint mir der Umgang mit doppelter Heterogenität jedoch in meinem anderen Fach: Mathematik

In höherer Mathematik ist selbstverständlich weitaus weniger Vorwissen vorhanden als zu gesellschaftswissenschaftlichen Themen, mit welchen wir tagtäglich konfrontiert werden. So sind neue Gedankengänge in der Mathematik weit weniger von äußeren Einflüssen, sondern viel mehr von Logik, Verstand oder Kreativität geprägt. Eine klassische Frage, die sich vermutlich jeder SUS mindestens einmal im Mathematik-Unterricht stellt, ist: Wofür brauche ich das eigentlich. Diese Frage lässt sich je nach Themen-Bereich besser oder schlechter beantworten, doch interessant sind aus meiner Sicht die Ansichten der SUS. Kommen diese auf Ideen der Anwendung? Was haben sie selbst schon dazu erlebt oder angewandt?

Ein sehr schöner Ansatz ist hier die Stochastik. Beinahe alle SUS spielen heutzutage Computerspiele mit Zufallsvariablen oder auch normale Karten- oder Würfelspiele. Das Interesse zu wecken, gelingt also am ehesten durch eine Berechnung des eigenen Spiels. Sammelt nicht jeder unnütze Fakten zu Dingen, die einen interessieren? Was gibt es da Besseres als eine Wahrscheinlichkeit, einen Gegner zu besiegen, bei Zufallsergebnissen im Fußball noch Meister zu werden oder etwas derartiges?

Konkret würde ich den SUS Zeit geben, ihre eigenen Ideen zur Anwendung von Wahrscheinlichkeiten aufzuschreiben und damit anzufangen. Sobald wirkliches Erkenntnisinteresse besteht, weil man die Formel für eine Berechnung nicht kennt, sucht man den Dialog mit einzelnen oder dem Plenum, da dabei schnell Häufungen auftreten. So wird nicht nur gleich deutlich, welche Anwendungen vorherrschen, sondern auch das eigene Interesse wird den SUS deutlich.

2. Eine Sammlung der individuellen Ergebnisse kann hierbei auf unterschiedliche Art und Weise funktionieren. Wichtig ist aus meiner Sicht die Vorstellung verschiedener Ideen an die Gruppe wie in einer simplen Vorstellung des groben Themas im klassischen Plenum des Unterrichts. Auch eine Partnerarbeit ist denkbar, wo einer anschließend die Ideen des anderen vorstellt und dadurch die Ideen verfeinert und es unterschiedliche Perspektiven gibt. Ich fände vor allem eine Art Projekt toll, welches am Ende vorgestellt wird. In den gesellschaftlichen Fächern gibt es immer wieder Vorträge beziehungsweise Präsentationen eines spezifischen Themas. Auch zu seiner eigenen Lieblingswahrscheinlichkeitsrechnung ist so etwas denkbar. Ähnliches gibt es heutzutage manchmal im Informatik-Unterricht, wenn man eigene Dinge vorstellen darf, die einen irgendwie interessieren. In der Mathematik durfte ich das leider nie erleben. Die Resonanz und die Wirkung stelle ich mir jedoch sehr positiv vor.

3. In einer Beobachtungsrolle als Praktikant oder während eigener Lehrtätigkeiten zum Thema unterschiedlicher Sprachwirklichkeiten im Lehrer/Schüler-Verhältnis würde mich primär interessieren, wie eine anschließende Diskussion verläuft und wie gut es möglich ist, Dinge zu umschreiben oder neu zu formulieren. Bei klassischen Erklärungen eines Themas passiert es sehr häufig, dass ein Lehrer zu einem Schüler mit keiner Erklärung durchdringt, während andere Schüler durch leicht andere Erklärungen alles erklären können, obwohl man kaum einen Unterschied merkt, da die Sprachwirklichkeit schlicht ähnlicher ist. Diese Unterschiede würde ich gerne genauer filtern. In der eigenen Schulzeit war mir dies kaum möglich, während ich in einem Praktikum wohl speziell darauf achten würde, um Möglichkeiten zu finden, die eigene Sprachwirklichkeit zu variieren. Wie also formulieren andere Schüler eine Erklärung und wo genau liegt der Unterschied zu den eigenen vorangegangenen Versuchen.

Soziokulturelle Heterogenität

1. Ich selbst lernte gemischte Klassen und Vergleichbares eigentlich nie kennen. Jedoch konnte ich sehr persönliche Erfahrungen mit der Integrierung von Schülern ohne Deutschkenntnisse machte. So bekam meine Klasse mitten in meinem 6. Schuljahr durch einen Schüler Zuwachs, welcher zuvor aus Großbritannien hergezogen war und kaum ein Wort Deutsch beherrschte. Diesen durch den Schulalltag zu geleiten und die deutsche Sprache näher zu bringen, blieb dabei ihm selbst sowie seinen Mitschülern (also uns) vorbehalten. Ich persönlich freundete mich sehr schnell mit ihm an und wir arbeiteten sehr viel gemeinsam an Projekten. So machten wir Präsentationen und Fächern wie Geschichte doppelt, auf Englisch und auf Deutsch, was sowohl meine Englischkenntnisse als auch sein Deutsch deutlich verbesserte. Durch seine recht kommunikative Art, fühlte er sich nie wirklich außen vor und gelang recht schnell in die Klassengemeinschaft.

Dieses Phänomen ist ansatzweise vergleichbar mit der Idee der direkten Integrierung von Schülern in Klassen. So gab es sofortigen und erzwungenen Kontakt untereinander, was einen großen Austausch förderte und das Sprachniveau schnell steigerte. Jedoch muss man bei der Übertragung der Situation einige Sachen betrachten: Obgleich meine Englischkenntnisse oder die von anderen in der Klasse damals mit Sicherheit noch nicht perfekt waren, gab es eine recht gute Möglichkeit der Kommunikation. So können weniger kommunikative Kinder Probleme damit haben, sich mit anderen zu verständigen. Auch ging es hier um die Integrierung einzelner Schüler, wodurch eine Grüppchenbildung kaum möglich war. Sobald dies bei Vielen zugleich passieren soll, kann dies dazu führen, dass sich einzelne Gruppen nur miteinander beschäftigen, was das Sprachen lernen hemmt (was durch die frühe Mischung eigentlich ausgeschlossen werden soll) und trotzdem eine besondere Förderung zurückstellt.

2. Zur Überprüfung meiner These der positiven Eingliederung einzelner Schüler  mit sprachlichen Problemen wäre künftig vorrangig ihr Verhalten zu beobachten. Ziehen sich diese zurück und bleiben eher außen vor? Oder gliedern sie sich schnell ein und verständigen sich notfalls mit Händen und Füßen? Sind die anderen Schüler ausgeschlossen und hilft es ihnen selbst bei der Entwicklung? Besonders der Umgang mit gemeinsamen Aufgaben und die dadurch entstehende Kommunikation ist sehr interessant.

3. Ich halte diese Option der Eingliederung zwar für die nahezu beste Lösung, halte eine grundsätzliche, geregelte Umsetzung jedoch für problematisch, da nur wenige Schüler zugleich integriert werden können. Ausgrenzung halte ich an dieser Stelle trotz sprachlicher Probleme für ein recht geringes Risiko. Zwar ist Mobbing in der Schule meiner Meinung nach ein größeres Problem denn je, doch basiert dies häufig auf sehr zufälligen Kleinigkeiten und Rassismus sehe ich besonders in einem jungen Alter seltener. Dazu passt auch die in der Vorlesung angesprochene Studie, dass dies in jüngeren Generationen weniger auftritt. Wie gut die Kommunikation funktioniert, wird wohl vorrangig vom Typ der Beteiligten (insbesondere des neuen Schülers) abhängen, wobei dies meiner Meinung nach eher gut funktioniert und ohnehin immer (also unabhängig vom System zur Eingliederung) eine große Rolle spielt.

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