1)
Die Aussonderung von Schüler:innen mit Förderbedarf kann einige Effekte auf die Schüler:innen selbst aber auch auf die Mitschüler:innen und auf die breitere Gesellschaft Auswirkungen annehmen.
Dementsprechend kann eine solche Ausschließung die Schule als wichtigen Teil der Gesellschaft mindern. Dies rührt daher, dass durch Schule und ihre Schüler:innen Impulse und Entwicklungen gesetzt werden können. Wenn also die Schule nicht als Ort der gesamten Gesellschaft gesehen, sondern als exklusiver Teil, welcher Minderheitenschutz nach dem demokratischen Prinzip nicht achtet, könnte das negative Implikationen für die breitere Gesellschaft und deren Minderheiten bedeuten (Prengel, 2016). Außerdem könnte eine solche Exklusion eher negative Effekte auf die Lernentwicklung der betroffenen Schüler:innen mit bereits bestehendem Förderbedarf, dies geschieht auch als Folge dessen, dass positive Lernvorbilder nun fehlen. Die Exklusion verhindert neben den negativen Effekten für den Lernerfolg auch das sogenannte Lernen am Gemeinsamen Gegenstand, wie bei Feuser dargestellt und vorgesehen für die Entwicklung aller Schüler:innen (Feuser, 2011). Weiter werden die Betroffenen in ihrer sozialen Interaktion und gemeinsamen Bildungsprozess eingeschränkt. Sonst könnten auch psychosoziale Folgen auf eine sogenannte Exklusion folgen. Dazu gehört die Gefahr der sozialen Ausgrenzung im späteren Leben, wie auch eine gewisse Belastung des Selbstkonzepts bei welchem die Schüler:innen sich selbst als nicht zugehörig empfinden aufgrund eines erfolgenden geschädigten Selbstkonzepts (Prengel, 2016). Diese beiden möglichen Folgen würden somit allgemein zu einer Schädigung einer vollen und gleichwertigen Integration und Sozialisation Aller in unsere Gesellschaft, allgemein könnte dadurch auch eine gewisse sonst erlernte Kooperation und Akzeptanz mit anderen verloren gehen, was den gesellschaftlichen Zusammenhalt schwächen könnte. Zuletzt kann auch die Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit leiden da eine „Aussiebung“ eher zu ungleichen Bildungswegen und geringeren Abschlussperspektiven führt (Prengel, 2016). Diese „alternativen“ Bildungswege bedeuten somit häufig eine Unterentwicklung des Bildungspotenziale der Förderbedürftigen Schüler:innen.
2)
Beide Diagnosen (Förderschwerpunkt Wahrnehmung & Entwicklung und Förderschwerpunkt Lernen) sind nur bedingt nutzbar um eine Unterrichtsanpassung, da die Implikationen oft sehr weit interpretierbar sind und deswegen kaum eine praxisnahe, individuelle Einschätzung. Zwar ist damit klar, dass entweder eine Beeinträchtigung der Wahrnehmungsverarbeitung oder des Lernens vorliegt, was genau dies aber für den Unterricht bedeutet ist aber unklar. Dies liegt vor allem an den pluralen Ausprägungen. Die Diagnose Trisomie 21 dagegen hat zwar bestimmte Vorteile da sie dementsprechend genauer ist. Jedoch benötigt eine solche Diagnose bei Lehrenden welche nicht ausreichend mit dieser erfahren sind weitreichende Recherche um die Implikationen zu verstehen, welche die Diagnose für den individuellen Unterricht bedeutet. Denn die Diagnose selbst beschreibt nur die medizinische und genetische Grundlage, welche für den Unterricht selbst jedoch relativ irrelevant sind und nicht für eine Anpassung genutzt werden können. Die Pluralität der Diagnose ist auch wenn eingeschränkt trotzdem vorhanden.
3)
Die Zugänglichkeit und Anschaulichkeit von Medien und Materialien lässt sich vor allem durch den Einsatz einer sogenannten mehrkanäligen Repräsentation nach Bruner (1966) verbessern. Bei dieser werden verschiedene Arten von Materialien verwendet. Besipielshaft zu nennen sind enaktive (handelnd), ikonische (bildhaft) und symbolische (sprachlich) Materialien oder basal-perzeptive, meinend mit allen Sinnen wahrnehmend. Es könnten nach diesem Prinzip sprechende Texte und Symbolsammlungen (z. B. von arasaac.org oder pictoselector.eu), Visualisierungen oder Videos zur Erklärung eingesetzt werden. Außerdem könnten im Unterricht eher verschiedene Ansprüche und Fähigkeiten angesprochen werden, wie zum Beispiel ein Angebot von Materialien auf unterschiedlichen Niveaus und die Berücksichtigung von individuellen Interessen, Fähigkeiten und Lebenswirlichkeiten (Bruner, 1966).
Verbündete zu finden in der Arbeit für die Inklusion kann helfen diese zu verbessern und verstärken. Als Verbündete im Schulalltag bietet es sich an das Kollegium oder mit der Schulleitung zusammenzuarbeiten zur Entwicklung gemeinsamer Materialien und zur Sicherstellung inklusiver Ressourcen. Auch die Mitsprache der Schüler:innen mit Förderbedarf und gegenseitiges Lernen unter Schüler:innen kann eine effektivere Inklusion ermöglichen. Zuletzt kann auch eine Einbindung der Eltern und Kooperation bei der Unterstützung des:r jeweiligen Schüler:in.
4)
Ich empfehle euch, das Video „Wie Sprache unser Denken beeinflusst“ anzusehen. Es vermittelt auf verständliche und spannende Weise, wie Sprache unsere Wahrnehmung der Welt prägt, ein Thema, das gerade für Studierende in geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern sehr relevant ist. Besonders interessant fand ich die Beispiele aus verschiedenen Kulturen, die zeigen, wie unterschiedlich Menschen denken, je nachdem, welche Sprache sie sprechen. Das Video regt zum Nachdenken an und bietet eine gute Grundlage für weitere Diskussionen im euren respektiven, weiterführenden Seminaren.
Literaturverzeichnis
Bruner, J. S. (1966). Toward a Theory of Instruction. Harvard University Press.
Feuser, G. (2011). Gemeinsamer Unterricht – Gemeinsam lernen. In A. Hinz, V. Körner & M. Niehoff (Hrsg.), Auf dem Weg zur Schule für alle (S. 51–72). Beltz Juventa.
Prengel, A. (2016). Pädagogik der Vielfalt: Verschiedenheit und Gleichberechtigung in der Erziehung. VS Verlag für Sozialwissenschaften.
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