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Abschlussreflexion

Benennen Sie die für Sie zentralsten theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für sich mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret Bezug auf a.) fachdidaktische Aspekte, indem Sie Erkenntnisse auf die Didaktiken ihrer eigenen beiden Fächer beziehen und b.) zwei generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht mit Bezug zu den relevanten Quellen benennen.

Auch wenn ich die meisten Vorlesungen sehr gut fand, sind mir zwei besonders positiv in Erinnerung geblieben. Die erste ist die von Herrn Dr. Kulgemeyer gehalten worden und obwohl ich in meiner Schulzeit nicht gerne in den Physik-Unterricht gegangen bin und ich zwei ganz andere Fächer studiere, konnte ich aus dieser Vorlesung sehr viel für meine persönliche Lehrentwicklung mitnehmen. Ein Thema wurde durch den Begriff „Fachsprache“ repräsentiert und hat mir verdeutlicht, dass es vor Schülerinnen und Schülern sinnvoller sein kann, eine einfache Sprache für einen Erklärvorgang zu verwenden oder neue Fachbegriffe ganz spezifisch zu thematisieren. Während die studierte Lehrkraft das Wort ganz selbstverständlich nutzt, kann es für die Lernenden eine ganz andere Bedeutung haben und das sollte bei neuen Aufgaben oder Themen berücksichtigt werden. Dr. Kulgemeyer hat außerdem das Prinzip der gestuften Lernhilfen vorgestellt, das mir bis zu dem Zeitpunkt noch neu war. Ich habe nach einigen Überlegungen festgestellt, dass es mir sehr zusagt und ich mich künftig noch näher damit befassen möchte. Ich sehe hier eine große Chance, die Heterogenität der Schülerinnen und Schüler besonders gut wahrnehmen und wertschätzen können.
Die zweite Vorlesung, die ich in diesem Kontext nennen möchte, hielt Frau Dr. Schwarzenberg. Das Thema Inklusion betrifft seit den letzten Jahrzehnten immer mehr Lebenswelten, so natürlich auch die Schule. Obwohl mir diese Erkenntnis nicht neu war, hat die Vorlesung meinen Blick für inklusive Pädagogik sehr erweitern können. Besonders das Diagramm mit der Schlussfolgerung „Inklusion überwunden“ (Sander, 2002, S. 147) ist mir sehr gut in Erinnerung geblieben. Nach der Vorlesung bin ich der Meinung, dass das Thema „Inklusion“ für alle Lehrkräfte noch präsenter im Studium werden sollte.

Welche Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität (z.B. Unterrichtsformen, Schulformen, schulstrukturelle Fragen, schulkulturelle Aspekte), die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, prägen in Ihrer Wahrnehmung aus eigenen Praxiserfahrungen (eigene Schulzeit, Praktika, Berichte aus der Praxis) den Schulalltag besonders stark – und warum? An welcher Stelle könnten Sie einzelne der unter 1 genannten Erkenntnisse zur Erklärung heranziehen?

Besonders prägend für den Schullalltag ist die Heterogenität der Schülerinnen und Schüler, aber auch der Lehrkraft. Jeder Lernende lernt anders, was ich als Lehrerin in einigen Jahren berücksichtigen muss. Dabei können mir die gestuften Lernhilfen nützlich sein. Selbst damit gearbeitet habe ich noch nie, aber ich erinnere mich an einen Deutschlehrer aus meiner Zeit auf dem Gymnasium, der einen dicken Ordner mit verschiedenen Arbeitsblättern in unserem Klassenzimmer deponiert hatte. War jemand mit der regulären Aufgabe fertig, durfte er oder sie sich aus dem Ordner bedienen, darin waren viele spielerische Aufgaben wie z.B. Rätsel enthalten. Auch andere Vertretungslehrer nutzten den Ordner, wenn sie unseren Deutschlehrer vertreten sollten. Dieses Prinzip fand ich damals schon sehr ansprechend und rückblickend ist es vielleicht auch eine Form der gestuften Lernhilfen, wenn auch stark abgewandelt. Anknüpfend an das Thema Inklusion ist es ebenfalls ratsam, nicht allen Schülerinnen und Schülern die gleichen Aufgaben zu geben. Sowohl das Lerntempo als auch das Verständnis von bestimmten Aufgabenstellungen oder die Lösungsvariationen sind bei niemandem gleich, weshalb bei individualisierten Arbeitsaufträgen für jede oder jeden das persönlich bestmöglichste Ergebnis erzielt werden kann.
Die Unterrichtsform ist ebenfalls sehr prägend. Ich erinnere mich gern an einen abwechslungsreichen Unterricht mit verschiedenen eingesetzten Methoden zurück. Manche Lehrkräfte waren in ihrer Unterrichtsgestaltung leider nicht so kreativ, was sich negativ auf die Motivation der Klasse ausgewirkt hat. Unser Chemielehrer in der siebten und achten Klasse hat einen sehr stark ausgeprägten Frontalunterricht geführt, der auch eine sehr spezifische Fachsprache beinhaltete. Mit meinem jetzigen Wissen kann ich sagen, dass mir der Unterricht vielleicht aus deshalb nicht so gut gefallen hat, weil ich manche fachbezogene Wörter gar nicht kannte oder ein anderes Verständnis als mein Lehrer davon hatte. Frontalunterricht muss nicht langweilig bedeuten, aber möglicherweise in Kombination mit negativen Erfahrungen wie hier dem „aneinander vorbei reden“ von Schülerinnen und Schülern als wenig positiv empfunden. Individualisierter Unterricht kann dort entgegenwirken oder eine abwechslungsreiche Alternative zum Frontalunterricht darstellen. Ich denke jedoch, dass es keine perfekte Unterrichtsform für jede Klasse gibt. Je nach Alter der Schülerinnen und Schüler, Motivation, Interessen, Vorlieben oder bereits gemachten Erfahrungen können verschiedene Methoden geeignet oder ungeeignet für eine Klasse sein. Ich möchte mich deshalb als Lehrerin ausprobieren und herausfinden, wie die jeweiligen Schülerinnen und Schüler am effektivsten für sich lernen können.

Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium in Bezug auf das Modulthema UMHET. Bitte begründen Sie Ihre Wahl?

Ganz neu für mich und sehr interessant war das Konzept des freieren Unterrichts an der Gesamtschule Horn, das Herr Professor Idel in seiner Vorlesung vorgestellt hat. Während ich bei seinen ersten Sätzen noch skeptisch war, dachte ich nach der Veranstaltung noch lange an diese Unterrichtsform und ihre Umsetzung. Die anfänglich nötigen Organisationsprozesse erscheinen mir schwierig, aber sobald das Konzept ausgearbeitet ist könnte ich mir vorstellen, dass dieser Unterricht sowohl für die Lehrkräfte als auch für die Schülerinnen und Schüler eine tolle und kreative Alternative zum klassischen Unterricht im Klassenverband darstellt. Auf mich wirkt es so, dass auf die Lernenden individuell besser eingegangen werden kann und so jede oder jeder für sich angemessen gefördert und gefordert wird. Über die verschiedenen Unterrichtsformen würde ich gerne mehr erfahren, da mich das Kennenlernen verschiedener Methoden in meinen eigenen Überlegungen und Gedanken bezüglich meines künftigen Berufes enorm voranbringt. Ein methodisch abwechslungsreiches Angebot ist meiner Meinung nach am geeignetsten, um möglichst viele Schülerinnen und Schüler anzusprechen und mit der offenen Form des Unterrichts ist dieses schon sehr gut gegeben.
Das Thema der inklusiven Pädagogik ist für mich auch eines, worüber ich gern mehr wissen möchte. Es wird mich als Lehrerin definitiv betreffen, aber zum jetzigen Zeitpunkt würde ich mich noch nicht gut genug vorberietet fühlen. In der Vorlesungsreihe habe ich diverse Förderschwerpunkte kennengelernt und festgestellt, dass diese häufig auftreten. Nicht immer folgt daraus, dass die Lehrkraft sich damit anders auseinandersetzen muss als mit den anderen Schülerinnen und Schülern, aber falls dies doch der Fall sein sollte, würde ich gerne mehr Methoden dafür kennenlernen. Beispiel: Den Unterricht für ein schwer gehörgeschädigtes Kind gestalten. Ich könnte zwar ausführliche Arbeitsblätter austeilen, aber wie würde die mündliche Erklärung von Themen aussehen?
Ich denke aber auch, dass die erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen unsere eigenen Interessenschwerpunkte prägen und uns auffordern sollen, uns mit persönlichen Herausforderungen zu beschäftigen. Dazu hat mich die Vorlesungsreihe auf jeden Fall inspiriert.

1 Kommentar

  1. Yasemin Karakasoglu

    Liebe Pia,
    Sie haben sich in der gebotenen Ausführlichkeit und mit sehr vielen, konkreten Bezügen zu theoretischen, didaktischen wie empirischen Erkenntnissen der Vorlesungseinheiten, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind, der Aufgabenstellung gewidmet und einen sehr reflektierten Bericht geboten.
    Bestanden.
    Yasemin Karakasoglu

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