Benennen Sie die für Sie zentralsten theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für sich mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret Bezug auf a.) fachdidaktische Aspekte, indem Sie Erkenntnisse auf die Didaktiken ihrer eigenen beiden Fächer beziehen und b.) zwei generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht mit Bezug zu den relevanten Quellen benennen.

In der Ringvorlesung „Umgang mit Heterogenität in der Schule“ haben wir viele, für uns im Lehralltag relevante Differenzen der SuS, aber auch Lehrer/innen und Eltern kennen lernen dürfen und in vielen Vorlesungen einen angemessenen Umgang in der Praxis ermitteln und in den Blog-Einträgen festigen können. Jedoch hat sich häufig gezeigt, dass in der Theorie das Eingehen auf die Vielfalt und den individuellen Förderbedarf jedes Schülers und jeder Schülerin zwar einfach und schön klingen mag, eine praktische Umsetzung sich aber als häufig schwieriger als erwartet gestalten kann. Persönlich habe ich hinsichtlich einiger Themen erst eine Einstellung bzw. Meinung bilden müssen, da ich ihnen vorher keine Aufmerksamkeit schenkte. Ich finde es gut, dass wir für ein so weites Spektrum der Heterogenität sensibilisiert wurden. Mir fehlte aber die Betrachtung psychischer Beeinträchtigungen und Erkrankungen.

Insbesondere die Vorlesung von Dr. Christoph Kulgemeyer ist für mich, als angehende NaWi-Lehrerin sehr interessant gewesen. Aus seiner Vorlesung sind mir zwei zentrale Punkte am stärksten in Erinnerung geblieben: In erster Hinsicht die Betrachtung der Leistung von Jungen gegenüber Mädchen in den NaWi-Fächern. Hier wurde deutlich, dass Mädchen in den NaWi-Fächern grundsätzlich schlechtere Noten als Jungen haben, obwohl sie allgemein bessere Leistungen im Schnitt zeigen. Es wurde darauf hingewiesen, dass „Mädchen und Jungen […] unterschiedliche Kontexte interessant“ (Vorlesung Kulgemeyer, Seite 8) finden, Jungen somit eher technik-begeistert und Mädchen eher am menschlichen Körper oder der gesellschaftlichen Bedeutung der Naturwissenschaft sind. Ich folgere also, dass ich in meinem zukünftigen Unterricht Themen einbringen werde, die beide Geschlechter interessieren. In zweiter Hinsicht die Betrachtung der Leistungsheterogenität. Nach Hoffer (1992) wurde festgestellt, dass eine Einteilung der Kurse nach Leistungsniveaus, also niedrig, mittel und hoch, insgesamt negative Effekte aufweist. Insbesondere die leistungsschwachen SuS tragen Nachteile davon, da u.A. kein leistungsstärkerer SoS mit ihnen das besprochene Thema erneut durchsprechen kann.

Als angehende Kunstlehrerin steht keine der Vorlesungen im Mittelpunkt, aber ich denke, dass die Vorlesung von Prof. Dr. Till Sebastian Idel, die sich mit der Individualisierung von Unterricht als Antwort auf Leistungsheterogenität beschäftigt, fachübergreifend wichtig ist. Es gibt SuS die schlechter bzw. besser zeichnen/malen können oder zumindest das von sich selbst denken und somit befürchten in Kunst eine „schlechte Note“ zu erhalten. Um dieser Problematik aus dem Weg zu gehen, bin ich der Meinung, dass man SuS die Möglichkeit geben sollte mit verschiedenen Medien (von dem Malen mit Tusche, Acrylfarben usw., über Filme und Performances, bis hin zu der Fotografie und der Bildhauerei) zu arbeiten und sich somit individuell entfalten können. Des Weiteren möchte ich mir eine meiner eigenen Kunstlehrerinnen als Vorbild nehmen, die neben einer praktischen Arbeit immer eine schriftliche Ausarbeit verlangte, bei der man Aufgaben hinsichtlich seines Werks beantworten musste. Somit konnten „schlechte Maler“ angstfrei den Kunstunterricht besuchen. Des Weiteren möchte ich Dr. Christiane Brohls Kunstpädagogischen Ansatz aufgreifen, der die SuS adaptiv im Lernen unterstützt und prozessorientiert Feedback gibt, in dem von dem*der Lehrer*in 5 Forschungsfelder vorgegeben werden, in denen jede*r Schüler*in ein vorher festgelegtes Thema individuell und vom Lehrer unterstützt gestalten kann (vgl. Brohl, 2019, S. 20).

Als generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht möchte ich einerseits noch einmal die Vorlesung von Prof. Dr. Till Sebastian Idel nennen. Ich lernte, dass die Individualisierung auf 4 verschiedenen Ebenen ablaufen kann. Der System-, Schul-, Unterrichts- und Lehrbezogenen Ebene, die allesamt wichtig sind. Uns selbst sollte hierbei aber die letzte interessieren, bei der die Individualisierung über didaktische Prinzipien gefördert wird. Andererseits möchte ich als letzten Punkt die inklusive Pädagogik nennen. Die Entwicklung zu einer „Schule für alle“ ist eine Entwicklung, die mich sehr positiv stimmt, aber bei der ich noch ein sehr großes Entwicklungspotenzial erkenne. Einerseits hat dies einen ganz persönlichen Grund, da ich selbst eine geistig beeinträchtige Schwester habe, der ich einen, so weit es möglich wäre, „normalen“ Schulunterricht gewünscht hätte. Andererseits wurde in den Vorlesungen deutlich, dass es sich bei SuS mit Beeinträchtigungen auch lediglich um Kinder und Jugendliche mit Sprach- oder Lernproblemen handeln kann, was mir zuvor nicht bewusst war.

Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium im Bezug auf das Modulthema BAUMHET. Bitte begründen Sie Ihre Wahl?

Im Laufe der Ringvorlesungen behandelten wir in einer Sitzung eine Religion,- das Judentum. Persönlich empfand ich diese Vorlesung als überaus interessant und lehrreich, jedoch kam im Gespräch mit Kommilitonen die Frage auf, warum denn keine Religion gewählt wurde, die „mehr von uns“ betrifft oder komplett unbekannt sei. Als Beispiele wurden hierbei am häufigsten der Islam und viele verschiedene (fern)östliche Religionen genannt. Ich stimme hierbei meinen Kommilitonen zu und würde mir in einer Vorlesung, die die Religion behandelt, eine Betrachtung mehrerer Religionen wünschen. Insbesondere im Hinblick auf die Migrationsbewegung, durch die mehr islamisch geprägte Menschen nach Deutschland kommen, wäre mehr Wissen für nicht-islamische angehende Lehrer*innen fundamental. Jedoch fand ich überaus positiv, dass grundsätzlich häufig das Thema Migration aufgegriffen wurde und eine tolerante und offene Einstellung als Ziel vermittelt wurde.

Des Weiteren würde mich im Hinblick auf die Unterrichtsmuster, die uns bis dato bekannt waren, interessieren, was denn noch für weitere Unterrichtsmuster vorherrschen und welche sich als die besten zeigten. Wir haben gelernt, dass der Frontalunterricht, der leider noch einen großen Anteil des heutigen Unterrichts ausmacht, suboptimal ist und häufig dadurch, dass „Im Gleichschritt“ gelernt werden soll, SuS mit einem höheren oder niedrigeren Tempo sich zu „Störenfrieden“ entwickeln können.

Welche in den Vorlesungseinheiten von BAUMHET thematisierten Problematiken/Aspekte sehen Sie für sich persönlich als besondere Herausforderung? Wie könnten Sie sich, im Uni-Kontext oder auch darüber hinaus, auf diese Herausforderungen vorbereiten?

Eine besondere Herausforderung sehe ich in der individuellen Förderung in Hinsicht auf Heterogenitätsspanne und interkulturelle Aspekte. Es ist deutlich geworden, dass SuS sehr heterogen sind und anstatt einer Chancengleichheit eine Gerechtigkeit von Nöten ist, durch die jeder die Möglichkeit erlangt sein bestmögliches Ziel zu erreichen. Jedoch setzt dies voraus, dass einerseits SuS noch deutlich besser kennen gelernt werden müssen und andererseits überhaupt erst einmal immer erkannt werden muss, wann Hilfe benötigt wird.

Das Gespräch stellt die wohl wichtigste Quelle für Informationsbeschaffung in unserem Studium dar. Genauso wird dies auch im späteren Schulalltag sein. Es ist von Nöten das Gespräch in der Klasse, aber auch mit den SuS, Eltern und anderen Lehrkörpern zu suchen. Zudem bemerke ich immer mehr, dass es äußerst wichtig ist als Student*in, aber auch als Lehrer*in, ein guter Beobachter zu sein, der objektiv bleibt und sehr selbstreflektiert ist. Hierdurch fällt es einem höchstwahrscheinlich leichter in kritischen Situationen, so zum Beispiel bei Störungen im Unterricht, die eigene Reaktion besser zu beurteilen und im Falle der Notwendigkeit zu verbessern.

 

Quellen:

Vorlesungsfolien und -mitschriften

Brohl, Christiane (2019): „Künstlerische Forschung und Kulturelle Bildung. Gedanken zur Entwicklung von kunstpädagogischer Professionalität in Schule und Hochschule“, in: BDK-Mitteilungen 1, S. 20.

Heterogenitätskategorie Geschlecht in Schule und Ansätze zur Entwicklung einer interkulturellen geschlechtersensiblen Pädagogik

Fokussierung des Vorlesungsthemas – Aspekte zum Spannungsfeld von Inszenierung und Zuschreibung in Bezug auf Gender(-pädagogik) in der Schule; theoriegeleitete Reflexion

SuS sind Menschen, die noch ihren Platz in der Welt finden wollen. Sie müssen meist erst herausfinden wer sie sind, was sie überhaupt interessiert und wohin sie wollen. In dieser Zeit sind wir sehr aufnahmefähig, was das Lernen vereinfacht. Doch in dieser Zeit lernen wir nicht nur, dass der Satz des Pythagoras a²+b²=c² lautet, sondern auch, wie man sich in eine Gesellschaft integriert und auch, was die Gesellschaft von einem erwartet. Doch die Frage, die sich uns hier auch stellen sollte: muss man sich immer so verhalten, wie die Gesellschaft es von Einem verlangt?

Neben der Familie, der Kultur, den Medien und den Freunden*innen vermittelt auch die Schule eine Geschlechter-Rollenzuschreibungen. In der Schule geschieht dies u.a. durch von Lehrern*innen getätigten Aussagen. Vor allem in den MINT-Fächern werden Mädchen durch Lehrkräfte und -mittel benachteiligt. Anders ist es bei den Jungen, die in sprachlichen Fächern benachteiligt werden und die „Männliche Sozialinkompetenz“ (Kaiser 1997, S. 195, zitiert auch 2011, www.schulentwicklung.nrw.de…)) besitzen sollen.

 

Reflexion bisheriger Praxiserfahrungen aus der eigenen Schulzeit und ersten Praktika zum schulischen „Genderplay“, möglichst unter Bezugnahme auf mindestens ein anderes Heterogenitätsfeld der Ringvorlesung, wie Sprache, soziokultureller Background, Leistung o.ä..

Aus meiner eigenen Schulzeit erinnere ich mich am besten an eine Sportlehrerin, die grundsätzlich jedem Jungen die Fähigkeit für Sportarten, wie z.B. Fußball, Basketball und Hockey und jedem Mädchen die Beherrschung von Sportarten, wie Ballett, Tanzen,  und ähnlichem zu schrieb. Hinsichtlich dessen wurden die Jungen, wenn gerade Fußball gespielt wurde auch besser bewertet und vice versa. Eine Freundin von mir spielte schon seit der Grundschule Fußball. Trotz ihrer im Sportunterricht sehr guten Leistungen im Fußball bekam sie immer nur eine 2. Die Begründung der Lehrerin sei, dass sie einfach nicht die „technische Finesse besäße“. Jungen, die nur selten oder offensichtlich so gut wie gar keinen Fußball spielten und auch nur mittelmäßige und schlechte Leistungen erbringen konnten, bekamen aber trotzdem genauso die Note 2. Mädchen erhielten grundsätzlich eine 3 in den, aus der Sicht der Lehrerin „männlichen“ Sportarten. Genauso verhielt es sich auch beim Tanzen un den „weiblichen“ Sportarten für die Jungen.

 

Formulieren Sie eine Beobachtungsaufgabe für kommende Praktika zum Thema „gendersensible Pädagogik“, möglichst unter Bezugnahme auf mindestens ein anderes Heterogenitätsfeld der Ringvorlesung, wie Sprache, soziokultureller Background, Leistung o.ä..

Eine interessante Beobachtungsaufgabe wäre es zu überprüfen, ob Lehrer genderspezifische Zuordnungen tätigen und wie sie diese äußern. Sehr interessant finde ich in diesen Momenten auch die zu beobachtende Reaktion der SuS.

What’s the difference? – Aspekte von Heterogenität im Englischunterricht

Reflektieren Sie, welche Fähigkeiten ein*e „gute*r Fremdsprachenlerner*in“ in Ihrer Schulzeit mitbringen musste.

In meiner Schulzeit wurde vor allem vor der Oberstufe verlangt, dass man sich im Fremdsprachenunterricht grammatikalisch korrekt ausdrückt. Diese grammatikalisch korrekte Form wurde hauptsächlich in Klausuren, Testen, Diktaten und Ähnlichem überprüft. Zu dieser Zeit wurde im z.B. Englischunterricht mehr deutsch, als englisch geredet, was sich aber bis zur zehnten Klasse und spätestens in der Oberstufe im Englisch-Leistungskurs änderte. Die Form und Grammatik rückte mehr und mehr während des Klassengesprächs in den Hintergrund, wohingegen bei Diskussionen über aktuelle oder in der Vergangenheit liegende Themenfelder, die Fähigkeit in den Vordergrund rückte, seine Meinung verständlich zu formulieren und allgemein mit Anderen ins Gespräch zu kommen. Jedoch wurden Klausuren weiterhin hauptsächlich im Hinblick auf die Form, Grammatik und Sprache bewertet. Der Inhalt wurde zwar auch bewertet, doch machte nur etwa 30-40% der Note aus.

Es wird deutlich, dass durchgehend ein großer Wert auf die Korrekte Anwendung der Sprache gelegt wurde und weitestgehend die Fähigkeit in ein Gespräch zu kommen sehr spät eine*n „gute*n Fremdsprachenlerner*in“ ausmachte.

 

Entwerfen Sie einen Englischunterricht der Zukunft, der einen idealen Umgang mit Heterogenität pflegt. Welche Kriterien wären für Sie wichtig?

Der ideale Englischunterricht der Zukunft sieht Heterogenität nicht als ein Problem an, sondern sieht sie als Chance SuS die englische Sprache über verschiedenste Wege näher und beizubringen.

Somit würde ich einerseits SuS, die eine andere Muttersprache als Deutsch haben, die Möglichkeit geben, ihre „eigene Sprache“ mit der Englischen direkt zu verknüpfen. Vielleicht könnte man dies so gestalten, dass SuS, die zweisprachig aufwuchsen oder für die Deutsch eine Zweitsprache ist, Referate gestalten, in denen sie ihre „eigene Sprache“ vorstellen und Parallelen zwischen ihrer Muttersprache und Englisch (und vielleicht sogar auch noch Deutsch) suchen und darstellen. Des Weiteren halte ich es für wichtig, dass Englischlehrer, genauso wie eigentlich jeder Lehrer jedes anderen Faches, regelmäßig an Schulungen und Weiterbildungen teilnimmt, um einerseits dafür zu sorgen, dass aktuelle Themen und Erkenntnisse den SuS vermitteln werden und andererseits die Lehrer*innen mit neuen Medien konfrontiert werden und diese dann auch in ihren Unterricht einbauen können. Ebenfalls erachte ich es als sinnvoll, den Englischunterricht durch einen Austausch mit einer anderssprachigen Schule zu fördern. Hierbei ist es meiner Meinung nach nicht notwendig Schulen des sogenanntem „inner circle“ zu wählen, sondern es kann theoretisch jede Schule weltweit, in der Englisch unterrichtet wird für einen Austausch herangezogen werden.

 

Diskutieren Sie, welche Veränderungen der Rahmenbedingungen, Einstellungen etc. es für die Umsetzung Ihres Entwurfs bräuchte.

Der Fokus des Englischunterrichts sollte von Anfang auf das Sprechen und das damit verbundene Diskutieren gelegt werden. Die Grammatik und Form sollte weiterhin ein wichtiger Bestandteil des Unterrichts bleiben, jedoch sollte das Fehlermachen als ein förderlicher Prozess angesehen werden, den es zu akzeptieren gilt. Meiner Meinung nach sollte man so früh wie möglich den Englischunterricht auf Englisch führen. Bei Fragen der SuS können dann natürlich die Lehrer*innen auf die deutsche Sprache wechseln. Die Heterogenität der SuS, auch hinsichtlich ihrer Muttersprache sollte sich zu Nutze gemacht werden und den Unterricht fördern. Fortbildungen für Lehrer*innen sollten auf die Nutzung neuer digitaler Medien, sowie den aktuellen Änderungen des spezifischen Faches spezialisiert werden. Weiterführend sollten Austausche mit SuS anderer Länder zur Grundlage des Fremdsprachenunterrichts werden, da sie das aktive Nutzen einer anderen Sprache fördern.

Über jüdisches Leben reden – (k)ein Tabu? Umgang mit religiöser Diversität am Beispiel Judentum

Fassen Sie die im Text dargestellten unterschiedlichen Positionen in Bezug auf die Religionsausübung zusammen. (Option 2: Können Frauen Rabbinerinnen sein?)

Der Text „Pro&Contra – Als orthodoxe Frau ins Rabbinat?“ stellt die Aussagen zweier Frauen gegenüber. Auf der einen Seite steht Meesh Hammer-Kossoy, eine Frau, die seit 20 Jahren eine religiöse Führungspersönlichkeit ist und sich seit kurzem auch Rabbinerin nennen kann. Auf der anderen Seite steht Julia Konnik, die Mutter von fünf Kinder ist und ihren Mann, einem Rabbiner, den sie als Rebbetzin, also der Rabbinergattin in der Gemeinde unterstützt.

Meesh Hammer-Kossoy beschreibt, dass es in ihrer Gemeinde ein halachisches, aus Männern und Frauen bestehendes Komitee gibt. Im Juni 2015 wurde sie zur Rabbinerin ordiniert. Dieser Titel mache für sie keinen großen Unterschied, jedoch vermute sie, dass andere Menschen sie mit mehr Autorität wahrnehmen. Sie führt auf, dass es Frauen leichter fällt mit Rabbinerin über gewisse Themen zu sprechen, wie z.B. neben der Sexualität und der „taharat mischpacha“, also der Familienreinheit, auch Fragen zur Erziehung, Partnerschaftsbeziehung und den Schabbatregeln. Des Weiteren erklärt sie, dass trotz ihres Vollzeitjobs ihre drei Kinder oberste Priorität hätten und männliche Rabbiner genauso darauf achten sollten, wie häufig sie Abende im Büro oder zu Hause verbringen würden. Dass das Oberrabbinat in Israel die Ordination von Frauen ignoriert, ist für sei kein Problem („Ich kann damit leben“), jedoch ist sie auch der Meinung, dass heutzutage alle Macht vom Volke ausgeht, also steht sie jedem zur Verfügung, der sie als Rabbinerin möchte. Meesh Hammer-Kossoy ist der Meinung, dass „die Zeit (..) reif dafür“ ist und weibliche Rabbiner eine unschätzbare Bereicherung für die Zukunft des jüdischen Volkes darstellen.

Julia Konnik spricht im ersten Satz direkt ihren Respekt gegenüber weiblichen Rabbinern aus. Sie selbst hatte beinahe mit dem Gedanken gespielt Rabbinerin zu werden, jedoch führt sie an, dass in einigen Familien berühmter jüdischer Persönlichkeiten (z.B. Abraham Geiger) die Familiengeschichte, die „Legacy“, also das Vermächtnis verloren gehe. Die Kinder benannten sich um und die zweite Generation konvertiert meist zum Christentum oder gründete gar keine Familie. Zudem berichtet sie über amerikanische Juden, die ihr von einer Tochter einer Rabbinerin erzählten, die nach Mea Schearim flüchtete. Des Weiteren erzählt sie von ihrem Mann, dessen Job als Rabbiner „anspruchsvoll und anstrengend“ sei. Sie könne sich nur schwer vorstellen, dass eine Frau die langen Gottesdienste, den Religionsunterricht der Kinder und Erwachsenen und die anderen Tätigkeiten des Rabbiners, neben der Versorgung der Familie ausführe. Ihrer Meinung nach sei es die Aufgabe der Frau die Familie mit rein weiblicher Kraft, der „Bina“ aufzubauen, was die Möglichkeit gebe ein harmonisches Zuhause zu erschaffen, bei dem die Kinder mit Freude ihre „Legacy“ antreten und die Beziehung zum Mann Jahr für Jahr fester werde. Sie führt zudem auf, dass laut der Bindungstheorie (von Bowlby&Ainsworth) eine Frau mindestens die ersten 1,5 Lebensjahre eine enge Beziehung zum Kind aufbauen und emotional, sowie körperlich voll da sein sollte. Im letzten Absatz erwähnt sie, dass sie keine Kritik an berufstätigen Frauen ausübe, sondern selbst an einer E-Learning School unterrichte und koordiniere.

Im Jahr 2010 wurde die erste orthodoxe Rabbinerin im Abraham Geiger Kolleg in Potsdam ordiniert. Ihr Name war Alina Treiger. Heute sind in Rabbinerschulen mehr als die Hälfte der Studierenden weiblich, jedoch arbeitet später nur ein kleiner Teil in einer großen Gemeinde, da weiterhin viele streng orthodoxe Juden sich keine Frau in diesem Amt vorstellen können. (Josta van Bockxmeer: Die Geschichte der Rabbinerinnen – „Schon die Idee einer Frau im Amt!“, unter: https://www.tagesspiegel.de/wissen/die-geschichte-der-rabbinerinnen-schon-die-idee-einer-frau-im-amt/10260586.html, Abruf am: 09.06.2019)

 

Wenden Sie die drei Grundannahmen des religionswissenschaftlich-kulturwissenschaftlichen Ansatzes (interne Diversität, Religion als beeinflusst von historischen Prozessen, Religion als Teil soziokultureller Strukturen, s. AB 1) auf den Text bzw. die im Text beschriebenen Haltungen und Praktiken an.

Im Judentum bestehen vier Strömungen (Liberal, Konservativ, Orthodox, Haredi) beide Frauen sind orthodoxe Jüdinnen und trotz dieser Gemeinsamkeit vertreten sie im Hinblick auf das weibliche Rabbinat komplett gegenteilige Meinungen. Diese interne Diversität der beiden Frauen liegt höchstwahrscheinlich am meisten ihrer persönlichen Erfahrungen zu Grunde. Beide Frauen sehen sich als Ratgeberin und Lehrerin in ihrer Gemeinde, jedoch erfuhr Julia Konnik negative Erfahrungen im Hinblick auf die Familienentwicklung und „Legacy“ einiger berühmter Juden, die modernere Lebensweisen ergriffen. Es wurde Abraham Geiger aufgeführt, in dessen Kolleg die erste orthodoxe Rabbinerin ordiniert wurde. Seine Kinder nannten sich um und die zweite Generation war schon zum Christentum konvertiert oder gründeten gar keine Familie mehr. Des Weiteren kann der Bericht der Amerikaner, die sie beim Schabbat empfing, in dem die Tochter einer Rabbinerin nach Mea Schearim, also einem Stadtviertel in Jerusalem, in dem hauptsächlich ultraorthodoxe Juden wohnen, flüchtete, sie in ihrer Meinung bestätigt haben. Frau Konnik hat eine traditionelle Sichtweise auf die Rolle der Frau. Ihrer Meinung nach muss die Frau mit einer rein weiblichen Kraft, der „Bina“ die Familie aufbauen, was ein harmonisches Zuhause schaffe und, was für sie ein Kernpunkt ist, die Kinder dabei fördere der „Legacy“, also dem jüdischen Vermächtnis mit Freude entgegen zu treten und nicht durch die Modernisierung ihm fremd zu werden. Meesh Hammer-Kossoy hatte nie diese Erfahrungen gemacht und sieht aufgrund dessen das weibliche Rabbinat ganz anders. Sie sei seit 16 Jahren schon in einer Gemeinde, die ein halachisches, aus Männern und Frauen bestehendes Komitee hat. Zudem sieht sie die Rolle der Frau und des Mannes im Hinblick auf die Erziehung eher gleichgestellt und nicht nur auf die Frau konzentriert. Ihrer Meinung nach gehe die Autorität (bzw. Macht) vom Volke aus, also steht sie jedem zur Verfügung, der sie als Rabbinerin möchte, anstatt sich dem Oberrabbinat zu unterwerfen, dass das weibliche Rabbinat ignoriert. Zudem kann hier die Religion als Teil soziokultureller Struktur erkannt werden. Julia Konnik bleibt den alten und traditionellen Werten treu und sieht sich aufgrund ihrer religiösen Erziehung als „Harmonie-Bringer“ im Zuhause.                                                                                                                                                             Die Religion steht genauso im Wandel, wie unsere Gesellschaft an sich. „Religion ist nicht zeitlos“ und somit beeinflussten die Wellen der Frauenbewegung, die Entwicklung des liberalen Judentums in den USA, die sich verändernden Gendervorstellungen und vieles mehr auch das Judentum. Des Weiteren ist sogar im Text von Meesh Hammer-Kossoy ein Wandel erkennbar. Sie berichtet, dass in den späten 80er und frühen 90er Jahren das Talmudstudium für Frauen geöffnet wurde, wohingegen erst in den letzten Jahren (da der Text 2015 erschien also vermutlich 2009-2014) das Studium der Halacha orthodoxen Frauen ermöglicht wurde. Es wird deutlich, dass historische Prozesse Religionen „nicht kalt lassen“.

 

Beschreiben Sie Ihre eigene Verortung gegenüber dem im Text angelegten Phänomen. Gehen Sie dabei auf die Fragen auf AB 2 ein.

Meine Eltern schickten mich auf eine katholische Grundschule und auch ein katholisches Gymnasium. In der siebten oder achten Klasse war es Teil des Unterrichts in Gruppenarbeiten mit abschließendem Referat verschiedene Religionen zu behandeln. Meiner Gruppe wurde das Judentum zugeordnet. Wir setzten uns mit der jüdischen Geschichte, insbesondere der des zweiten Weltkrieges, der jüdischen Kultur, wie den jüdischen Speisegesetzen, Festen, Medizin u.v.m. auseinander. Um unsere Mitschüler zu begeistern backten wir einen jüdischen Apfelkuchen, der natürlich nach den Kaschrut zubereitet wurde. Es hatte mich damals sehr fasziniert diese Religion, die manchmal gar nicht so anders als das Christentum war, kennen zu lernen. Heutzutage würde ich weiterhin von mir behaupten, dass ich eine Christin bin, die jedoch ihre Religion und auch die religiösen Führungskräfte deutlich kritischer betrachtet und nicht mehr so streng den Regeln folgt, wie es mir beigebracht wurde. Die Religion an sich war immer Teil meines Lebens und auch meines Seins, sodass ich sie mir auch gar nicht „wegdenken“ kann. Meine Eltern erzogen mich zwar religiös sehr traditionell, jedoch aber auch sehr offen für Neues, sodass ich zwei Jahre lang zum Buddhismus konvertierte, weil ich Probleme zu meiner traditionellen Religion entwickelte. Einer Religion anzugehören bedeutet für mich eine andere Weltanschauung zu besitzen,- glaube ich nun an den einen Gott, möchte ich meinen eigenen Geist entfalten bis ich das Nirwana erreiche oder bin ich atheistisch und möchte vielleicht sogar mit diesen Philosophien des Lebens gar nichts zu tun haben? Dies ist jedoch meiner Meinung jedem selbst überlassen, denn ich finde, dass jeder glauben sollen kann, was er möchte. Ich möchte später den Kindern vermitteln jeden so zu akzeptieren, wie er ist. Natürlich kommt es an vielen Stellen zu Meinungsunterschieden und Reibung, jedoch sollte man sich einigen können, dass man sich uneinig ist.

 

Entwickeln Sie eine schriftliche pädagogische Reflexion zum Umgang mit den folgenden Szenarien:

Im Rahmen von Antisemitismusprävention hat Ihre Schule eine Rabbinerin eingeladen. Ein Schüler (von dem Sie nicht wissen, ob er jüdisch ist oder nicht) sagt, er halte Frauen für diese Position ungeeignet und sei nicht bereit, an diesem Unterrichtsvorhaben teilzunehmen.

Ich denke, dass es in erster Linie wichtig sei ein näheres Gespräch mit dem Schüler einzugehen, um seine Beweggründe für seine Abneigung nachvollziehen zu können. Hierfür ist ein Gespräch unter vier Augen, vielleicht sogar ein Gespräch mit den Eltern notwendig, um die Ursache für seine Position zu finden. Zudem würde ich das Gespräch mit der Rabbinerin suchen, um herauszufinden was sie von der Situation hält, ob sie vielleicht schon mit einer ähnlichen Situation konfrontiert wurde und auch, um sie überhaupt über die Differenz zu informieren, damit sie sich auf unangenehmere Fragen als üblich vorbereiten könnte.

Im Hinblick auf diese Gespräche würde ich vermutlich unterschiedlich und situationsabhängig handeln. Mit meiner aktuellen Einstellung würde ich den Schüler dazu ermuntern, trotz der Differenzen am Unterricht der Antisemitismusprävention teilzunehmen. Ich kann mir vorstellen, dass die Rabbinerin offen für seine Fragen und Probleme mit ihrer Position ist und es vielleicht sogar zu einer Meinungsänderung kommen könnte.

Auf dem Weg zu einer Schule für alle

Reflektieren Sie die Konsequenzen der Aussonderung von Schüler/-innen mit Förderbedarf.

Sogenannte „Restklassen“, also Klassen, in denen sich nur SuS mit einem Förderbedarf befinden, behindern und schränken die Bildungsmöglichkeiten ihrer SuS ein. Dies resultiert einerseits aus der fehlenden Orientierung der SuS mit Förderbedarf an denen ohne Förderbedarf, die ein Vorbild für die sprachliche, motorische, emotional-soziale Entwicklung, wie auch die Lernentwicklung sein können. Zudem können in homogen Klassen von SuS mit denselben Förderschwerpunkten “schlechte“ Gewohnheiten weiter ausgeprägt und gestärkt werden. Des Weiteren führt die Bildung von „Restklassen“ zu einer Ausgrenzung, die sich im späteren Leben, insbesondere auch im Berufsleben in Form von Problemen hinsichtlich der Integration und Anpassung zeigen könnte, da nie der Kontakt mit „Anderen“ erlernt wurde. Andererseits profitieren SuS ohne Förderbedarf genauso von der Inklusion, die ihnen zunehmend die Möglichkeit bietet ihre Toleranz, Empathie, Rücksichtnahme zu stärken & ihnen Vorurteile, sowie Kontaktangst zu nehmen.

Warum sollte also weiterhin eine Aussonderung der SuS mit Förderbedarf stattfinden? Ich möchte hier, um diesen Standpunkt zu stärken die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte zitieren:

„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“

(Artikel 1 (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit); Allgemeine Erklärung der Menschenrechte; UN Department for General Assembly and Conference Management German Translation Service (Stand: 30.10.2009) http://www.ohchr.org/EN/UDHR/Pages/Language.aspx?LangID=ger)

 

Welche Informationen sind in der Diagnose „Förderschwerpunkt Wahrnehmung & Entwicklung“ bzw. „Förderschwerpunkt Lernen“ enthalten? Welche Informationen benötigen Sie von einer Schüler/-in um Ihren Unterricht ggf. anzupassen?

Die Förderschwerpunkte „Lernen“ und „Wahrnehmung & Entwicklung“ umfassen ein breites Spektrum, das von SuS mit einer Lese-Rechtschreib-Schwäche bis hin zu SuS mit einer geistigen Einschränkung (Behinderung) reichen kann. Welche Einschränkung aber nun genau vorliegt, ist diesen Kategorisierungen nicht zu entnehmen. Diese Kategorisierung ist also eine Art und Weise, um einen groben Überblick über SuS zu erlangen, jedoch sollte niemals vergessen werden, dass jedem SuS individuell geholfen werden sollte und jedes Individuum mit Förderbedarf andere Erfahrungen, Interessen und auch eine andere Lernbereitschaft besitzt. Eine individuelle Hilfestellung für SuS wird erst ermöglicht, sobald ich über die Kategorie hinausdenke, mir durch Gespräche mit dem betreffenden Kind, den Eltern und auch Mitschüler/-innen ein Bild der Ausprägung des Förderbedarfs und auch des Individuums an sich erlange.

 

Wie können Sie der Vielfalt der Schüler/-innen gerecht werden und welche Verbündeten können sie dazu gewinnen?

In erster Linie ist meiner Meinung nach wichtig, dass erkannt werden muss, dass ein standardisierter Unterricht niemals die Möglichkeit bieten kann der Vielfalt der SuS gerecht zu werden. Vielfältige SuS benötigen ein vielfältiges Unterrichtsangebot. Um dies erreichen zu können, kann mit Niveaustufen, individualisierende Bewertung, Lernzeiten, Zielvereinbarungen u.vm. gearbeitet werden. In der Vorlesung wurde zudem von Herrn Prof. Dr. Frank J. Müller die norwegische Website ndla.no vorgestellt, bei der es sich um eine staatliche Plattform für freie Bildungsmaterialien, die weltweit nutzbar ist, handelt. Diese Art und Weise Unterrichtsmaterialien frei zur Verfügung zu stellen, kann die Unterrichtsgestaltung vereinfachen und beschleunigen, sodass im Endeffekt mehr Zeit für jeden einzelnen SuS bleibt. Diese Vielfältigkeit des Unterrichts alleine zu (er-)schaffen ist schwer, wodurch notwendig ist, die erfahreneren Kolleg/-innen um Hilfestellung zu beten, die Eltern mit einzubeziehen und dass die SuS voneinander und miteinander lernen.

 

Warum stellte die Entwicklung der Sonderschulen historisch betrachtet einen Fortschritt dar? (vgl. Feuser in Müller 2019)

Sonderschulen boten zum ersten Mal SuS mit Förderbedarf einen Zugang zum Bildungssystem und waren somit auch der erste Schritt zu einer öffentlichen Anerkennung von „Behinderten“. Insbesondere nach dem zweiten Weltkrieg war es meiner Meinung nach wieder wichtig Menschen, die vorher stark ausgegrenzt und auch misshandelt wurden wieder einen Platz in der Gesellschaft zu bieten. Meine eigene Schwester war wegen ihrer geistigen Behinderung auf so einer Sonderschule, die sie in der Entwicklung ihrer Sprache, motorischen Fähigkeiten und auch der Stärkung ihres Selbstbewusstseins unterstützte. Natürlich erfolgte hierdurch nur eine Integration in die Gesellschaft, aber nicht wirklich die Inklusion. Ich denke wir haben noch einen sehr weiten Weg vor uns, bis jedem Menschen das geboten werden kann, was ihm eigentlich zusteht.

 

 

 

Mathematische Leistungsunterschiede – empirische Befunde und Konsequenzen für das mathematische Lernen

Sind Unterschiede in den mathematischen Leistungen von Schülerinnen und Schülern ein Grund zur Sorge? Welche Bedeutung kommt dem zweigliedrigen Schulsystem (Oberschule / Gymnasien) in Bremen diesbezüglich zu?

Diese Frage ist meiner Meinung nach nicht eindeutig zu beantworten.

Einerseits werden grundsätzliche Leistungsunterschiede bedingt durch die verschiedenen Fähigkeiten und Interessen der SuS immer vorliegen. Hierbei ist aber anzumerken, dass dies mit Nichten in irgendeiner Weise schlecht ist! Es ist gut, dass jeder Mensch unterschiedlich ist und andere Stärken und Schwächen aufweist, die unser Leben in einer Gesellschaft beeinflussen und verbessern können. Andererseits muss aber verhindert werden, dass SuS der sog. Risikogruppe angehören, bei der die mathematische Grundausbildung nur bedingt ausreicht, um eine erfolgreiche Berufsausbildung zu ermöglichen. Es sollte somit die Streuung der mathematischen Kompetenz verringert werden, ohne die SuS mit Spitzenleistungen zu behindern.

Das zweigliedrige Schulsystem unterstützt hierbei die leistungsstärkeren SuS. In einem Gymnasium können die leistungsstärkeren SuS durch die individuelle und freie Wahl der Leistungskurse weiterhin ihre Spitzenleistungen beibehalten. Wohingegen die leistungsschwächeren SuS, die in einer Oberschule „landen“ weiterhin eine weite Streuung an mathematischer Kompetenz aufweisen. Meiner Meinung nach ist hier eine individualisiertere Förderung von Nöten, die insbesondere den leistungsschwächsten SuS ermöglicht die mathematischen Grundkenntnisse zu erhalten.

 

Spielen im Mathematikunterricht, kann das angesichts von Leistungsunterschieden ein Ansatz sein? Beziehen und begründen Sie eine Position aus Lehrenden-Sicht, die auch Schülersichtweisen einbezieht.

Ich möchte hinsichtlich dieser Frage auf die Situation eingehen, die ich selbst in der Vorlesung bei dem Spiel „Differenz trifft“ beobachten konnte. Zu Beginn des Spielens hatte jeder Student*in eine eigene Strategie, wie an die Lösung der Aufgabe herangegangen wurde. Teilweise wurden auch wahllos Kringel verteilt, was aber an dieser Stelle nicht hinderlich für einen späteren Lernerfolg war. Zu diesem Zeitpunkt beobachtete ich eher selten eine Kommunikation der Student*innen, sondern es herrschte ein leichter, motivierender „Konkurrenzkampf“. Als das Spiel begann und für einige Student*innen ein Lösungsweg sichtbarer wurde, begannen die Diskussionen. Die Student*innen, die meinten die richtige Lösung gefunden zu haben oder ihren vorherigen Lösungsweg als richtigen erkannten, erklärten zum Teil stolz von ihrer Einsicht ihren Sitznachbarn. Je weiter das Spiel verlief, desto mehr Gespräche kamen auf und man begann unabsichtlich in Gruppen zu arbeiten. Am Ende des Spiels erbat unsere Dozentin Prof. Dr. Knipping die Lösungen des Spiels und später eine Erklärung.

An dem oben aufgeführtem Beispiel wird deutlich, wie vermutlich auch dieses spielerische Lernen in einem Klassenzimmer ablaufen kann. Durch den lockeren Rahmen und den Ausbruch aus dem Frontalunterricht wurde das Interesse und die Motivation fast aller Student*innen geweckt. Der Lösungsweg, der von einigen Student*innen vielleicht nicht durch das reine Erklären der Dozentin verstanden werden konnte, konnte im Spiel vermittelt werden, da man erstens selbst arbeitet und zweitens mehrere Erklärungen erhält, die zum Teil auch nur auf dem Weg zur „Endlösung“ lagen. Durch die eher heterogene Aufteilung im Hörsaal wurde es ermöglicht, dass die leistungsstärkeren Student*innen den -schwächeren ihren Lösungsweg erklärten. Ich denke, dass eine homogene Aufteilung bei dieser Methode des Lehrens eher kontraproduktiv ist.

 

Spielen kann im Handeln „stecken bleiben“, das Denken kommt zu kurz. Formulieren Sie zwei Fragen, welche Ihnen helfen können, mögliche Denkhandlungen von Lernenden zu beobachten.

1.) Wird kommuniziert? Beobachte ich, dass SuS die leistungsstärker sind mit leistungsschwächeren SuS sprechen?

2.) Welche Strategien verfolgen die SuS und welcher logische Schluss liegt ihr zugrunde?

 

Benennen Sie zwei unterschiedliche Möglichkeiten, wie Sie als Lehrkraft ausgehend vom Spielen eine weitere kognitive Aktivierung von Lernenden anregen können.

1.) Bei einer Ausführung eines Spiels in Gruppen wäre es förderlich, wenn die SuS ihre „erspielten“ Kenntnisse am Ende der Stunde vorstellen, diese von der Lehrkraft und den anderen SuS evaluiert werden und es zu einer abschließenden Reflexion kommt.

2.)  Des Weiteren ist die Möglichkeit des Imitierens einer Quizshow eine weitere Möglichkeit spielend zu lernen. Hierfür würde ich die SuS in Vierergruppen einteilen, wobei darauf geachtet werden sollte, dass leistungsheterogene Gruppen entstehen. Diese Gruppen treten dann gegeneinander an. Die Lehrkraft stellt den Moderator dar, der die Fragen stellt und den roten Faden vorgibt. Eventuell würde das Einsetzen eines Schülers als Moderator einigen SuS die Angst nehmen falsch zu antworten und sie dazu animieren in einem größeren Ausmaß mitzuarbeiten.

Empirische Forschung zu Heterogenität im naturwissenschaftlichen Unterricht – Was wissen wir eigentlich wirklich?

In einer Konferenz in Ihrem Fachbereich in Ihrem Fach an Ihrer Schule diskutiert das Kollegium über Maßnahmen zum Umgang mit Heterogenität. Sie erinnern sich kurz an diese Vorlesung: nennen Sie zwei empirisch überprüfte Fakten zum Umgang mit Heterogenität, die der Diskussion dienen könnten!

In so einem Gespräch würde ich vermutlich auf die äußere und innere Differenzierung eingehen.

Nach Hoffer (1992) wurde überprüft, welche Auswirkung eine äußere Differenzierung, also die Einteilung der Kurse nach Leistungsniveaus (in niedrig, mittel und schwer) auf die Fachleistungen der Schüler haben. Es wurde festgestellt, dass die äußere Differenzierung insgesamt negative Effekte aufweist, wobei die Leistungsstarken geringfügig profitieren und die Leistungsschwachen große Nachteile haben.

Des Weiteren wurde die Binnendifferenzierung/innere Differenzierung durch Gruehn (2000) untersucht. Er stellte einen negativen Effekt durch das Einsetzen von binnendifferenzierenden Maßnahmen in Mathematik-, Physik- und Biologieunterricht fest. Das Problem bestand darin, dass die Differenzierung effektive Unterrichtszeit beansprucht.  Wollring (2012) stützte seine These, in dem er feststellte, dass die Unterstützung der Lehrkraft einer Gruppe, den anderen einen Nachteil bringt. Alle SuS profitieren von Aufmerksamkeit.

 

Erläutern Sie, welches Unterrichtsmuster Sie in Ihrer bisherigen Erfahrung selbst als das wirkungsvollste erlebt haben! Diskutieren Sie Ihre Beobachtung vor dem Hintergrund der Vorlesung!

Persönlich nahm ich den Frontalunterricht, insbesondere zum Einstieg in ein neues Thema, als die wirkungsvollste Maßnahme wahr. Jeder Schüler hatte hierdurch die Möglichkeit dasselbe Wissen zu erlangen.

Zu meiner Schulzeit wurde zudem keine innere Differenzierung praktiziert. Fragen konnten dem Lehrer oder den Mitschülern gestellt werden, jedoch kostete dies einem Überwindung.

Ich selbst machte bei Gruppenarbeiten häufig die Erfahrung, dass nur 1 bis 2 Personen aktiv an der Fragestellung arbeiteten, eine weitere Person die Anleitung übernahm und die restlichen Personen sich unterrichtsfern beschäftigten. Dieses auftretende Muster wurde aber von einer meiner Lehrerinnen häufig erfolgreich durchbrochen, indem sie sich während der Bearbeitungszeit immer wieder zu den Gruppen gesellte und inhaltliche Fragen an jedes Gruppenmitglied stellte.

 

Entwickeln Sie eine kurze Aufgabe mit drei gestuften Lernhilfen, die Sie in Ihrem Fach morgen im Unterricht einsetzen könnten! Erläutern Sie die gestuften Lernhilfen und beschreiben Sie, wie sie im Unterricht erkennen können, ob diese erfolgreich gewählt sind.

Im Chemieunterricht würde ich den Schülern folgende Aufgabenstellung darreichen: Kochsalz reagiert mit Schwefelsäure zu Salzsäure. Welches Nebenprodukt entsteht? Stelle die Reaktionsgleichung auf.

1. Hilfe: Überlegt welche Formeln Kochsalz, Schwefelsäure und Salzsäure haben und schlagt diese evtl. in einem Buch nach.

2. Hilfe: Überlegt welches Element aus der Schwefelsäure zusammen mit welchem Element aus dem Kochsalz die Salzsäure bilden und markiert diese farblich.  Beachte, dass die „übrig gebliebenen“ Elemente und Verbindungen zusammen das Nebenprodukt bilden.

3. Hilfe: SO4 reagiert als eine Gruppe und teilt sich nicht in 1 Schwefel und 4 Sauerstoffatome auf. Was kann/wird somit sein Reaktionspartner sein?

4. Hilfe: Achte auf die Stöchiometrie! Wenn zu Beginn in der Schwefelsäure 2 Wasserstoffatome vorhanden waren müssen hinter dem Reaktionspfeil wieder 2 Wasserstoffatome vorkommen.

 

Eine Kollegin sagt: „Gesamtschulen sind ja immer mal wieder der letzte Trend, ob wir sie nun Oberschulen nennen oder Sekundarschulen, die Idee ist doch dieselbe. Alle werden gemeinsam unterrichtet, was für eine Ideologie. Dabei zeigt doch die empirische Forschung klar, dass das Gymnasium nur von den besten SuS besucht werden sollte. Die schlechten fühlen sich hier doch viel zu schnell überfordert und das frustriert sie so sehr, dass sie vollkommen abschalten.“ Was antworten Sie der Kollegin?

Welche empirischen Forschungen haben Sie da gerade im Kopf? In einer empirischen Studie von Saleh et al aus dem Jahr 2015 wurde nämlich festgestellt, dass Leistungsschwache von homogenen Gruppen stark profitieren. Zudem steigt vermutlich auf Grund dessen ihre Motivation stark an. Natürlich kann es auch vorkommen, dass manche leistungsschwachen SuS sich überfordert fühlen. An dieser Stelle sollten wir diesen SuS Hilfe zur Bewältigung des Stoffes anbieten.

Einführung: Heterogenität als Merkmal der Gesellschaft und Herausforderung für die Schule

Warum wird Heterogenität im schulischen Kontext häufig als eine „Herausforderung“ wahrgenommen?

Eine Schule ist ein Bildungsinstitut in dem Menschen aufeinandertreffen, die sich hinsichtlich ihrer Ethnizität, ihres Alters, ihres Geschlechts, ihres Milieus und geistiger, wie körperlicher Beeinträchtigungen, aber auch ihrer Interessen, Stärken und Schwächen unterscheiden.

Aufgrund dieser unterschiedlichen „Fundamente“ sollte es nötig sein den unterschiedlichen Förderungsbedarf der einzelnen Individuen zu kennen und Maßnahmen dafür zu erreichen, dass jeder Schüler sein persönliches bestmöglichstes Ziel erreichen kann. Hierdurch kann erreicht werden, dass individuelle menschliche Ressourcen optimal genutzt werden, wovon unsere Gesellschaft abhängig ist.

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Zudem können in unserem aktuellen Schulsystem Problematiken, wie der Mangel an Sonderpädagogen und Lehrkräften in einigen Fächern, die räumliche Ausstattung, sowie der zeitlich straff gehaltene Lehrplan die Umsetzung dieses Individuen-orientierten Lehrens erschweren.

 

Was ist damit gemeint, wenn von dem „Konstruktionscharakter“ von Heterogenität die Rede ist?

Jeder Mensch ist einzigartig. Die Hetero- und Homogenität ist ein gesellschaftlich geschaffenes Konstrukt, welches versucht durch Wert- und Moralvorstellungen Menschen anhand unterschiedlicher Merkmale, wie z.B. dem Geschlecht, zu differenzieren und kategorisieren.

 

Welche Erfahrungen mit dem Umgang von Lehrer*innen mit verschiedenen Dimensionen von Heterogenität haben Sie in ihrer Schulzeit gemacht?

Meine Schule war Teil des Projekts „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Uns wurde schon sehr früh von vielen Lehrkräften vermittelt, dass jeder Mensch ein eigenes und einzigartiges Individuum ist und dass das Miteinander und Füreinander an oberster Stelle steht.

Vermutlich fällt mir genau deswegen nur ein negatives Beispiel ein. Hinsichtlich des anstehenden Frankreich-Austausches sollten wir auf einem DIN A4-Zettel unseren Namen, Alter, Geschlecht, Interessen und u.a. auch unseren Migrationshintergrund und den der Eltern erläutern. Auf Fragen meiner Mitschüler und mir, warum der Migrationshintergrund für unsere zukünftigen Austauschschüler wissenswert sei, meinte die Lehrerin, dass sie diesen Punkt nur hinzugefügt habe, damit unsere Austauschschüler uns nach Zweitsprachen aussuchen könnten, um Sprachbarrieren zu verringern. Es war mit Sicherheit von der Lehrerin eine gut gemeinte Tat, doch definitiv nicht durchdacht und komplett unangebracht.

Heute fällt mir auf, dass die Differenzierung hinsichtlich des Alters und Geschlechts genauso diskriminierend ist und auch unangebracht war um einen Tauschpartner zu finden.