Sind Unterschiede in den mathematischen Leistungen von Schülerinnen und Schülern ein Grund zur Sorge? Welche Bedeutung kommt dem zweigliedrigen Schulsystem (Oberschule / Gymnasien) in Bremen diesbezüglich zu?

Diese Frage ist meiner Meinung nach nicht eindeutig zu beantworten.

Einerseits werden grundsätzliche Leistungsunterschiede bedingt durch die verschiedenen Fähigkeiten und Interessen der SuS immer vorliegen. Hierbei ist aber anzumerken, dass dies mit Nichten in irgendeiner Weise schlecht ist! Es ist gut, dass jeder Mensch unterschiedlich ist und andere Stärken und Schwächen aufweist, die unser Leben in einer Gesellschaft beeinflussen und verbessern können. Andererseits muss aber verhindert werden, dass SuS der sog. Risikogruppe angehören, bei der die mathematische Grundausbildung nur bedingt ausreicht, um eine erfolgreiche Berufsausbildung zu ermöglichen. Es sollte somit die Streuung der mathematischen Kompetenz verringert werden, ohne die SuS mit Spitzenleistungen zu behindern.

Das zweigliedrige Schulsystem unterstützt hierbei die leistungsstärkeren SuS. In einem Gymnasium können die leistungsstärkeren SuS durch die individuelle und freie Wahl der Leistungskurse weiterhin ihre Spitzenleistungen beibehalten. Wohingegen die leistungsschwächeren SuS, die in einer Oberschule „landen“ weiterhin eine weite Streuung an mathematischer Kompetenz aufweisen. Meiner Meinung nach ist hier eine individualisiertere Förderung von Nöten, die insbesondere den leistungsschwächsten SuS ermöglicht die mathematischen Grundkenntnisse zu erhalten.

 

Spielen im Mathematikunterricht, kann das angesichts von Leistungsunterschieden ein Ansatz sein? Beziehen und begründen Sie eine Position aus Lehrenden-Sicht, die auch Schülersichtweisen einbezieht.

Ich möchte hinsichtlich dieser Frage auf die Situation eingehen, die ich selbst in der Vorlesung bei dem Spiel „Differenz trifft“ beobachten konnte. Zu Beginn des Spielens hatte jeder Student*in eine eigene Strategie, wie an die Lösung der Aufgabe herangegangen wurde. Teilweise wurden auch wahllos Kringel verteilt, was aber an dieser Stelle nicht hinderlich für einen späteren Lernerfolg war. Zu diesem Zeitpunkt beobachtete ich eher selten eine Kommunikation der Student*innen, sondern es herrschte ein leichter, motivierender „Konkurrenzkampf“. Als das Spiel begann und für einige Student*innen ein Lösungsweg sichtbarer wurde, begannen die Diskussionen. Die Student*innen, die meinten die richtige Lösung gefunden zu haben oder ihren vorherigen Lösungsweg als richtigen erkannten, erklärten zum Teil stolz von ihrer Einsicht ihren Sitznachbarn. Je weiter das Spiel verlief, desto mehr Gespräche kamen auf und man begann unabsichtlich in Gruppen zu arbeiten. Am Ende des Spiels erbat unsere Dozentin Prof. Dr. Knipping die Lösungen des Spiels und später eine Erklärung.

An dem oben aufgeführtem Beispiel wird deutlich, wie vermutlich auch dieses spielerische Lernen in einem Klassenzimmer ablaufen kann. Durch den lockeren Rahmen und den Ausbruch aus dem Frontalunterricht wurde das Interesse und die Motivation fast aller Student*innen geweckt. Der Lösungsweg, der von einigen Student*innen vielleicht nicht durch das reine Erklären der Dozentin verstanden werden konnte, konnte im Spiel vermittelt werden, da man erstens selbst arbeitet und zweitens mehrere Erklärungen erhält, die zum Teil auch nur auf dem Weg zur „Endlösung“ lagen. Durch die eher heterogene Aufteilung im Hörsaal wurde es ermöglicht, dass die leistungsstärkeren Student*innen den -schwächeren ihren Lösungsweg erklärten. Ich denke, dass eine homogene Aufteilung bei dieser Methode des Lehrens eher kontraproduktiv ist.

 

Spielen kann im Handeln „stecken bleiben“, das Denken kommt zu kurz. Formulieren Sie zwei Fragen, welche Ihnen helfen können, mögliche Denkhandlungen von Lernenden zu beobachten.

1.) Wird kommuniziert? Beobachte ich, dass SuS die leistungsstärker sind mit leistungsschwächeren SuS sprechen?

2.) Welche Strategien verfolgen die SuS und welcher logische Schluss liegt ihr zugrunde?

 

Benennen Sie zwei unterschiedliche Möglichkeiten, wie Sie als Lehrkraft ausgehend vom Spielen eine weitere kognitive Aktivierung von Lernenden anregen können.

1.) Bei einer Ausführung eines Spiels in Gruppen wäre es förderlich, wenn die SuS ihre „erspielten“ Kenntnisse am Ende der Stunde vorstellen, diese von der Lehrkraft und den anderen SuS evaluiert werden und es zu einer abschließenden Reflexion kommt.

2.)  Des Weiteren ist die Möglichkeit des Imitierens einer Quizshow eine weitere Möglichkeit spielend zu lernen. Hierfür würde ich die SuS in Vierergruppen einteilen, wobei darauf geachtet werden sollte, dass leistungsheterogene Gruppen entstehen. Diese Gruppen treten dann gegeneinander an. Die Lehrkraft stellt den Moderator dar, der die Fragen stellt und den roten Faden vorgibt. Eventuell würde das Einsetzen eines Schülers als Moderator einigen SuS die Angst nehmen falsch zu antworten und sie dazu animieren in einem größeren Ausmaß mitzuarbeiten.