I.
Bei der Frage nach einer Aussonderung von SchülerInnen mit Förderbedarf, dh. deren Ausschließen aus dem Regelunterricht oder – wie z.T. in einigen Regierungsbezirken noch immer der Fall – sogar aus der Regelschule, spalten sich die Geister. Zwar wird zunehemend ein Problembewusstsein für dieses Vorgehen entwickelt, doch trotz der im Besonderen negativen Konsequenzen lassen sich noch immer Befürworter eines solchen Vorgehens finden. Ich möchte aus diesem Grund im Folgenden und in Kürze die Konsequenzen, die eine Aussonderung eben dieser SuS nach sich zieht, erörtern. Immer mehr SuS weisen die unterschiedlichsten Förderbedarfe auf und stellen die Lehrpersonen vor neue Herausforderungen. So kann es vorkommen, dass innerhalb einer Klassengemeinschaft W&E-Kinder, Kinder mit Lernschwächen und Kinder mit und ohne persönliche Assistenzen zusammen lernen und arbeiten. Das ein solcher ‚Drahtseilakt‘ – insbesondere in Lerngruppen, bei denen anteilig die SuS mit Förderbedarfen überwiegen – gelingt, kann (wie es Pilotschulen bereits vor einigen Jahren zeigen konnten) mittels Sonderpädagogen, Teamunterrichten, Doppelbesetzungen, Assistenzen, Differnezierungsräumen, kleineren Lerngruppen und individuellem Lernen, wie z.B. in Werkstätten, ermöglicht werden. Gelingt dieses Zusammenspiel jedoch nicht, kommt es oftmals auch zu Konflikten, die ein „Wiederaufleben“ der Argumente für eine Aussonderung der SuS mit Förderbedarfen mit sich bringen. Dass eine Rechtfertigung der Aussonderung im Individualfall jedoch oft schwierig ist, zeigen einerseits die diagnostsischen Grenzfälle und andererseits die negativen Auswirkungen auf die Persönlichkeit und Zukunftsperspektiven des/r jeweiligen SchülerIn.
II.
Der Diagnose „Förderschwerpunkt Wahrnehmung&Entwicklung“ ist zu entnehmen, dass die betroffenen SuS Entwicklungsstörungen hinsichtlich der geistigen oder auch der körperlichen Entwicklung aufzeigen. Gezielt wird die soziale Inklusion der SuS in der Klassengemeinschaft gefördert. Der „Förderschwerpunkt Lernen“ verweist jedoch auf Entwicklugsstörungen, die vermehrt das Lernen beeinträchtigen und kann oftmal auch einhergehen mit dem Förderschwerpunkt W&E. Zu diesen zählen aber auch oft auftretende Formen der ADHS, Konzentrationsstörungen, Lese-Rechschreib-Schwächen usw. Um nun den Unterricht auf die speziellen Bedürfnisse anpassen zu können, sollte bei SuS, bei denen der Verdacht auf beispielsweise Lernschwächen irgendeiner Form besteht, eine Förderdiagnose vorgenommen werden. Aber Achtung: Hat das Kind einmal eine Diagnose, wird es schwer, diese im Falle einer Verbesserung der Lernleistung zu revidieren. Da die Grenzen der Diagnosen leicht verwommen sind, reicht bei den meisten SuS jedoch oft die altbewährte Methode der Beobachtung im Unterrichtsgeschehen sowie im SOzialgefüge.
III.
Vielfalt und Individualität bedeutet immer auch Differenzierung. Bevor man also der Vielfalt der SuS im U gerecht werden kann, sollte man als Lehrperson zunächst die Lerngruppe einschätzen können. Diese Einschätzung kann im Austausch mit Fachkollegen, im Austausch mit den Eltern und natürlich und primär im Austausch mit den SuS selbst stattfinden. Ist man sich über die heterogenen Gegebenheiten innerhalb einer Lerngruppe und dementsprechend im bilde über die Bedürfnisse der SuS, kann mit der offen und individuellen Planung des Unterrichts begonnen werden. Eine offene Gestaltung des Unterrichts kann beispielsweise in Form von Lerntheken ermöglicht werden: Bei diesen sind die zwei Faktoren zur Bearbeitung von Aufgaben individuell umsetzbar, d.h. zum Einen die zeitlichen und zum Anderen die inhaltlichen Vorgaben. Die SuS können sich demnach im eigenen Lerntempo Aufgabenblätter einer Niveaustufe abholen, die sie sich selbst zutrauen. Natürlich kann und sollte eine solche niveaudifferenzierte Arbeitsblattgestaltung grundsätzlich stattfinden, auch bei anderen Methoden. Andere Methoden, die von der Vielfalt der SuS leben sind u.a. all jene, die nicht in EA, wie bei dem vorherigen Beispiel, sondern in PA, Tandems oder GA stattfinden, da die SuS hier innerhalb eines vorgegebenen Zeitplans die Aufgaben gemeinsam umsetzen und individuell lösen können.
Hallo lieber Kevin,
Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu deinem Beitrag, der sehr gelungen ist! Zu deiner Antwort zur ersten Aufgabe finde ich besonders gut, dass du die gegenteiligen Meinungen, was den Inklusionsprozess angeht besonders betonst. Einerseits bewegt sich etwas – sowohl in der Schulpolitik, als auch in der gesellschaftlichen Wahrnehmung des „Problems“ mit der Inklusion. Gerade die Vielfalt an Förderbedürfnissen aller SuS unterstreichst du, was mir in der Vorlesung auch wichtig war.
Sowohl in Beantwortung von Aufgabe 2 und 3 betonst du, wie wichtig die Differenzierungsfrage in Bezug auf inklusive Pädagogik bzw. Förderbedarf einzelner SuS ist. Meiner Meinung nach ist das sehr wichtig, weil kein SuS einem anderen gleicht und genauso auch der individuelle Förderbedarf variiert. Es scheint, als ob für uns als zukünftige Lehrkörper sich täglich die Frage neu stellt, wie wir innerhalb der Klassengemeinschaft alle SuS so gut wie möglich fördern können, damit für jeden und jede SuS Schule nicht zur Last bzw. Qual sondern zu einem Ort wird, an dem er oder sie gut und gerne lernt.