Was bedeutet Ankommen? Und wo überhaupt?
Bei einer Party? Im Café um die Ecke?Bei einer Freundin zu Hause? Im Wald für einen Spaziergang?
Wenn du jede Frage noch einmal liest, löst jeder Ort ein anderes Gefühl aus, oder? Das Ankommen fühlt sich an jedem etwas Ort anders an. Im Alltag erleben wir ständig kleine Momente des Ankommens. Wir wechseln einen Ort und müssen uns kurz neu sortieren und orientieren. An vertrauten Orten passiert das fast automatisch, ohne große Anstrengung.
Und dann sind da noch die großen Momente, oder auch Phasen, des Ankommens. Des Suchens. Orientierens. Viele große Wechsel. Veränderungen. Neues.
Erwachsen-werden.
Wenn wir entscheidend große Veränderung erleben, ist es erstmal ungewohnt, ungemütlich, unvertraut. Besonders wenn wir uns entscheiden länger zu bleiben als die paar Stunden in dem neuen Café. Sagen wir mal- von Hannover nach Hawaii. Auf unbestimmte Zeit. Wie fühlt sich da Ankommen an?
Das ist heutzutage kein seltenes Gefühl behaupte ich mal. Hätte ich diesen Blog vor 50 Jahren geschrieben hätte ich sicherlich viele staunende Reaktionen bekommen. Doch darum geht es mir natürlich gar nicht *zwinker*. Ich möchte meine individuelle Erfahrung in Worte fassen. Denn, auch wenn wir so viel scheinbar austauschbares tun, ist doch jede Erfahrung anders erlebt. Wenn es heute nicht darum geht Menschen zum staunen zu bringen mit ein paar Zeilen inmitten der Millionen geschriebenen Worte, dann geht es darum einen Ausdruck für die eigenen Erlebnisse zu finden. Einfach für sich selbst. Und die paar Leute, die sich davon inspirieren lassen oder Verstanden fühlen. Ist das nicht unsere Generation? Wir versuchen ein Outlet zu finden für die vielen Reize und Erlebnisse die wir in unserer Wilden Welt machen. Und vielleicht sind sie auch gar nicht so austauschbar wie wir denken, sondern eigentlich noch viel unverwechselbarer. Vielleicht ist die Wahrscheinlichkeit heute eine Erfahrung zu machen die niemand wirklich nachvollziehen kann sogar immer größer, weil es so viele unterschiedliche Kombinationen und Möglichkeiten gibt.
Wie so viele stand ich also 2019 als priviligierte Absolventin des Abiturs vor der Qual der Wahl der Entscheidung: was passiert nach den 13 Jahren Schule? Was ist der nächste logische Schritt? Für mich war klar, ich brauche Freiheit. Ich werde nicht in die nächste vorgegebene Struktur übergehen. Die Idee nach Hawaii zu fliegen fand sich Monate vorher, bei einem Gespräch mit meinem Paps am See. Ich wollte weg, reisen. Doch nicht so wie `alle´ nach Australien. Mit meiner Amerikanischen Staatsbürgerschaft wählte ich diese als Anhaltspunkt für meine Entscheidung. Die Sicherheit, das ganze zusammen mit einer Freundin anzugehen viel nach ein paar Wochen weg, da sie sich für eine Ausbildung entschied. Ein wenig traurig war ich, doch irgendwie war es mir auch ganz recht. Dann war ich völlig frei und konnte meine ganz eigene Erfahrung machen. Wie sehr mich diese ganz `toll individuelle´ Erfahrung herausfordern würde, wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht.
Spätestens nach dem der Sommer of Schul-Freiheit vorbei war und sich das Flugbuchen nicht viel weiter aufschieben ließ, zeigte sich meine eigentliche Unentschlossenheit. Von ambivalenten Bedürfnissen geprägt. Weit fliegen in Zeiten vom Klimawandel vs. einfach weg wollen und eine bereichernde Erfahrung machen wollen- `mich selbst finden´.
Angst was falsch zu machen, beurteilt zu werden. Und die Angst- ja eigentlich war es die Angst vor dem Unbekannten. Total menschlich. Gleichzeitig sehnte ich mich nach Sicherheit, das sehe ich jetzt. Doch wusste ich nicht, wie ich diese Sicherheit schaffen sollte und sie gleichzeitig mit meinem Drang nach Neuem vereinen sollte. Mir fehlte die Ruhe, das Vertrauen, die Erfahrung einen Plan zu schmieden der sich gut anfühlt. Wie sollte man das auch wissen nach 13 Jahren Schule? Also tat ich es so, wie ich es zu dem Zeitpunkt am besten konnte.
Der nächste Schritt-
der Tag, an dem ich buchte.
Frankfurt-Seattle. Seattle-Hawaii. 3 Nächte im Seaside Hostel. Ein Monat Zeit um mich drauf einzustellen. Noch etwas Geld verdienen, Packen, Verabschieden.
Und dann ging meine Reise los. Meine Reise zum Ankommen wollen. Geprägt vom nicht-ankommen. Geprägt von bereichernden, wunderschönen Momenten. Vom mich verlieren. In Orten, Menschen. Geprägt von Corona. Von So viel!
Jetzt vier Jahre später sitze ich in Bremen und versuche hier anzukommen.
Eineinhalb Stunden von meiner Heimatstadt entfernt.
Ankommen in neuen Straßen. In der Uni. In einer Wg. Neuen Cafés. Mit neuen Leuten. Mit der Idee länger zu bleiben. Mit der Fähigkeit mein Bedürfnis nach Sicherheit wahrzunehmen. Nach ein paar holprigen Wochen wird es immer ruhiger..
Ich bin gespannt was (an)kommt!
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