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Abschlussreflexion rv14

1.    Benennen Sie die für Sie zentralsten (mindestens zwei verschiedene ) theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für sich als besonders prägnant mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret sowohl Bezug auf:

a.) die unterschiedlichen, fachdidaktischen Aspekte und übertragen Sie diese in der Ringvorlesung gewonnenen Erkenntnisse auf die Didaktiken der von Ihnen studierten Fächer. Beziehen Sie sich hierbei auch auf didaktische Erkenntnisse mindestens eines Fachs, das Sie nicht selbst studieren.

b.) generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht.

Bitte benennen Sie für diesen Aufgabenteil dabei konkret mindestens zwei relevante Literaturquellen  (Autor*innen, Jahr, Titel).

Ich habe vor allem die folgenden theoretischen Erkenntnisse aus den Vorlesungen rv01 – Prof. Dr. Yasemin Karakaşoglu: Einführung in die Thematik und Systematik der Ringvorlesung sowie rv07 Prof.Dr. Frank J. Müller – Doing it wrong, doesn’t make it wrong. Inklusive Pädagogik und ihre Umsetzung für mich als besonders prägnant mitgenommen:

Heterogenität wird trotz seines Konstruktionscharakters im heutigen Schulalltag immer noch als Herausforderung angesehen, der Schule als homogenisierende Einrichtung gegenübertreten muss (vgl. auch: Wischer 2010).

Inklusive Pädagogik einerseits und die Aussonderung von Schülerinnen mit Förderbedarf andererseits haben mit Bezug auf individuelle Lernchancen jeweils Vorteile, können aber auch zu Ausgrenzung oder sogar Diskriminierung von SchülerInnen führen (Ahrbeck 2008, S. 38 f.).

Bezüglich des Themenfeldes Heterogenität von SchülerInnen ist dies besonders prägnant im Englischunterricht (eines meiner studierten Fächer). Es gibt einen einheitlichen Lehrplan mit Themengebieten, die in der jeweiligen Jahrgangsstufe abgehandelt werden müssen. Damit homogenisiert Schule unabhängig von den jeweiligen verschiedenen Bedürfnissen, Kenntnisständen und Lernbedingungen von SchülerInnen. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund der Einbeziehung von SchülerInnen mit Förderbedarf.  Klassen sind nie heterogen und so ist vielfach an dem Lehrer diese Homogenisierung durch eigene Kompetenzen auszugleichen. Dieses erfordert ein bezüglich der jeweiligen Defizite erforderliches Sachwissen, die individuelle Einschätzung von (nicht) vorhandenem Wissen sowie Lernschwächen (diagnostische Kompetenz), methodisches und didaktisches Können (didaktische Kompetenz) sowie die Fähigkeit, die Klasse, orientiert an Lernzielen und -erfolg entsprechend als Ganzes führen zu können (Klassenführungskompetenz, Wischer 2010). Ferner kommt der differenzsensiblen Lehre durch Fortbildung (Budde 2018) entscheidende Bedeutung zu, die davon ausgeht, dass auch das Lernen von LehrerInnen in Bezug auf Heterogenität als schulpraktischer Alltag nie aufhört. Nur durch gezielte und regelmäßige Fortbildung wird es LehrerInnen ermöglicht, die pädagogischen Fähigkeiten zu erlangen, die für die individuelle Förderung von SchülerInnen nötig sind (vgl. auch Budde, a.a.O.).

Bezüglich auf Religionswissenschaft (mein zweites Fach) dürfte die Heterogenität mit Blick auf die Leistung von SchülerInnen dagegen weniger ins Gewicht falle, da dieses Fach gerade bezüglich des Curriculums (Identitätsbildung, Entwicklung religiöser Toleranz und Offenheit) offener gestaltet ist. Es geht zwar auch um die Vermittlung von konkreten Inhalten, deren Bewertung aber offner ausfällt.

Das heterogene Spektrum von SchülerInnen dürfte insbesondere im Mathematikunterricht stark ins Gewicht fallen, da dort insbesondere die Leistungsfähigkeit von Schülerinnen tendenziell stark auseinander driftet. Auch hier sorgt der einheitliche Lehrplan, losgelöst von der Individualität von SchülerInnen, für eine vereinheitlichende Tendenz, die einer heterogenen SchülerInnenschaft gerade nicht entspricht.

Zu Inklusion ist zu sagen, dass diese Thema in den letzten Jahren vermehrt in den öffentlichen Diskurs geraten ist. Aus meiner Sicht ist dabei eine bedenkenswerte Entwicklung entstanden, die  zu einer Inklusion um jeden Preis tendiert. Wenn jedoch für SchülerInnen nicht genügend Ressourcen and Regelschulen vorhanden sind und sie leistungsmäßig nicht mitkommen, so ist durchaus kritisch zu prüfen, ob nicht eine Exklusion im SchülerInneninteresse sinnvoll sein kann (Ahrbeck, S. 38) Bezogen auf den Englischunterricht etwa kann es durchaus sinnvoll sein, ein Kind individuell etwa in einer Sonderschule zu unterrichten, wo es nach seinen individuellen Bedürfnissen von speziell ausgebildeten SoderpädagogInnen beschult wird. Dabei muss es nicht zwangsläufig zu diskriminierenden Entwicklungen kommen. Andererseits sollten SchülerInnen mit Förderbedarf dort an Regelschulen inkludiert werden, wo ihren individuellen Interessen Rechnung getragen wird (genügend Sonderpädagogen, angepasste Lehrmaterialien, insoweit zustimmend: Ahrbeck, S. 37-38).

2.    Welche Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität (z.B. Unterrichtsformen, Schulformen, schulstrukturelle Fragen, schulkulturelle Aspekte, Lehrer*innenhandeln)), die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, prägen im Rückblick auf ihre eigenen Praxiserfahrungen (eigene Schulzeit, Berichte aus der Praxis, ggf. auch schon eigene Praxiserfahrungen) den Schulalltag besonders stark – und warum? Hier können Sie aus Ihrer Sicht besonders gelungene oder auch weniger gelungene Beispiele geben. Inwiefern helfen Ihnen die Inhalte der Vorlesung, eine solche Einschätzung vorzunehmen? Nehmen Sie konkret Bezug auf entsprechende Begriffe, Theorien, Konzepte, die Sie jetzt kennengelernt haben.

Da ich selbst bereits in der SchülerInnennachhilfe tätig bin, prägt vor allem der Faktor der Unterschiedlichkeit von SchülerInnen den Schulalltag. SchülerInnen besitzen unterschiedliche Kenntnisstände, Lernbedingungen und Lernumfelder. Die große Herausforderung ist dabei aus meiner Sicht, jeden Schüler und jede Schülerin dort abzuholen, wo sie stehen. Dies ist in Anbetracht der unterschiedlichen Leistungsstände und mannigfaltigen Bedürfnissen meiner Erfahrung nach oft nur schwer möglich. Dies liegt nicht zuletzt an den sehr begrenzten Ressourcen (nicht genügend LehrerInnen, gerade im sonderpädagogischen Bereich, nicht ausreichendes fachspezifisches Personal, zum Beispiel Schulpsychologen, nicht ausreichende Lernbedingungen wie adäquates Lehrmaterial, Barrierefreiheit etc). Dies zeigen letzten Endes auch die Erkenntnisse aus der Ringvorlesung.

Die Ringvorlesung hat mir vor allem vor Augen geführt, dass wir als angehende Lehrkräfte stets weiterbilden und und selbst reflektieren sollten, um den individuellen Lernerfolg bei den SchülerInnen zu optimieren. Nur durch ständige Selbstüberprüfung und Fortbildung sowie dem individuellen Reagieren auf gesellschaftliche Faktoren (zum Beispiel Migration) sind wir in der Lage, SchülerInnen nicht nur adäquat zu unterrichten, sondern letztlich auch aufs Leben vorzubereiten.

Konzepte wie Inklusion müssen auf ihre Plausibilität und Wirksamkeit hin überprüft und mit entsprechenden Ressourcen umgesetzt werden, damit sie gewinnbringend für SchülerInnen sind.

Heterogenität muss als gegebene Realität angesehen werden und entsprechend mit reflektivem und vielfältigem LehrerInnenhandeln darauf reagiert werden.

Hierzu regt die Ringvorlesung an.

3.    Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium im Bezug auf das Modulthema UMHET? Welche haben Sie vermisst? Bitte begründen Sie Ihre Wahl.

Die Vorlesung deckt ein bereits ein vielfältiges Themenspektrum ab. Mich würden jedoch im Speziellen Unterrichtsmethoden des LehrerInnenalltages sowie spezielle pädagogische Konzepte näher interessieren.

Mir geht es um die Frage: Wie kann es mir gelingen, bei einer hohen Leistungsheterogenität innerhalb der Klasse meine LehrerInnenhandeln so zu gestalten, dass möglichst viele SchülerInnen davon profitieren können?

Da Unterrichten das Kerngeschehen des LehrerInnenberufs darstellt, würde ich mir diesbezüglich die Vorstellung praxistauglicher Methoden wünschen.

Bibliographie:

Ahrbeck, Bernd, 2014, „Am Rande stehen ist schrecklich“, in: DER SPIEGEL 34/2014

Budde, Jürgen, 2018, Heterogenität in Schule und Unterricht in: BPB, https://www.bpb.de/lernen/digitale-bildung/werkstatt/266110/heterogenitaet-in-schule-und-unterricht, zuletzt abgerufen am 21.07.2020.

Wischer, Beate, 2010, Umgang mit Heterogenität im Unterricht- Das Handlungsfeld und seine Herausforderungen, https://bsi.tsn.at/sites/bsi.tsn.at/files/dateien/lz/Umgang%20mit%20Heterogenitaet.pdf, zuletzt abgerufen am 21.07.2020.

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Eine Antwort auf „Abschlussreflexion rv14“

Lieber Tim,
Heterogenität als Konstruktion und doch als reale Herausforderung angesichts der Annahme in Schule, durch spezifische Strukturprinzipien Homogenität herstellen zu können. Das lese ich als Kernbotschaft, die Sie aus der Vorlesung mitgenommen und auf ihre beiden Fächer, Englisch und Religion hin reflektiert haben. Da sehen Sie für mich durchaus nachvollziehbare Unterschiede aufgrund des Curriculums. Bezogen auf Inklusion führen Sie berechtigte Skepsis gegenüber der Umsetzung an, da hier Ressourcen eine wichtige Rolle spielen.
Praxistaugliche Methoden zum Umgang mit Leistungsheterogenität werden Ihnen im Laufe Ihres Studiums noch vermittelt, die Vorlesung konnte hier nur einige anreissen. Auch zur Inklusion erhalten Sie in UMHET noch vertiefteres Wissen.
Bestanden.
Yasemin Karakasoglu
p.s.: Diesen Satz habe ich nicht verstanden“Klassen sind nie heterogen und so ist vielfach an dem Lehrer diese Homogenisierung durch eigene Kompetenzen auszugleichen. “
Ich denke, hier sind die Begriffe im Satz vertauscht worden „homogen, heterogen“.

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