Von Septemberakademie zu Uni-Start: Maßnahmen zur Erleichterung des Studieneinstiegs und fachlicher Identifikation

von Monika Sowinska

Aus ForstA wurde ForstAintegriert – damit gingen einige inhaltliche und strukturelle Veränderungen einher. Dieser Artikel widmet sich dem Maßnahmenpaket 1: Uni-Start, das aus der Septemberakademie hervorgegangen ist und ihre Errungenschaften und Ziele fortführen und weiter ausbauen soll.

ForstAintegriert (Forschend studieren von Anfang an)

Das Projekt ForstAintegriert (Heterogenität als Potenzial) startete Anfang 2017 als Nachfolger von ForstA (Forschend studieren von Anfang an), das von 2012 bis 2016 im Rahmen des Qualitätspakts Lehre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurde. Mit ForstAintegriert, ebenfalls gefördert vom BMBF, strebt die Universität Bremen an, Forschendes Lernen disziplinär in Studium und Lehre zu verankern, um die Qualität nachhaltig zu verbessern.

Das Maßnahmenpaket 1: Uni-Start, ehemals Septemberakademie, zielt darauf ab, die heterogene Studierendenschaft an universitäres Lernen heranzuführen, einen Einblick in Forschungsmethoden des Fachs zu geben und nicht zuletzt den Studieneinstieg zu erleichtern und die Fachidentifikation der Studierenden zu stärken. Während die Septemberakademie sich eher punktuell diesem Ziel gewidmet hat, soll mit der Umbenennung und Neuausrichtung des Maßnahmenpakets 1 das Ziel erreicht werden, die punktuellen Angebote, die in der ehemaligen Septemberakademie erfolgreich und gut nachgefragt waren, in einem Gesamtkonzept für die Studieneingangsphase zu bündeln und nachhaltig zu etablieren. Durch die Uni-Start-Veranstaltungen lernen Studierende mit jeweils individuellen Vorkenntnissen und Vorerfahrungen universitäre Lernformate und Fächerkulturen kennen, die Maßnahmen sollen dabei die Studienmotivation fördern und Studienerfolgshemmnisse abbauen. Im ersten Jahr der Projektlaufzeit wurde außerdem der Aufbau des Uni-Start-Portals begonnen. Das Uni-Start-Portal soll als Orientierungsportal für Studienanfänger*innen fungieren, um diese beim Übergang von der Schule an die Universität zu unterstützen und ihnen das Ankommen zu erleichtern.

Uni-Start-Portal: Was bisher geschah

Das Uni-Start-Portal, welches sich speziell an Studienanfänger*innen richtet, umfasst zum einen das Orientierungswochenprogramm – hier finden die Erstsemesterstudierenden alle Angebote der einzelnen Fächer übersichtlich sortiert; die Veranstaltungen, die im Rahmen von Uni-Start angeboten werden, werden dabei gleichberechtigt zu allen anderen Veranstaltungen der O-Woche dargestellt:

Abbildung 1: Darstellung der angebotenen O-Wochen-Veranstaltungen am Beispiel Geowissenschaften: Uni-Start-Veranstaltungen und offizielle Einführungsveranstaltungen werden, sortiert nach Datum, untereinander aufgelistet und erscheinen in diesem Jahr nach dem Webrelaunch ebenfalls im neuen Design.

Neben dem O-Wochen-Programm bietet das Uni-Start-Portal einen Überblick über wichtige Themen, die für Studienanfänger*innen zu Beginn des Studiums eine Rolle spielen: Zentrale Fragen der Studieneingangsphase werden hier umfassend beantwortet: Wie erstelle ich einen Stundenplan? Wie funktioniert die Prüfungsanmeldung? Welche Institutionen an der Uni sind wofür zuständig? Wie finde ich mich auf dem Campus zurecht? Diese und viele andere typische Fragen werden unter dem Punkt „Infos und Tipps für den Studienstart“ beantwortet:

Abbildung 2: Unterseite Infos und Tipps für den Studienstart: Wichtige Themen für Studienanfänger*innen auf einer Seite im Überblick. Die einzelnen Blöcke führen zu ausführlicheren Beschreibungen der jeweiligen Themen und sind mit den entsprechenden Uni-Seiten verlinkt.

Schließlich finden Studienanfänger*innen auf dem Uni-Start-Portal unter dem Schlagwort „Unterstützung“ eine weitere Hilfestellung für die Studieneingangsphase (und darüber hinaus) – hier werden wichtige Anlaufstellen der Universität auf einen Blick zusammengefasst, die zu Beginn oder im Laufe des Studiums wichtig werden könnten.

Abbildung 3: Besonders in der ersten Phase des Studiums sind Studienanfänger*innen auf Unterstützung angewiesen, wissen zumeist aber nicht, wo sie sie erhalten. Auf dieser Seite finden sie einen Überblick über die Angebote, die für sie in Frage kommen könnten.

Das Uni-Start-Portal wird stetig weiterentwickelt und hat sicherlich noch nicht alle zentralen und dezentralen Angebote der Universität zusammengefasst, nichtsdestotrotz bietet es eine erste Anlaufstelle für Studienanfänger*innen, die sich vor und während des Studienbeginns an die neue Lebensphase und eine neue Lernumgebung gewöhnen müssen.
Geplant ist unter anderem eine noch umfassendere Darstellung der Angebote der Universität, die relevant sind für die Studieneingangsphase – zum Beispiel detailliertere Erklärungen zum Umgang mit PABO oder Stud.IP. Angedacht sind auch weitere Features, beispielsweise zielgruppengerecht aufbereitete Erklärvideos von Studierenden für Studierende, die sich mit typischen Herausforderungen des Studienbeginns beschäftigen und offen gebliebene Fragen aus einer studentischen Perspektive aufarbeiten.

Projektbeispiele aus dem Maßnahmenpaket 1: Erfolgsgeschichten

Neben dem Uni-Start-Portal, das eine zentrale Rolle im Maßnahmenpaket 1 spielt, sind es die verschiedenen Uni-Start-Veranstaltungen, die das Forschende Lernen in der Studieneingangsphase prominent machen. Die Angebote waren und sind dabei sehr mannigfaltig – von Vorkursen über Workshops bis hin zu Exkursionen und Erstsemesterfahrten – gemeinsam ist allen Angeboten, dass sie im weitesten Sinne entweder Forschendes Lernen fokussieren und Forschungsfragen der eigenen Disziplin vorstellen, oder aber defizitorientiert ausgerichtet sind, also Vorkenntnisse und Vorerfahrungen aus der Schule auffrischen und Defizite (beispielsweise Mathematikkenntnisse) aus der Schule ausgleichen. Viele der 14 Veranstaltungen, die seit 2017 über Uni-Start angeboten werden, wurden bereits unter dem Dach von ForstA entwickelt und erfolgreich durchgeführt. Die Umbenennung in Uni-Start hing zum einen zusammen mit der Idee, Angebote für Studienanfänger*innen in der Studieneingangsphase zu bündeln, ohne sich auf einen bestimmten Zeitraum (September) zu beschränken. Zum anderen können die vielfältigen Veranstaltungen nicht als Akademie bezeichnet werden, so dass das übergeordnete Label Uni-Start entwickelt wurde. Mit dieser Umbenennung geht das Ziel einher, erfolgreiche Angebote stärker in die Lehre der ersten zwei Semester zu integrieren und, wenn möglich, curricular einzubinden, um die Studienanfänger*innen nicht nur direkt vor und zu Beginn des Studiums an ihr Fach heranzuführen, sondern die Fachidentifikation insgesamt zu stärken und die Studienmotivation zu fördern.

Im ersten Projektlaufjahr 2017 waren es rund 14 Veranstaltungen, die im Rahmen von Uni-Start gefördert wurden. Die meisten davon liefen bereits in ForstA unter dem Label Septemberakademie, beispielsweise der Vorkurs Programmieren des Fachbereichs 3, der seit 2017 unter dem Namen Uni-Start Programmieren angeboten wird. Dieser Kurs ist ein gutes Beispiel für die defizitorientierten Veranstaltungen: Er bietet 120 Plätze für Studienanfänger*innen der Informatik-nahen Studiengänge, um einen Einstieg in das Programmieren zu erhalten, ohne Vorkenntnisse im Programmieren mitbringen zu müssen. In dem Kurs konnten Studienanfänger*innen projektorientiert und praxisnah eigene Ideen in einem Programm umsetzen und erarbeiteten im Rahmen der einwöchigen Veranstaltung in Gruppenarbeit jeweils ein eigenes kleines Computerspiel. Auf diese Weise wird den Studienanfänger*innen ermöglicht, auf spielerische Weise einen Einblick in künftige Studieninhalte zu bekommen und bereits erste praktische Erfahrungen zu sammeln. Eines der Spiele, die im Rahmen dieser Veranstaltung entstanden sind, war die „Weltraumdisco“, ein kleiner Clip kann unter dem folgenden Link angesehen werden:

http://www.informatik.uni-bremen.de/agebv2/downloads/videos/weltraumdisco.mp4.

Abbildung 4: Bei dem von Studienanfänger*innen programmierten Spiel tanzt eine Banane im Weltall und der/die Spielende muss rhythmisch eine bestimmte Taste drücken, wenn sich das rote, gelbe, blaue oder grüne Gesicht im jeweiligen Kästchen befindet. Je besser dies gelingt, desto ekstatischer tanzt die Banane.

Die Veranstaltung Uni-Start Programmieren läuft nun seit mehreren Jahren erfolgreich und erreicht in jedem Jahr die maximal mögliche Teilnehmer*innenzahl. Auch wurde sie von den Studierenden sehr positiv evaluiert, was darauf schließen lässt, dass das Format sich dazu eignet, eine erste Orientierung im Fach zu bieten, studentisches Communitybuilding zu fördern und Lücken zwischen schulischem und/oder individuellem Vorwissen und universitären Anforderungen zu schließen.

Eine weitere Veranstaltung, die im Rahmen von Uni-Start gefördert wurde, ist der Workshop Literarische Kindheitsperspektiven, ausgerichtet vom Fachbereich 10, welcher zu den eher forschungsorientierten Veranstaltungen zu zählen ist. Der Workshop zielte in erster Linie darauf ab, die Studienanfänger*innen mit grundlegenden Kompetenzen und Inhalten eines philologischen Studiums vertraut zu machen. Dabei stand besonders im Mittelpunkt, den Studierenden einen Zugang zu wissenschaftlichen Perspektiven auf Literatur zu geben, und ihnen unterschiedliche Methoden der Texterschließung näher zu bringen. Das Hauptaugenmerk des Workshops richtete sich darauf, die künftigen Studierenden für einen analytischeren und potenziell forschenden Blick auf Literatur(en) vorzubereiten. Das übergeordnete Thema des Workshops, der Fokus auf Kindheit in literarischen Darstellungen, diente dabei als roter Faden, und zwar sowohl im Hinblick auf allgemeinliterarische als auch auf kinder- und jugendliterarische Zugänge. So beschäftigten sich die Teilnehmer*innen zum einen mit Texten, die Kindheitsdarstellungen und Kindheitsszenerien beinhalten, zum anderen aber auch mit typischer Kinderliteratur. Beispielhaft wurde erarbeitet, wie man mit Hilfe der Sams-Bände bildungssprachlichen Unterricht durchführen kann – so bewegte sich der Workshop sehr nahe an der (voraussichtlichen) späteren Berufsrealität angehender Lehrer*innen, die einen großen Anteil der Teilnehmer*innen gestellt haben.
Dabei standen allerdings nicht nur geschriebene Texte im Vordergrund, vielmehr wurde auf eine intermediale Textgrundlage zurückgegriffen, indem eine Beschäftigung mit Literaturverfilmungen und Theateraufführungen integriert wurde, beispielsweise beinhaltete der Workshop eine Sitzung zur filmischen Darstellung von Kindheit im Laufe der Filmgeschichte.
Das Feedback der rund 30 Teilnehmer*innen war durchweg positiv und die Evaluation machte deutlich, dass der Workshop das Interesse der Studierenden für ihr gewähltes Studienfach bestärkt hat – die Verflechtung von Facheinführung und Heranführung an die akademische Denkweise macht in diesem Beispiel den Ansatz des Forschenden Lernens stark.

Als weiteres Praxisbeispiel des Maßnahmenpakets 1: Uni-Start soll hier zu guter Letzt der Workshop Vom Kies zum Kontinent, ausgerichtet vom Fachbereich 5, vorgestellt werden. Bereits seit 2013 wird diese Veranstaltung vor der Orientierungswoche angeboten und bietet 30 Studienanfänger*innen der Geowissenschaften die Gelegenheit, in einen Austausch mit Studierenden höherer Semester, jungen Geowissenschaftler*innen, Lehrenden und berufstätigen Absolvent*innen zu treten. Ausgehend von einem reellen geologischen Sachverhalt lernen die Studienanfänger*innen, was es bedeutet, einen klassischen Forschungsprozess von der Entwicklung einer Fragestellung bis hin zur Auswertung der Daten und der Darstellung der Ergebnisse zu durchlaufen. Dabei erhalten sie die Gelegenheit, den eigenen Lernprozess zu reflektieren, gewinnen verschiedene Eindrücke von geowissenschaftlich relevanten Themen und bewegen sich dabei eng an der Forschungsrealität. Der Workshop beinhaltet in jedem Jahr eine Exkursion in das Bremer Umland, bei der Proben gesammelt werden, die dann in den Uni-eigenen Laboren gemeinsam ausgewertet werden.

Abbildung 5: Eigene Beobachtungen werden durchgeführt, eigene Proben gesammelt, manchmal schon Daten erhoben: die Teilnehmenden des Workshops „Vom Kies zum Kontinent“ 2016 während der Exkursion am zweiten Tag erarbeiten sich aktiv neue geowissenschaftlichen Methoden und lassen ihren Teamgeist frei (Text: Barbara Ventura).

Vom Kies zum Kontinent erreichte in jedem Jahr annähernd die volle mögliche Teilnehmer*innenzahl und wurde durchweg positiv evaluiert, so auch 2017. Alle Teilnehmer*innen bestätigten, die Veranstaltung habe ihr Interesse am Studienfach bestärkt und sei für die Studienvorbereitung hilfreich gewesen. Im Hinblick auf die enge Verzahnung von Facheinführung und Forschungspraxis dieser Veranstaltung ist dieses Ergebnis keine Überraschung.

Abbildung 6: Die gesammelten Proben werden aufbereitet und die gewonnen Daten am letzten Tag ausgewertet: damit wird die Verbindung zu weiteren naturwissenschaftlichen Disziplinen verdeutlicht. Anschließend präsentiert jedes Team die eigenen Ergebnisse im Plenum. Hier Teilnehmende des Workshops „Vom Kies zum Kontinent“ 2016 im Labor (Text: Barbara Ventura).

Alle drei hier vorgestellten Veranstaltungen zeigen eines ganz deutlich: Forschendes Lernen hat viele Facetten und kann mit unterschiedlichen Methoden und in diversen Lehrformaten eingesetzt werden, um Studienanfänger*innen einen ersten Einblick in ihr Studienfach zu geben und bereits frühzeitig mit der Forschungspraxis vertraut zu machen.

Uni-Start: Fortsetzung folgt

Mit Beginn der Förderperiode von ForstAintegriert steht das Projekt in seiner letzten Phase – so wird in den künftigen Ausschreibungen der Fokus auf die Verstetigung der Angebote gelegt, um das Forschende Lernen als einen zentralen Ankerpunkt in Studium und Lehre auch in Zukunft beizubehalten. Es ist angedacht, Angebote, die erfolgreich waren und gut angenommen wurden, in das Curriculum zu überführen, um eine Nachhaltigkeit der Maßnahmen zu gewährleisten und auch künftige Generationen von Studienanfänger*innen von dem Programm profitieren zu lassen.

In diesem Zusammenhang kann auch das Uni-Start-Portal als nachhaltige Maßnahme betrachtet werden, denn mit seiner Integration in den Internetauftritt der Uni Bremen wird das Portal auch nach Ablauf der Projektlaufzeit bestehen bleiben. Als Orientierungsportal bewegt es sich nahe an der Lebenswelt der Studierenden und zielt letztendlich auch darauf ab, Transparenz über die uniweiten Angebote zu schaffen, um die Studienanfänger*innen dabei zu unterstützen, sich im „Dschungel“ der vielfältigen Informationen zurechtzufinden und ihnen ein reibungsloses Ankommen in der neuen Umgebung zu ermöglichen. Hier stehen noch Weiterentwicklungen und Ergänzungen an, die ersten Schritte sind aber schon gemacht.

Über die Autorin:

Monika Sowinska ist seit 2017 wissenschaftliche Angestellte im Dezernat 6 (Zentrale Studienberatung) und verantwortlich für die Koordination des Maßnahmenpakets 1: Uni-Start im Rahmen von ForstAintegriert.

Bildnachweise:

  • Foto der Autorin: Monika Sowinska (privat)
  • Abbildungen 1 bis 4: Universität Bremen
  • Abbildungen 5 und 6: Paul Berndt

 

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