RV09: Heterogenitätsdimensionen im naturwissenschaftlich-technischen Unterricht

Filed under: Allgemein — Martina at 1:05 pm on Freitag, Juni 21, 2019  Tagged
  1. Im Rahmen eines Projekttages dürfen die Schüler*innen der 3b wählen, ob sie lieber Naturgegenstände sammeln und damit ein Wald-Mandala gestalten oder aber in Bäumen aufgehängte Nistkästen abhängen und reparieren möchten. Sandra interessiert sich mehr für die Nistkästenaufgabe, wählt aber wie die meisten anderen Mädchen der Klasse das Mandala-Vorhaben. Finden Sie mögliche Erklärungen für diese Entscheidung vor dem Hintergrund der „grundlegenden psychologischen Bedürfnisse“ nach Deci und Ryan (1993).

 

Nach Deci und Ryan sind die „grundlegenden psychologischen Bedürfnisse“ das Kompetenzerleben, die Selbstbestimmung und die soziale Eingebundenheit.

Da sich Sandra aufgrund der Wahl der meisten anderen Mädchen gegen die Nistkästen entschieden hat, lässt sich hier vermuten, dass die Entscheidung aufgrund des Bedürfnisses der sozialen Eingebundenheit getroffen worden ist. Sie möchte durch ihre Wahl von ihren Freundinnen akzeptiert und anerkannt werden und hat vielleicht Angst dass die anderen es nicht verstehen würden. Eventuell spielt hier auch noch die fehlende Selbstbestimmung mit rein, falls von den anderen Mädchen etwas geäußert wurde was ihre Entscheidung maßgeblich beeinflusst hat, z.B. „Wir machen immer alle das gleiche“.

Das Kompetenzerleben könnte eventuell auch ein Grund sein, dies wird aber aus dem Beispiel deutlich, dies müsste zunächst durch ein Gespräch herausgefunden werden.

 

  1. Welche didaktischen Entscheidungen konterkarieren in dieser Situation (paradoxer Weise?) für den Großteil der 3b die Förderung vielfältiger Interessen?

 

Die Problematik an der Aufgabenstellung für eine Förderung vielfältiger Interessen ist hier, dass es zwei Aufgaben gibt die sich sehr gut in zwei stereotypische Geschlechterrollen aufteilen lassen. Bei dem einen geht es um ästhetische Arbeit, die eher den Mädchen zugeschrieben werden und bei der anderen um handwerkliche Arbeiten, die eher den Jungen zugeschrieben werden.

 

  1. Eine Kollegin berichtet im Lehrer*innenzimmer, dass sie im Werkunterricht bei Partnerarbeiten meist Junge/Mädchen kombiniert, um Kompetenzunterschiede auszugleichen. Kommentieren Sie diesen Ansatz mit Blick auf verschiedene denkbare Ausprägungen technikbezogener Selbstkonzepte der Schülerinnen und Schüler.

 

Diese Lehrkraft hat beim Blick auf ihre SuS ein stereotypisches Geschlechterbild im Kopf und setzt deshalb die für sie handwerklich begabten Jungs mit den handwerklich unbegabten Mädchen zusammen, damit diese davon profitieren sollen. Das Problem ist, dass die handwerklichen Kompetenzen nicht vom Geschlecht abhängen, sondern von den Vorkenntnissen und Interessen der SuS. So können durch dieses Konzept auch Gruppen aus nur begabten oder unbegabten SuS bestehen. Die Lehrkraft sollte die Vorkenntnisse der SuS durch Gespräche und Beobachtungen erfassen und dann nach diesen Erkenntnissen Gruppen bilden, damit sich die SuS gegenseitig unterstützen können. Dabei können sich die Gruppenkonstellationen je nach Tätigkeit unterscheiden.

 

 

  1. Sie möchten eine Bachelorarbeit zu gendersensiblem Sachunterricht schreiben. Formulieren Sie eine mögliche Forschungsfrage hierzu und erläutern Sie, inwiefern Unterrichtsbeobachtungen oder Befragungen von Schüler*innen bzw. Lehrer*innen für Ihre Bearbeitung der Forschungsfrage hilfreich sein könnten.

 

Ich würde als Fragestellung wählen, inwieweit der Unterricht zu einer Förderung von vielfältigen Interessen führt. Dazu würde ich vor dem Unterricht die Klasse nach ihren Interessen befragen und nach der Behandlung des Themas schauen, ob sich das Interesse bei den SuS positiv verändert hat. Zudem würde ich schauen welche Aspekte aus dem Unterricht dazu geführt haben.

 
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