Das Programm unserer dritten Tagung von Montag, den 18.04.2016:
Rückblick
Im Rahmen des Projektes „Forschendes Lernen als Studiengangsprofil“ am Institut für Ethnologie und Kulturwissenschaft fand die Research Insights #3 Tagung, am 18.04.2016 erneut statt.
Um 10 Uhr versammeln sich die Studierenden aus verschiedenen Fachbereichen im Teerhof, um mehr über die studentischen Forschungsarbeiten ihrer KommilitonenInnen zu erfahren. Neben den Studierenden, den Dozenten und Professoren sind in diesem Jahr auch einige Personen von außerhalb anwesend.
Eröffnet wird die Tagung von Henning Koch, unter dessen Leitung die Research Insights Tagung zum dritten mal statt findet und in diesem Semester das Motto #3 „Ich sehe was was du nicht siehst – mach deine Forschung sichtbar.“ trägt. Unterstützt wird Henning Koch durch Dorle Dracklé und Margrit Kaufmann, die die offiziellen Begrüßungsworte des Fachbereichs sprechen.
Moderiert wird an diesem Tag von Tim Schütz, der im letzten Jahr selbst seine Forschungsarbeit vorstellte und nun durch das Tagungsprogramm führt.
Den Anfang machen zwei Studentinnen der Kulturwissenschaften. Karoline Reher und Kyria Noatzke. Sie eröffnen die Beitragsreihe mit einem Vortrag zum Thema Disablity. Dabei geht es in ihrem Vortrag um die Fremd-und Selbstwahrnehmung von Menschen mit Behinderung. Geforscht wurde mit sehbehinderten Kindern und Jugendlichen an einer Bremer Schule. In wie weit konstruiert die Gesellschaft „Behinderung“ und was bedeutet eigentlich „normal“? Besonderes Augenmerk legen die zwei in ihrem Vortrag auf das Forschende Lernen und beleuchten somit das Anliegen der Tagung, StudentInnen zum eigenständigen Forschen zu motivieren und diese Forschung sichtbar für andere zu machen.
Im folgenden Vortrag von Kim Annakathrin Ronacher geht es um ihre ethnologische Forschung in der Bremischen Verwaltung unter dem Gesichtspunkt der Interkulturellen Öffnungsprozesse. An Hand ausgewählter Zitate ihrer Interviews und Gruppendiskussionen veranschaulicht sie den Zusammenhang zwischen dem Erfolg von Maßnahmen der interkulturellen Öffnung und den Arbeitsbedingungen der MitarbeiterInnen.Hierbei wird deutlich, wie komplex und auch langwierig der Prozess hin zu interkultureller Öffnung in einer Behörde sein kann.
Während der gemeinsamen Mittagspause in der Mensa gibt es die Möglichkeit die Vortragenden noch einmal persönlich anzusprechen und weiter zu diskutieren. In entspannter Atmosphäre werden Methoden und Prozesse weiter erläutert, sowie genetzwerkt.
Gestärkt geht es nach der Mittagspause mit einem Beitrag von Katharina Leimbach weiter, in dem sie die vorläufigen Ergebnisse ihrer Masterarbeit präsentiert. Mit einer Mixed-Method Forschung versucht Katharina den Deutungsrahmen und die Handlungsanweisungen aus dem von Al-Qaida veröffentlichten Magazin „Inspire“ herauszuarbeiten. Über das Online-Magazin rekrutiert und radikalisiert das Terrornetzwerk potentielle Mitglieder und leitet u.a zum Bau von Bomben an, sowie es Terroranschläge dokumentiert. Katharina beklagt, dass dem Inspire-Magazine generell wenig Beachtung geschenkt würde, obwohl bereits Anschläge von Inspire radikalisierten Terroristen begangen wurden. Ihre Vorgehensweise bei der sie eine Kombination von qualitativen und quantitativen Methoden anwandt, inbegriffen der semantischen Netzwerkanalyse, sorgt für reges Interesse im Publikum. Nicht zuletzt, da sie ihr Vorhaben an Hand der letzten Ausgabe mit Einblicken in Aufbau und Inhalt des Inspire-Magazins veranschaulicht.
Im Anschluss daran folgt eine linguistische Diskursanalyse von Fiona Makulik und Hagen Steinhauer. Die beiden Sprachwissenschaftler beschäftigten sich über verschiedene Zeiträume hinweg mit sprachlichen Strategien zur Konstruktion von Feindbildern und Bedrohungsszenarien. Hagen untersuchte verschiedene Artikel im Internet mit dem Schlagwort „Pegida“. Er wählte den Zeitraum von Januar bis Februar 2015, während Fiona hierzu 12 verschiedenen Reden von Lutz Bachmann im Zeitraum von Januar – Juni 2015 analysierte. Beide zeigen durch Zitate, wie zum Beispiel die Ritualisierung von Anfangsphrasen oder bestimmten Formulierungen zur Konstruktion eines „Wir“ und „die Anderen“ und damit Feindbildern führen.
Den Abschluss der Tagung bildet Benedikt Funke mit einem Kulturgeschichtlichen Beitrag „Da ich eine Deutsche bin – Nationale Selbstkonstruktion in bäuerlichen Bittbriefen“. Auf Grund der massiven Hungersnot in der Sowjetunion wandten sich deutschsprachige Bauern in den 1930er Jahren vermehrt an das Deutsche Konsulat und baten um Hilfe. Mit interessanten Beispielen und direkten Bezügen aus den Bittbriefen weist Benedikt auf paradoxe Argumentationsstrukturen hin. So waren gängige Argumente der deutschen Sprache mächtig und deutscher Abstammung zu sein, sowie einen (Militär-)Dienst für Deutschland geleistet zu haben. Obwohl die Bittgesuche nur selten Erfolg hatten und oft sogar eine Verfolgung, aufgrund anti-sowjetischer Haltung nach sich zogen, zeigt Benedikt an Hand von Auszügen die damalige Vorstellung von Zugehörigkeit und damit nationaler Konstruktion der sowjetischen Bauern auf.
Am Ende sind sich Vortragende und Publikum einig: Es war wieder ein gelungener Tag mit interessanten Beiträgen und anregenden Diskussionen.
Einblicke in Themenfelder anderer Studiengänge, das Gespräch über methodische Herangehensweisen und nicht zuletzt das knüpfen von Kontakten machten die dritte Research Insights Tagung zu einem tollen Event.
Es wird wieder einmal deutlich wie essenziell das Forschende Lernen unser Studium bereichert und wie wertvoll und lehrreich bereits das eigenständige Forschen innerhalb des Studiums sein kann.
Das Organisationsteam der ResearchInsights #3
Bildmaterial: