Benennen Sie die für Sie zentralsten theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für sich mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret Bezug auf a.) fachdidaktische Aspekte, indem Sie Erkenntnisse auf die Didaktiken ihrer eigenen beiden Fächer beziehen und b.) zwei generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht mit Bezug zu den relevanten Quellen benennen.

In der Ringvorlesung „Umgang mit Heterogenität in der Schule“ haben wir viele, für uns im Lehralltag relevante Differenzen der SuS, aber auch Lehrer/innen und Eltern kennen lernen dürfen und in vielen Vorlesungen einen angemessenen Umgang in der Praxis ermitteln und in den Blog-Einträgen festigen können. Jedoch hat sich häufig gezeigt, dass in der Theorie das Eingehen auf die Vielfalt und den individuellen Förderbedarf jedes Schülers und jeder Schülerin zwar einfach und schön klingen mag, eine praktische Umsetzung sich aber als häufig schwieriger als erwartet gestalten kann. Persönlich habe ich hinsichtlich einiger Themen erst eine Einstellung bzw. Meinung bilden müssen, da ich ihnen vorher keine Aufmerksamkeit schenkte. Ich finde es gut, dass wir für ein so weites Spektrum der Heterogenität sensibilisiert wurden. Mir fehlte aber die Betrachtung psychischer Beeinträchtigungen und Erkrankungen.

Insbesondere die Vorlesung von Dr. Christoph Kulgemeyer ist für mich, als angehende NaWi-Lehrerin sehr interessant gewesen. Aus seiner Vorlesung sind mir zwei zentrale Punkte am stärksten in Erinnerung geblieben: In erster Hinsicht die Betrachtung der Leistung von Jungen gegenüber Mädchen in den NaWi-Fächern. Hier wurde deutlich, dass Mädchen in den NaWi-Fächern grundsätzlich schlechtere Noten als Jungen haben, obwohl sie allgemein bessere Leistungen im Schnitt zeigen. Es wurde darauf hingewiesen, dass „Mädchen und Jungen […] unterschiedliche Kontexte interessant“ (Vorlesung Kulgemeyer, Seite 8) finden, Jungen somit eher technik-begeistert und Mädchen eher am menschlichen Körper oder der gesellschaftlichen Bedeutung der Naturwissenschaft sind. Ich folgere also, dass ich in meinem zukünftigen Unterricht Themen einbringen werde, die beide Geschlechter interessieren. In zweiter Hinsicht die Betrachtung der Leistungsheterogenität. Nach Hoffer (1992) wurde festgestellt, dass eine Einteilung der Kurse nach Leistungsniveaus, also niedrig, mittel und hoch, insgesamt negative Effekte aufweist. Insbesondere die leistungsschwachen SuS tragen Nachteile davon, da u.A. kein leistungsstärkerer SoS mit ihnen das besprochene Thema erneut durchsprechen kann.

Als angehende Kunstlehrerin steht keine der Vorlesungen im Mittelpunkt, aber ich denke, dass die Vorlesung von Prof. Dr. Till Sebastian Idel, die sich mit der Individualisierung von Unterricht als Antwort auf Leistungsheterogenität beschäftigt, fachübergreifend wichtig ist. Es gibt SuS die schlechter bzw. besser zeichnen/malen können oder zumindest das von sich selbst denken und somit befürchten in Kunst eine „schlechte Note“ zu erhalten. Um dieser Problematik aus dem Weg zu gehen, bin ich der Meinung, dass man SuS die Möglichkeit geben sollte mit verschiedenen Medien (von dem Malen mit Tusche, Acrylfarben usw., über Filme und Performances, bis hin zu der Fotografie und der Bildhauerei) zu arbeiten und sich somit individuell entfalten können. Des Weiteren möchte ich mir eine meiner eigenen Kunstlehrerinnen als Vorbild nehmen, die neben einer praktischen Arbeit immer eine schriftliche Ausarbeit verlangte, bei der man Aufgaben hinsichtlich seines Werks beantworten musste. Somit konnten „schlechte Maler“ angstfrei den Kunstunterricht besuchen. Des Weiteren möchte ich Dr. Christiane Brohls Kunstpädagogischen Ansatz aufgreifen, der die SuS adaptiv im Lernen unterstützt und prozessorientiert Feedback gibt, in dem von dem*der Lehrer*in 5 Forschungsfelder vorgegeben werden, in denen jede*r Schüler*in ein vorher festgelegtes Thema individuell und vom Lehrer unterstützt gestalten kann (vgl. Brohl, 2019, S. 20).

Als generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht möchte ich einerseits noch einmal die Vorlesung von Prof. Dr. Till Sebastian Idel nennen. Ich lernte, dass die Individualisierung auf 4 verschiedenen Ebenen ablaufen kann. Der System-, Schul-, Unterrichts- und Lehrbezogenen Ebene, die allesamt wichtig sind. Uns selbst sollte hierbei aber die letzte interessieren, bei der die Individualisierung über didaktische Prinzipien gefördert wird. Andererseits möchte ich als letzten Punkt die inklusive Pädagogik nennen. Die Entwicklung zu einer „Schule für alle“ ist eine Entwicklung, die mich sehr positiv stimmt, aber bei der ich noch ein sehr großes Entwicklungspotenzial erkenne. Einerseits hat dies einen ganz persönlichen Grund, da ich selbst eine geistig beeinträchtige Schwester habe, der ich einen, so weit es möglich wäre, „normalen“ Schulunterricht gewünscht hätte. Andererseits wurde in den Vorlesungen deutlich, dass es sich bei SuS mit Beeinträchtigungen auch lediglich um Kinder und Jugendliche mit Sprach- oder Lernproblemen handeln kann, was mir zuvor nicht bewusst war.

Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium im Bezug auf das Modulthema BAUMHET. Bitte begründen Sie Ihre Wahl?

Im Laufe der Ringvorlesungen behandelten wir in einer Sitzung eine Religion,- das Judentum. Persönlich empfand ich diese Vorlesung als überaus interessant und lehrreich, jedoch kam im Gespräch mit Kommilitonen die Frage auf, warum denn keine Religion gewählt wurde, die „mehr von uns“ betrifft oder komplett unbekannt sei. Als Beispiele wurden hierbei am häufigsten der Islam und viele verschiedene (fern)östliche Religionen genannt. Ich stimme hierbei meinen Kommilitonen zu und würde mir in einer Vorlesung, die die Religion behandelt, eine Betrachtung mehrerer Religionen wünschen. Insbesondere im Hinblick auf die Migrationsbewegung, durch die mehr islamisch geprägte Menschen nach Deutschland kommen, wäre mehr Wissen für nicht-islamische angehende Lehrer*innen fundamental. Jedoch fand ich überaus positiv, dass grundsätzlich häufig das Thema Migration aufgegriffen wurde und eine tolerante und offene Einstellung als Ziel vermittelt wurde.

Des Weiteren würde mich im Hinblick auf die Unterrichtsmuster, die uns bis dato bekannt waren, interessieren, was denn noch für weitere Unterrichtsmuster vorherrschen und welche sich als die besten zeigten. Wir haben gelernt, dass der Frontalunterricht, der leider noch einen großen Anteil des heutigen Unterrichts ausmacht, suboptimal ist und häufig dadurch, dass „Im Gleichschritt“ gelernt werden soll, SuS mit einem höheren oder niedrigeren Tempo sich zu „Störenfrieden“ entwickeln können.

Welche in den Vorlesungseinheiten von BAUMHET thematisierten Problematiken/Aspekte sehen Sie für sich persönlich als besondere Herausforderung? Wie könnten Sie sich, im Uni-Kontext oder auch darüber hinaus, auf diese Herausforderungen vorbereiten?

Eine besondere Herausforderung sehe ich in der individuellen Förderung in Hinsicht auf Heterogenitätsspanne und interkulturelle Aspekte. Es ist deutlich geworden, dass SuS sehr heterogen sind und anstatt einer Chancengleichheit eine Gerechtigkeit von Nöten ist, durch die jeder die Möglichkeit erlangt sein bestmögliches Ziel zu erreichen. Jedoch setzt dies voraus, dass einerseits SuS noch deutlich besser kennen gelernt werden müssen und andererseits überhaupt erst einmal immer erkannt werden muss, wann Hilfe benötigt wird.

Das Gespräch stellt die wohl wichtigste Quelle für Informationsbeschaffung in unserem Studium dar. Genauso wird dies auch im späteren Schulalltag sein. Es ist von Nöten das Gespräch in der Klasse, aber auch mit den SuS, Eltern und anderen Lehrkörpern zu suchen. Zudem bemerke ich immer mehr, dass es äußerst wichtig ist als Student*in, aber auch als Lehrer*in, ein guter Beobachter zu sein, der objektiv bleibt und sehr selbstreflektiert ist. Hierdurch fällt es einem höchstwahrscheinlich leichter in kritischen Situationen, so zum Beispiel bei Störungen im Unterricht, die eigene Reaktion besser zu beurteilen und im Falle der Notwendigkeit zu verbessern.

 

Quellen:

Vorlesungsfolien und -mitschriften

Brohl, Christiane (2019): „Künstlerische Forschung und Kulturelle Bildung. Gedanken zur Entwicklung von kunstpädagogischer Professionalität in Schule und Hochschule“, in: BDK-Mitteilungen 1, S. 20.