Abschlussreflexion
Aufgabe 1
Durch die vielfältige Gestaltung der Ringvorlesung: Umgang mit Heterogenität in der Schule (BiPEB) gab es sehr viele neue interessante Erkenntnisse. Zum einem wurde mir deutlich wie vielseitig der Begriff Heterogenität in Bezug auf Schule ist. Heterogenität ist ein soziales Konstrukt, welches abhängig ist von den Abweichungen der gemachten Normen einer Person oder gesellschaftlichen Gruppe und ist geprägt durch explizite und implizite Maßstäbe. Dabei steht die Heterogenität immer im Spannungsfeld mit der Homogenität. So hat es auch Vorteile Gemeinsamkeiten in einer Gruppe zu finden und zu stärken, um zum Beispiel das „Wir-Gefühl“ einer Klasse zu fördern. Man muss die Unterschiede und Gemeinsamkeiten einer Gruppe wahrnehmen und auf diese individuell eingehen können. Die gegebene Homogenität durch den äußeren Rahmen wie zum Beispiel Curricula muss man auf die Heterogenität der Schüler und Schülerinnen anpassen. Dies sollte nicht nur durch eine einzelne Lehrperson passieren, sondern gemeinschaftlich durch alle Lehrpersonen der Schule. Nur so kann erfolgreich auf die leistungsbedingte Heterogenität eingegangen werden, da eine Lehrperson an sich nur einen geringen Anteil am Lernerfolg hat, wie nationale (Helmke, Lipowsky et al., 2007) und internationale (z.B. Hattie (2009) nach Zierer, 2014) Studien bewiesen haben. So beträgt der Anteil durch die Lehrpersonen nur 20 bis 25%. Dies wir auch durch das Zitat von Zierer (2015; S.25) aus der Vorlesung von Herrn Trostmann deutlich:
„Auf die Haltungen der Lehrpersonenkommt es an! Nicht die einzelne Lehrperson für sich alleine ist entscheidend, sondern alle am Unterrichtsprozess Beteiligten sind gemeinsam tätig und können am erfolgreichsten sein, wenn sie diese Gemeinschaft nutzen: Lernende, Lehrpersonen, Erzieherinnen und Erzieher, Eltern usw.“
Da auch die Lernenden selbst einen großen Einfluss auf ihren Lernerfolg haben, ist neben der Wahrnehmung und Beurteilung durch die Lehrkraft, auch die Rückmeldung an die Schüler und Schülerinnen wichtig.
An fachdidaktischen Aspekten sind bei mir die Vorlesungen von Frau Bönig (Integrierte (Früh-)Förderung von Sprache und Mathematik), Frau Murmann (Welche Heterogenitätsdimensionen spielen im naturwissenschaftlich-technischen Unterricht eine besondere Rolle?) und Frau Hollerweger (Erlesene Geschlechter – Literarisches Lernen am Beispiel Genderkonstruktionen) besonders in Erinnerung geblieben. Dies könnte daran liegen, dass dies meine Fächer (Mathematik und Sachunterricht groß, Deutsch klein) sind und ich dadurch einen stärkeren Bezug zum Thema hatte. Ein zentraler Aspekt der Vorlesungen von Frau Bönig und Frau Murmann war die Sprache für den Lernerfolg, da in Mathe und Sachunterricht häufig mit Fachsprache gearbeitet wird und diese höhere Anforderungen/ Herausforderungen beim Erlernen stellen als die Alltagssprache. Durch verschiedene Muttersprachen der Schüler und Schülerinnen gibt es im Aspekt Sprache eine große Heterogenität. Somit ist es für den Fachunterricht wichtig eine gute Grundlage an Bildungssprache und Fachsprache zu erarbeiten, damit auch der Fachunterricht zum Lernerfolg führt und nicht an sprachlichen Barrieren scheitert, daher sollte sich der Sprachunterricht nicht auf das Fach Deutsch begrenzen, sondern fächerübergreifend stattfinden. Dabei ist eine möglichst frühe Förderung und Zusammenarbeit mit dem Elementarbereich sehr wichtig.
Frau Hollerweger hat in ihrer Vorlesung nochmal den Aspekt Geschlechter als Heterogenitätsdimension hervorgerufen in Bezug auf den Sprachunterricht. So zeigt sich an der vorhandenen Kinderliteratur, dass diese überwiegend auf die Leserinnen ausgelegt ist und der Anteil für Jungs geringer ist. Man sollte bei der Auswahl berücksichtigen, dass das Werk alle Geschlechter anspricht und somit auch zum Lesen anregt.
Aufgabe 2
In meiner eigenen Schulzeit bis zum Realschulabschluss fanden keine richtigen Rückmeldungen bezüglich der Leistungen statt, es wurden einem die Noten mitgeteilt, aber die hat man eher als subjektiv empfunden und konnte diese oft nicht nachvollziehen. Andere Erfahrungen habe ich später (ca. 10 Jahre später) am beruflichen Gymnasium erfahren, dort fanden zu jedem Halbjahr in jedem Unterricht eine mündliche Rückmeldung statt, indem offen gelegt wurde wo die Lehrkräfte Stärken und Schwächen sehen, so dass man an diesen arbeiten konnte.
Da ich bisher nur ein Praktikum am Anfang der ersten Klasse gemacht habe, habe ich hier noch keine Erfahrungen zur Leistungsrückmeldung sammeln können.
Eine Differenzierung habe ich in meiner Schulzeit nur an der Orientierungsstufe erlebt, indem wir in den Fächern Mathematik und Englisch in Leistungsgruppen eingeteilt wurden, so gab es die Gruppen A, B und C, die sich in ihren Anforderungen unterschieden, aber innerhalb gab es keine Differenzierung. Wenn sich ein Schüler oder eine Schülerin in ihren Leistungen verbessert oder verschlechtert hat, dann musste die Gruppe gewechselt werden. Dies bedeutete aber auch, dass man sich an eine neue Lerngruppe mit neuer Lehrkraft gewöhnen musste, was auch wieder eine Herausforderung für den Lernerfolg sein konnte. Eine weitere Differenzierung habe ich im Mathematikunterricht und Informationsverarbeitung der 11. Klasse festgestellt, beide Fächer wurden von derselben Lehrkraft unterrichtet, diese hat zumindest eine Differenzierung für die leistungsstärkeren Schüler und Schülerinnen angeboten, indem es freiwillige schwerere Aufgaben gab. Insgesamt kann ich aber sagen, dass das Differenzierungsangebot meiner Schulzeit eher mager war.
In meinem Praktikum in der ersten Klasse konnte ich beobachten, dass die Lehrkräfte unterschiedlich Differenzierungen im Unterricht umsetzten. So gab es eine Lehrkraft, die verschiedene Aufgaben für die unterschiedlich leistungsstarken Schüler und Schülerinnen angeboten hat und dies auch in fast jeder Unterrichtsstunde so stattfand, das war ein Beispiel was bei einen positiven Eindruck hinterlassen hat. Aber es gab auch Lehrkräfte bei denen keine beziehungsweise nur eine gelegentliche Differenzierung stattgefunden hat.
Was ich bisher noch nicht im Rahmen meines Praktikums beobachten konnte, war der fächerübergreifende Sprachunterricht. Die Kinder mit einer anderen Muttersprache kamen in die sogenannten Vorklassen, dort verbrachten sie den Großteil des Schultages und kamen nur zu einigen Stunden in den Klassenunterricht. Dies ist an der Schule für die ersten Wochen so geplant und später sollen die Schüler und Schülerinnen dann einen größeren Anteil im Klassenverbandsunterricht teilnehmen, aufgrund mangelnder Erfahrungen kann ich das Konzept nicht objektiv beurteilen, aber für mich war immer der Gedanke im Hinterkopf, dass diese Schüler und Schülerinnen dadurch den eigentlichen Unterrichtsstoff verpassen und inhaltlich viel alleine nacharbeiten müssen. Ich denke, dass dadurch die leistungsbezogene Heterogenität vergrößert wird und diese Schüler und Schülerinnen es durch ihre sprachlichen Kenntnisse, die für den Lernerfolg wichtig sind, schwerer haben können, diesen Rückstand aufzuholen.
Aufgabe 3
Besonders die Vorlesung von Herrn Trostmann zum Thema „Leistungen wahrnehmen, rückmelden und beurteilen!“ hat bei mir die Frage der Umsetzung der Leistungsrückmeldung hervorgerufen. Da ich diese nur selbst bedingt erlebt habe, fehlen mir die praktischen Kenntnisse wie ich so eine Rückmeldung organisiere und durchführe um den Schülern und Schülerinnen damit auch bei ihrem Lernerfolg zu helfen. Aber auch wie ich eine Leistungsbeurteilung konzipiere und den Schüler und Schülerinnen diese transparent mitteilen kann wirft bei mir Fragen auf. Daher würde ich gerne im Modul Umgang mit Heterogenität mehr zum Thema Leistungsrückmeldung und Leistungsbeurteilung in der Praxis erfahren.
Des Weiteren würde ich gerne im weiteren Studium verschiedene Methoden zur Ermittlung des Vorwissens einer Gruppe kennenlernen um später dieses vielfältig gestalten zu können und nicht immer wieder auf einige wenige Methoden zurückgreifen zu müssen. Auch würde mich interessieren wie ich dies gut in meinen Unterricht einbinden kann, da ich für mich zeitliche Probleme sehe, wenn ich diese erst in der ersten Stunde des Themas ermittle und dann meinen Unterricht entsprechend gestalten soll. Um dies zeitlich zu koordinieren hätte ich gerne Tipps zur Organisation zwischen Vorwissen ermitteln und Unterricht darauf planen.
Aufgabe 4
Insgesamt sehe ich das Thema Heterogenität in der Schule als Herausforderung, da es sehr umfangreich ist und sich auf sehr viele Aspekte bezieht, die man auch miteinander sehen muss. Allein schon die Wahrnehmung des Gesamtbildes eines Individuums oder Gruppe ist etwas was man erst in der Praxis lernen muss und diese eigene Wahrnehmung dann noch zu reflektieren um falsche Wahrnehmungen zu entdecken und zu vermeiden, denn diese können leicht durch Stereotypen entstehen.
Wie schon zuvor erwähnt, sehe ich für mich die Leistungsbeurteilung und Leistungsrückmeldung als eine große Herausforderung. Zu diesem Bereich möchte ich mich im weiterem Studium beschäftigen, wie genau das aussieht weiß ich noch nicht, aber ich glaube Literatur alleine wird mir da nicht helfen, daher denke ich, dass ich diese Informationen am ehesten in weiteren Praktika bekommen werde.
Des Weiteren werde ich mich über Methoden zum Ermitteln des Vorwissens informieren und wie diese am besten in den Unterricht integriert werden können. Da dies besonders in der Fachdidaktik des Sachunterrichts eine Rolle spiel, hoffe ich hier auch noch einige Methoden kennenzulernen.