1. Benennen Sie die für Sie zentralsten theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für sich mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret Bezug auf a.) fachdidaktische Aspekte, indem Sie Erkenntnisse auf die Didaktiken ihrer eigenen beiden Fächer beziehen und b.) zwei generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht mit Bezug zu den relevanten Quellen benennen.

Die Vorlesung hat mir viele unterschiedliche Sichtweisen auf Unterricht und Schule gegeben. Probleme, mit denen ich teilweise nichts zu tun hatte, oder von denen ich teilweise in meiner Schulzeit sogar Kern des Problems war. An meiner alten Schule spielte die Leistungsheterogenität im Mathematikunterricht rückblickend eine sehr große Rolle. In fachdidaktischer Hinsicht habe ich vor allem durch das Bewusstsein über doppelte Heterogenität gelernt, dass es wichtig ist, den Dialog mit SuS zu suchen. Es kommt häufig vor, dass SuS und LuL unterschiedliche Konzeptideen oder Begriffsdefinitionen haben. Die von den LuL sollten immer fachlich korrekt und fundiert sein. Die von den SuS knüpfen meistens an Erfahrungen aus dem Alltag an. Prof. Dr. Andreas Klee thematisierte in seiner Vorlesung, wie wichtig es ist, dass SuS und LuL dieselbe Vorstellung vom gleichen Begriff haben. Ansonsten kann es zu schwerwiegenden Missverständnissen kommen und es kann kein effektiver Unterricht mehr gewährleistet werden. Vor allem bezogen auf meine beiden Fächer Mathe und Physik ist es für mich sehr hilfreich gewesen, mich mit dem Thema der doppelten Heterogenität auseinanderzusetzen. In beiden Fächern ist es zwingend notwendig, dass SuS die korrekten Definitionen kennen, da viele Begriffs- und Konzeptideen fundamental sind für die folgenden Unterrichtseinheiten. Generelle Erkenntnisse über erziehungswissenschaftliche Themen habe ich vor allem in den Vorlesungen 6 und 7 erlangt. In diesen beiden Vorlesungen ging es um Inklusion und die verschiedenen Förderschwerpunkte, um den SuS Chancengleichheit zu ermöglichen. In meiner Schulzeit und auch in meinem Praktikum habe ich keine Erfahrungen mit Inklusion gemacht. Aus diesem Grund war es für mich umso interessanter, mich mit Lernkonzepten auseinanderzusetzen und zu erfahren, woran man als Lehrkraft erkennen kann, ob ein Kind förderbedürftig ist oder nicht. Außerdem war es sehr interessant, sich damit zu befassen, inwiefern diese Konzepte in Schule umgesetzt werden, bzw. wo die Probleme bei der Umsetzung liegen. Passend dazu hat es mir sehr geholfen, sich differenziert mit dem Begriff der Heterogenität auseinanderzusetzen, der in der gesamten Ringvorlesungen immer wieder aus anderen Perspektiven beleuchtet worden ist. Ich denke ich kann durch die Ringvorlesung gut vorbereitet in meine PoE´s starten.

  1. Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium in Bezug auf das Modulthema UMHET. Bitte begründen Sie Ihre Wahl?

Es ist bei der Beantwortung der Frage 1. denke ich klar geworden, dass mich die Themenbereiche der Inklusion und Förderung von SuS mit Lernschwächen aus der gesamten Ringvorlesung am meisten interessiert haben. Das liegt nicht zuletzt daran, dass ich während meines Praktikums gemerkt habe, wie groß die Leistungsheterogenität vor allem im Mathematikunterricht sein kann. Nehmen wir als Beispiel die 8. Klasse, in der ich lineare Funktionen unterrichtet habe. Ein drittel der Klasse hat das Thema, das meiner Meinung nach auf GK Niveau nicht allzu komplex ist, direkt verstanden. Ein Drittel muss die eigene Begriffsvorstellung durch Bearbeitung von Aufgaben festigen und ein Drittel hat nichts von dem verstanden, was ich zuvor erzählt habe. Für mich als Lehrer war diese Situation, mit der ich häufiger zu tun hatte, etwas Neues. Hinzu kam, dass in der Klasse drei SuS mit leichten Behinderungen oder Lernschwächen saßen, die zwar von einer Sonderpädagogin betreut worden sind, die aber keine Ausbildung im mathematischen Bereich hatte. Hätte ich die Vorlesung BAUMHET zu diesem Zeitpunkt schon besucht, hätte mich diese Situation wahrscheinlich nicht so überfordert, wie damals. Aus diesem Grund finde ich es sehr wichtig und sehr interessant, sich mit dem Themengebiet Chancengleichheit und wie man diese schaffen kann auseinanderzusetzen. Vor allem hinsichtlich Inklusion gibt es an den Bremer Schulen in diesem Bereich noch viel zu lernen und das kommt vor allem durch gut ausgebildete und informierte Lehrkräfte. Aus diesem Grund würde ich in den kommenden UMHET Vorlesungen und Seminaren gerne mehr darüber erfahren, woran man Förderbedarf erkennt und was man tun kann, um betroffenen SuS ein möglichst angenehmes Lernklima und vor allem gleiche Chancen zu bieten.

  1. Welche Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität (z.B. Unterrichtsformen, Schulformen, schulstrukturelle Fragen, schulkulturelle Aspekte), die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, prägen in Ihrer Wahrnehmung aus eigenen Praxiserfahrungen (eigene Schulzeit, Praktika, Berichte aus der Praxis) den Schulalltag besonders stark – und warum? An welcher Stelle könnten Sie einzelne der unter 1 genannten Erkenntnisse zur Erklärung heranziehen?

Im Folgenden werde ich mich ausschließlich mit den für mich relevanten Erfahrungen auseinandersetzen, die ich im Hinblick auf den Mathe-, bzw. den Physikunterricht gemacht habe. In meiner eigenen Schulzeit hat unser Lehrer im Mathematikunterricht vor allem mit sprachlichen Barrieren zu tun gehabt. Ich weiß natürlich nicht, ob es dem Lehrer bewusst war, aber in meiner Klasse hatten viele SuS damit zu kämpfen Begriffsdefinitionen und Aufgabenstellungen zu verstehen. Mir wurde das auch erst klar, nachdem mich einer meiner Mitschüler gefragt hat, wie die Aufgabe zu verstehen sei, ich versuchte ihm das mathematische Konzept hinter der Aufgabe zu erläutern, er mich aber unterbrach und mich um eine Umformulierung der Aufgabe bat. Diese Sprachbarrieren habe ich in 1. zwar nicht thematisiert, aber das Themengebiet wurde auch in der Ringvorlesung behandelt. Dadurch lässt sich teilweise auch die große Leistungsheterogenität in meiner damaligen Klasse erklären. Der Lehrer hat häufig nicht darauf geachtet, ob jeder in seinem Unterricht mitkommt. Er hat auch wenn ich das rückblickend mit den erlernten erziehungswissenschaftlichen Konzepten vergleiche, nicht wirklich gut verhalten. Seine Philosophie war eher leistungsorientiert. Wer bei ihm den Anschluss verlor, der hatte selbst Schuld. Man sah nicht einmal im Ansatz die Motivation, SuS Förderkonzepte anzubieten, oder auf Bedürfnisse einzelner SuS einzugehen. Von den in 3. genannten Dritteln erreichte er zumeist nur das Erste. In meinem Schulpraktikum hatte ich auch mit Leistungsheterogenität zu kämpfen, die allerdings ihren Ursprung nicht in Sprachbarrieren hatte, sondern meistens an frühere Probleme anknüpfte. Viele der SuS, die ich unterrichtet habe, hatten gar keine oder falsche Vorstellungen eines bestimmten Begriffs. Vor allem in Physik waren diese Unterschiede in den Definitionen so groß, dass es fast nicht möglich war effektiven Unterricht zu gestalten, da es nicht nur für mich schwierig war Lösungen von SuS nachzuvollziehen, sondern auch unter den SuS herrschte ein Kommunikationsproblem. Dies lässt sich durch den in 1. benannten Begriff der doppelten Heterogenität beschreiben. Viele der in der Vorlesung benannten Aspekte ließen sich eins zu eins auf meine Erfahrungen aus dem Schulpraktikum übertragen. Auch die soziokulturellen Aspekte spielten an meiner Praktikumsschule eine große Rolle. Neben den Vorklassen waren auch in den Schulklassen viele SuS mit Migrationshintergrund. Für die Lehrkraft war es unabdingbar kulturelle Fragestellungen zu thematisieren und auf jeden Schüler und jede Schülerin individuell einzugehen. Meiner Meinung nach hat das individuelle Arbeiten an meiner Schule sehr gut funktioniert und es wurden häufig Förderangebote in sprachlichen, mathematischen und naturwissenschaftlichen Bereichen angeboten. Nicht unbedingt nur um Defizite auszugleichen, sondern auch um motivierten SuS etwas über den normalen Unterricht hinaus anzubieten.

 

Zusammenfassend kann man das Konzept der Ringvorlesung als sehr erfolgreich ansehen. Es werden viele Themengebiete abgedeckt, die auch im tatsächlichen Schulalltag eine große Rolle spielen. Durch diese Abschlussreflexion konnte ich mich detailliert damit auseinandersetzen, mit welchen dieser Aspekte ich in meiner eigenen Schulzeit, oder in der Zeit meines Orientierungspraktikums bereits auseinandergesetzt habe. Viele Formen der Heterogenität waren mir zu der Zeit nicht bekannt und aus diesem Grund habe ich sie auch nicht erkannt. Umso wichtiger finde ich es deshalb, dass diese Gründe für Heterogenität in der Vorlesung behandelt werden, um für kommende Praktika und später auch für den Lehrer_innenberuf differenziert auf Anzeichen zu achten, damit jedem Schüler und jeder Schülerin die gleichen Chancen zu eröffnet werden.