In der Ringvorlesung haben wir bereits viele Formen der Heterogenität kennengelernt, die in der Schule eine wichtige Rolle spielen. Ein zentraler Aspekt ist ebenso die Heterogenität der Schüler und Schülerinnen in Bezug auf die religiöse Herkunft. Diese kommt vor allem im Religionsunterricht, aber auch in Unterrichtsfächern wie Musik, Geschichte etc., zum Vorschein. Das Begegnungslernen im Religionsunterricht läuft nach Lähnemann (2005,21) nach einem bestimmten Prozess ab. Zuerst lernt man sich gegenseitig kennen, sodass man sich anschließend gegenseitig verstehen kann. Dies führt zur gegenseitigen Achtung, um danach voneinander lernen zu können und vor allem auch füreinander eintreten zu können. Hierbei ist jedoch stets darauf zu achten, dass individuelle Eigenschaften nicht auf Gruppen übertragen werden. Personen sind stets unterschiedlich „stark“ religiös. Daher ist es wichtig, respektvoll mit Wertvorstellungen Anderer umzugehen und keine Vorurteile zu entwickeln, bevor eine vernünftige Auseinandersetzung mit der jeweiligen Glaubensrichtung stattgefunden hat. Andernfalls würde die Begegnung mit anderen Religionen und der damit verbundene Perspektivenwechsel deutlich schwieriger sein. Um das Ziel, Menschen mit anderen religiösen Herkünften zu verstehen und zu achten, zu erreichen, sollte also stets darauf geachtet werden, offen für neue Begegnungen mit verschiedenen Religionen zu sein.
In meinem Religionskurs in der Oberstufe (dieser war sehr klein und bestand nur aus ca. 15 Personen) hat eine Mitschülerin, welche Muslimin ist, von ihrem Tagesablauf während des Ramadan erzählt. Sofort stellten sich alle Schüler und Schülerinnen vor, dass sie in der gleichen Situation sind, wodurch der Respekt vor der Selbstbeherrschung der Schülerin enorm stieg. Das Interesse der Schüler und Schülerinnen mehr über diese Religion zu erfahren wurde dadurch deutlich erhöht. So haben wir als Religionskurs eine erste Begegnung mit der Religion erfahren, welche das gesamte Interesse des Kurses weckte, sich intensiver mit dieser Glaubensrichtung auseinanderzusetzen.
In kommenden Praktika möchte ich zum einem beobachten, wie Lehrer und Lehrerinnen erste Begegnungen mit anderen Religionen einleiten. Ist es möglich das Interesse der Schülerinnen und Schüler so stark zu wecken, sodass Vorurteile (von alleine und ggf. zum Teil unbewusst) aus dem Weg geschaffen werden können? Und inwiefern beeinflusst dies das Kennenlernen und Achten der anderen Religion? Andererseits möchte ich beobachten, ob und in wie weit die religiöse Herkunft die Akzeptanz von Personen und den Umgang mit ihnen beeinflusst. Dabei möchte ich vor allem darauf achten, ob dies in den unterschiedlichen Jahrgangsstufen verschieden ist.