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RV04

1. Wie begründen die Autor*innen dass sie nicht ´Differenz´ sondern ´Praktiken der Differenzierung` untersuchen wollen? Können Sie hier auch Bezüge zur Einführungsvorlesung über „Heterogenität“ herstellen?

In den Untersuchungen von Rose und Gerkmann soll der Augenmerk auf den „Praktiken der Differenzierung“ liegen. Diese sind, im Gegensatz zu dem Begriff „Differenz“ nicht konstruiert und somit feststehend, sondern sie entstehen in sozialen Räumen. In dem Fall ist der soziale Raum die Schule und untersucht werden die Differenzierungen zwischen Schülern. Den Untersuchungen liegen sogenannte „doings und sayings“ zu Grunde. Diese Begriffe beschreiben bestimmte Werte und Normen, die vorliegen und welche Ausgangspunkt für die Untersuchung der Entstehung von Unterschieden ist. Sie beschreiben, was „normal“ ist und was nicht. Auch der Begriff zieht bestimmte Wert- und Normvorstellungen mit sich, die durch eine falsche Interpretation als Störfaktoren angesehen werden könnten. Rose und Gerkmann beschreiben den Begriff „Heterogenität“ jedoch gleich dem Begriff der „Differenz“: Sie sind beide konstruiert und stellen lediglich eine didaktische Herausforderung für Schulen dar.

2. Die Studie befasst sich mit individualisiertem Unterricht in der Sekundarschule und analysiert Kommunikationsprozesse zwischen Schüler*innen in der Gruppenarbeit im Projektunterricht. Inwiefern spiegelt sich in diesen Prozessen die „soziale Konstruktion von Leistungen“ wieder? Anders gefragt: Wie stellen die Schüler*innen leistungsbezogene Differenz her?

In den Fallbeispielen, welche im Text erläutert werden, geht es um 2 Sechste-Klassen. Beiden Klassen bekommen die Aufgabenstellung, in einer Gruppenarbeit eine Aufgabe zu lösen.

In der ersten Gruppe, die unfreiwillig und durch Anleitung der Lehrkraft aus zwei Jungen und zwei Mädchen besteht, übernahmen die beiden Mädchen die Führungsrolle. Sie lenkten und leiteten das Geschehen. Ein Junge hielt sich komplett aus dem Geschehen raus und der andere beteiligte sich wenig. Die zweite Gruppe bildete sich aus zwei Mädchen und einem Jungen. Einer übernahm die Führung und erledigte die Aufgaben und die anderen beiden nahmen sich eher zurück.

Um dieses Phänomenen der Gruppenarbeit zu erklären lässt sich sagen, dass bestimmte Personen bestimmte Rollen einnehmen. Häufig werden Mädchen leistungsstärkere Rollen zugeschrieben, doch die Beurteilung von Leistung hängt häufig von Sympathie bzw. Antipathie zu Themen und/oder Gruppenmitgliedern ab. Auch kommt es vor, dass Mitglieder das Verhalten von Lehrkräften rekonstruieren. Demnach finden sich die Mitglieder einer Gruppe ihrer sozialen oder leistungsorientierten Unterschiede nach in einer Rolle wieder, die diesen Unterschieden gerecht werden. So kann man häufig von Anfang an einem Mitglied eine Rolle zuschreiben.

3. Erläutern Sie, inwiefern sich die von Rose und Gerkmann festgehaltenen Beobachtungen von schultypischen Differenzierungen (nicht nur bezogen auf Leistung) innerhalb von Gruppenarbeiten mit Ihren eigenen Erfahrungen decken. Diskutieren Sie Ihre eigenen Erfahrungen vor dem Hintergrund des Textes!

Auch meine Schulzeit war gestaltet wie die Fallbeispiele, wenn man an Gruppenarbeiten denkt. Es gab immer Schüler*innen, die die Leitung der Aufgabe übernommen haben und Schüler*innen, die sich eher zurückgehalten haben. Während in der Unter- und Mittelstufe Gruppenarbeiten eher gelassener angegangen wurden, wurde in der Oberstufe (je nach Fach) sich mehr angestrengt und bemüht gemeinsam die Aufgabe zu erledigen. Doch in allen Fällen gab es bestimmte Rollen, die immer von den gleichen Schüler*innen eingenommen wurden.

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RV 03

1. Bei der Veranstaltung zur Sprachenwahl für die 2. Fremdsprache sind Sie als Klassenlehrer einer 5. Klasse anwesend und stellen fest, dass die FS-Kolleg*innen in ihrer Präsentation für die Eltern auf Stereotypen zurückgegriffen haben. Äußern Sie sich den Kolleg*innen kritisch gegenüber und verweisen Sie dabei auf das Byram Modell.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

zunächst möchte ich mich für die gelungene Infoveranstaltung bei Ihnen bedanken.

Dennoch ist mir ein Punkt, in der Präsentation zum Fremdsprachenunterricht aufgefallen, den ich nicht unkommentiert lassen möchte. Das Problem liegt hier bei der stereotypierten Darstellung der Fremdsprachen. Diese Art der Darstellung bringt gerade im Bezug auf den Lernort Schule besondere Gefahren mit sich. Wenn bereits eine Infoveranstaltung für Eltern mit sogenannten „Schubladendenken“ versehen ist, sollte schleunigst über die eigentlichen Unterrichtsziele im Fremdsprachenunterricht aufgeklärt werden. Priorität hat nämlich das Erlernen von interkultureller kommunikativer Kompetenz. Das gelingt jedoch nur, und hier möchte ich auf Byram (1997) verweisen, wenn wir neben der linguistischen, der soziolinguistischen und der Diskurs-Kompetenz auch die interkulturelle Kompetenz vermitteln. Das Lernziel, welches wir unseren SuS mitgeben, soll nämlich die Anerkennung der kulturellen Vielfalt sein und folglich ist die Verwendung von Klischees eher kontraproduktiv.

Ich hoffe, dass ich Sie dazu anregen konnte, Ihre Präsentation einmal zu überdenken und im Hinblick auf die nächste Veranstaltung eine Überarbeitung erwarten kann.

Mit freundlichen Grüßen

2. Erinnern Sie, welche kulturellen Inhalte Bestandteil ihres Fremdsprachenunterrichts in der Schule gewesen sind und mit welchem Ziel diese behandelt worden sind. Stellen Sie dabei den Konnex zu der heutigen Sitzung.

Das Gymnasium, auf welches ich gegangen bin, war eine Europaschule. Zentraler Punkt bei diesem Konzept war der häufige Austausch zwischen unterschiedlichen Kulturen. Gerade im Fremdsprachenunterricht (bei mir Englisch, Latein, Französisch und Spanisch) wurde sehr viel Wert auf diesen Austausch gelegt. Ich kann mich noch genau an einen Film erinnern, den unser Französischlehrer bewusst abgespielt hat, um mit uns über Stereotypen und Klischees zu diskutieren und sie aus dem Weg zu schaffen. In diesem Film wurden Frankreich-typische Klischees wie das Baguette oder der Käse gezeigt. Mein Kurs ist damals zu dem Fazit gekommen, dass zwar einige Menschen diesen Klischees entsprechen aber eine Kultur weitaus mehr Dinge umfasst als der Film aufgezeigt hat.

Genau diese Vorgehensweise hat auch die Sitzung verdeutlicht und somit scheint es, als hätte mein Lehrer den Lehrauftrag des Fremdsprachenunterrichts sehr gut verfolgt.

3. Formulieren Sie eine kurze Aufgabenstellung in einem Ihrer Fächer, die zu einer fachübergreifenden Projektarbeit zum „Coronavirus“ als kulturelles Phänomen passen würde.

Analysieren Sie anhand der Materialien die wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus in Deutschland.

4. Gerade in der Behandlung von Kultur(en) und Gesellschaft(en) im Fremdsprachenunterricht kann die im Klassenraum vorhandene Heterogenität einbezogen werden. Wie bewegen Sie diese Schülerinnen und Schüler dazu, ihr Vorwissen und ihre Kompetenz einfließen zu lassen?

Ich würde Schüler*innen dazu animieren einander vorzustellen. In dieser Vorstellungsrunde soll der erlebte Alltag im Vordergrund stehen. Wo kommt deine Familie her? Was esst ihr zum Mittag? usw. Nach dieser Vorstellungsrunde kann der Grund für das Frage-Antwort-Spiel aufgeklärt werden: Wir alle haben einen anderen kulturellen Hintergrund. Vielleicht kann so das ein oder andere Kind dazu animiert werden, sich für eine neue Kultur zu interessieren und in Zukunft mehr darüber erfahren zu wollen. Das kann zu neuen Eindrücken und vielleicht auch neuen Freundschaften führen.