1.An Ihrem Gymnasium gibt es eine – wie üblich sehr heterogen besetzte – Vorklasse, in welcher sogenannte Seiteneinsteiger*innen Deutsch lernen und auf die Teilnahme am Regelunterricht vorbereitet werden. Für einige wird nun der endgültige Übergang diskutiert. Ein Großteil der Lehrkräfte plädiert – mit Verweis auf die noch nicht vollständig ausreichenden (bildungssprachlichen) Deutschkenntnisse – sie an eine Oberschule zu überweisen, obwohl die Schüler*innen hinsichtlich ihrer Lernfähigkeit und ihrer Vorbildung eigentlich die Voraussetzungen für das Gymnasium mitbringen und gerne an der Schule bleiben würden. Nehmen Sie auf Basis der Vorlesung Stellung dazu.
– Durch die beschriebene Situation, denke ich, dass es nicht der ausschlaggebende Punkt für den Schulwechsel sein darf. Die Deutschkenntnisse der Schüler*innen sind nicht mit deren Kompetenzen im Unterricht vergleichbar. (vgl. Folie 11 Prof. Dr. A. Daase) Es gibt verschiedene Wege die Schüler*innen weiterhin in dem Gymnasium zu lassen. Die Lehrer*innen können einerseits langsamer sprechen als gewohnt für die Verständigung aller Schüler*innen. Es ist nicht nur für die Schüler*innen mit weniger Deutschkenntnisse von Vorteil, sondern auch für die anderen Schüler*innen die schon länger das Gymnasium besuchen, da sie viel mehr von dem Unterricht mitbekommen.
Ich denke, dass es sowohl für die Seiteneinsteiger*innen gut sein würde in den Gymnasium zu wechseln, da sie deutsch intensiver erlernen können z.B durch die anderen Schüler*innen. Dadurch, dass die Schüler*innen in einer Klasse sind mit weitere Schüler*innen die überwiegend Deutsch sprechen. ( vgl. Folie 38)
Andererseits können diese Schüler*innen können trotz des Unterrichts im Gymnasium, weiterhin die Vorklasse besuchen um seine/ihre Deutschkenntnisse weiterhin zu verbessern.
Meiner Meinung nach, sollten die Schüler*innen so lange in der Vorklasse sein bis sie genügend die deutsche Sprache beherrschen um entweder in einem Gymnasium oder in einer Oberschule zu sein. Außerdem, denke ich, dass nicht nur die Lehrer*innen die Entscheidung treffen müssen, sondern auch die Schüler*innen selbst. Wenn sie in dem Gymnasium bleiben und von alleine merken, dass sie es nicht schaffen können, haben sie immer noch die Wahl die Schule oder die Klasse zu wechseln.
Ich selber, habe auch die Vorklasse besucht, als ich nach Deutschland gekommen bin. Nach ca. 6 Monaten konnte ich direkt ins Gymnasium. Bin maximal 2 Wochen in der Klasse geblieben, weil die Lehrer*innen nicht in der Lage waren, sich mit Schüler*innen mit wenigen Deutschkenntnisse zu arbeiten, obwohl ich eine gute Schülerin war.
2. Welche Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit – in der hier verstandenen breiten Sicht – in Schule und Unterricht (selbst als Schüler*in und/oder Praxiserfahrungen) haben Sie bislang gemacht? Diskutieren Sie die Erfahrungen vor dem Hintergrund dieser Vorlesung
- Ich selber habe Erfahrung mit Mehrsprachigkeit gemacht, da meine Muttersprache Portugiesisch ist. In den Pausen war ich zwar mit Freunde die Deutsch gesprochen haben, aber ich hatte auch Freundinnen mit denen ich mich auf Portugiesisch unterhalten habe. Uns wurde immer aufmerksam gemacht, dass wir in Deutschland sind und deswegen auch Deutsch sprechen mussten. Ich fand diese Aussage sehr diskriminierend, da wir zwar in Deutschland leben aber keiner mir verbieten kann meine Muttersprache zu sprechen. Im Unterricht selber, finde ich es in Ordnung, dass man sich nur auf Deutsch unterhält.
- Desto trotz gibt aber auch Ausnahmefälle im Unterricht wie z.B als ich Praktikum gemacht habe in einer Gesamtschule. Da waren zwei Schüler, die die deutsche Sprache nicht 100% beherrschten und sie haben sich auf deren Muttersprache gegenseitig geholfen und die Lehrer*innen fanden es in Ordnung. Es ist wichtig, die Unterstützung von der Lehrkraft zu haben.
3. Was möchten Sie nach dem Besuch dieser Vorlesung bei Ihrer zukünftige Unterrichtsgestaltung beachten? Welches Wissen und welche Fähigkeiten fehlen Ihnen dafür noch?
Als zukünftige Lehrerin möchte ich darauf achtem, dass ich nicht verbiete wenn Schüler*innen sich in ihre Muttersprache unterhalten wollen oder müssen, sobald es den Unterricht nicht stört. Die Schüler*innen dürfen sich nicht schlecht oder ausgegrenzt fühlen, weil sie sich besser in einer andere Sprache ausdrücken kann als Deutsch. Es ist normal, dass wenn man Mehrsprachig aufgewachsen ist, dass man die Sprachen mixen. Nur weil ein/e Schüler*in weniger Deutsch spricht, heißt nicht dass sie/ er weniger Kompetenz hat.
4. Wie muss Schule unserer mehrsprachigen Gesellschaft gestaltet sein? Welche Rahmenbedingungen müssen gegeben sein, damit Sie die Mehrsprachigkeit ihrer Schüler*innen einbeziehen und einen registersensiblen Fachunterricht gestalten können?
Ich finde, dass die Lehrkraft sich viel mehr mit Mehrsprachigkeit auseinandersetzen soll und wie schon bei der vorherigen Frage erwähnt, müssen Sie darauf achten, dass die Schüler*innen sich nicht ausgegrenzt fühlen, wenn Deutsch nicht ihre Muttersprache ist und sie sich in einer anderen Sprache besser ausdrücken können.
Der Unterricht soll so gestaltet werden, dass jeder mit egal welche Differenz in den Unterricht Spaß hat und sich wohl fühlt, da die Schüler*innen viel mehr Zeit in der Schule verbringen als Zuhause
Eine Antwort auf „Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung in der gymnasialen Oberstufe“
Vielen Dank für deinen ausführlichen Beitrag in dem du auch eigene Erfarungen mit einbeziehst.
Kinder der Einwanderer, für die deutsche Sprache keine Muttersprache, sondern nur ein Mittel der Kommunikation mit Menschen anderen Nationalitäten war, finden sich in den Klassen mit solchen Kindern wider, für die Deutschmuttersprache ist. Sie sind gezwungen, nach den gleichen Lehrbüchern zu lernen; an sie werden die gleichen Anforderungen gestellt, die an die deutschsprechenden Schüler.Es werden die Gesetze der Aneignung deutscher Sprache vonden Ausländern ignoriert, an die Kinder der sogenannten Migranten werden die gleichen Anforderungen gestellt, wie an Kinder, für die Deutsch Muttersprache ist. Es führt natürlich zu Unmöglichkeit dieser Kategorie der Schüler, die Anforderungen für die deutschsprechenden Kinder zu erfüllen, außerdem zu ihrem unvermeidlichen Rückstand, Verschlossenheit und letztendlich, Unmöglichkeit, sich in ein gemeinsamen Lernprozess und in die Gesellschaft einzufügen. Dabei haben es nicht nur die Schüler schwer, sondern auch die Lehrer, die nicht bereit sind, mit solchen Kindern zu arbeiten, und die keine Lehrmethoden beherrschen, wie man nicht-deutsche Kinder in deutscher Sprache unterrichtet. ( vgl. Folie 16-18)
Es ist nötig, einige Regeln auszuarbeiten und anzuwenden, welche helfen, die vorhandene Lücke in der methodischen Ausbildung der Lehrer zu schließen, den Lehrern zu helfen, sich in den Schwierigkeiten für die ausländischen Kinder bei der deutschen Grammatik zurechtzufinden, die Gesetzmäßigkeiten für die Beherrschung der deutschen Sprache zu begreifen und methodisch korrekt an das Planen der Deutschstunde in den Klassen mit Kindern, für die Deutsch keine Muttersprache ist, heranzugehen. Selbstverständlich wird von den Lehrern eine Art Kreativität gefordert, aber gerade dies hat ein enormes Potenzial für die berufliche Weiterbildung der Lehrer.
( vgl. Folie 20-22)
Das Hauptziel bei dem Deutschunterricht dieser Schülerkategorie ist dualistisch:
1) Bildung der verbalen oder kommunikativen Kompetenz in dem Umfang, der es ihnen ermöglicht, eigenen Ansprüchenim Leben gerecht zu werden
2) Bildung einer sprachlichen oder sprachwissenschaftlichen Kompetenz im weitesten Sinne, die über eine Kenntnis von Wörtern und einer Fähigkeit, grammatikalisch korrekte Formen und syntaktische Konstruktionen zu bilden und zu verstehen, hinausgeht.
Neben den sprachlichen Kenntnissen setzt die Kommunikationskompetenz die Bildung einer Reihe von folgenden Fähigkeiten voraus:
– soziolinguistische (die Fähigkeit, die richtige Sprachform, die Ausdrucksweise, abhängig von den Bedingungen eines konkretes kommunikativen Aktes zu wählen: von der Situation, dem Zweck der Kommunikation und der Absicht des Sprechers usw.);
– diskursive (die Fähigkeit des Schülers, eine bestimmte Strategie zu verwenden, um Text zu konstruieren und zu interpretieren, was die Beherrschung der kommunikativen Taktiken in verschiedenen Diskursen erfordert);
– soziokulturelle (Kenntnis der nationalen und kulturellen Besonderheiten des deutschsprachigen Verhaltens, der Elemente des soziokulturellen Kontextes);
– soziale (der Wunsch und die Fähigkeit, auf Deutsch mit anderen Menschen in Kontakt zu treten);
– strategische (die Fähigkeit, mit speziellen Mitteln den Mangel an Sprachkenntnissen sowie an sprachlichen und sozialen Erfahrungen der Kommunikation in einer fremdsprachlichen Umgebung zu kompensieren).