Eine der bedeutensten Anforderungen, welche sich Lehrkräfte zu widmen haben, stellt, wie schon in der Vorlesung angesprochen, der effiziente Umgang mit Heterogenität dar. Jedoch wird dies hinsichtilch seiner Durchführbarkeit von verschiedenen Beamten als kritisch betrachtet. Dies kann unter anderem auf diverse Faktoren zurückzuführen sein.
Zum einen scheint dem Thema Heterogenität während dem Studium nicht die erforderliche Bedeutsamkeit beigemessen zu sein. Als Resultat dessen, können sich Lehrer/Innen nicht als qualifiziert genug bezeichnen, um mit diesem Thema richtig umzugehen, was möglicherweise darauf zurückzuführen ist, dass sich die altbewährten Lehrmethoden als immer noch ausreichend und aktuell beschreiben lassen, jedenfalls aus Sicht der Lehrer, welche stellenweise mit Skepsis gegenüber neuen Ansätzen des Lehrens gegenüber stehen.
Weiterhin kann angeführt werden, dass der richtige Umgang mit Heterogenität in mehr Engagement des jeweiligen Lehrerberufs resultieren würde. Dies bedeutet nun, dass auf die individuellen Eigenschaften der einzelnen Schüler weitaus mehr Wert gelegt werden müsse, um eine gleiche und gerechte Ausgangsbasis für alle zu schaffen. Dementsprechend müssten auch die Lehrpläne umstrukturiert werden, um auf das individuelle Lernverhalten verschiedener Schüler einzugehen. Jedoch erfodert dies enormen Zeitaufwand und Flexibilität, sich jedem einzelnen Lernenden anzuvertrauen und auf dessen mögliche Schwächen oder gar Einschränkungen Rücksicht zu nehmen, was allerding nicht von jeder Lehrkraft nachvollzogen werden kann, insbesondere aufgrund des erforderten Aufwands, welcher hierfür zu erbringen wäre.
Die, meiner Meinung nach, gravierenste Ursache hinsichtlich dieses Themas, scheint jedoch in dem mangeldem Wissen über die Bedeutung dieser Thematik zu liegen.
Anhand der in der Vorlesung dargestellten Karikatur lässt sich dieses Problem nachvollziehbar veranschaulichen. Es scheint, dass viele Lehrkräfte sich der Tatsache nicht bewusst sind, dass gleichen Augangsbedingungen, ohne jegliche Rücksicht auf die individuellen Eigenschaften des Schülers zu nehmen, nicht mit Chancengleichheit zu vergleichen ist. Bei gleichen Anforderungen an unterschiedlich geprägte Schüler, ist keinerlei Gleichheit zu erwarten, was somit dem Konzept von heterogenem Unterricht vehement widerpricht.
Wie auch schon in vom Prange verfassten und im Seminar besprochenen Text angeführt, müsste dem Lehrerberuf mit mehr Engagement begegnet werden, um letztendlich eine gerechte und chancengleiche Ausbildung aller Schüler zu ermöglichen.
Mit deinem beitrag spiegelst du ziemlich genau meine Meinung wieder. Diese „altbewährten“ Lehrmethoden habe ich selbst in meinem letztem Beitrag kritisiert. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass Lehrer sich mehr Zeit für die stärken und schwächen jedes einzelnen Schülers nehmen sollten. Deine Lösungsansätze unterstütze ich ebenfalls, nur sind diese in meinem Augen im Moment finanziell und personell nicht durchführbar. Ich bin für mehr Fortbildungen mit dem Thema Heterogenität, damit diese „altbewährten“ Lehrmethoden ausgelöst werden, und auch ältere Lehrer die Chancen sehen, die Heterogenität mit sich bringt.
Du schreibst, dass die Heterogenität im Studium zu kurz kommen würde. Da muss ich dir wiedersprechen im Bezug auf heute. Früher war dies Sicherlich der fall, aber ich finde, dass die Uni-Bremen einen Schritt in die richtige Richtung getan hat indem sie dieses Modul integriert hat.
In deinem Beitrag führst du vier potenzielle Gründe an, warum Lehrkärfte sich im Umgang mit einer heterogenen Schülerschaft schwer tun.
Dass das Thema „Heterogenität in der Schule“ bislang nicht ausreichend im Lehramtsstudium thematisiert worden ist, stellt auch meiner Ansicht nach eine plausible Erklärung für die Schwierigkeiten der Lehrerinnen und Lehrer im Umgang mit Heterogenität dar.
Darüber hinaus ziehst du in deinem Beitrag veraltete Lehrkonzepte im Hinblick auf den schulischen Umgang mit einer heterogenen Schülerschaft in Betracht. Interessant ist an dieser Stelle die Frage nach dem Grund für eine eher wenig auf die Thematik Heterogenität zielende Lehrerausbildung. Sabine Reh verweist in diesem Zusammenhang in ihrem Artikel „Warum fällt es Lehrerinnen und Lehrern so schwer, mit Heterogenität umzugehen“ darauf, dass Ausbildungsinstitutionen „auf die Organisation des Zusammenunterrichts“ ausgerichtet seien und „das deutsche Schulsystem [,,,] Selektionsmaßnahmen perfektioniert“ habe. Dass mit einer auf dieses Unterrichtskonzept abzielenden Lehrerausbildung die Schulung des Blickes der Lehrerinnen und Lehrer auf den einzelnen Schüler und seine individuellen Bedürfnisse und Kompetenzen auf der Strecke bleibt, ist eine logische Konsequenz.
Zudem herrsche, wie Klaus-Jürgen Tillmann es beschreibt, eine „Sehnsucht nach der homogenen Lerngruppe“ in der Lehrerschaft, welche ihren Ursprung widerum in der langen Selektions-Tradition der Bildungspolitik haben könnte.
Ferner stimme ich dir zu, dass ein mangelndes (vorberufliches) Wissen der Lehrerinnen und Lehrer bezüglich Heterogenität in der Schule den Lehrkräften den Umgang mit einer vielfältigen Schülerschaft erschwert. Diese Problematik ist abermals auf die bis dato erfolgte universitäre Lehrerausbildung zurückzuführen – es scheint also, als stelle die pädagogische Ausbildung das Ursprungsproblem dar.
Ich möchte außerdem noch einen weiteren potenziellen Grund für den ja zögerlichen Umgang der Lehrerinnen und Lehrer mit Heterogenität in der Schulklasse anführen. Die Lehrkräfte sehen im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung und Umsetzung (mit) der Thematik „Heterogenität“ eine Herausforderung, einen erheblichen Mehraufwand sowie „eine[r] sehr hohe[n] Arbeits- bzw. Vorbereitungsbelastung“ im Bezug auf die sehr wohl als notwendig erachteten Maßnahmen zur Binnendifferenzierung (Westberliner Befragung von Lehrern an vier Berliner Gesamtschulen). Lehrerinnen und Lehrer empfänden den „Umgang mit Heterogenität schnell als Belastung“, so die Autorin Sabine Reh, die sich hierbei auf Roeders Untersuchung bezieht.
Letztlich mangelt es meiner Ansicht nach noch immer an Hilfestellungen für die Lehrkräfte, wie denn effektive Unterrichtskonzepte im Bezug auf den Umgang mit Heterogenität ausfallen könnten. Die Autorin spricht in diesem Zusammenhang auch von „fundierte[n] Modelle[n] und Verfahren“. Um diese Problematik als potenziellen Grund für eine in der Lehrerschaft zurückhaltende Haltung in der Umsetzung des Heterogenitätsgedankens möchte ich deinen sehr gelungenen Beitrag ergänzen und meinen Kommentar hiermit abschließen.